26. - 30. August, dem Kaukasus entlang bis Baku


Nach nur 2km sind wir bereits an der Grenze von Georgien. Da nur 4 Autos in der Kolonne stehen, können wir nach nur 15 Minuten die Pässe und die Autopapiere zeigen. Mit einem freundlichen „You are always very welcome in our country“ verabschieden wir uns fürs erste in Georgien und fahren über eine Brücke Richtung Asarbeitschan. Wie zwischen Russland und Georgien ist auch hier ist die Strasse zwischen den Grenzgebäuden eine Katastrophe. Wir stehen mitten auf der Brücke als uns ein leerer Bus überholt. Entsetzt sehen wir uns an, denn unser Auto wackelt! Ist es ein Erdbeben oder bewegt sich die aus Beton bestehende Brücke? Es ist tatsächlich die Betonbrücke die fürchterlich in Schwingung kommt bei der Durchfahrt eines leeren Busses. Wir sind froh, als nach 5 Minuten die Zöllner uns durch winken und wir in der Kolonne nach der Brücke warten können. Vor uns sehen wir nämlich zwei mindestens 40Tönner Lastwagen von der anderen Seite kommen! Vor dem asarbeidschanischen Zoll muss ich dann aussteigen und mit meinem Pass durch eine separate Abteilung einreisen. Auf der anderen Seite des neuen grossen Zollareals warte ich dann ca. 10 Minuten bis auch Beat mit dem Auto kommt und durch die letzte Schranke fährt. Wir sind in Asarbeidschan und fahren auf hervorragenden Strassen durch einfache Dörfer. Das erste was wir feststellen ist dass viele neue Häuser gebaut werden und dass jedes Städtchen zur Begrenzung gegen die Hauptstrasse eine kleine Stadtmauer erstellt hat oder am bauen ist.

 

Nach etwa einer Stunde sind wir im ersten grösseren Städtchen, in Zatalka und suchen uns einen Übernachtungsplatz. Wir kommen zu einem grossen Park und stellen das Auto vor die Einfahrt. Zuerst wollen wir die Situation klären, denn die Einfahrt ist sehr schmal. Im Park gibt es ein grosses „Teehaus“. Diese Teehäuser gibt es hier zu tausenden entlang der Strassen. Normalerweise sieht man da nur Männer, die Frauen gehen nicht ins Teehaus. Dann gibt es im Park noch ein kleines Hotel und einige Parkplätze. Wir diskutieren ob dies wohl der richtige Ort zum übernachten ist. Da kommt doch ein Polizeiauto daher und wir fragen die Polizisten die kein Englisch sprechen, ob es möglich ist da zu übernachten. Sie verstehen uns trotz Sprachschwierigkeiten, und wir verstehen sie, sodass wir unser Auto in den Park fahren und dort unter den Bäumen parkieren. Zuerst genehmigen wir uns einen Tee im Teehaus und beobachten ein wenig die Männerwelt. Aber dann fühlen wir uns wohl, nehmen die Stühle aus dem Auto und lesen.

 

Immer mehr Autos fahren vor mit sehr chick angezogenen Leuten. Die Damen in Highheels, die Männer mit dunkler Hose und weissem Hemd. Plötzlich bittet uns ein Herr das Auto zu verschieben damit es mehr Parkplätze hat. Das ist für uns kein Problem und so langsam erkennen wir, dass da noch eine Hochzeitsfeier stattfinden muss. Schlussendlich wagen sich immer mehr Männer zu uns und stehen vor der offenen Heckklappe. Einige können ein wenig Englisch und so wird vor allem mit Beat diskutiert. Wir werden sogar ans Fest eingeladen. Zuerst essen wir aber und geniessen die ganze Atmospähre. Der Bräutigam und die in einem roten Hochzeitskleid gekleidete Braut erscheinen um 19.00 Uhr. Zur gleichen Zeit beginnt auch die Musik im Saal zu spielen. Plötzlich kommt ein Gast mit einem Kellner und bringt uns ins Womo etwas Essen vom Buffet. Wir bedanken uns sehr, freuen uns vor allem an den Früchten und beschliessen das Fleisch und die Tomaten einzupacken. Wir können ja nicht alles wieder zurück geben! Je später die Stunde, umso mehr Frauen wagen es mit uns zu sprechen. Sie sind angeheitert, können aber teilweise sehr gut englisch. Pünkltich um 23 Uhr kommen Braut und Bräutigam aus dem Hotel und werden mit 2 Zuckerstöcken verabschiedet. Die Party ist zu Ende, die Musik räumt zusammen und eine halbe Stunde später kommt noch der Patron vom Hotel und fragt ob wir hier übrnachten. Alles klar meint er und wünscht uns eine gute Nacht. Ein kurzweiliger Abend geht zu Ende und wir schlafen hervorragend.

 

Am Morgen tanken wir noch Wasser am Brunnen und fahren los Richtung Baku. Durch kleine Dörfer, auf guten Strassen geniessen wir den Kaukasus zu unserer linken. Es ist sehr trocken in dieser Gegend. Durch die breiten Flussläufe mit extrem viel Stein und Geröll fiessen kleine Bäche. Vorbei geht es an vielen Schaf-, Wasserbüffel- und Kuhherden. Auch in Georgien haben wir viele Herden gesehen. Aber hier hat es wesentlich mehr und auch grössere Herden. Selbstverständlich laufen die Herden immer wieder über die Strasse, sodass es immer wieder heisst: Achtung Kuh!

 

In Seki wollen wir den Khanpalast anschauen. Wir finden die Festung obwohl hier in Asarbeidschan die Sehenswürdigkeiten nicht angeschrieben sind. Das ist in Georgien viel besser, da ist jede Sehenswürdigkeit gross angeschrieben, dafür fehlen die Wegweiser. Der Kahnpalast ist eine sehr positive Überraschung. Einfach toll! Das Städtchen ist in Aufbruchstimmung, es wird gebaut, vor allem auch die Strasse. Wenn die hier eine Strasse bauen fährt man mitten durch die Baustelle und die Baustelle ist jeweils riesig und superstaubig.

 

Nun suchen wir uns einen Übernachtungsplatz und finden ihn mit viel Mühe an der Kreuzung bei Bucat, etwas abseits der Strasse. Ein Bächlein rauscht hinter uns und schon bald merken wir, dass die Kühe und Schafe an uns vorbeiziehen nach Hause ins Dorf.

 

Nach einer ruhigen Nacht ziehen die Kuh- und Schafherden wieder an uns vorbei mit ihren Hirten. Uns zieht es weiter Richtung Baku. Unterwegs kaufen wir in einem Kleinen Dorf noch ein und staunen wieder einmal, wie der Staat hier Pärke und Gebäude errichtet. Modern, grosszügig und prächtig! Geld ist im Staat vorhanden, das sieht man auch beim Strassenbau. Riesige Boulevard in den kleinen Städtchen werden erstellt, d.h. aber auch riesige Baustellen.

 

Schon bald biegen wir ab in den Kaukasus. Wir wollen nach Lagic, einem Bergdorf. Die Strasse wird aber plötzlich sehr schlecht, sodass wir uns entschliessen auf halber Strecke bei einem Brunnen zu halten und zu übernachten. Wir sitzen im Schatten, lesen, schreiben, haben die Wäsche erledigt und geniessen vor uns das Bachtal mit dem Kaukasus. Der Brunnen wird häufig genutzt um alle Wasserflaschen die im Auto Platz haben zu füllen. Die Leute versuchen mit uns zu sprechen, aber nur wenige können Englisch.

 

Plötzlich hält ein Auto neben uns und vier Männer steigen aus, stellen neben dem Brunnen ein "Flugzelt" auf und kommen sich vorstellen. Es sind vier Iraner die in Baku an der Universität unterrichten. Nun machen sie ein Feuer und 5 m von uns entfernt am Brunnen werden verschiedene Innereien einer Kuh gewaschen mitsamt einem Darm. Ich fürchte dass wir eingeladen werden von diesem Schaschlik den sie jetzt aufs Feuer legen zu essen. Beat mache ich darauf aufmerksam dass ich kurzfristig Vegetarien bin im Falle eines Falles! Er nimmt das cool und meint die essen das selber. Aber nein, schon bald stehen sie da und bringen uns einen ganzen Spiess. Als Vegetarierin habe ich es einfach. Beat hat schon mehr Mühe sich aus der Affaire zu ziehen!

 

Schlussendlich haben wir eine kühle Nacht in den Bergen mit einem plätschernden Brunnen vor der Haustüre und netten Nachbarn. Wir haben uns entschieden dass unsere nächste längere Reise nach Iran geht!

 

Nun geht es definitiv nach Baku. Zuerst gibt es noch Weidland, dann viele Reben und zuletzt nur noch Ackerland das seit dem Juni, nach der Ernte völlig ausgetrocknet ist. Die hügelige Landschaft, durch die sich die Strasse windet sieht fantastisch aus. Je näher wir Baku kommen je mehr sehen wir an den Strassenrändern kleine Pflanzen die bewässert werden. In Baku angekommen finden wir relatif schnell die Promenade und den Fährhafen. Der Verkehr hält sich in Grenzen und es wird auch anständiger gefahren wie in Russland.

 

Wir parken vor dem Regierungsgebäude auf dem grossen Freiheitsplatz auf dem 1990 die grosse Auseinandersetzung mit den Russen war und es viele Tote gab. Der Platz wird umgebaut und abends wenn die Bakuleute zur Promenade kommen als Parkplatz benutzt. So werden wir am Abend völlig eingeparkt und am Morgen stehen wir ganz alleine auf dem Platz! Leider können wir nicht so gut schlafen, denn eine Bohrmaschine auf der Baustelle hat einen fürchterlichen Lärm gemacht. So fahren wir am Morgen hinter das benachbarte Marriot und parken vis à vis dem Haupteingang. Ein ruhiger Platz. Das Problem ist nur, dass ein wahnsinniger Sturm mit unglaublichen Sturmböen aufgekommen ist. Wir wandern der ganzen Promenade entlang, ca.4km, denn wir wollen zum Cristalpalast, dem Ort wo der Songevent war und daneben die riesige Fahne Asarbeidschans weht. Auf dem Hinweg werden wir gestossen und haben Zeit die vielen Putzfrauen zu beobachten. Sie putzen mit Eimer und Lappen die kilometerlangen Geländer aus Edelstahl und nehmen die riesigen Flächen der Promenade mit Wischern auf! Wir fassen es nicht! Die Herren bewässern mit Schläuchen die riesigen Wiesen.

 

Endlich in der Nähe des Cristalpalastes ist alles abgesperrt wegen dem Sturm. Leider ist auch die Fahne eingezogen. So fahren wir mit dem Taxi zur alten Stadt, denn zu Fuss war dies nicht mehr möglich, der Wind ist zu stark. Die Altstadt mit ihren Hammam ist sehr schön. Nicht nur die Wolkenkratzer, auch die alten stolzen Häuser, sind sehenswert. Nachdem wir im Mac wieder einmal Wifi haben, geht es zurück zu unserem Auto. Unterwegs kaufen wir noch Lebensmittel ein und finden sogar einen AppleStore. Ich bin froh, denn Updates kann ich mit den langsamen Wifiverbindungen nicht machen.

 

Nun müssen die Stützen vom Auto noch heruntergelassen werden damit wir ein bisschen eine ruhige Nacht haben und nicht wie in einem Schiff geschaukelt werden!

31. August - 6. September, von Baku in den Norden, den Süden und den Westen


Kurz bevor wir ins Bett gehen kommen zwei Sicherheitsbeauftragte vom Hotel Mariott zu uns und fragen was wir hier machen. Wir sind auffällige Leute, und die Sicherheit der Gäste ist ihnen wichtig, erklären sie uns. Wir klären sie auf, weshalb und wieso wir hier sind und sie freuen sich, dass sie reisefreudige Schweizer kennen gelernt haben und wünschen uns eine gute Nacht. Ein kurzer Hinweis, dass wir auf einer gelben Linie (Parkverbot) stehen, lässt uns alle lachen, denn hier unternimmt die Polizei gar nichts gegen solche Verstösse. Überhaupt wissen wir nicht wieso wir soviel Polizei auf den Strassen antreffen. Es werden zwar Radarkontrollen gemacht, und dies fast in jedem Dorf, aber die Kontrollen werden mit Tafeln angekündigt! Da fährt jeder langsam.

 

Am Morgen ist meine Sicht aus dem Badezimmerfenster faszinierend: 2 Wolkenkratzer, blauer Himmel und ein Baum der sich im Sturm bewegt. Wer hat schon so eine tolle Aussicht beim Duschen!

 

Wir versuchen so rasch wie möglich aus der Stadt zu fahren und hoffen auf keinen Wind. Dieser Sturm ist sehr unangenehm. Wir verpassen aber eine Abzweigung, denn in den Städten gibt es keine Wegweiser und die Strassen sind meistens 3-4spurig. So hilft uns kurz der Kompass und plötzlich befinden wir uns auf der Halbinsel die Baku vorgelagert ist. Auch recht, so können wir uns einen der Strände anschauen. Nach einer Fahrt durch baumloses, ausgetrocknetes Gebiet mit Salzseen die ebenfalls ausgetrocknet sind und durch Gebiete mit Ölbohrtürmen gelangen wir an die Beach. Wir sind enttäuscht und finden es schlimm. Abfall, keine Leute, alles verlottert. Trotzdem sieht man, dass da noch vor 2-3 Wochen Hochbetrieb war. Was für Unterschiede zu Baku wo täglich das Chromstahlgeländer geputzt wird!

 

Da der enorme Wind uns nervt, steigen wir ein und fahren Richtung Norden. Vorbei an alten, verlotterten, riesigen Fabrikruinen aus der Sowietzeit. Daneben werden neue riesige Fabriken gebaut! Unansehnlich, schlimm!

 

Endlich geht es auf einer autobahnähnlichen Strasse mit wenig Verkehr durch trockene Gebiete am Kaukasus entlang Richtung Norden. Dort wollen wir zur Riviera von Aserbeidschan. Kurz vor der russischen Grenze sind wir da und wieder sehr enttäuscht. Die Hochsaison ist vorbei, der Strand wird von Kühen und Schafen in Beschlag genommen. Die kleinen Beizli sind schmutzig, der Abfall türmt sich. Wo finden die reichen Bakuleute hier eine Riviera? Bald stellen wir fest, dass im Hinterland Hotels stehen mit allem was man sich so wünscht.

 

Wir entschliessen uns am Strand zu übernachten und parken das Auto auf dem Sand. Plötzlich kommt ein uralter Traktor, wartet bei uns etwa eine Stunde. Dann fährt die Grenzpolizei am Strand entlang und hält bei uns. Wir fragen uns was das gibt. Da plötzlich tauchen drei Fischerboote auf, die der Traktor auf einen bereitstehenden Trailer lädt und an Land über die Strasse in die Fischfabrik zieht. Die Zöllner kontrollieren noch die Papiere und die Ware der Fischer. Am Morgen während dem Frühstück verfolgen wir das gleiche Prozedere, diesmal gehen die Fischer zum fischen aufs Meer.

 

Uns gefällt es hier, wenn nur der Wind nicht wäre!. So fahren wir ab und wollen in die Berge. Im 2006 wurde eine Strasse tief in den Kaukasus zu einem Bergdorf gebaut weil der Präsident dieses Dorf besuchen wollte. Wir beschliessen diesen Weg zu suchen. In den Kaukasus kommt man sonst nur mit Pferd oder Jeep. Und tatsächlich, wir finden den Weg ohne zu fragen und auch ohne Wegweiser. Wir fahren das Tal hoch, obwohl das Wetter nicht gut ist. Es nieselt den ganzen Morgen und es ist kühl. Die wenigen Aufhellungen Richtung Tal lassen uns aber hoffen, dass das Wetter besser wird. Wir fahren an Villen vorbei, später hat es im Wäldchen am Bach viele kleine Teestuben. Die Strasse windet sich dem Berg entlang durch kleine Dörfer. Es ist herrlich wieder grüne Wiesen zu sehen und kleine Wasserfälle. Es sieht wie in einem engen Bergtal bei uns aus. Wir kommen höher und höher, die Strasse ist nicht schlecht, schmal, aber kaum Verkehr. Plötzlich geht es über den Bach auf einer schmalen Brücke und dann lange Zeit durch eine enge Schlucht. Links von uns Felsen, dann das Strässchen und der rauschende Bach vor den Felsen rechts. Unglaublich schön. Wir geniessen die Sicht, obwohl es neblig ist und wir leider die ganz grossen Berge nie zu Gesicht bekommen. Manchmal fährt man das steile Strässchen hoch und sieht über die Motorhaube nicht was nachher kommt. Unglaublich. Oft müssen wir im 1. Gang fahren, so steil geht es hoch und wieder runter. Schlussendlich erreichen wir eine kleine Hochebene und müssen nun alles dem Berg entlang in ein nächstes Tal fahren. Hier sieht es aus wie im Himalaya. Ein riesiges Flussbett mit wenig Wasser und die Strasse windet sich erhöht am Berg entlang bis zum Dorf. Wir beschliessen hier zu bleiben und parken neben dem Schulhaus, auf dem einzigen geraden Fleck! Die Kinder spielen mit einem Esel hinter dem Schulhaus und kommen „gwundrig“ näher. Sie freuen sich an den Farbstiften und Gummibärli und bedanken sich herzlich.

 

Leider wird das Wetter wieder zunehmend schlechter und wir befürchten, dass starker Regen kommt. So entschliessen wir uns nach nur einer Stunde wieder ins Tal zu fahren. Uns ist die Strasse durch die Schlucht zu gefährlich bei Regen. Gerne wäre wir an diesem wunderbaren Fleck geblieben und hätten die Wanderschuhe montiert. Schlussendlich übernachten wir an einer Stichstrasse die zu einem neuen Stausee führt.

 

Von hier fahren wir am Morgen auf der Autobahn an Baku vorbei Richtung Iranische Grenze. Auf etwa halbem Weg wissen wir dass es Wandzeichnungen gibt. Und siehe da, es gibt sogar so etwas wie einen Wegweiser! Erstaunt stehen wie vor einem neuen Museum und noch mehr staunen wir wie gut dieses Museum aufgebaut ist und vor allem kindgerecht ist. Noch nie habe ich interaktiv soviel erfahren über die Steinzeitmenschen und über Wandzeichnungen. Das Projekt wird von der UNESCO unterstützt. Draussen auf dem Gelände kann man auf einem Pfad die verschiedenen Zeichnungen bestaunen und vor allem auch die grossen zackigen Felsbrocken. Anscheinend sind diese nach einem Erdbeben so heruntergefallen. Leider haben wir auch hier einen sturmartigen Wind!

Auf der Weiterfahrt versuchen wir die Schlammvulkane zu finden. Trotz fragen und GPS-Daten finden wir sie leider nicht und fahren weiter zum Sirvan-Nationalpark. Hier dürfen wir am „Flamingosee“ übernachten. Es gibt keine Flamingos hier, und den See sehen wir auch erst als wir beim Haus nebenan auf die Terrasse steigen. Ich muss aber gleich wieder runter, denn der Sturm ist da so stark, dass man kaum stehen kann.

 

Bevor wir schlafen gehen kommt noch der Mann der im Parkhaus lebt zu uns und lädt uns zum Cay (Tee) ein. Wir sitzen auf seinem Bett an einem Tischchen, trinken Tee und schauen Mr. Bean im aserbeidschanischen TV. Wenigstens können wir gemeinsam lachen, obwohl wir einander nicht verstehen.

 

Nach einer ruhigen Nacht steht unser Führer pünktlich um 7.30 Uhr mit seinem 27jährigen Lada da und erwartet uns um über die Pisten zu fahren und uns den Park zu zeigen. Seine Frau hat ihm noch herrliche Trauben eingepackt für uns und so kann die Fahrt losgehen, obwohl wir kein Ticket für den Park haben. Dies besorgt ein Kollege vom Fahrer heute in der 25km entfernten Stadt auf der Bank! Im Park sehen wir leider nicht viel. Eine steppenartige Landschaft bis ans Kaspische Meer, viele Gazellen, ein Fuchs, einen Adler und am sehenswertesten, eine sehr gefährliche, riesige Spinne. Ich habe noch nie ein so grosses Exemplar gesehen. Das Interessanteste der Exkursion sind die Erzählungen des Führers über Land und Leute und die Tiere im Park.

 

Noch immer windet es unheimlich und so entschliessen wir uns nicht mehr ganz in den Süden zu fahren. Es geht Richtung Westen, der georgischen Grenze entgegen. Nach den ersten 20km kommt dann eine Strasse wie wir sie noch nie gefahren sind!! Sicher nichts für „Weissware!“. Insider wissen sicher was das für Fahrzeuge sind! Über 100km auf Löchern, und Baustellen. Da Beat seinen Rücken spürt, versuche ich um und über die Löcher einen Weg zu finden. Zum Glück haben wir „aircondition“ und können mit geschlossenen Fenstern fahren. Es wird nämlich wieder wärmer, je westlicher wir kommen und der Wind lässt endlich nach.

 

Abends finden wir auf einem freien Platz neben einem Dörfchen ein ruhiges Plätzchen zum übernachten. Kaum sind wir da, kommt ein Hirte mit seinem Sohn vorbei und wir fragen mit Händen und Füssen, ob wir hier schlafen können. Kein Problem meint er und erzählt uns, dass er Flüchtling von Berg Karabach ist und damals in den 90er Jahren geflohen ist. Kurze Zeit später kommt seine Frau und die Schwester auch noch vorbei. Sie lesen Brombeeren am Zaun ab, interessieren sich aber viel mehr um unser Auto. Vor allem die Frau ist „gwunderig“. Sie lacht und schwatzt und wir verstehen nichts. Dabei sehen wir ihr ganzes Vermögen! Die Frauen haben nämlich das Gold nicht am Hals, nein sie haben alle viele Goldzähne!

 

Da ich im Auto bin und einen Mürbeteig für den Zwetschgenkuchen mache, bitte ich sie ins Auto, damit sie sich alles anschauen kann. Sie ist begeistert, macht den „Drücketest“ bei der Matratze und stimmt mir dann zu, dass die Matratze super ist. Sie merkt sogar, dass wir fliessendes Wasser haben. Zum Glück findet sie nicht heraus dass wir auch eine Dusche mit Toilette haben. Schlussendlich gibt sie uns die abgelesenen Brombeeren. Das Mädchen bringt uns noch 2kg Granatäpfel und später kommt der Junge noch vorbei und bringt uns 5 Eier! So sind wir für die nächsten Tage ausgerüstet! Heute ist ein spezieller Tag. Wir haben so viele Früchte und auch Gemüse erhalten und können unmöglich alles essen bevor es verdirbt. So muss ich noch die restlichen Zwetschgen verwerten und mache deshalb noch drei Gläser Konfitüre.

 

Nach einer erholsamen Nacht nieselt es am morgen ganz kurz, doch dann wird es wieder wärmer. Wir fahren weiter gegen Westen auf einer sehr schlechten Strasse, aber keiner Baustelle. Schlussendlich landen wir am grössten Stausee von Aserbeidschan und finden ein herrliches Plätzchen direkt am See. Vor uns der See und auf der anderen Seit die kahlen Berge. Von hier aus wird der grösste Fluss Aserbeidschans, der Kür, in Kanäle geleitet, die das weite trockene Land bewässern für die Landwirtschaft. Auch hier treffen wir wieder auf freundliche Aserbeidschaner die uns gleich zum Tee einladen und vor allem das schönste Plätzchen frei machen, extra für uns! Wir backen Brot, schreiben Website und lesen auf diesem herrlichen Flecken Erde!

 

Nach dem Nachtessen machen wir es uns gemütlich und wollen lesen. Da kommt der Besitzer und bittet uns mit ihm Fisch zu essen. Ich bin mehr als satt von unserem Nachtessen und kann mir nicht vorstellen noch Fisch zu essen. Dazu kommt, dass ich Fisch nicht besonders liebe. Aber es ist nicht möglich abzulehnen. Wir bestaunen die kleinen Fische die im schwimmenden abgestandenen Oel braten. Beat und ich beschliessen langsam und gemeinsam aus einem Teller zu essen, sodass wir von den 5 Fischen nicht zuviel essen müssen. Zu unserem erstaunen ist der Fisch aber sehr lecker und vor allem gehen die Gräte gut weg. Dazu gibt es Fladenbrot. Ja, und zuletzt natürlich noch den obligatorischen Tee. Wir platzen und hoffen, dass wir trotz vollem Magen schlafen können.

 

Gut ausgeschlafen verabschieden wir uns von unserem Gastgeber und bitten ihn noch die Adresse aufzuschreiben. Wir wollen ihm eine Karte mit ihm und Beat am Fischessen schicken. Er freut sich riesig.

 

Weiter geht es Richtung Westen. In der 2. grössten Stadt, Gäncä, wollen wir parkieren und Internet suchen. Aber das ist aussichtslos. Wiedereinmal keine Wegweiser und nichts. Wir stehen irgendwo und wissen nicht wo. So steige ich aus und bitte einen Polizisten um Hilfe. Er kann mit der Karte nichts anfangen und so erklärt er mir wir sollen hinter ihm nach fahren. Die Polizei führt uns durch die Stadt! Das klappt super und wir bedanken uns herzlich. Das Internet haben wir gestrichen. Lieber möchten wir nochmals in den kleinen Kaukasus von hier. In dieser Gegend waren vor 200 Jahren die Deutschen und es soll hier viel Wein geben. Aber eine riesige Baustelle hindert uns daran. Wir müssen umkehren.

 

Auf der Umfahrungsstrasse fahren wir ca. 20km über eine Baustelle. Da die Strasse kaum befahren ist, wissen wir einmal nicht weiter. Die Baustellen hier sind riesig. Überlandstrassen oder Einfahrtsstrassen in Städtchen sind mindestens 4-6spurig, dann noch ein Pannenstreifen mit Schotter und dazu nochmals mindestens 1 Meter unbebaut. Die Baustellen sind dutzende von Kilometer lang und man fährt direkt auf der Baustelle trotz den grossen Maschinen! In den Städtchen wird nicht eine Strasse nach der anderen gemacht, nein, man reisst alle Strassen auf, macht Gräben und die Fahrzeuge schlängeln sich kreuz und quer durch die Baustellen und die Bauarbeiter! Unglaubliche Situationen gibt es da.

 

Schlussendlich finden wie sogar einen Wegweiser nach Gädabäy. Hier wollen wir nochmals in den kleinen Kaukasus. Es geht einen Pass hoch durch ausgetrocknetes Weideland. Erst auf der Anhöhe wird es grüner und es wird Ackerbau betrieben. Grosse Felder mit Weizen und je höher wir kommen kleinere Felder mit Kartoffeln, Kohl und Sonnenblumen. Besonders gefallen mir die Häuser die wie in Rumänien Zinndächer haben und verzierte Zinnspitzen. Auf dem Rückweg parken wir zum übernachten hoch über dem Tal und haben eine wunderbare Aussicht in die Ebene, auf der wir am nächsten Tag über die Grenze nach Georgien fahren.