________   28. Dezember 2016 - 12. Januar

 ________   12. Januar - 28. Januar 

 ________    28. Januar - 8. Februar


Chos Malal - Santiago


Wie immer fahren wir früh, d.h. um 9.00 Uhr ab und staunen nicht schlecht. Wo sind die umliegenden Berge geblieben? Wir sehen nur Dunst! Später wird uns erzählt, dass die gewaltigen Wald- und Buschbrände in Chile Auswirkungen bis Argentinien haben. Die Winde bringen Rauch und Asche über die Anden und das Resultat sind diese dunstigen Landschaften, die uns bis Mendoza begleiten. Wir fahren durch die unendliche Pampa. Immer wieder tauchen interessante Hügelformationen auf. Leider wird dann die Ruta 40, während ca. 100km zur Rumpelpiste und wir sind froh, dass das Auto noch nicht geputzt ist! Unterwegs übernachten wir in einem Camping Municipal in Malargüe. Dort stellen wir fest, dass unser Kühlschrank nicht mehr funktioniert! Super, das bei gegen 40 Grad!

 

Komischerweise läuft er am nächsten Morgen wieder und wir hoffen, dass das so bleibt. Heute fahren wir in das Skigebiet Las Lenas hoch. Die Strasse ist übersäht mit riesigen Löchern. Man sagt uns, dass Las Lenas die wichtigste Skistation in Argentinien ist, und das mit einer solchen Zufahrt! Auch die Schweizer Nationalmannschaft trainiert hier jedes Jahr und in den 80er Jahren gab es hier Weltcuprennen. Nach einer Stunde erreichen wir den Ort und sind eigentlich positiv überrascht. Es ist Sommer, halt nichts los, aber man kann sich sehr wohl vorstellen, dass die Sessel- und Skilifte mit den Hotels im Winter einen guten Skiort abgeben. Heute werden die Wiesen wie verrückt gewässert damit sie schön grün sind, denn auch hier auf 2000m ist es heiss und trocken.

 

Zurück auf der Ruta 40 gibt es nach weiteren 100km Fahrt einen Abstecher ins Valle Atuel, ein Canon, also eine Schlucht. Traumhaft! Langsam fahren wir die Schotterstrasse durch den Canon und nach jeder Kurve ist eine neue wunderbare Landschaft zu bewundern. Schade, dass der Fluss teilweise trocken gelegt ist. Er wird an drei Stellen zur Stromproduktion gestaut und Restwassermengen kennt man in Argentinien nicht. Schlussendlich führt uns die Piste wieder hoch auf ein Plateau und nach einigen Kilometern an einen riesigen Stausee. Wir staunen nicht schlecht. Touristen lassen sich per Boot auf die andere Seite des Sees fahren um auf riesigen Sanddünen zu Sonnenbaden. Das Wasser ist zum Baden (für uns) zu kalt. Aber es wird Wasserski gefahren und Boote kurven auf dem See herum. Dementsprechend ist am Ende des Sees der Parkplatz zu klein und es herrscht ein fürchterliches Gedränge. Wir sind froh gut zwischen den geparkten Autos durchzukommen. Aber oh Schreck, jetzt sind wir im Touristenstrom. Es ist Ferienzeit, Wochenende und ganz Argentinien ist hier! Unglaublich viele Leute raften auf dem reissenden Fluss mit Schlauchbooten oder Ringen oder sind am campen und grillen. Überall stehen Autos, man muss sich den Weg auf der Strasse suchen. Wir fahren noch ein gutes Stück weiter, denn eigentlich wollen wir hier übernachten. Schlussendlich finden wir ein etwas ruhigeres Plätzchen. Die unmittelbaren Nachbarn haben zwar ein grosses Gelage, fahren aber abends nach Hause, da sie keine Zelte dabeihaben. Super für uns. Weiter vorne sind aber junge Leute, die bis morgens um 3.00 Uhr trommeln. Wir haben aber einen guten Schlaf und schlafen trotz offenen Fenstern.

 

Weil unser Kühlschrank nicht funktioniert kaufen wir unterwegs Eis um unsere Lebensmittel und vor allem das Bier und den Weisswein zu kühlen. So fahren wir nach Mendoza zum Camping Suizo. Hier verspricht uns der englischsprechende Arbeiter, dass am nächsten Morgen ein Elektriker kommt und sich unseren Kühlschrank anschaut. Beat baut ihn aus, entweder der Motor oder der Temperaturfühler ist defekt. Ob man das hier erhält ist fraglich. Jedenfalls nimmt der Elektriker den Kühlschrank mit und wir werden sehen.



Unterdessen habe ich auch die Bodega „Ojo de Agua“ von Dieter Meier, dem bekannten Musiker, Unternehmer und Künstler, angeschrieben um einen Termin für eine Führung und ein Essen zu vereinbaren. Gleichzeitig habe ich ihnen mitgeteilt, dass wir gerne einige Informationen über den Weinbau und die Rinderzucht hätten, da wir einen Zeitungsartikel schreiben. Sofort kam die Antwort. Wenn wir am 1. Februar kämen, wäre Dieter Meier persönlich zugegen und wir könnten sicher mit ihm reden! Wow! So geil! Ich mache mich im Internet schlau, damit ich dann einige Fragen bereit habe. Wir sind richtig gespannt was uns morgen erwartet!

 

Hier ein Ausschnitt aus dem Zeitungsartikel:

Geboren 1945 als Sohn eines vermögenden Bankers begann Dieter Meier ein Jurastudium und verfiel dem Pokerspiel. Nach drei Jahren besiegte er diese Sucht, brach das Studium ab und begann seine künstlerische Laufbahn in der Fotografie und Musik, sowie als Autor von Drehbüchern, einem Kinderbuch und seiner eigenen Biografie „Out of chaos“. 1976 lernt er Boris Blank kennen und gründet die Band „Yello“. Als Pioniere der elektronischen Popmusik verkauften sie mehr als 12 Mio. Tonträger und sie wurden international bekannt.

 

Der Besuch eines Freundes in Argentinien der eine riesige Estanzia besitzt, beeindruckte Dieter Meier so stark, dass er beschloss Land zu kaufen. Als Unternehmer besitzt er heute mehrere Estanzien. 10`000 Rinder, deren Fleisch auch in die Schweiz geliefert wird, eine Nussplantage die mit Hilfe der HTL Winterthur mit Solarenergie bewässert wird und verschiedene Standorte mit Rebflächen.

 

Im kleinen, stielvoll eingerichteten Restaurant, mit einer Terrasse unter einer Pergola, werden wir herzlich von Jaime begrüsst. Während er uns über die Entstehung dieses Weingutes erzählt, taucht plötzlich Dieter Meier auf. Ein Patron, elegant gekleidet, mit seinem legendären Seidentuch und den silbrig glänzenden Lockenhaaren. Wir sind beeindruckt von der Herzlichkeit die er bei unserer Begrüssung und gegenüber seinen Angestellten ausstrahlt. Er interessiert sich für unsere Reise, wir dürfen Fragen stellen, wir fühlen uns, als kennen wir uns schon länger. Als sich dann auch noch der Chefönologe Marcello, ein Künstler in seinem Fach, wie Dieter Meier uns erklärt, dazu gesellt, wechseln wir auf Englisch und setzen uns an einen der alten Tische um gemeinsam Kaffee zu trinken. Während einem angeregten, unterhaltsamen Gespräch erfahren wir auch viel über die schwierige politische Lage in Argentinien und die extreme Inflation 2016 von ca. 40%. Nach einer Stunde entschuldigt er sich, denn er hat heute eine Filmcrew auf der Bodega und muss arbeiten.

 

Während der Führung erfahren wir, dass die Reben einzeln mit dem Schmelzwasser der nahen Anden bewässert werden und fast nie mit Feuchtigkeit in Verbindung kommen. Damit entfällt das Spritzen von Chemie und der Wein kann als Bio verkauft werden. Im April werden die Trauben auf den 140ha von Hand gelesen und in den Edelstahltanks vergoren. Daraus entsteht dann vor Allem der Malbec unter dem Namen „Puro“. Einige Weine werden im Barrique ausgebaut. 2,2 Mio Flaschen werden jährlich abgefüllt und dabei sind die wenigsten Produktionsschritte mechanisiert. Fast alles ist Handarbeit, wir kommen aus dem Staunen nicht heraus!

 

Nach einem köstlichen Mittagessen mit viel Fleisch, geniessen wir die gemütliche Stimmung vor der Andenkulisse und dem kleinen angelegten See. Nachdem Dieter Meier seine Siesta beendet hat, kommt er nochmals bei uns vorbei um sich zu verabschieden und genehmigt sich mit Beat noch einen „Vielle Williams“, den wir aus der Schweiz mitgenommen haben.

Dabei erzählt er uns von seinem neusten Projekt.

 

Noch dieses Jahr wird in der Schweiz eine Fabrik zur Schokoladeherstellung „Ojo de Cacao“ erstellt. Die Produktion ist ausgereift und revolutionär, denn die Kakaobohnen werden nicht geröstet, sondern mit Wasser in einem Kaltverfahren vermahlen. Dies ergibt eine Schokolade mit hohem Kakaogehalt und weniger Bitterstoffen und Zucker. Die Kakaobohnen kommen selbstverständlich aus einem eigenen Betrieb in Costa Rica.“



Das war für uns ein absolutes Highlight! Doch leider holt uns die Gegenwart bald ein, denn am Abend bekommen wir unseren Kühlschrank unrepariert zurück. Die Argentinier kennen für ihre Womo`s nur 220Volt, wir haben aber einen 12V Kühlschrank. So werden wir bis Santiago Eiswürfel in den Kühlschrank legen. Das funktioniert super, sogar das Bier und der Weisswein sind kalt! In Santiago gibt es eine Dometicvertretung und eine Firma die Fahrzeuge mit Tischerkabinen vermietet. Dort kann uns hoffentlich geholfen werden.  

 

Noch eine Nacht wollen wir im Zentrum von Mendoza auf einem Parkplatz übernachten um uns die Stadt anzusehen. Nicht ganz einfach einen passenden Parkplatz zu finden, aber wir schaffen auch das und erhalten sogar Strom! Mendoza ist eine „Gartenstadt“, alle Strassen sind eingegrenzt mit Bäumen und es fliesst überall am Strassenrand, teilweise unter den Fussgängerwegen, Wasser um die Bäume zu bewässern. Es ist heiss und so entschliessen wir uns eine Stadtrundfahrt zu machen.

 

Dann aber wollen wir weiter auf einer Nebenstrasse, der Ruta 52 in die Berge nach Uspallata. Was für eine tolle Strecke! 365 Kurven auf Schotterpiste geht es steil die Bergwand hoch! Unglaublich! Schade, dass das Wetter immer schlechter wird und wir schlussendlich im Nebel fahren. Gespenstisch ist es, die Kurven, der Nebel und nie weiss man ob ein Auto entgegenkommt. Die Piste ist nicht sehr breit. Auf dem Hochplateau verzieht sich dann der Nebel langsam und wir fahren wenige Kurven runter nach Uspallata, sehen uns noch eine alte spanische Gold- und Silberschmelze an und fahren zu den Bergen mit den 7 Farben. Schon öfters haben wir die farbigen Felsen in Argentinien bewundert. Unglaublich wie auf engstem Raum die Felsen weiss, gelb, grün, rot usw. sind. Uns gefallen diese „Gebilde“ sehr und wir können uns manchmal kaum satt sehen.

 

Auf dem Camping Municipal verstecken wir uns hinter dem Sanitärhaus, denn es findet ein Rodeo statt und hinter dem Camping haben sie eine riesige Freilichtbühne mit 1000 Sitzplätzen aufgestellt. Da muss ja nachts was los sein! Zuerst aber gehen wir zu Fuss zum Rodeo und amüsieren uns köstlich. Natürlich verstehen wir die Spielregeln nicht immer, wenn die Reiter um Fässer reiten müssen und galoppieren. Immer wieder gibt es Fehlstarts, denn die Pferde sind hypernervös. Später werden dann auch uneingerittene Pferde geritten und die Gauchos versuchen sich solange wie möglich im Sattel zu halten. Interessant sind die Kinder, die bereits in ihren Gauchohosen und Mützen auf den Pferden sitzen. Ob sie wohl auf den Pferden geboren werden? So sieht es fast aus!



Die Nacht ist dann weniger ruhig. Die Musik extrem laut und eine argentinische Freinacht dauert bis 06.00 Uhr! Obwohl wir wenig geschlafen haben, wollen wir heute durch das Valle de Callingasta, einer riesigen Hochebene zwischen zwei Andenketten, weiter fahren. Hier ist die Windgeschwindigkeit im Frühjahr und Sommer gross genug, dass die Wind-Cart-Segler ihren Spass haben und hier trainieren. Später fahren wir dem Rio San Juan entlang durch „Obstlandschaften“. Auf der Fahrt zur Ruta 40 ist die Szenerie wieder ganz anders. Dutzende Kilometer fahren wir durch eine Mondlandschaft. Die Berge sind kahl, schwärzlich gefärbt und da es vor kurzem stark geregnet hat sich der Fluss in ein reissendes braunes Bachbett verwandelt. Überall wurde das angeschwemmten Geröll von der Strasse geschoben. Eine unwirkliche Gegend.

 

Auf der Ruta 40 übernachten wir sehr ruhig an einer Tankstelle und fahren anschliessend zurück nach Mendoza. Hier wollen wir nochmals auf den „Cerro de la Gloria“ fahren um das riesige Freiheitsdenkmal zu bewundern bevor wir am Nachmittag am Stausee auf der Ruta 7 Richtung Chile übernachten. Jetzt ist das Wetter klar, und wir sehen zum ersten Mal den höchsten Berg Argentiniens, der Aconcagua (6960m) und übernachten am See.

 

Die Fahrt Richtung Chile ist wieder wunderbar. Uns gefallen die Anden, die farbigen, teilweise mit wenig Schnee bedeckten Berge. Hochinteressant ist die Puente del Inca. Die Brücke ist das südlichste Zeugnis des Inkareiches. Heisses Wasser kommt aus dem Berg und die Ablagerungen ergeben die farbigen Felsen. Wir übernachten anschliessend vor dem Sessellift im Skidorf Penitentes und wollen am nächsten Tag über den Pass.