8. August

 

bis 

 

27. August

 

2021



Unser Auto ist sauber, das Stübli fast sandfrei, alles gewaschen und der Kühlschrank wieder voll. So fahren wir Richtung Wasserberg. Ca. 40 km vorher übernachten wir auf der Guestfarm Kamrav. Die Besitzerin in 7. Generation, ist Marlyn. Die 80- jährige fitte Lady führt die Farm alleine. Ihr Mann und ihre Tochter sind verstorben und der Sohn lebt als Pilot in Kapstadt. Wir sind die einzigen Gäste und sie freut sich riesig dass wir bei ihr übernachten. Wir setzen uns zu ihr an den Tisch und hören fasziniert zu wie sie über das Farmerleben und ihre, sowie Namibias Geschichte erzählt. Ihre wunderbaren Ausdrücke wie «Kleberreklame» (Indigene die am arbeiten sind), «Scherentante» (Friseurin) und «Speisekammer» (indigene Frauen die einen breiten Po haben) bringen uns immer wieder zum Lachen. Nur soviel dazu, das soll auf keinen Fall rassistisch ausgelegt werden! Man muss ja heute sehr aufpassen was man sagt. Natürlich würden wir nie einem Menschen solche Ausdrücke nachsagen! Es hat einfach zu ihr gepasst. Und dann kocht die Lady noch super gut. Es war der Hammer! 

 

Wir wollen aber weiter am Wasserberg vorbei ins Cheetah Rehabilitationscenter. Hier werden verletzte Geparde von den Menschen getrennt gepflegt, sodass man sie wieder auswildern kann. Leider werden immer wieder Gepardenbabys hier abgeliefert deren Mütter geschossen wurden. Diese Geparde lernen dann nie wie man sich in der Wildnis verhält und müssen deshalb in Gefangenschaft gehalten werden. Man muss sie dann auch füttern. Speziell ist, dass Geparde nicht gerne Fleisch essen das im Sand lag. Deshalb bekommt jeder Gepard sein Fleisch in einer Schüssel!

 

Nach einer ruhigen Nacht fahren wir weiter südwestwärts und suchen die Dinosaurierspuren. Die deutsche Farmerin erklärt uns den Weg und wir spazieren über Granitblöcke zu den Spuren. Sie sind deutlich sichtbar und uns gefällt vor allem auch die hügelige Landschaft. 

 

Nach einer weiteren Übernachtung geht es direkt zum Brandberg Camp. Wunderschön gelegen neben dem ausgetrockneten Ugab River. Ab und zu kommen da auch Wüstenelefanten vorbei. Heute aber leider nicht! Im riesigen Camp sind wir fast alleine und unser Platz unter dem Baum ist riesig. Wir mussten uns vorgängig in der Lodge registrieren. Irgendwie hat uns das nicht gefallen. Eine luxuriöse Lodge mitten in der Wüste mit grüner Wiese und 2 kleinen Swimmingpools sowie einem Wasserfall! Daneben sind wir durch Dörfer der Einheimischen gefahren, die sehr leiden da fast keine Touristen kommen. Sie verkaufen vor allem Steine die sie teilweise selber gesucht haben. Ausnahmsweise geben wir drei jungen Männern für einmal Geld damit sie sich was zum Essen kaufen können und hoffen, dass damit kein Alkohol gekauft wird. (ein grosses Problem in Namibia!)  

 

Am nächsten Morgen machen wir mit einem Führer eine zweistündige Führung zu den Felsenmalereien mit der „White Lady“. Wir laufen über Stock und Stein in einem schmalen Tal, das zur Regenzeit auch Wasser hat. Die Zeichnungen sind heute nur noch mit Führer zu besuchen da die Touristen vieles zerstört haben. Interessant sind die Zeichnungen trotzdem. Die „White Lady“ ist aber ein Mann (Schamane)und die Tierzeichnungen teilweise gut erhalten. Sie sind 5000 – 2000 Jahre alt. Von weitem sehen wir auch den höchste Gipfel Namibias der hier im Brandberg liegt. Es ist der Königstein mit 2573m. Die Hereros nennen dieses Massiv Omukuruwaro, was Berg der Götter bedeutet. 

 

Zurzeit sind wir in der Wüste. Die Pisten sind sandig, aber gut zu befahren. So auch auf dem Weg nach Spitzkoppe. Ebenfalls ein Granitmassiv das mitten in der Wüste steht. Die roten Steine sind vor allem bei Sonnenaufgang und -untergang sehr schön. Die zwei Bergmassive, die kleine und die grosse Spitzkoppe sind umgeben von Sand und Wüste. Wenn man auf das Bergmassiv zufährt sieht die eine Spitze wie das Matterhorn aus und wird auch oft so genannt! Auch hier besuchen wir Felsmalereien. Der Führer erklärt uns auch die Klicksprache der San und Damara. Die San haben drei, die Damara vier Klicklaute. Für die Klicklaute gibt es Zeichen sodass die Sprache auch geschrieben werden kann. Die SchülerInnen lernen das. Eine Lehrkraft die hier arbeitet, muss also die Sprache mit den Klicklauten beherrschen.  Neben ihrer eigenen Sprache wird auch Englisch und Africaans unterrichtet. Wir sind immer wieder überrascht, wie gut die Indigenen Englisch und/oder Africaans sprechen. Auch immer wieder interessant sind die böllerartigen Granitsteine die teilweise so „schief“ am Berg stehen, dass man das Gefühl hat sie fallen gleich herunter.



Nun aber sind wir genug Sandpisten gefahren. ¾ unseres Weges waren Sand! Wir fahren nach Windhoek ins Urbancamp und müssen mal wieder putzen, einkaufen und Website machen. Es hat uns da aber zu viele Touristen. Wobei gesagt werden muss, dass das Camp nur höchstens zu 40% belegt ist. Wir fahren deshalb zum Kalahari Inn und haben gutes Internet für die Website etc.

 

Weiter geht die Fahrt südwärts auf Nebenstrassen zum Oanob Dam Camp. Dieses wunderschöne Camp wird von einer Schweizerin mit ihrem namibischen Mann geführt. Herrlich, nach über einem Monat einen glasklaren See zu sehen! Auf der Weiterfahrt führt uns der Weg über den steilsten Pass in Namibia, den Spreetshoogtepass, der für Lastwagen gesperrt ist. Auf der Hinfahrt fragen wir uns, wieso er gesperrt ist, geht es auf der Piste doch gemächlich aufwärts. Auf der Passhöhe dann ein grandioser Ausblick in die Wüste! Einfach toll! Hier stellen wir dann fest, dass der Aufstieg, für uns die Abfahrt, auf der anderen Seite richtig steil ist und gepflastert. Während 4km Fahrt vernichten wir 430 Höhenmeter und sind schlussendlich in der Halbwüste in der wir das Camp Gecko ansteuern. Das junge Paar aus Deutschland hat das Camp vor 2 Jahren gepachtet und gibt uns den schönsten Platz auf dem Hügel da wir die einzigen Camper sind. Dazu kommt, dass wir als Overlander die zweite Übernachtung geschenkt bekommen! 

 

Wir fahren hoch zum Camp und dann rückwärts ein kleines Stück auf eine gerade Fläche. Nicht ganz einfach, denn es ist steil und sandig. Von hier haben wir wieder eine tolle Aussicht in die Halbwüste und zum Wasserloch. Leider ist das Wild zu dieser Jahreszeit an einem anderen Ort und wir bekommen lediglich Besuch von den 5 Pferden die zum Camp gehören. Die Toilette, das Badezimmer und die Dusche sind Openair und wunderschön angelegt. Vor allem abends während dem Sonnenuntergang ist es traumhaft auf dem Klo zu sitzen!

 

Die zweite Nacht ist dann nicht so erfreulich. Pünktlich um 1.45 Uhr beginnt der Sturm vor dem uns Anna, die Pächterin, gewarnt hat. Wir stehen zum Glück genau in der Windrichtung. Jetzt bläst der Wind warme Luft vom Landesinneren mit heftigsten Böen. An schlafen ist nicht zu denken, wir werden fast Seekrank! Am Morgen kämpfen wir uns 300m zu Fuss ins Haus auf dem Gipfel um zu frühstücken. Es windet bis gegen Abend heftig und wir fühlen uns wie in Patagonien. Dafür wird es wärmer, und wir hoffen, dass wenigstens das anhält, denn bis heute war es nachts jeweils unter 10 Grad, am Tag aber immer gegen 30 Grad.

 

Von diesem wunderschönen Platz fahren wir durch ein Nebental mit herrlichen Bergen die in der Sonne rot scheinen nach Sesriem. Unterwegs machen wir einen Zwischenhalt bei der weltberühmten Bäckerei in Solitair und wollen uns einen Apfelkuchen kaufen. Aber leider ist die Bäckerei coronabedingt geschlossen. So fahren wir weiter und freuen uns, dass der Wind langsam nachlässt. Dafür bemerken wir plötzlich Wolken! Es ist eigentlich keine Regenzeit!

 

In Sesriem angekommen erhalten wir auf dem schön angelegten Camping Oasis einen Platz mit eigenem Badezimmer und einem gedeckten Platz wegen der Hitze. Nun es ist herrlich warm aber nicht heiss. Der Wind hat aufgehört, nur die Wolken sind geblieben! Deshalb ist auch der Sonnenuntergang sehr speziell! Wir beschliessen am Morgen um 6.00 Uhr den Wecker zu stellen und dann zu entscheiden ob wir zu den berühmten Sanddünen fahren wollen, oder ob es vielleicht immer noch Wolken hat.



Morgens um 6.00 Uhr steht Beat auf und stellt fest, es ist wolkenverhangen. Daher drehen wir uns nochmals um im Bett und werden morgen die Sanddünen besuchen. 

 

Um 7.30 Uhr öffnet das Tour Richtung Sossusvlei und wir fahren los.  Auf einer geteerten Piste mit Geschwindigkeitsbegrenzung von 60kmh fahren wir im Tal des Tsauchabflusses der kein Wasser führt, ca. 40 km bis zur Düne 45. Das ist die Touristendüne, da steigt fast jeder hoch. Wir aber parken so, dass wir den wenigen Touristen zuschauen können wie sie mühsam den Sand hochkraxeln. Zwei Schritte vorwärts, einer zurück, so geht das! Wir frühstücken unterdessen! Plötzlich sind wir ganz alleine hier und geniessen die tolle Aussicht auf die Dünen. Da kommt doch ein Schabrackenschakal daher und kontrolliert die Bänke nach Essbarem. Kaum hört er ein Auto, verschwindet er wieder. 

 

Da es auch in diesem Touristenhotspot höchstens 15% der Touristen hat wie vor Corona, fragen wir uns, wie hektisch wohl dieser Ausflug nach Sossusvlei gewesen wäre vor der Pandemie. Es hat so schon mehr als genug Touristen für unseren Geschmack. Wir fahren dann auch weiter bis zum Ende der Teerstrasse und steigen um auf ein „Taxi“, das uns über die miserable Tiefsandpiste zuerst zum Dead Vlei bringt. Hier steigen wir aus und gehen zu Fuss über die kleinen Dünen bis wir das Dead Vlei sehen. Aus der ausgetrockneten weissen Salzpfanne ragen wie dunkle Skelette ausgetrocknete Baumstämme heraus und rundherum liegen die roten Dünen vor dem blauen Himmel. Was für ein Anblick! Die Düne „Big Daddy“ ragt 380m über die Salzpfanne. 

 

Zurück auf dem Parkplatz fahren wir die kurze Strecke zum Sossusvlei. Und erstaunlicherweise ist dieses Wasserloch noch nicht ausgetrocknet, sondern hat dieses Jahr Wasser! Dies ist nur etwa alle zehn Jahre nach heftigen Regenfällen, die im März/April fallen, der Fall. Und zu unserem Erstaunen sehen wir am gegenüberliegenden Ufer Störche. Und das in den Sanddünen. Begeistert fahren wir zurück in das Camp und machen kurz vorher noch den Abstecher zum Sesriem Canyon. Der Tsauchab hat hier einen tiefen Graben gegraben. Der Name Sesriem leitet sich von der Tiefe des Canyons ab. Sechs aneinander gereihte Riemen brauchte man nämlich, um einen Eimer Wasser hochzuziehen. Wir steigen da hinunter in den schmalen Teil der 1.5km lang ist. Erst dann weitet er sich ein wenig aus und gibt den Blick frei auf die davorliegenden Dünen.

 

Ein erlebnisreicher Tag geht zu Ende und am nächsten Tag fahren wir weiter durch eine Landschaft mit Sanddünen, Bergen und vielen unendlichen Ebenen. Ziel ist die D707. Es soll die schönste Piste in Namibia sein. Anfänglich ist das nichts Besonderes. Doch je weiter wir kommen, umso grossartiger wird es. Rechts von uns sind die Sanddünen des Naukluft Nationalparks, links erheben sich die Tirasberge. An dieser Strecke gibt es 3 Lodges mit Camps, wir besuchen das Namtib Camp, zweigen ab und fahren 10km auf einer schmalen Sandpiste bis an den Rand der Berge. Hier steht die Rezeption. Wir sind wieder einmal die einzigen Gäste auf dieser Farm und fahren so zum drei km entfernten Campingplatz. Herrlich gelegen, vor uns die Dünen in weiter Ferne, hinter uns die Berge. Die Besitzerin warnt uns es könnte diese Nacht sehr kalt werden. Das haben wir auf der Wetterapp schon gesehen und wundern uns, dass auch vor Schnee gewarnt wird. Sie erzählt uns, dass es ca. alle 10 Jahre hier Schnee gibt, das letzte Mal 2012! Wir sind gespannt. Und tatsächlich, kalt wird es. Aber am Morgen scheint die Sonne. Vorsorglich haben wir wegen des Kälteeinbruchs unsere Reise angepasst und fahren nicht nach Aus, dem kältesten Ort in Namibia, und nach Lüderitz. In einer Woche soll das Wetter wieder viel besser sein. Also geht es Richtung Keetmanshoop. Am Brukkaroskrater ist ein Camping eingezeichnet und Freunde von uns haben hier schon übernachtet. Der Weg führt uns an Dörfern mit Indigenen vorbei und es gibt auch keine Zäune mehr, was darauf zu schliessen ist, dass keine weissen Farmer hier leben. Die Landschaft ist herrlich und wir begegnen den ganzen Tag nur drei Autos und einem Eselsgespann mit 5 Eseln (man nennt dies auch Kalahari Ferrari). Der Camping liegt 10km ausserhalb eines Dorfes wunderschön am Krater, aber leider ist alles vergammelt. Wir machen es uns trotzdem gemütlich und kochen. 

 

Während des Essens fahren Indigene hierher, 12 Personen auf einem Pickup und grillieren. Zwei Frauen kommen zu uns und stellen sich als Lehrkräfte des Dorfes vor. Sie fragen uns, ob wir hier übernachten wollen und blicken sehr besorgt drein als wir dies bejahen. Sie erklären uns, dass sie sich sehr sorgen um unser Wohl, weil hier immer wieder Raubüberfälle passieren und mit Steinen nach Autos geworfen werde. So entschliessen wir uns sofort aufzubrechen, denn Ketmanshoop ist 120km entfernt, davon 40km auf Pads. Wir wissen, das schaffen wir nicht vor Einbruch der Dunkelheit um 18.45 Uhr. So zählt jede Minute und wir fahren auch schneller wie gewohnt auf einer zum Glück sehr guten Piste. Die Hauptstrasse ist geteert aber schmal und die Seiten- und Mittellinien fehlen meistens oder sind stark verwaschen.  Gegenverkehr ist nicht viel ausser einigen Lastwagen. Aber auf den 80km ist kein Licht zu sehen! Dafür ein wunderbarer Sternenhimmel. Es ist unangenehm, es ist nicht ungefährlich und wir sind froh endlich auf dem Camping anzukommen. Hier wollen wir nun einige Tage bleiben, waschen, putzen, Homepage, planen, es wird uns nicht langweilig.