10.09. - 30.09.23




Heute fahren wir auf vierspurigen Strassen mit viel Verkehr ins Stadtzentrum von Ankara und parken das Auto in einer Nebenstrasse. In der nahen Migros wollen wir noch einkaufen für die nächsten Tage. Migros ist die grösste Supermarktkette in der Türkei und war ursprünglich eine Tochterfirma der Migros Schweiz. 1974 wurde sie unabhängig.

 

Anschliessend fahren wir zu einem grossen Park mit Parkplätzen mitten im Zentrum. Hier dürfen wir zwei Nächte übernachten. Der Park ist wunderschön, sehr sauber, hat kleine Beizli und einen riesigen Teich mit Wasserspielen. Daneben ist auch ein Lunapark, den wir aber nicht hören. Wir stellen das Womo hin und gehen zu Fuss in die Altstadt, durch den Bazar, dann den Berg hoch zur Burg. Unterwegs machen wir Halt beim Anatolischen Museum. Die Exponate sind schön ausgestellt und auch englisch beschriftet. 

 

Vor der Besichtigung der Burg essen wir noch Kartoffelfladen mit Spinat und Auberginen. Wir lieben das türkische Essen! Dann geht es durch das alte Stadttor ins «Schloss». Enge Gassen führen uns auf den Turm mit einer herrlichen Aussicht über die Millionenstadt. Steil hinunter durch die engen Altstadtgassen, am Bazar vorbei geht es dann zurück in unser Stübli. Wir stellen fest: auch wir werden älter! Zum Glück ist es hier auf fast 1000m Höhe nicht allzu heiss, aber dennoch sind wir müde. Kaum liege ich im Bett findet Beat wir müssen umparken! Nebenan wird vermutlich die ganze Nacht gearbeitet. Heisst, die Parkanlage wird gereinigt mit Fahrzeugen, Kübel geleert etc. Ein kommen und gehen mit kleinen Lastern. Also stehe ich auf und wir fahren in eine entferntere Ecke. Hier erleben wir eine sehr ruhige Nacht bis am Morgen um 5.30 Uhr der Muezzin von der nahen Moschee ruft!

 

An unserem zweiten Tag in Ankara spazieren wir zur wunderschönen Melike Hatun Moschee die gleich neben dem Park liegt. Ich trage lange Hosen und eine Langarmbluse und das Kopftuch ist griffbereit im Rucksack. Eine junge Frau zeigt mir wo die Frauen die Moschee betreten. Da führt eine enge Treppe hoch und oben ziehe ich meine Schuhe aus, denn der Gebetsraum darf nicht mit Schuhen betreten werden. Zwei Frauen sind am Beten. Ich kann mich hinter dem Paravent aber frei bewegen und mache einige Fotos durch die Ritzen des Paravent. 

 

Dann spazieren wir zur Haci Bayram Moschee aus dem 13.Jh. Daneben liegt auch der Augustustempel der Römer. Dieser wird im Moment restauriert. Und natürlich essen wir wieder feines türkisches Essen. Diesmal gibt es zum Menü noch einen feinen Salat und am Schluss noch einen Tee. Gestärkt können wir weiter gehen und besuchen die Caracalla Thermen, römische Ausgrabungen eines Badekomplexes. Interessant sind vor allem die ausgestellten Grabsteine. Todmüde geht es dann zurück zum Womo. Wir entschliessen uns aber, einen weiteren Tag in Ankara zu bleiben. 

 

Unser Ziel am dritten Tag ist die die grösste Moschee, die Kocatepe Moschee und das Mausoleum von Atakürk. Die Kocatepe Moschee liegt auf einem Hügel. Ich wusste nicht, dass Ankara so hügelig ist, es geht immer bergauf und bergrunter! In dieser Moschee können 24`000 Leute beten! Unglaublich! Sie ist wunderschön und zum Glück hat es kaum Leute im Gebetsraum, sodass wir ungestört alles anschauen können. Und wieder geht es bergab und bergauf quer durch die Stadt zum Mausoleum. Unterwegs spazieren wir durch ein besseres Viertel mit viel Polizei auf der Strasse. Es ist überhaupt auffällig wieviel Polizei und Security wir sehen. Wir kommen auch an einer Strasse vorbei die mit aufgespannten Regenschirmen beschattet wird. 

 

Das Mausoleum ist riesig, prächtig, super. Beat muss bei der Eingangskontrolle noch sein Sackmesser abgeben, das er aber später wieder bekommt. Der Eintritt ist gratis und wir erleben gleich zu Beginn die Wachablösung. Interessant wie die Burschen umherschreien und wie sie marschieren. Ein ganz eigenartiges Ritual! Dann nochmals etliche Treppen hoch zum grossen Saal in dem Atatürk in einem Marmorsarkophag aufgebahrt ist. Schlussendlich geht es noch in das interessante Museum. Ich habe nicht gewusst, dass die Türkei bis 1928 die arabische Schrift hatte. Die neue, heutige Schrift wurde 1927 von Atatürk vorgestellt und gut aufgenommen, denn sie ist einfacher zu lernen und erleichterte die Alphabetisierung. Atatürk war nach der Gründung der Republik Türkei 1923 der erste Präsident und wird noch heute sehr verehrt. 



Nach drei intensiven Tagen in Ankara fahren wir weiter ostwärts. Die erste Nacht verbringen wir auf dem Dorfplatz von Alacahuyük. Hier ist auch eine Ausgrabungsstädte. Bewohnt war dieses Gebiet bereits seit Mitte des 3.Jh. v.Chr. Aus dieser Zeit hat man Fürstengräber gefunden. Erstaunlich ist, dass die Toten mit dem Kopf nach Süden und dem Gesicht nach Westen begraben wurden. Deshalb liegen alle auf der Seite. In der Zeit 1600 – 1200 v.Chr. war hier eine bedeutende Stadt, die aber im Schatten vom grösseren Hattusa lag. Dieses Hattusa haben wir während unserer letzten Türkeireise besucht.

 

Weiter fahren wir möglichst nicht auf Hauptstrassen Richtung Osten und erreichen einen schönen Stausee von denen es sehr viele gibt in der Türkei. Und vielfach werden in den Stauseen Fische gezüchtet und man badet nicht in diesen Seen. Leider ist der Strand völlig zugemüllt. Dafür gibt es Sessel am See um «zu hängen». Am nächsten Morgen geht es an einem weiteren Stausee entlang, fantastischen Bergen und Dörfern bis wir südwärts abbiegen.

 

Unterwegs finden wir schöne Übernachtungsplätze und einmal klopft es abends um 21.00 Uhr. 2 Männer stehen draussen und wollen uns Honig geben. Sie kratzen von den Waben Honig in unser Glas. Am nächsten Morgen müssen wir dann die Honigwaben noch erwärmen und den Honig trennen. 

Einmalig schön ist die Strecke südlich des Klosters Sumela bei Trabzon. Wir fahren über 6 Pässe, jeder höher wie 2300m und die Strasse wird zur Piste. Immer bewegen wir uns über der Baumgrenze und da es Herbst ist sind die Bergweiden leer. Bessere Pisten wechseln mit schlechteren Pisten ab. Das Navi findet den Weg schlecht und wir fahren mit dem App Maps Out. Da es viele Pisten hat ist es jeweils schwierig die Richtige zu finden, denn nicht immer ist die beste Piste auch die richtige. So erreichen wir die Hauptstrasse zum Kloster Somela und können neben einer kleinen Moschee auf einem Parkplatz ruhig übernachten. 

 

Am Morgen geht es dann um 8.00 Uhr wenige Meter hoch zur Bushaltestelle denn mit dem eigenen Auto kann man nicht zum Kloster fahren. Man kann 4km zu Fuss sehr steil hochlaufen oder mit dem Bus 4km fahren und dann noch 400m hochlaufen. Wir entscheiden uns für die 2. Variante, denn die Steigung der Strasse (teilweise bis zu 20%) haben wir gestern gesehen. Das Kloster liegt unterhalb von Felsen die seit der Restaurierung mit Stahlgittern gesichert sind. Die 400m zu Fuss gehen teilweise über Treppen und schmalem Weg hoch zum Eingang. Das ehemalige griechisch- orthodoxe Kloster aus der byzantinischen Zeit war zuerst nur eine Höhle, und wurde später zu einer Höhlenkapelle erweitert. Um 500 wurde daraus ein Kloster das 640 niederbrannte und wieder aufgebaut wurde. Im 12. Jh. wurde es angeblich von Räubern zerstört und abermals restauriert. Sogar Kaiser wurden an diesem schlecht zugänglichen Ort gekrönt. Es entwickelte sich zu einem Wallfahrtsort während der osmanischen Zeit. Nach der Niederlage im griechisch- türkischen Krieg musste das Kloster geschlossen werden da alle Griechen nach Griechenland ausgewiesen wurden. Ein Brand 1930 liess das Kloster zerfallen bis 1972 die türkische Regierung das Kloster unter nationalen Schutz stellte und restaurierte.

 

Am Nachmittag fahren wir noch nach Trabzon und parken zwischen der Autobahn und der Promenade zum Schwarzen Meer. Der Spaziergang durch die Altstadt erstaunt uns. Es hat extrem viele Leute unterwegs an einem Wochentag. Interessant ist, dass die Frauen teilweise ganz verschleiert oder nur mit Kopftuch, aber auch mit Träger-T-Shirts umherlaufen. Vor allem die ganz verschleierten Frauen mit ihren Männern, die teilweise auch ein weisses Gewand tragen, kommen vermutlich aus Syrien. Die Toleranz ist extrem hoch.

Die Nacht ist dann nicht so erholsam, obwohl ich trotz der Autos und Flugzeuge die über unserem Kopf auf der nahen Piste landen, mehrere Stunden schlafen kann. 



Heute geht es auf der «Autobahn» dem Schwarzen Meer bis kurz vor Rize. Hier biegen wir in die Berge ab und fahren durch das Teegebiet der Türkei. Auf steilen Abhängen hat es Teepflanzen die nicht wie in Asien geerntet werden. Mit einer Heckenschere an der ein Fangsack befestigt ist schneidet man die obersten Blätter grossflächig ab. Das abgeschnittene Material kommt in grosse Tücher und wird so abtransportiert.

 

Zuerst ist die Strasse noch zweispurig und führt durch etliche Dörfer. Es geht steil bergauf und sobald wir in der Nähe der Baumgrenze sind wird die Strasse vierspurig. Weshalb wissen wir nicht, denn der Verkehr ist unglaublich schwach. Und dann kommt es! Zwei Tunnel mit je 2 Fahrspuren, also richtungsgetrennte Tunnel. 14`300m lang! Wir fahren mit 70km/h, denn es geht leicht bergauf. Und man stelle sich vor, die nächste halbe Stunde überholt uns kein Auto! Die Türken fahren ja viel schneller und trotzdem sind wir im Tunnel und auch nachher alleine auf der Strasse! Es folgen noch 3 weitere Tunnel mit besonderer Beleuchtung! Eine spezielle Erfahrung! Heute übernachten wir dann nördlich von Erzurum auf einem Picknickplatz. In Erzurum gibt es ein grosses Skigebiet am Stadtrand. Hier kommt man wegen den grossen Distanzen per Flugzeug zum Skifahren. 

 

Die Landschaft in Anatolien ist sehr abwechslungsreich und wir bewegen uns immer auf 1300m – 2500m. So fahren wir an Bergen vorbei, steil abfallenden Felswänden, dann wieder durch Schluchten und schon sind wir wieder auf einer Hochebene mit grossen Feldern die alle abgeerntet sind und auf denen noch Rinder, Schafe und Ziegen die Stoppeln der Weizenfelder fressen. Vor den Häusern liegt der riesige Futtervorrat für das Vieh während des harten Winters. Teilweise wird noch geerntet und wir begegnen Traktoren mit Anhängern die massiv überladen sind. Daneben sehen wir auch viele Dunghaufen vom Vieh die geformt und getrocknet aufgeschichtet werden und zum Heizen gebraucht werden. Ja sogar in den Städten sieht man solche Dunghaufen! Erstaunlich ist, dass sehr viele Häuser mit Sonnenkollektoren, um heisses Wasser zu produzieren, versehen sind. 

 

An einem Abend stellen wir uns vor ein Restaurant und gehen türkisch essen. Sehr fein ist es, aber viel zu viel. So hole ich ein Gefäss um für den nächsten Tag die feinen Resten nochmals zu wärmen. 

 

Wir machen einen Abstecher nach Ani. Diese Stadt wurde vor 300 Jahren verlassen und war damals die Hauptstadt von Armenien. Nun gehört dieser Landstreifen zur Türkei und die Grenze verläuft im Fluss der rund um die Stadt führt. Vor 10 Jahren haben wir Ani bereits einmal besucht. Heute sind viele neue Ausgrabungen dazu gekommen. Die verschiedenen Kirchen und die Moscheen sind eindrücklich. Jetzt sieht man auch viel vom ehemaligen Bazar. Es ist drückend heiss auf dem baumlosen riesigen Gelände und ein heisser Wind weht der uns total austrocknet. Bei einer etwas entfernten Kirche kommen wir gerade rechtzeitig zu einem Hochzeitsantrag! Sehr speziell!

 

Wir übernachten dann in Kars. Zuerst finden wir einen schönen Übernachtungsplatz beim Schloss. Aber bei der näheren Besichtigung entschliessen wir uns da wegzufahren. Es ist Samstag und wir gehen davon aus, dass die jungen Leute am Abend hier Alkohol konsumieren, denn der ganze Platz ist voller Glasscherben. Auf dem kleinen Parkplatz eines Käsemuseums schlafen wir dann ruhig, nachdem wir am Abend mitten in der Stadt noch von Schafen und Ziegen besucht werden. 

 

Und dann kommt der Schreck! Um 22.00 Uhr haben wir plötzlich kein Licht mehr! Beat lässt den Motor laufen, denn der lädt auch die Womo- Batterie. Aber nichts passiert. Seit Beginn unserer Reise hatten wir jeden Tag strahlend blauen Himmel und die Solaranlage hat super funktioniert. Weshalb wir jetzt keinen Strom haben ist uns nicht klar, wir wissen nur, dass es die letzten zwei Tage ein wenig bewölkt war. So gehen wir schlafen und verschieben das Problem auf den nächsten Tag.

 

Am Morgen kontrolliert dann Beat die Sicherungen im Womo. Eine wird ersetzt, aber der Motor lädt die Batterie noch immer nicht. So fahren wir nach Dogubayazit, unsere letzte Station in der Türkei vor dem Iran. Wir finden einen schönen Platz gleich unterhalb des Ishak Pasa Palastes bei einem Restaurant. Wir haben Strom und Wasser. Und alles andere, sprich die Dusche und die desolate Toilette interessieren uns nicht, die haben wir in unserem Womo. Zudem können wir mit der Waschmaschine waschen, und auch dies ist in den neun Euro inbegriffen. 

 

Beat geht nun dem Stromproblem nach. Er öffnet die Motorhaube und studiert, woher wohl der Strom vom Auto ins Womo kommt. Dabei entdeckt er, dass ein Kabel das normalerweise am + Pol der Batterie angehängt ist, lose umherhängt. Obwohl Sonntag ist, machen wir ein kurzes WhatsApp an unsere Garage, und siehe da, die Bestätigung kommt sofort! Sie haben vergessen dieses Kabel anzuhängen. Und nun funktioniert wieder alles! Trotz Fehler, ein Superservice!

 

Wir gehen einkaufen in der Migros und dann muss ich noch für die Brille ein neues «Nasenpölsterli» beschaffen. Es ist schwierig einen Optiker zu finden und das dann auch noch auf der Hauptstrassse die gerade renoviert wird. Der Optiker ist dann sehr freundlich und passt ein Pölsterli an, sodass die Brille wieder richtig auf der Nase liegt! Wir müssen auch noch Wäsche waschen und die Küche und das Stübli erhalten eine Generalreinigung. Beat wäscht das Auto und ich versuche ein Kuweitvisum zu bestellen. Daneben backe ich noch einen feinen Zwetschgenkuchen im Omnia. Er wird lecker und ist schwuppdiwupp gegessen!

 

Am zweitletzten Tag wandern wir noch zum Ishak Pasa Palast hoch. Eindrücklich steht er hoch über Dogubayazit. Wir waren vor 10 Jahren schon einmal hier. Damals war die Zufahrtsstrasse neu mit vielen kleinen Bäumen auf der Seite beim Trottoir. Heute sind die meisten Bäume gestorben, das Trottoir in einem desolaten Zustand. Dafür ist der Platz oberhalb des Platzes neu gemacht mit Imbissstuben. 2 neue Restaurant gibt es auch. Schade, dass man schöne Sachen baut und nachher dem Zerfall überlässt.