09. Oktober

 

bis

 

21. Oktober

 

 

2021



Südwärts Richtung Hermanus durchqueren wir riesige Wein- und Obstplantagen. Dazwischen liegen immer wieder kleinere und grössere Staudämme. Der Verkehr vor Hermanus nimmt dann zu und wir sind froh sofort einen Campingplatz zu finden. Er liegt direkt am Meer, hat viele Bäume und ist riesig. Es überrascht uns, dass doch ca. 1/3 des Platzes belegt ist. Aber es sind die letzten Ferientage in Südafrika und so erleben wir den Platz am letzten Tag dann praktisch leer! 

 

Wir wollen zuerst den Klippenweg dem Meer entlang laufen in der Hoffnung von hier Wale zu sehen. Der Ort selber ist sehr touristisch, ein Restaurant und ein Souvenirladen nach dem anderen. Wir machen uns bei Sonnenschein und aufgelockerter Bewölkung auf den Weg, bestaunen die Kunstwerke am Wegesrand und werfen immer wieder einen Blick über die Felsen auf das Meer. Herrlich zwischen den niedrigen Büschen, den Blumen und Felsen zu laufen. Nach über einer Stunde dann ein Platzregen, aber keine Wale! Wir drehen um, denn es wird kalt und wir haben natürlich keinen Regenschutz dabei! Zurück im Auto sind wir pudelnass und froh, dass wir trockene Kleider anziehen können. In der Zwischenzeit regnet es nicht mehr, aber ist merklich kälter geworden. 

 

Wir fahren zum neuen Hafen um eine Waltour für übermorgen zu buchen. Dann sollte das Wetter besser sein. Neben dem Buchungsoffice geniessen wir im Restaurant dann noch einen Fisch, bevor wir wieder auf den Campingplatz fahren.

 

Zum Glück ist heute das Wetter ein wenig besser. So fahren wir nach Gansbay zum Leuchtturm Danger Point. Leider gelangt man nicht bis zum Leuchtturm, denn es ist Privatgelände und eingezäunt. So laufen wir ein wenig der Küste entlang, und bestaunen die grösseren und kleineren Ferienhäuser am Meer. Von hier aus könnte man auch Sharkdiving (im Käfig bei den weissen Haien) machen, aber das ist definitiv nichts für uns! So fahren wir die etwas mühsame Strecke (es wird gebaut und hat einige Lichtsignale mit Einbahnverkehr) zurück. 

 

Es erwartet uns ein Prachtstag für die Waltour! Kaum Wolken und kein Wind! Bevor wir unseren Katamaran betreten können erhalten wir noch viele Informationen über den Southern Right Wal. Es ist der gleiche Wal den wir bereits in Valdes in Südamerika erlebt haben. Das war ein riesiges Highlight damals! Das Boot ist höchstens zur Hälfte besetzt und alle tragen Masken, erhalten ein Desinfektionsfläschchen für die Hände sowie Trinkwasser.  Schon nach 10 Minuten treffen wir auf grosse Tümmler. Mindestens 200 Delfine springen und schwimmen um unser Boot! Später dann die Wale! Wir sehen mindestens zwei Dutzend Walmütter mit ihren Babys, teilweise sind sie sogar zu dritt. Unglaublich diese grossen Wale! Und immer wieder tauchen neue Wale mit Babys auf. Wir verbringen über zwei Stunden hier vor einer Sandküste im Naturschutzgebiet.  Es ist einfach fantastisch! 

 

Am nächsten Tag geht es landeinwärts. Obst-, Wein- und Getreideplantagen begleiten uns bis zum Buffeljagsriverdam. Hier wollen wir auf ein Camp an einem Damm. Der Weg ist schlecht markiert und so fragen wir einen Südafrikaner ob wir richtig sind. Er ist hell begeistert von uns und lädt uns gleich ein bei ihm direkt am Damm zu übernachten. Maurus betreut diesen Damm von dem aus die umliegenden Felder bewässert werden. So stehen wir auf einer grünen Wiese unter Bäumen am Damm und geniessen einen sonnigen Tag. Maurus erzählt uns viel über Südafrika und gibt uns viele Typs. Seine Frau wäscht uns sogar die Bettwäsche. Herzlichen Dank! Wir haben Zeit in aller Ruhe unsere Weiterreise zu planen und verschiedene Varianten auszudenken. Das müssen wir, denn das Wetter ist wie im April! Mal 30 Grad, dann wieder 15 Grad mit stürmischem Wind am Meer. Und wir wollen ja nochmals an die Westküste und Kapstadt liegt auch am Meer. 



Bei schlechtem Wetter fahren wir über den Tradouwspass. 300 Meter geht es hoch, für uns eher eine Schlucht, aber wunderschön! So kommen wir auf die Route 62 und freuen uns, dass es nicht mehr regnet. Die Wolken hängen am Gebirge und wir fahren durch Obstplantagen bis Montagu und da wieder südwärts über den Kogmansklof Pass (400m), eine wunderschöne Schlucht, wieder südwärts. Nun sind wir in einem riesigen Weinland. Überall könnte man Wein probieren und essen usw. Wir aber wollen nach Stellenbosch. Kurz vorher machen wir noch einen Abstecher über eine «Passstrasse», den Toitslopf Pass. Es gibt zwar einen Tunnel, da muss man bezahlen und sieht nichts! Wir sehen auch nicht viel, denn es beginnt wieder zu regen und ist neblig. Aber dazwischen entdecken wir riesige Wasserfälle. Hier wollen wir auf jeden Fall nochmals bei schönerem Wetter durchfahren! Kurz vor Stellenbosch liegt dann unser Camping, herrlich inmitten von Bergen in einer grüner Wiese. 

 

Das Wetter bleibt sehr unbeständig und es regnet immer wieder und ist kalt. Deshalb besuchen wir das Automuseum in Franschhoek. Der Einlass ist dann schwieriger. Man muss sich telefonisch oder per Internet anmelden! So telefonieren wir vor Ort und erhalten Einlass nachdem Fieber gemessen wurde und die Hände desinfiziert sind. In vier ehemaligen Scheunen (Barns) stehen sie da die wertvollen Autos! Sogar für mich interessant! Da wir auf der Hinfahrt noch im Weingut Boschendal für den Mittag einen Tisch reserviert haben, bleibt uns noch Zeit ins Weinlanddorf Franschoek zu fahren. Aber für uns hat es hier zu viele Touristen und wir kaufen nur noch Gemüse ein im Pick`n Pay. Zum ersten Mal wird vor dem Laden auch Fieber gemessen und natürlich wie immer die Hände und der Wagen desinfiziert. 

 

Endlich können wir im Weingut essen gehen. Wieder Fieber messen, heute das dritte Mal, Hände desinfizieren und dann natürlich immer mit Maske ins Restaurant. Wie bei uns sind die Tische mit Abstand und man kann sitzend ohne Maske alles geniessen. Vor uns die Terrasse und dahinter der riesige Gemüse- und Kräutergarten. Das Essen und der Wein sind hervorragend, für mich aber war das Dessert dann die Spitze!

 

Zurück auf dem Campingplatz regnet es immer wieder, aber wir sitzen ja im trockenen und versuchen mühsam mit dem langsamen Internet die Homepage zu machen. Bilder hochzuladen braucht Nerven! Manchmal schaffe ich gerade mal vier Bilder in einer Stunde! So brauche ich noch einen weiteren Tag um die Homepage fertig zu machen. Aber das Wetter ist ja schrecklich, sodass es keine Rolle spielt. Wir entschliessen uns noch einen weiteren Tag abzuwarten bevor es an die Küste geht. Damit wir ein bisschen Bewegung haben fahren wir nach Stellenbosch und flanieren durch die Stadt.

 

Endlich, das Wetter wird besser und bei strahlendem Sonnenschein fahren wir los. Zuerst nochmals über den Toitslopfpass bei stahlblauem Himmel! Richtig schön, ist es hier! Dann durch eine Weinlandebene mit riesigen Rebenplantagen.  Heute ist ein richtiger Fahrtag. Je näher wir der Küste kommen umso mehr riesige Getreidefelder begleiten uns. Endlich in Velddrif am Meer angekommen werden wir von hunderten Zwergflamingos überrascht die am Fluss in der Einmündung zum Meer leben. Die Suche nach einem Campingplatz ist dann schwieriger, bis wir endlich direkt am Fluss einen schönen Platz finden. Plötzlich hören wir ein dumpfes Motorenbrummen und staunen nicht schlecht! Auf der anderen Seite des Flusses fährt ein Zug vorbei. Uns wird erklärt, dass dies der längste Güterzug der Welt sei. Die «Ore Export Line». Acht Lokomotiven ziehen und stossen 348 Güterwagen mit je 100t Eisenerz. Der Zug ist 3780m lang und wiegt über 40`000t. Unglaublich! Die Bahnstrecke ist 840km lang und elektrifiziert!



Wir bleiben nur eine Nacht und wollen die West Coast Halbinsel umrunden. Vorbei an vielen Fischereifabriken und Fischerhäfen sowie Ferienorten. Hier landete 1497 Vasco da Gama, der portugiesische Seefahrer und Entdecker des Seeweges nach Indien, in Südafrika. Plötzlich hört die Strasse dann auf und es führt nur noch eine Piste dem Meer entlang nach Padre Nostre einem Feriendorf. Wir fragen ob diese Piste für uns befahrbar sei. Kein Problem meint der Strassenarbeiter. Und so fahren wir los. Das Reservat mit der wunderbaren Blumenpracht hoch oben über den Cliffs gefällt uns sehr. Zum Glück haben wir keinen Gegenverkehr, denn die Piste ist so breit wie unser Auto. Dann kommt ein steiler Abschnitt hin unter zum Meer mit viel Sand. Wir steigen aus und begutachten die zwei Pisten, sodass wir die bessere befahren können. Kein Problem, alles geht gut! Und dann plötzlich ein lauter Knall! Es ist ein Stabilisator der gebrochen ist, kennen wir doch! Trotzdem können wir weiterfahren bis Padre Nostre. Dieses Städtchen könnte auch in Italien oder Spanien sein! Alles weisse Häuser und ein traumhafter Strand. Nur das Wasser, es ist eisigkalt und wird im Sommer nicht viel wärmer!

 

Von hier fahren wir in den Cape Columbine Nationalpark und finden wieder traumhafte kleine Beachbuchten. Man könnte hier auch campen. Aber alle die wir getroffen haben warnen uns vor Überfällen. Da wir hier ganz alleine unterwegs sind, ist eine Übernachtung für uns nicht möglich. So fahren wir noch bis Langebaan und sehen unterwegs von Weitem den grössten Schiffshafen Südafrikas für Eisenerz. Bis hierher fahren die Züge die wir in Velddrif gesehen haben. 

 

Langebaan ist der Ausgangspunkt für einen Tag im West Coast Nationalpark. Doch zuerst fahren wir noch zu einer Werkstatt, denn Beat kann den Stabilisator nicht selber wechseln denn uns fehlt das passende Werkzeug. Stabilisatoren haben wir immer als Reserve dabei, denn je nach Pistenzustand ist das für uns Verschleissmaterial. Schnell ist der Stabilisator gewechselt und gleich ein neuer bestellt den wir am Abend abholen können. Der Nationalpark ist sehr schön, besonders die Birdhides (verdeckte Vogelbeobachtungsunterstände). Hier sehen wir wieder einmal viele Vögel, auch solche die wir noch nie gesehen haben!

 

Nun ist es aber Zeit für Kapstadt. Leider sind die Wetterprognosen wieder schlecht, aber wir versuchen es trotzdem! Unterwegs besuchen wir noch den Fossilpark. Welche Überraschung! Während einer Führung erfahren wir, dass in dieser stillgelegten Phosphatmine Fossilien entdeckt wurden die ca. fünf Mio. Jahre alt sind. Damals stand das Land hier 90m unter Wasser und die toten Tiere wurden im Sand gut konserviert. Es sind Tiere die heute ausgestorben sind, z.B. Vorfahren der Giraffen. Erstaunlich wie die Skelettteile hier ausgegraben und liegen gelassen wurden. Damit sieht man, wie viele Tiere an einem Ort verendet oder von anderen Tieren gerissen worden sind. 

 

In Darling halten wir dann noch beim Evita Peron Museum. Wir müssen uns zuerst zurechtfinden und ein wenig «googeln». Der in Südafrika berühmte Schauspieler Pieter Dirk Uys kreierte diese Evita in Anlehnung der Evita Peron in Argentinien. Mit dieser Bühnenfigur konnte er auf der Bühne alles sagen bezüglich Apartheit was man sonst nicht aussprechen durfte. Er hatte riesigen Erfolg. Da ihm das Städtchen Darling gefiel, kaufte er sich ein Haus und wohnte hier. Zudem kaufte er den alten Bahnhof um all seine Sammlungsstücke auszustellen. Vor allem Gegenstände der damaligen Apartheit. Ein geschichtsträchtiger, spezieller Ort.