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________  23. Sept. - 14. Okt. 2015

________  14. Okt. - 25. Okt. 2015

________  25. Okt. - 14. Nov. 2015


Villa La Angustura - Puerto Fuy


In Villa La Angostura fahren wir los und hoffen, dass das Wetter besser wird. Zuerst folgen wir einige Kilometer dem schönen See. Leider sehen wir von den wolkenverhangenen Bergen nicht sehr viel. Die Zollformalitäten sind, wie immer in Argentinien, rasch erledigt und so fahren wir den Pass hoch bis 1300m. Hier liegt noch Schnee auf den Wiesen!!! Nach einem kurzen Fotostopp fahren wir ins Tal hinab zum Grenzposten. Hier sind die Zollformalitäten nicht so einfach. Zuerst müssen wir ein Formular ausfüllen und dabei ja nicht vergessen ein Kreuz zu machen bei „Ja, wir führen Früchte/Gemüse“ mit uns! Dann die Kontrolle. Kein Problem, die Zöllnerin nimmt uns zwei alte Kartoffeln, und eine Zwiebel ab. Die Nüsse dürfen wir behalten, super! Sie schaut nicht einmal in jedes Kästchen, so wie uns andere Reisende erzählt haben. Beat hat ein bisschen mehr Probleme. Wir haben ja noch 2 Klappräder dabei und die müssen auf den Autopapieren vermerkt sein! Na ja, jetzt steht dort, dass die Fahrräder „klappbar“ (spanisch, weil mir das englische Wort dafür spontan nicht eingefallen ist) und rot sind. Zudem ist  vermerkt, dass die Räder 17 Zoll gross sind! Nächstes Mal wissen wir das.

 

Wir sind erstaunt, ab sofort begleiten uns grüne Wiesen mit vielen „glücklichen“ Kühen! Es ist eine richtige Wohltat für die Augen. So fahren wir weiter bis Osorno, hier wollen wir eine Nissanwerkstatt aufsuchen. Unser Warnlampe am Armaturenbrett leuchtet ab und zu wieder und wir stellen zu unserem Glück fest, dass in Chile der Nissan Navarra gefahren wird, in Argentinien gab es nur den Nissan Frontier. So hoffen wir, hier mehr Erfolg zu haben wie in Argentinien. Der Chef persönlich nimmt sich der Sache an und findet schnell heraus, dass jener Teil welcher in Buones Aires gereinigt worden ist, defekt ist, eine Magnetscheibe scheppert im Innern. Das Problem ist nur, dass in ganz Chile kein neues Ersatzteil vorrätig ist. Muss das eingeführt werden, dauert das mindestens einen Monat. Schliesslich bemüht er sich intensiv, ein solches Teil auf dem Secondhandmarkt zu finden. Und tatsächlich, nach einer halben Stunde strahlt er, wir haben einen Ersatz! D.h. zuerst Bar bezahlen, dann zwei Tage warten bis das Teil hier in Osorno ist und eingebaut werden kann. Kein Problem für uns! Unterdessen werden auf unsern Wunsch noch die Räder rotiert, d. h. die von vorne nach hinten und umgekehrt (wegen der gleichmässigen Abnutzung), danach fahren wir beruhigt zum Camping. Ups, der ist aber noch nicht offiziell offen! Trotzdem dürfen wir bleiben, gratis, mit Strom, Wasser und Wifi, super!



Und dann kommt der Supergau! Ich nehme das Besteck für das Nachtessen aus der Schublade und stelle fest, dass es heiss ist. Beat reagiert sofort und kontrolliert die daneben eingebaute Gelbatterie! Sie ist glühend heiss und bereits verzogen. Schnell baut er die Batterie aus und wir tragen die 40 kg schwere Batterie aus dem Womo. Nun sind wir stromlos! D.h. keine Heizung, dadurch kein heisses Wasser, kein Wasser (die Wasserpumpe läuft ohnehin nicht), Toilette und Spülung funktionieren nicht, kein Licht, Kühlschrank abgestellt! Zum Glück stehen wir unter einer Lampe und wir können noch bei Tageslicht essen und im Internet recherchieren. In Puerto Montt, ca. 100km entfernt finden wir einen Händler der Gelbatterien führt.

 

So fahren wir früh am morgen los nach Puerto Montt. Die Adresse stimmt, aber der Händler schickt uns zu einem andern Anbieter. Unglaublich was wir da antreffen. Superbedienung, die Sekretärin spricht sogar sehr gut Englisch und sie haben Gelbatterien. Ja, und eingebaut wird sie auch noch! Nach einer Stunde fahren wir ab mit einer Batterie mit mehr Kapazität wie die Alte, 150 statt 120A/h! Da wir noch Zeit haben wollen wir Dollars aus dem Automaten ziehen. Alle Reisenden haben uns erzählt, dass das in Chile kein Problem sei. Aber denkste! Nichts funktioniert, Dollar bekommen wir an keinem Automaten! Also noch ins Shoppi, denn unser Kühlschrank ist leer und dann nach Hause auf den Camping in Osorno.

 

Herrlich, wenn das Licht brennt, die Toilette funktioniert!  Am Morgen sind wir uns zum ersten Mal bewusst, dass die Batterie ein Primärteil ist, ohne so ein Teil, kannst du genau so gut ein Zelt aufstellen!!! Nach dem Mittag verlassen wir den Camping und versuchen in der Stadt Dollar zu bekommen. Nach etlichen Versuchen müssen wir 3x Pesos aus dem Automaten ziehen! Man kann pro Transaktion lediglich 200`000 Pesos beziehen und tausend Dollar sind 685`000 Pesos. Die Pesos wechseln wir dann auf der Bank in Dollar. Da wir in Argentinien die Dollars zum viel besseren „Bluedollar“ Kurs wechseln können, lohnt sich diese Strapaze.

 

Schlussendlich fahren wir zur Nissan und freuen uns, dass das Ersatzteil da ist und eingebaut werden kann. Endlich ist alles erledigt und wir beschliessen an den Lago Llanquihue zu fahren, auf einen Camping. Nach einer ruhigen Nacht fahren wir dem See entlang, steigen in den verschiedenen touristischen Örtchen aus, essen noch ein riesiges Tortenstück und finden am Nachmittag ein stilles Plätzchen am See mit dem Vulkan Osorno im Hintergrund. Die Gegend ist Deutsch geprägt. So gibt es in den Restaurants „Kuchen“ und die Hotels sind auch Deutsch: „Frau Holle, Guten Morgen etc.“ Aber natürlich spricht niemand mehr Deutsch. Nur die Häuser erinnern an alte Häuser in Deutschland, sie sind aus Holz gebaut. Der Stellplatz wird nach einer Stunde immer lauter. Die Einheimischen kommen vorbei, es ist Samstag. Sie machen ein Feuer, bräteln und einige wagen sich ins eisig kalte Wasser (höchstens 12 Grad)! Eine junge Frau badet ihre Katze, die sie an der Leine hält, im See. Sie lässt sie ins Wasser und dann zurück schwimmen! Nur eine Familie bleibt am Abend etwas länger um ein Feuer sitzen. Aber ab 22.00 Uhr sind wir alleine und können schlafen super.

 

Heute wollen wir ein Seitental beim Vulkan hochfahren. Wir fühlen uns wie zu Hause wenn da nicht der schwarze Lavasand wäre! Die teilweise noch schneebedeckten Berge, die Lagune, fantastisch! In der Lagune wird Lachs gezüchtet. In einem kleinen Dorf stoppen wir, spazieren durch die Gassen und geniessen die Sonne. In der Kirche hören wir wie die Messe abgehalten wird, einfach idyllisch! Am Nachmittag fahren wir zurück und in einem anderen Tal einem reissenden Fluss entlang zum Lago „Todos Los Santos“ nach Petrohué. Der See entstand vor fast hundert Jahren als der Vulkan Osorno das letzte Mal ausgebrochen ist und mit seiner Lava die Verbindung zum Lago Llaquihue unterbrochen hat. Malerisch in den Bergen gelegen, parkieren wir am Ufer und wollen hier übernachten. Leider müssen wir die Fenster geschlossen halten, denn es hat immer wieder Windböen die den Vulkansand aufwirbeln. Zuerst machen wir aber einen  Spaziergang und sehen uns die Gegend an. Zum Glück gibt der Wind nachts ab und wir haben eine absolut ruhige Nacht, ganz alleine am See.



Bei der Rückfahrt durch das Tal halten wir noch bei Wasserfällen die man aber wegen Bauarbeiten nur zum Teil besichtigen kann. Wir spazieren dem Fluss entlang mit den vielen Stromschnellen und fahren dann den Vulkan Osorno hoch zu einem Skigebiet. Da wird auf ca. 1600m Ski gefahren. Zuerst geht es durch den Wald der auf demVulkansand wie ein Dschungel wächst. Gras findet man kaum! Irgendwann haben wir die Baumgrenze erreicht und nun geht es sehr steil hoch. Aha, Schneeketten müssen bei Schnee montiert werden. Kein Wunder, so Steigungen gibt es auf Schweizer Strassen nicht. Ja und dann stehen wir vor zwei altertümlichen Sesselliften die doch tatsächlich in Betrieb sind. Snowboard und Skier kann man auch mieten! Schnee hat es weiter oben noch, aber wir sehen niemanden mehr Skifahren. Im Winter muss da aber viel los sein, hat es doch 5 Restaurants!

 

Am Nachmittag fahren wir wieder ins Tal, dem schönen Lago Llanquihue entlang und bis zum Lake Puyehue, auch eine Vulkansee, bei dem wir ein schönes Plätzchen finden zum Übernachten.

 

Gemütlich geht es weiter nordwärts, an einigen Vulkanseen entlang und immer den Vulkan „Villarrica“ in Sicht. Dieser Vulkan ist noch aktiv und hatte im März zweimal einen Ausbruch.  Die Nacht verbringen wir wieder einmal auf einem Camping in Panguipulli mit einer Traumaussicht auf den See und den Vulkan. Wir beschliessen  einen Tag zu bleiben und gehen zu Fuss in die Stadt. Wir ziehen Geld aus dem Automaten und wollen dann auf der Bank in Dollar wechseln. Oh Schreck, wir stehen an, mindestens 25 Leute vor uns und nur zwei Schalter geöffnet. Aber wie das so ist, wir haben Zeit die Leute zu beobachten die in stoischer Ruhe anstehen. Die Männer mit ihren Dächlikappen, mindestens jeder 4. hat die Kopfhörer im Ohr und hört Musik. Drei Leute telefonieren und haben das Handy auf „Lautsprecher“ gestellt, sodass die ganze Bank informiert ist über was gesprochen wird, nur wir natürlich nicht. Es ist heiss, mindestens 28 Grad im Raum. Ich ziehe meine Jacke aus und stehe kurzärmlig da. Die Einheimischen tragen wollene Pullover, Mützen, Daunenjacken, es fehlen nur die Handschuhe! Die Bank wird von einer Kamera überwacht und einem dicken Mann mit kugelsicherer Weste und einer Pistole (eher Kanone, mit Kaliber etwa 15mm!!) Dann endlich sind wir an der Reihe und die nette Dame erklärt uns, auf Spanisch natürlich, dass wir Dollar in Pesos, nicht aber Pesos in Dollar wechseln können, und dies auch nur wenn wir einen chilenischen Pass hätten! Super! Auf der nächsten Bank dasselbe. Hier erklärt uns aber der Wächter wenigstens, dass wir in einer Wechelstube ohne Probleme Dollar erhalten. Also nichts wie los, und tatsächlich, wir können 1200 Dollar wechseln. Das System verstehe wer will.

 

Auf dem Heimweg sehen wir einen Coiffeur. Im kleinen Häuschen mit vergittertem Fenster und vergitterter Türe werden wir herzlich begrüsst, setzen uns auf ein Bänklein und warten bis der Herr vor uns fertig ist. Die kleine Stube mit einem Gasöfelchen, einem kleinen Fernseher, 25x10cm gross, mit vielen kleinen Nippes und zwei riesigen Spiegeln ist niedlich. In der Ecke steht ein „Liegestuhl“ auf den man sich setzen oder besser auf den man sich legen muss um die Haare zu waschen! Das passiert aber immer erst nach dem Schneiden. Der Friseurstuhl ist nicht verstellbar und so mache ich mich möglichst klein, damit die kleine Friseuse auch auf mein „Haupt“ sieht! Schlussendlich macht sie aber ihre Aufgabe gut, und nach 15 Minuten haben wir beide einen neuen Kurzhaarschnitt und sind Fr. 8.- los.

 

Weiter fahren wir nach Villarrica und Pucon. Hier ist es sehr touristisch. Wir fragen uns, wie es wohl aussieht, wenn all die vielen Hotelzimmer und Guesthouses ausgebucht sind im Januar und Februar. Unvorstellbar! In Pucon übernachten wir direkt an der Uferpromenade und fahren am nächsten Tag zum Vulkansee Caburga. Schöne Gegend, sieht aus wie bei uns in den Bergen. Über schmale Strassen geht es dann zu den Thermen. Diese sind alle offen, aber die dazu gehörenden Campingplätze sind geschlossen. Schade! Es ist doch noch zu kühl um zu baden, denn es sind alles Aussenbecken und wenn man nicht im Wasser ist, ist es zu kalt. So fahren wir zurück nach Pucon, treffen da noch Marianne und Piet aus Holland mit denen wir im Camping einen schönen Abend verbringen.

 

Nach einem Gewitter in der Nacht ist es am morgen regnerisch und wir entscheiden uns kurzentschlossen wieder nach Argentinien zu fahren. Es war schön hier in der  Chilenischen Schweiz, aber irgendwie wie zu Hause. So fällt uns der Abschied leicht, auch im Wissen dass wir in ca. 5 Monaten wieder in dieser Gegend sind wenn wir aus dem Süden kommen. Wir fahren nach Puerto Fuy und übernachten direkt am See. Morgen geht es dann 1 ½ Stunden mit der Fähre Richtung Argentinien und San Martin de los Andes.  



5Leider ist es auch am morgen bewölkt und regnerisch. Um 12 Uhr fahren wir zur Fähre und müssen noch reservieren für die 13.00 Uhr Fahrt. Nach einem Birchermüesli ist es Zeit dass Beat rückwärts auf die Fähre fährt. Es sind lediglich vier Autos auf dem Schiff, dafür umso mehr Passagiere. Der Passagierraum ist so überfüllt, dass wir uns in unser warmes Stübli zurückziehen und Reiseführer lesen. Nach einer schönen Fahrt durch unberührte Natur, landen wir nach 1 ½ Stunden am anderen Ende des Sees.

 

Eine Schotterpiste erwartet uns. Auf den 10km bis zur Grenze durchfahren wir dann ein Dorf. Hier lebt man vom Holz. Und dann erreichen wir ein sehr neues riesiges Zollgebäude, mitten im Wald. Wir sind vermutlich die ersten Grenzgänger heute, denn im ganzen Gebäude sehen wir lediglich einen Grenzer, der gelangweilt hinter seinem PC sitzt. Na ja, er erledigt dann die Stempel zügig, und so können wir die zwei km zur argentinischen Grenze fahren. Wir halten beim ersten Haus, steigen aus und wollen ins vermeintliche Zollgebäude. Da kommt ein Uniformierter heraus, gibt uns die Hand und erklärt uns in perfektem Englisch, dass der Zoll erst in einigen hundert Meter sei. Er erzählt uns dann, dass er den argentinischen Blauhelmen Truppen angehört und schon mehrmals in Europa (Bosnien) war. Schlussendlich fahren wir noch zum einfachen Zollgebäude der Argentinier. Auch hier sind wir vermutlich die ersten Grenzgänger heute. Gleich vier Zöllner kommen verschlafen aus dem Nebenraum, die Frau muss sich zuerst noch die Haare frisieren! Dann bekommen wir problemlos die Einreisestempel. Mit der Einreise des Autos entdeckt der Zöllner noch ein Problem vom letzten Grenzübergang, aber er versichert uns, dass das kein Problem sei. Dann aber kommt der letzte Beamte, der für die Fruchtkontrolle! Er streckt uns einen Zettel hin, mit englischem Text, worauf wir gefragt werden, ob wir Früchte und Gemüse mitführen! Ich zeige ihm die Äpfel, Tomaten, Zwiebeln und Kartoffeln. Na ja, wir haben schlicht nicht daran gedacht, dass hier die Argentinier auch kontrollieren. Den Kühlschrank will er dann nicht durchsuchen und so sieht er unser Fleisch und die Eier nicht. Auch die Nüsse und die Müesli sieht er nicht, anscheinend hat er für heute genug gearbeitet. Wir freuen uns und fahren die nicht besonders gute Schotterpiste noch bis San Martin de los Andes.