19. Mai - 1. Juni


Endlich, nach dem Dorffest fahren wir um 17.00 Uhr zu Hause weg bis Airolo. Je näher wir den Bergen kommen, desto mehr regnet es. Aber wir haben ja ein trockenes und warmes „Häuschen“ und schlafen sehr gut. Am Morgen dann scheint die Sonne aber es windet sehr stark. Trotzdem laufen wir zur Schaukäserei und sind ein bisschen enttäuscht, denn heute ist nichts mit „Schau“ und unser Kühlschrank ist voll mit Resten. Auf der Heimreise werden wir dann hier noch Käse einkaufen, denn das Angebot ist riesig.

 

So fahren wir südwärts und biegen in Lugano Nord Richtung Colla ab. Steil und kurvig führt uns die Strasse vorbei an kleinen Dörfern bis Colla. Hier parken wir auf dem Dorfparkplatz und Theres holt uns ab um uns zu ihrem wunderschönen Rustico zu bringen. An diesem traumhaften Ort geniessen Heinz und Theres hier seit 20 Jahren ihre Zeit im Tessin. Leider  sieht man nicht in die Ferne, überall hat es Wolken. Am Nachmittag spazieren wir ins Nachbarsdorf um die wunderschön restaurierte Kirche anzuschauen. Ein Schüler von H. J. Geiger hat die Kirche restauriert und dabei alte Bilder stehen lassen und neu etwas gewagte Darstellungen z.B. von Engeln gemalt. Uns gefällt das etwas Extravagante und die alten Bilder sehr. 

 

Wir haben uns viel zu erzählen und erst spät geht es wieder in unser Womo zum Schlafen. Am Morgen nach dem gemütlichen Frühstück fahren wir mit Heinz nach Lugano. Es sind Jahre vergangen seit wir das letzte Mal hier waren. Wir staunen wie in der Altstadt die Waren, seien es Kleider, Schmuck oder Gemüse und Obst zu horrenden Preisen verkauft werden. Gemütlich fahren wir dann mit dem Schiff nach Gandria und wandern bei herrlichem Sonnenschein dem schmalen Uferweg entlang zurück nach Lugano. Unterwegs bewundern wir die Pflanzenwelt, die hier im Tessin schon mediterran ist und essen unterwegs im Hotel einer Glattfelderin eine Glace. Das Wetter ist nun so schön, dass wir abends sogar grillen und draussen essen können. 

 

Nun geht es aber weiter nach Venedig und auf den Parkplatz vor der Anlegestelle der Fähre. Erst um 21.00 Uhr dürfen wir auf den offiziellen Fährparkplatz fahren. Dann legen wir uns müde mitsamt Kleidern ins Bett. Um ca. 2.00 nachts klopft es ans Womo. Endlich dürfen wir in unser Grimaldischiff einfahren, Strom anstecken und unsere kleine Kajüte beziehen. Erstaunlicherweise schlafen wir nochmals bis 7.30 Uhr. Das Schiff legt in Ancona und in Igoumeniza an und nach 35 Stunden erreichen wir Patras auf Peloponnes.

 

Auf unserem neuen Navi, vorgesehen für Südafrika und nun zum Ausprobieren dabei, geben wir die Koordinaten von Bärbel und Hans, Freunde aus Südamerika, ein die wir hier an der Küste in Diakofto treffen wollen. Aber oh Schreck! Unser neues Navi führt uns mitten durch die Stadt anstatt auf die Autobahn. Das heisst anhalten, im alten Navi die Koordinaten eingeben und los geht es bis zu dem schönen Strand. Hier geniessen wir den Abend mit unseren Freunden in einem griechischen Restaurant, wo wir in der Küche unser Essen auslesen dürfen! Es schmeckt hervorragend! 


Nun brauchen wir einen Tag zum „ankommen“, d.h. waschen, einkaufen, Reiseführer lesen etc. Zum Einkaufen machen wir uns zu Fuss auf den Weg ins Dorf und kaufen dort beim Bahnhof auch gleich noch 2 Tickets für die Zugfahrt von morgen. Mit einem „Stadlerzügli“ mit nur 75cm Spurweite, fahren wir teilweise im Zahnradbetrieb durch die Vouraikos-Schlucht den Berg hoch bis Zahlorou. Wir sind mit der frühen Bahn um 9.05 Uhr unterwegs und sind froh, dass der Zug fast leer ist. Kaum ausgestiegen finden wir uns in vielen Touristenläden, die ihre Ware bereits anbieten. Wir aber spazieren den Berg hoch und müssen noch nachfragen da keine Wegweiser zu einer Gedenkstätte des 2. Weltkrieges zu finden sind. Im Nachhinein müssen wir feststellen, dass wir den Wegweiser einfach übersehen haben. Die griechische Schrift macht uns zu schaffen! Steil geht der Weg über einige Stufen hoch zur Gedenkstätte. Hier haben deutsche Soldaten am 19. Dezember 1943 alle männlichen Bewohner des Dorfes hingemetzelt! Bedrückend und kaum vorstellbar. 

 

Zurück im Dorf wollen wir noch das Museum anschauen. Aber ohalätz! „Wegen den Europawahlen ist das Museum geschlossen“ steht da auf einem Plakat. So setzen wir uns wie die Griechen in ein Gartenbeizli, trinken einen Kaffee und Beat ein Bier bis unser Züglein wieder fährt. Diesmal ergattern wir zum Glück unsere reservierten Plätze sofort, denn hinter uns kommt eine riesige Reisegruppe mit Japanern und beschlagnahmt den Wagon. Die Sitze sind für die Japaner gerade richtig in der Grösse, für uns definitiv zu schmal, sodass die Rückfahrt nicht besonders angenehm ist.

 

Da es am Morgen regnet, warten wir ab und füllen erst bei den ersten Sonnenstrahlen Wasser auf und entsorgen die Toilette. Wir biegen von der Hauptstrasse ab in die Berge vorbei an vielen blühenden Ginsterbüschen und Wildblumenwiesen. Mit der Übernachtung an einem kleinen See wird dann aber nichts, denn es regnet wieder und in Zarouhla, dem hintersten Dorf im Tal, sind alle Restaurants geschlossen. Dies obwohl hier in den Sommermonaten vermutlich viele Touristen sind. So entschliessen wir uns in Korinth auf einem Parkplatz zu übernachten. 

 

Von hier aus spazieren wir früh am Morgen zu der Ausgrabungsstätte vom alten Korinth. Der eindrücklichste Tempel ist der Apollotempel, erbaut von den Griechen 500 v.Chr. Von seinen 38 Kalksteinsäulen wurden nach einem zerstörerischen Erdbeben sieben wieder aufgerichtet. Daneben steht das baufällige Quellhaus, das nach einer Sage den Namen Glauke bekam. Glauke, König Kreons Tocher versuchte der zauberkundigen Medea den Mann auszuspannen, worauf diese ihr ein teuflisches Brautkleid verschenkte. Dieses ging nach der Anprobe in Flammen auf und Glauke stürzte sich (zu spät) in diese Quelle. Das Museum im Gelände ist sehr schön und wir staunen über die vielen gut erhaltenen Objekte die man an diesem Ort gefunden hat. Vieles ist aus der römischen Zeit. Die Römer haben diesen Ort übernommen und zu einer grossen Stadt ausgebaut. Hier erfahren wir auch, dass Paulus auf einer seiner Reisen hier in Korinth war, arbeitete und predigte. An seine Freunde gingen später während seinen weiteren Reisen die Korintherbriefe, die man im neuen Testament findet. Deshalb wird jedes Jahr am Paulustag in den Ruinen eine Messe abgehalten.

 

Übernachten wollen wir heute hoch über Korinth, bei der alten Burg, mit einer traumhaften Aussicht bis zum Festland von Griechenland. Früh am Morgen, es ist noch angenehme 20 Grad, steigen wir hoch zur riesigen Burg und da bis auf den höchsten Punkt! Gigantisch stehen die Überreste aus verschiedenen Epochen 575m über Korinth. Während dem Abstieg beneiden wir die „aufsteigenden Wanderer“ nicht, es wird heiss, bis zu 30 Grad! Wir duschen und fahren los zum Kanal von Korinth. Dieser wurde 1881 -1893 erbaut und ist 6343 m lang und teilweise 80m hoch. Damals war der Kanal sehr gross mit seiner Weite von 24.6m, heute passen hier die grossen Schiffe nicht mehr hinein. Trotzdem fahren 12500 Schiffe jährlich durch den Kanal und müssen nicht mehr die weite Reise mit 131 nautischen Meilen um Peloponnes machen. Interessant sind die 2 Brücken am Anfang und am Ende des Kanals. Sie werden jeweils 8m tief im Wasser versenkt damit die Schiffe im Einbahnverkehr durchfahren können. Die Autos stehen dann vor einer Schranke und warten, bis sich die Brücke wieder hebt. 



Für heute haben wir genug Sightseeing, wir müssen noch Geld abheben. Eine Schwierigkeit, denn bei den Automaten können wir nicht parken. Schlussendlich klappt es und wir fahren entlang des Meeres bis Xilokastro und dann wieder in die Berge hoch bis zum Ferienort Trikala. Unterwegs müssen wir anhalten, sehen wir doch einen wunderschönen Feuersalamander, der über die Strasse will! Wie ausgestorben ist das an den Hang gebaute Dorf. Unser Navi führt uns durch immer schmaler werdende Strässchen steil bergauf, und das mit Gegenverkehr! Schlussendlich müssen wir aussteigen und abklären, ob der Weg überhaupt weiter geht. Wir nehmen das alte Navi und stellen fest, dass uns das Garmin nicht mehr auf Strassen weiterführt, eher auf kleinen Wanderwegen! Mit dem Rückwärtsgang fahren wir 10 Meter zurück und müssen auf einer Minikreuzung umkehren. Nun geht es mit dem alten Navi weiter und juhui, wir finden den See Limni Dasiou inmitten der traumhaften Bergkulisse. Nur die Piste ist wie in Südamerika übersäht mit Löchern. In der Zwischenzeit hat es wieder Wolken und wir wissen nicht ob es in der Nacht regnet. Der Übernachtungsplatz ist aber feucht, und bei einem allfälligen Regen wären wir hoffnungslos eingesunken auf dieser Wiese. Also geht es weiter, in der Hoffnung einen besseren Platz zu finden, denn es ist schon 17.00 Uhr. Und siehe da, nach einer Piste mit vielen Löchern, aber durch eine traumhafte Landschaft, kommen wir zu der „Grossen Zira“, ein Bergmassiv auf dem immer noch Schnee liegt. Und wir staunen! Vor uns liegt ein grosser geteerter Parkplatz, daneben ein kleiner Skilift (für die Athener!) und ein Berghaus. Auf einem Hügel liegt eine Schutzhütte, und eine zweite soll weiter oben auf der Grossen Zira stehen. Wir sind nicht alleine, Wolfgang, ein Deutscher geniesst die traumhafte Gegend mit uns. Im Sommer werden hier hunderte Ziegen geweidet und deren Milch zu Käse verarbeitet, im Winter wird Ski gefahren. 

 

Nach einer ruhigen Nacht machen wir am nächsten Morgen eine kleine Wanderung. Die Piste führt uns dann weiter rund um die Grosse Zira in einer tollen Bergwelt mit viel Ginster, dunkelroten Mohnblumen und Nadelbäumen. Endlich erreichen wir wieder eine Strasse und den See Stymphali. Dazu die Sage: Herakles sechste Arbeit bestand darin, die mächtigen menschenfressenden Raubvögel mit ihren eisernen Krallen und Schnäbeln, die sogar eiserne Panzer zerfetzen konnten, mit Federn die sie wie Pfeile abschiessen konnten und dessen Exkremente die Saat erstickten und einen widerwärtigen Gestank abgaben, zu verjagen. Herakles schüttelte eine von Hephaistos (dem Gott des Feuers und der Schmiedekunst) gefertigte bronzene Klapper um die krächzenden Vögel aufzuscheuchen. Dann erschoss er sie mit Pfeilen. Die Vögel die nicht getroffen wurden ergriffen die Flucht und kehrten niemals zurück!

 

Der Küste entlang fahren wir südwärts bis Nea Epidauros an eine Beach. Zum ersten Mal sehen wir ein Schild „Camping verboten“. Da wir gegen Abend zu den Ausgrabungsstätten von Epidauros fahren wollen um dort zu übernachten, bleiben wir an dem schönen Strand, wandern noch zu einem Amphitheater das leider geschlossen ist. Am Abend kommt dann die Überraschung. Auf dem grossen Parkplatz vor Epidauros stehen Schilder „Camping verboten“. Wir müssen zurück und versuchen es in Nea Epidauros an der zweiten Beach, denn da stehen Griechen und die werden ja wohl wissen was man darf und was nicht! Kaum haben wir gegessen stellen wir fest, dass die Griechen zusammenpacken und mit ihren Womos wegfahren! Zuletzt stehen wir mit einem Deutschen und einem Briten da und staunen als die Polizei kommt und uns ein Papier in die Hand drückt das uns in sieben Sprachen auffordert binnen einer Stunde den Platz zu verlassen! Ansonsten wird eine Busse von 300 Euro zu bezahlen sein. Schlussendlich stehen wir in einem Dorf an einer Beach am Strassenrand und übernachten ruhig. 

 

Früh fahren wir los zum Epidauros Theater denn wir wollen bei den Ersten sein. Und wirklich, wir stehen fast alleine im riesigen besterhaltenen Amphitheater aus dem 4.Jh. v. Chr..55 Sitzreihen gibt es und 15000 Zuschauer finden hier Platz. Wir sitzen ganz zuoberst und hören die Münze die ein Reiseleiter mitten in der Arena auf den Boden fallen lässt! Eine unglaubliche Akustik. In der Stadt neben dem Amphitheater lebte der Heilgott Asklepios. Er wird stets mit einem Stab abgebildet um den sich eine Natter windet. Noch heute ist er das Zunftzeichen der Ärzte. Aber selbst Ärzte wissen oft nicht, dass dieses Symbol aus dem alten Ägypten stammt.