5. Dezember -

 

22. Dezember 

 

 

 2019



Wir verlassen den Krüger Nationalpark mit Regen und kalten 19 Grad, nachdem es gestern 42 Grad war! Später hören wir, dass nach unserer Abreise grosse Überschwemmungen im Krügerpark zu Strassensperren führten. Auch bei uns regnet es öfters als wir Richtung Pietersburg fahren. Leider ist dann das Freilichtmuseum am nächsten Morgen ein Reinfall. Die Rezeptionistin ist noch am Frühstück, obwohl das Museum offen ist und ein Führer der uns die verschiedenen Handwerke erklären sollte, ist auch nicht anwesend. So fahren wir weiter Richtung Osten und wollen uns die Kirche der Zionisten in Moria anschauen - und staunen! Die Stadt ist mit einem Stacheldrahtzaun gesichert. Leider müssen wir am Eingang der Stadt umkehren. Man sieht uns nicht gerne und eine Besichtigung der Kirche ist nur mit viel Aufwand und Bewilligungen möglich.

 

Später lesen wir in Wikipedia, dass die „Zion Christian Church“ die Mitliederstärkste und -grösste afrikanische Kirche in Südafrika ist, geführt von Schwarzen. 1924 wurde sie von einem Farmarbeiter gegründet nachdem er eine Offenbarung von Gott erhalten haben soll. Südafrikaner erzählen uns, dass es zwei Gemeinschaften gibt die von 2 Enkelsöhnen des ursprünglichen Gründers geführt werden. Bereits 1942 wurde die Kirche staatlich registriert und anerkannt. Schon früh gab es Ableger in Simbabwe und Botswana. Während des Osterfests reisen hier jährlich über eine Million Mitglieder an. Später treffen wir immer wieder auf Anhänger der Kirche, erkennbar am Zionstern den sie tragen.

 

Wir haben einen Käseladen gefunden!!! Es gibt fast nirgends im Landesinnern und im Osten des Landes wirklich guten Käse. Hier auf einer Farm in den Bergen, die nur über eine etwas schwierige Piste erreichbar ist, kaufen wir grosszügig Käse ein. Die Landschaft erinnert uns an eine Alp mit vielen Bäumen. Die anschliessende Fahrt zu den Cycadeen oder Palmfarne, führt uns über eine Strasse mit riesigen Löchern. Der Parkwächter lässt uns auf den Picknickplatz fahren und erklärt uns traurig, dass leider ein Feuer viele Pflanzen verbrannt habe. Und tatsächlich, ein trauriges Bild. Vor allem wenn man weiss, dass es diese Pflanzen bereits vor 60 Mio. Jahren gab. Diese stacheligen Urzeitpflanzen werden 5-6 Meter hoch, und ihre männlichen (kleineren) und weiblichen (grösseren) Zapfen wiegen bis zu 40 kg und können 900 – 1000 Jahre alt werden. Eindrücklich! 

 

Am nächsten Tag hellt das Wetter bis am Mittag auf und wir nutzen dieses „Sonnenloch“ um zum Blyde River Canyon zu fahren. Schon die Anfahrt zur Schlucht ist prächtig, und die Sicht von den Aussichtsplattformen ebenfalls. Leider hat es unglaublich viele Touristen und am Mittag beginnt es zu regnen. Hier wollten wir ursprünglich Wandertage einlegen nach dem vielen Autofahren im Park! So aber fahren wir nach Sabie, halten noch zweimal an um vom Berg die Steilwand ins Tiefland hinunter zu schauen. In Sabie bleiben wir zwei Tage und erledigen wieder mal so vieles. 



Unser nächstes Ziel ist eine Werkstatt in Hoetspruit für den Service. Auf dem Weg dahin kommt plötzlich ein Warnsignal! Was soll denn das? Die Warnung in Licht und Ton, kein Diesel! Das kann nicht sein, am Morgen hatten wir noch 50 Liter im Tank und gefahren sind wir 100 km! Beat hält an, schaut nach, aber es stinkt nicht nach Diesel, nirgends läuft was aus, was soll das? Da hält bereits ein Auto, eine Frau steigt aus und will uns helfen. Sie fährt dann die 5km bis zur nächsten Tankstelle vor uns her und macht sich grosse Sorgen. Es stellt sich heraus, dass sie in einem Touristenprojekt arbeitet und natürlich möchte, dass bei uns alles klappt. Wir tanken 50 Liter aber die Nadel bewegt sich kein bisschen! Nun ist klar, dass die Anzeige defekt ist. Die nette Dame ist ein bisschen beruhigt, macht ein Foto von unserem Auto und schickt es an die Touristeninformationsstelle in Hotspruit. Sie meint, wenn irgendetwas unterwegs sei, sind die informiert und helfen uns! Wie das funktionieren soll ist uns ein Rätsel! Wir bedanken uns herzlich und sind beruhigt, denn wir verlieren keinen Diesel, wir müssen lediglich Verbrauch und gefahrene Kilometer berechnen. 

 

Während dem Service werden auch die Räder rotiert, damit somit alle Räder gleichzeitig abgefahren. D.h. die Reserveräder kommen hinten auf das Fahrzeug, die hinteren nach vorne und die vorderen sind neu die Reserveräder. Nur die Dieselanzeige kann nicht geflickt werden. Der Computer sagt aus, dass es vermutlich im Dieseltank ein Problem gibt. Deshalb entscheiden wir uns nächste Woche in Rustenberg in einer Nissan das Problem zu lösen. 

 

Wir fahren ca. 130km und plötzlich „schlingert“ das Auto. Beat hält sofort an und wir schauen nach, ob wir einen Plattfuss haben. Aber nein, alles in Ordnung! Eigenartig! Wir fahren wieder an, aber nach 20 Meter halten wir erneut am Strassenrand einer stark befahrenen Strasse. Da bemerkt Beat, dass eine Mutter des hinteren linken Rades vorsteht. Er versucht sie festzuziehen und da fällt sie raus, gebrochen! Auch die anderen Muttern sind lose und Beat holt den Radmutterschlüssel um sie festzuziehen. Dabei brechen zwei weitere Muttern! Unglaublich, die haben unser Rad nicht richtig montiert! So können wir unmöglich weiterfahren. Ein weisser Afrikaner hält auf der Gegenfahrbahn an, steigt mit seiner Frau aus und will uns helfen. Ich bin froh, dass er die Pannenhilfe anruft, denn am Telefon habe ich mit dem afrikanischen Englisch extrem Mühe! Zuerst wollen sie uns abschleppen, aber das geht ja nicht, dann könnten wir auch fahren. Schlussendlich schicken sie uns einen Laster, auf den unser „Villa auf Rädern“ hochgezogen wird. Das Ehepaar wartet über eine Stunde mit uns am Strassenrand obwohl der Nieselregen uns durchnässt. Sie warnen uns immer wieder, dass es gefährlich sei in Südafrika am Strassenrand zu stehen! Wir bedanken uns herzlich bei ihnen. Die Fahrt mit dem Abschlepplaster nach Lydenburg (20km) ist eine Strapaze, denn die Strasse ist voller Löcher. Auch die Bäume hängen tief und ab und zu müssen wir dem Fahrer sagen, dass wir mit 4.5m zu hoch sind wegen der Bäume. Einmal knallt es und uns steht das Herz fast still, fürchten wir doch, dass das Auto runtergefallen ist. Doch wir erreichen die Werkstatt und der Besitzer besorgt uns ein B&B, bringt uns auch hin und das Auto steht gut gesichert in der Werkstatt. Das B&B ist genial. Wir fühlen uns zurückversetzt ins 18. Jh.! Wohnzimmer mit Schlafraum und das Badezimmer, im viktorianischen Stil. Nicht unser Fall, aber super. Wir erhalten sogar noch ein Abendessen obwohl die Küche geschlossen hat und dürfen im „Theater Bonaparte“ speisen. Gediegen! Und die Übernachtung mit Frühstück, Abendessen und Getränke für lediglich Fr. 80.--.

 

Am Morgen werden wir dann vom Workshop abgeholt und glücklicherweise finden sie in der Stadt entsprechende Stehbolzen und Muttern, sodass das Rad nun richtig montiert ist. So nebenbei erklären sie uns, dass das ABS-System defekt sei. Und wirklich am Armaturenbrett leuchtet nun auch noch das ABS Zeichen neben der defekten Dieselanzeige. Wir fahren die 130km zurück zum Workshop um den Vorfall zu melden. Der Chef ist nicht erfreut und wechselt die Farbe. Er kann nicht verstehen weshalb das passiert ist, erstattet uns aber die Kosten fürs Abschleppen und die Reparatur, sowie die Hälfte der Übernachtungsgebühr zurück. Zudem nimmt er den Computer und schaut an welchem Rad wir das Problem mit dem ABS haben. Und siehe da, es ist ebenfalls am hinteren linken Rad. Beat kriecht unter das Auto und stellt fest, dass vermutlich während des Transports auf dem Laster die Befestigungskette über der Achse bei einem Schlag den ABS Sensor demoliert hat.

 

Wir tanken und kalkulieren die Kilometer die gefahren werden können.  So fahren wir Richtung Pretoria. Unterwegs übernachten wir im Camping „Hippo on the waterfront“ und geniessen gleich zwei Nächte an diesem schönen Ort, bevor wir zu einem Camping mitten in der Stadt Pretoria fahren. Es ist Freitag gegen Abend und wir staunen! Auf dem abgegrenzten Camping stehen wir ganz alleine. Gleich nebenan sind ein öffentlicher Pool und hunderte Grillplätze. Vor allem Schwarze sind hier und feiern. Die Musik dröhnt so laut, dass der Bass unsere Womofenster erzittern lässt, und dies alles bis 22.00 Uhr. Dann endlich ist es ruhig! Eigentlich war die Absicht mit dem Taxi in die Stadt zu fahren, doch irgendwie kommt bei uns keine Stimmung auf. 



Wir brechen deshalb am nächsten Tag auf, um direkt zur „Wiege der Menschheit“ zu fahren, einem Weltnaturerbe der UNESCO. Unterwegs halten wir bei den Sterkfontain Caves, die ebenfalls zum Weltnaturerbe gehört. Es ist einer der reichsten Fundorte für Vormenschenfossilien weltweit. So wurde 1947 ein vollständig erhaltener Schädel eines Australopithecus africanus mit dem Spitznamen Mrs Ples gefunden. Einige Merkmale deuteten darauf hin, dass dies ein weiblicher Schädel ist, aber nach heutigem Wissensstand könnte es auch ein männlicher sein. Das Alter wird auf über zwei Mil. Jahre geschätzt. Im gleichen Jahr fand nämlich der Entdecker ein fast vollständiges männliches Skelett in der Nähe. Dieses Skelett weist darauf hin, dass das Individuum einen aufrechten Gang hatte. Schädel sowie Skelett sind den frühesten Vertretern der Gattung Homo zuzuordnen, den ersten Menschen. Übrigens, die Wanderung durch den „Cave“ war schrecklich, war der Weg ca. 25m lang nur einen Meter hoch! Für meine Knie eine Herausforderung!

 

Im nahen „Cradle of Humankind“ (Wiege der Menschheit) erleben wir ein eindrückliches Museum der besonderen Art. Zuerst fahren mit einem kleinen runden Boot durch die Entstehung der Erde. Es hat Eis an den Wänden, später gibt es Vulkane und Feuer überall, richtig unheimlich! Kaum ausgestiegen aus dem Boot, müssen wir über eine kurze Hängebrücke die entsetzlich schwingt und um uns herum dreht sich das Universum. Im ersten Moment muss ich zurück, mir wird schwindlig! Dann halte ich mich rechts und links am Gelände fest, verkneife meine Augen und marschiere schnell durch. Entsetzlich! Aber das Museum nachher ist Spitze. Wir erfahren sehr viel über die Entwicklung des Menschen und vor allem, dass Homo und Homo Sapiens ursprünglich aus Afrika kommen! Hier ist, wie das Museum sagt, die Wiege der Menschheit! 

 

Die Gattung des Homo entstand vor ca. 2.5 Mio Jahren in Afrika mit einem grösseren Hirn und einer prominenteren Nase, sowie einem aufrechten Gang. Während der Verbreitung dieser Gattung entstand in Europa der Homo Heidelbergensis und der Neandertaler. In Afrika entwickelte sich der Homo Sapiens vor ca. 200 000 Jahren. Der Homo Sapiens verbreitete sich bis nach Europa wo er gemeinsam mit den Neandertalern bis zu deren Aussterben lebte. Wir sind Nachkommen des Homo Sapiens, der ursprünglich aus Afrika kommt, das heisst, es gibt KEINE genetischen Unterschiede zwischen den verschiedenen Hautfarben.

 

Nach soviel „Geschichte“ lesen wir viel im Internet während wir in Rustenberg das verlängerte Wochenende verbringen. Von einem Campingnachbarn erhalten wir noch eine gute Adresse um am Dienstag das ABS und hoffentlich die Dieselanzeige flicken zu lassen. Wir melden uns bei der Werkstatt an und sind pünktlich am Morgen da. Leider stellt sich dann nach zwei Stunden heraus, dass in ganz Südafrika der ABS Sensor nicht an Lager ist! Unglaublich! Ja und die Dieselanzeige. Man muss den Tank demontieren (wir haben sogar zwei Tanks), dann muss man suchen und ev. auf Ersatzteile warten, sofern verfügbar. Das kann Tage dauern! Wir machen einen letzten Versuch bei Nissan. Den ABS Sensor könnten sie uns in 2-3 Tagen liefern zu einem horrenden Preis, aber wir müssen Südafrika wegen dem Visa verlassen. Die Dieselanzeige, na ja, da erhalten wir immer wieder die gleiche Antwort. Kurz entschlossen Fahren wir weiter, denn die Bremsen funktionieren. Die Dieselanzeige lassen wir auch sein, in Zukunft wird jeweils vollgetankt, Kilometerstand aufgeschrieben, und dann können wir 1000km ohne Problem fahren! Afrikanische Problemlösung !!!!

 

Unser Weg führt uns nach Sun City, einem Vergnügungstempel. Eine Enttäuschung! Der Nationalpark Pilanesberg hat einen schönen Campingplatz aber überteuerte Preise da Schulferien sind. Wir wollen einen Tag in den Park und werden überrascht! Wir sind keine Südafrikanische Senioren und kommen dazu noch aus Europa. D.h., keine Ermässigung, nein, wir müssen als Europäer noch mehr bezahlen wie alle anderen. Nun ja, dafür haben wir sehr viele Tiere gesehen und der Park ist wunderschön.  Ausser, dass die Strassen mit hässlichen Löchern übersäht sind! Das Highlight ist aber ein Hide. Bei einem Wasserloch kann man aussteigen und durch eine grosse Öffnung die Tiere beobachten. Wir kommen an und da sind ein Dutzend Elefanten am gegenüberliegenden Ufer am Baden! Herrlich! Ich habe nicht gewusst, dass Elefanten tauchen können, aber sie haben es uns neben den Hippos, die auch im Wasser sind, gezeigt. 

 

Im Nationalpark Marakele stehen wir mitten im Park, diesmal ohne elektrischen Draht um das Camp. Die Tiere kommen auf der vorgelagerten Wiese sehr nahe und am Abend verfolgt ein rennendes Zebra ein Impala quer über den Camping! Dabei bellt es wie ein Hund! Ein Strauss ist auch den ganzen Tag hier und die Vögel sind herrlich tagsüber, aber am Morgen beginnen sie ab 4.30 Uhr zu zwitschern über unserem Dachfenster! Die Gamefahrt am Morgen in den abgesicherten Teil des Parks zu den „Big Five“ ist dann bezüglich Tiere ein Misserfolg. Dafür bieten die Berge eine herrliche Landschaft und wir fahren auf steilem schmalem Weg hoch bis auf 2100, unser höchster Punkt in Südafrika! Und dann der Schock! Wir müssen auf einem Stück Piste den 4x4 zuschalten, und er geht nicht! Ob das mit dem ABS zusammenhängt? So können wir jedenfalls in Botswana keine Pisten fahren. Da wir in Südafrika ausreisen müssen nach 3 Monaten, fahren wir jetzt nach Botswana und werden da das Problem hoffentlich lösen.