22. Dezember -

 

8. Januar  

 

 

 2019/2020



Unser Visum in Südafrika läuft aus und wir müssen nach Botswana ausreisen. Im Gepäck unsere Probleme mit dem ABS- Sensor, dem 4x4 und der Dieselanzeige. Die Dieselanzeige vergessen wir. Ab sofort füllen wir den Tank jeweils zu 100%. So können wir ohne Probleme mindestens 1000km fahren. 

 

Zur Grenze nehmen wir eine Abkürzung auf einer Piste. Wir fragen beim Ranger nach, ob die Piste befahrbar ist, denn die letzten Tage gab es immer irgendwo in der Gegend ein Gewitter. Er meint dann nur, dass wir durch ländliche Gebiete fahren mit „Ureinwohnern“. Das sei eigentlich kein Problem, die Leute seien sehr freundlich. Irgendwie hören wir heraus, dass er an die weissen Südafrikaner denkt, die immer mit einer Waffe unterwegs sind da sie überall Gefahren sehen mit der schwarzen Bevölkerung. Ich sage ihm, dass wir keine Angst hätten und wir mit der Landbevölkerung immer gute Erfahrungen gemacht haben. Er lächelt und sagt: Dann ist es kein Problem! Die Piste erweist sich als gut befahrbar und wir sparen mindestens 2 Stunden bis zur Grenze.

 

Bei der Ausreise aus Südafrika müssen wir unsere Computer und Ipads mit Wertangabe in ein Formular eintragen. Für was das gut sein soll, weiss niemand. Dann erhalten wir den Ausreisestempel, fahren zum Botswana Zoll und erhalten problemlos das gewünschte 60Tage Visum. Jetzt fehlt noch die Haftpflicht und die Strassengebühr. Interessant wie der Beamte wissen will was für ein Auto wir haben und wohin die Reise geht. Wir wollen nach Sambia und das Auto zeige ich ihm anhand eines Fotos. Niemand fragt nach unserem Streckenplan! Wir bezahlen einfach Fr. 50.-, erhalten ein Papier dafür und los geht es nach Gaborone, der Hauptstadt von Botswana. Im Einkaufszentrum kaufen wir noch ein und sehen zum ersten Mal einige etwas erbärmliche Christbäume. Auch eine Simcard kaufen wir bevor wir noch einen Abstecher zum DWN-Office machen um uns über die Campingmöglichkeiten im Kgalagadi Frontiernationalpark zu erkundigen. In einer Lodge ausserhalb von Gaborone campen wir und nutzen den 25. Dezember um die Weiterreise zu planen. 

 

Auf dem Camping ist ein Südafrikaner der mit Beat kurz in die Stadt fährt um ihm eine Firma zu zeigen, die uns sicher mit dem ABS-Sensor helfen kann. So fahren wir am 26. Dezember früh los zu besagter Firma. Aber das ist ein Campingladen und keine Firma die ABS flicken könnte. Also fahren wir zu Nissan. Der Werkstattchef kommt persönlich und als er die Chassinummer sieht, hört er auf zu schreiben. Er könne mit dem Computer den Fehler nicht auslesen und später auch keinen Reset machen. Wir erklären ihm, dass er nicht mit dem Computer auslesen müsse, das hätten wir bereits in Südafrika gemacht und die Ersatzteilnummer hätten wir auch, sodass er nur bestellen müsse. Schlussendlich ist er bereit die Ersatzteile gegen Vorauskasse zu ordern, denn bestellte Ersatzteile kann man nicht zurückgeben. Der Sensor würde aber frühestens am 10. Januar eintreffen, sofern er am Lager sei. Einbauen sei für ihn auch nicht möglich, da er nur südafrikanische Autos in die Werkstatt nehmen dürfe. 

 

So stehen wir wieder einmal vor einer Werkstatt und diskutieren. Schlussendlich fahren wir zu Bosch, denn im IOverlander (App für Reisende) wird diese Werkstatt sehr empfohlen. Hier stellen wir das Auto vor die Werkstatt und 2 Arbeiter kriechen darunter und schauen sich die Sache an. Wieder kommt das ganze Prozedere in Gang mit Auslesen des Fehlers mit dem Computer, Sensor abmontieren, auf der anderen Seite montieren, auslesen, damit man sicher ist, dass dieser Sensor defekt ist und der Fehler nicht woanders liegt. Das haben wir doch schon mehrmals gemacht! Es kostet Nerven, denn wir warten und warten, und wagen es nicht im Empfang auf das Sofa zu setzen. Wir haben Angst, dass es zusammenbricht! Auch die zwei Hochstühle wackeln bedenklich beim Versuch sich zu setzen! Nach zwei Stunden ist auch für Bosch klar, der Sensor ist defekt! Er zeigt uns den defekten Sensor und erst jetzt ist uns klar, dass er durch das schwabbelnde Rad das wir fast verloren haben zerstört wurde! Bosch kann leider auch keinen neuen Sensor auftreiben. Aber er schickt einen Mitarbeiter auf die Suche zu einem Schrotthändler. Unterdessen habe ich in München beim Nissanhändler der unser Auto kennt, abgeklärt ob die Ersatzteilnummer die wir in Südafrika erhielten für unseren Nissan passt. Wenigstens ein kleiner Lichtblick, die Nummer stimmt und passt! Wir überlegen, allenfalls den Sensor per DHL von Deutschland einfliegen zu lassen, nur da sind ja auch Ferien! Und wir stecken fest, denn ohne ABS geht der 4x4 nicht, und ohne 4x4 ist in Botswana nicht viel los! So warten und warten wir. Nach fünf Stunden kommt dann die Erlösung! Sie haben einen Secondhand-Sensor gefunden und er passt! Und reseten kann man auch! Der 4x4 geht auch wieder und wir sind bereit für Botswana! Erleichtert fahren wir zum Nationalpark-Office und versuchen Campingplätze im Kgalagadi Transfrontierpark zu buchen. Und auch da sind wir erfolgreich. Wir erhalten zwar erst am 31. Dezember – 3. Januar 3 Übernachtungsplätze, aber das ist weiter kein Problem. Wir werden also Silvester bei den Löwen, ohne Internet und unter dem Sternenhimmel von Botswana verbringen!

 

Wir ändern wieder einmal unsere Planung und fahren zuerst nordwärts in den Rhino Sanctuarypark. Beim Einkaufen passiert es uns zum ersten Mal, dass wir keine 5l Trinkwasserflaschen erhalten. Wir müssen uns mit 1 ½ l Flaschen begnügen. Später stellt sich heraus, dass das Wasser im Park trinkbar ist und so füllen wir vor der Abreise sämtliche leeren grossen Flaschen die wir gesammelt haben! Zwei Nächte bleiben wir in diesem schönen Park und machen eine wunderbare Gametour. Fantastisch die „Kinderstube“ der Gnus! Und an einem Wasserloch während des Frühstücks die Nashörner, die um unser Womo herum zum Wasser wandern! 



Bis in die Diamantenstadt Jwaneng fahren wir auf einsamen Strassen. Rechts und links der Strasse hat es einen breiten Grünstreifen und dann ist das Land eingezäunt. Aber auf dem Grünstreifen sehen wir Esel und Esel und Esel, ohne Ende Esel! So viele Esel haben wir noch in keinem Land gesehen! Und Esel ist nicht gleich Esel! Es gibt da die verschiedensten Varianten! Hier auf dem Land ist es üblich, dass man Eselkarren mit bis zu sechs Eseln sieht! Auch Kühe weiden auf den Grasstreifen und ab und zu Ziegenherde. In Jwaneng ist der Campingplatz leider seit Jahren geschlossen und den Platz den wir im Tracks4Africa gefunden haben, finden wir trotz GPS-Daten nicht. So stellen wir uns beim Busbahnhof hin, holen uns eine Pizza nebenan und verbringen eine ruhige Nacht. In Iwaneng wurde das grösste Diamantenvorkommen in Botswana entdeckt und die Mine ist gut abgeschirmt. Die Stadt ist rasch gewachsen und zählt heute etwas über 15 000 Einwohner, mitten in der Kgalahari.

 

Am nächsten Tag wird noch vollgetankt, denn ab jetzt wird es nur noch einsamer. Nach 90 weiteren Kilometern biegen wir auf eine Sandpiste ab, müssen durch ein Tor das wieder geschlossen werden muss fahren und schicken einen letzten Standort an unsere Töchter mit einem Bild von der Sandpiste. In der Ferne sieht es nach Regen aus und wir müssen 120km fahren, Richtung Regen! Zuerst geht es in einer breiten Feuerschneise auf Sand immer ostwärts, dann biegt die Piste ab, führt einem Zaun entlang, wird schmal und schmäler, bis unser Womo rechts und links die Dornenbüsche streift. 30km sind so zu bewältigen, denn hinter dem Zaun ist Privatland. Unterwegs passieren uns zwei Overlander, die sich aber in die Büsche schlagen und uns fahren lassen! Dann führt die Piste wieder 60km durch eine Feuerschneise und vor uns erstreckt sich eine schwarze Wand! Hoffentlich erreichen wir die Abzweigung beim Park noch vor dem Regen, denn von dort aus geht es nochmals 15km bis zum Eingang! Die Distanzen sind schwierig abzuschätzen, denn das Land ist flach und der Horizont weit weg. Es blitzt und wetterleuchtet ununterbrochen! Wir erreichen trocken den Parkeingang, erst dann regnet es ganz kurz ein wenig, während wir dem Ranger erklären, dass wir einen Tag zu früh hier sind. Das haben wir extra so gemacht, denn wir wollen den ganzen nächsten Tag im Park nutzen. Der Ranger lässt uns schlussendlich im alten Staffcamp übernachten hinter einem Zaun, also „very safe“! Was das soll wissen wir nicht, denn alle Campsites in diesem Park liegen nicht hinter Gitter! Man hat uns erzählt, dass Löwen und Hyänen jeweils durch die Camps laufen! 

 

Nun gibt es einen Tag Gamedrive durch tolle Landschaften, sehr abwechslungsreich und frühlingshaft. Überall beginnen die Blumen im Sand zu blühen und Bäume treiben aus. Nur Wild sehen wir keines! D.h. in der weiten Ferne mit dem Feldstecher ab und zu ein Gnu, Impala usw. Am Nachmittag sind wir dann bei unserem Camp und machen es uns gemütlich. Es soll Wasser geben hier, und siehe da in einem kleinen grünen Fass hat es tatsächlich ein wenig Wasser. Wir haben zum Glück genügend dabei, denn hier in den neuen Gebäuden funktionieren die Duschen und die Toiletten nicht! Am Abend kommen dann noch zwei Südafrikaner, die im Camp nebenan gebucht haben. Am Silvesterabend ziehen dann Wolken auf, also kein Sternenhimmel! Dafür die ganze Nacht Wetterleuchten, Blitz und Donner, unser eigenes Naturfeuerwerk! 

 

Im neuen Jahr gibt es wieder eine Gametour, leider wieder ohne Tiere bis zu unserem Camp, das weit draussen in der Wildnis liegt. Hier verbringen wir zwei Nächte, haben ein Schattendach, sehen auf eine weite Pan und in der Ferne ab und zu Tiere. Bei uns auf dem Camp beobachten wir unbekannte Vögel, ein zutrauliches Erdmännchen, eine Schildkröte und diverse Agamen. Zum Glück weht immer ein Wind, der sehr angenehm ist. Hinter uns ist ein Plumpsklo und eine Duschvorrichtung ohne Wasser, das muss man hier selber mitbringen! Die Abendstimmungen sind jeweils fantastisch, vielleicht auch weil es immer wieder Wolken hat. Mit dem Feldstecher sehen wir auch viele Strausse, Gnus und Oryx. Speziell ist dann die letzte Nacht. Ich erwache um 3 Uhr und sehe über mir eine Pracht von einem Sternenhimmel. Ich wecke Beat, denn es ist einfach genial. Wir strecken den Kopf aus dem Fenster und sehen, dass am westlichen Horizont ein fürchterliches Gewitter tobt. Wetterleuchten und Blitze ohne Unterbruch! Sieht super aus und bei uns haben wir einen Sternenhimmel!



Am nächsten Tag fahren wir früh aus dem Park über die 150km lange Piste Richtung Norden. Da treffen wir auf die Teerstrasse und pumpen unsere Reifen wieder. Leider funktioniert das nur bei dreien. Nach dem Mittagessen gibt es einen erneuten Versuch. Aber es funktioniert nicht und der Kompressor an der Tankstelle ist defekt! So bleibt uns nichts anderes übrig als ein Reserverad zu montieren, damit wir weiterfahren können bis auf die Hauptstrasse, ca. 100km. Da stehen wir mit vielen anderen Reisenden auf einem Motel/Camping hinter einer Tankstelle. Ein eigenartiges Gefühl wieder so viele Leute zu sehen. 

 

Auf dem Weg nach Maun übernachten wir noch auf einem wunderschönen Camping mit Bungalows, und geniessen die angenehmen Temperaturen. Uns fröstelt fast, es ist 27 Grad, donnert den ganzen Nachmittag und rundum ist es schwarz. Irgendwo in der weiten Ferne regnet es bestimmt. Ich ziehe sogar eine Langarmbluse an!

 

Am Morgen beim Bezahlen erzählt uns dann die Chefin, dass sie letztes Jahr auf dem gleichen Camp wie wir im Kgalagadi Transfrontierpark waren. Sie waren zu viert mit zwei Autos und als sie dort eintrafen lagen sieben!!!! Löwen auf dem Camp! Sie haben das Auto dann so gestellt, dass sie nah beim „Plumsklo“ waren. So konnte jeweils jemand die Lage kontrollieren. Während sie draussen sassen, musste jede Person eine Himmelsrichtung überwachen, denn die Löwen waren die ganzen drei Nächte in der Umgebung! Eigentlich, bin ich froh, diese Erfahrung nicht gemacht zu haben, wir hätten nur zwei Himmelsrichtung kontrollieren können!

 

In Maun müssen wir wieder einmal vieles erledigen und vor allem weiterplanen. Zuerst gibt es aber einen stündigen Flug über das Okavango-Delta. Traumhaft! Wir sehen viele Tiere, Herden mit über 60 Elefanten, Büffel, Giraffen und viele verschiedene Antilopen. Wunderschön ist aber auch die Landschaft. Nur das Fotografieren funktioniert nicht so recht durch das Fenster.