13. – 20. Oktober Esfahan – Teheran



Voller Tatendrang fahren wir ab und freuen uns, dass die Strassen fast leer sind. Es ist Opferfest, die meisten Leute haben frei und sind noch nicht unterwegs. Wir fahren nordwärts, aber nicht auf der Hauptstrasse. Richtung Kavirwüste nach Ardestan geht die Reise, vorbei an Viehmärkten und durch landwirtschaftliche aber auch wüstenhafte Gegenden. In Ardestan machen wir Rast und wollen uns die Qanaten anschauen. Leider sind sie geschlossen. Es ist erstaunlich wie in den Dörfern und kleineren Städten neu gebaut wird und die alten Häuser daneben einfach verfallen. Es wird erst abgeräumt wenn an diesem Ort wieder gebaut wird. Leider sind dann die verfallenen Häuser auch Entsorgungsstationen für Abfall und Bauschutt, und das mitten in der Stadt oder dem Dorf. Das Problem Abfall begleitet uns seit Kasachstan. Schade um die schöne Natur! Vor allem die Plastikbeutel sind eine Plage. Beim Einkaufen wird alles und jedes in Plastikbeutel gepackt und so gehen wir nach unsern kleinen Einkäufen jeweils mit 4-5 Plastikstüten aus dem Laden! Ich brauche sie dann jeweils als Abfallsack im Auto. Das Problem ist dann, jeden Tag einen Abfallkorb oder Container zu finden, wo wir unseren Abfall entsorgen können!

 

Beobachtet haben wir, dass ein Iraner über die Strasse geht und im grünen Park das Bonbonpapier auf dem Rasen entsorgt! Manchmal hat es dann Putzmänner die den Abfall auflesen, meistens wird er einfach vom Winde verweht!

 

Wir weiter zu einem speziellen Dorf in den Bergen. Es geht durch wunderbare Landschaften stetig bergauf bis wir auf ca. 2000m sind. Hier In Abyaneh müssen wir vor dem Dorf Eintritt bezahlen. Die Einwohner die auch nach der Islamisierung der Lehre Zarathustras treu blieben, sprechen noch heute einen eigenen Dialekt. Die Frauen tragen auch keinen Tschador sondern bunte Kleider mit einem riesigen geblümten Kopftuch. Die Häuser winden sich den Berg hinauf. Viele der Lehmhäuser werden restauriert, trotzdem verfallen leider viele. Oberhalb des Dorfes fliesst ein Bach und da treffen wir viele Iraner die hier Picknicken. Teppiche sind ausgelegt und die ganze Grossfamilie, ausgerüstet mit Grill und vielen Esswaren, sitzt am Boden und isst. Wir werden natürlich wieder überall angesprochen und es gibt einiges zu lachen.

 

Da es Nachmittag ist, entschliessen wir uns unterhalb des Hotels beim Dorfeingang zu übernachten. Jeder der an uns vorbeifährt verlangsamt oder hält sogar an und bringt uns etwas zum essen!

 

In der Nacht ist es dann ruhig. Wir schlafen so fest, wir merken nicht, dass „Töfflibuebe“ vor unserem Auto Kreise gedreht haben! Am Morgen wundern wir uns dann über die Spuren!

 

Wir wollen weiter nach Kashan. Dabei geht es an vielen Fliegerabwehr- und Lenkwaffenstellungen mit ihren Radaranlagen vorbei. Wir fühlen uns fast wie im Krieg. Aber wir passieren die viel diskutierte Atomaufbereitungsanlage der Iraner. Ein ungutes Gefühl!

 

In Kashan möchten wir mitten in der Stadt bei einem traditionellen Hotel auf dem Parkplatz übernachten. Leider gibt es da keinen geeigneten Parkplatz. So enscheiden wir uns zum „Persian Garden“ Weltkulturerbe, zu fahren und auf dem Parkplatz zu übernachten. Uns gefällt es und da hierher nur eine Stichstrasse führt hoffen wir, dass abends wie gewohnt ab ca. 23 Uhr Ruhe einkehrt. Aber nein, einige Iraner stehen um unser Auto und machen einen schrecklichen Lärm. Um 1.30 Uhr verleidet es uns, wir brechen auf und fahren einen Kilometer zu einem Hotelparkplatz wo wir ruhig schlafen können.

 

Heute wollen wir Kashan anschauen und fahren mit dem Auto früh in die Stadt um die Bürgerhäuser aus dem 19 Jh. anzuschauen. Super! Das erste Haus hat uns nicht so gefallen, das zweite war dafür extrem schön. Die grossen Häuser haben immer in sich geschlossene Gärten und die Räume enthalten viele Stuckaturen und teilweise sieht man noch die Malereien.

 

Jetzt zieht es uns aber wieder in das Zagrosgebirge. Es wird kühler und nachts sinken die Temperaturen unter 10 Grad. Am Tag ist es aber herrlich mit bis zu 25 Grad! In Meymeh machen wir Feierabend und finden neben einem Park einen Platz direkt neben einer Hausmauer und hinter einem Baum. Es windet stark und abends erleben wir einige Regentropfen. Das erste Mal seit 2 Monaten! Wir geniessen den Abend bis es plötzlich an der Türe klopft. Ein Iraner der sehr gut englisch spricht, er arbeitet in der Petrochemie als Ingenieur, kommt vorbei und fragt ob wir Probleme hätten. Er bringt uns Trauben und gibt uns sein Passwort für Wifi! Super, so können wir mit Vanessa die heute Geburtstag hat noch skypen. Natürlich werden wir auch wieder zum Essen eingeladen. Wir haben aber schon gegessen und so bedanken wir uns vor allem auch für das Passwort! Eine halbe Stunde später klopft es wieder. Der nette Nachbar steht schon wieder da, entschuldigt sich und bringt uns Fisch mit Tomaten und grünem Salat. Dies sei von seiner Mutter! Wir bedanken uns herzlich und verstauen alles im Kühlschrank, morgen gibt es ein leckeres Nachtessen! Eine weitere halbe Stunde später klopft es wieder. Der Mann hat Sorgen, wir haben ja keine Toilette und kein Wasser! Wir zeigen ihm in unserem Auto die Toilette und die Dusche und so ist er beruhigt und auch wir haben endlich Feierabend.

 

Am Morgen müssen wir dann noch die Schüssel zurückbringen. Der Mann musste notfallmässig arbeiten gehen und so übergibt uns die Mutter einen kurzen Brief. Wir schreiben zurück und bedanken uns nochmals herzlich für die vielen guten Dinge.

 

Weiter geht die Fahrt durch die Hochebene Richtung Arak. Hier gibt es mehr Wasser und sehr viel Landwirtschaft. Am Mittag sind wir in Khomeyn und besuchen das Geburtshaus von Ayatollah Khomeini. Es wir restauriert und wir dürfen einfach so hineinspazieren. Ein Arbeiter gibt uns dann eine Broschüre in Englisch. Später kommt ein „Chef“ vorbei und versucht uns in gebrochenem Englisch die Nutzung der verschiedenen Räume zu erklären. Vor allem ist er stolz auf die Bilder von Khomeini im Museum, die ihn zeigen als er als Revolutionsführer nach Teheran zurück kam. Schlussendlich werden wir noch zum Tee eingeladen und dürfen in einem besonders schönen Gästebuch unseren Besuch festhalten. Ein Foto vor dem Haus darf auch nicht fehlen.

Nach einem kurzen Besuch im Bazar kaufen wir noch Früchte und Gemüse ein für die Weiterfahrt. Früh treffen wir in Arak ein und entscheiden uns bei einem Park zu übernachten, obwohl es erst Nachmittag ist. Wir wollen noch lesen und schreiben. So habe ich auch Zeit mit jungen Iranerinnen, die leider nicht gut Englisch sprechen, zu reden. Bald fällt uns auf, dass die Knaben in dieser Gegend sehr aufsässig sind. Wir möchten ihnen klar machen, dass das Auto nicht berührt werden soll, dass man dafür zwei Augen hat. Alte Frauen setzen sich hinter unserem Auto auf das Parkmäuerchen und siehe da, die Knaben verschwinden. Kaum sind die Frauen am Abend weg, sind die Jungen wieder da. Manche kommen auch mit ihren Motorrädern und fahren sehr nahe an unserem Auto vorbei. Sollen wir wegfahren oder nicht? Wir entscheiden zu bleiben, denn irgendwann finden sie es vermutlich nicht mehr so lustig. Bei Dunkelheit schliessen wir dann die Türe und Fenster. Da schiesst doch ein Junge einen Apfel an unser Auto! Es nervt! Zwei Iraner entschuldigen sich für die Knaben und schimpfen mit ihnen. Kurze Zeit später klopft es an die Tür und die Polizei steht da. Sie bittet uns hinter dem Polizeiauto herzufahren. So räumen wir auf und fahren auf einer Umfahrungsstrasse rund um Arak hinter dem blinkenden Polizeiauto her. Mitten in einem riesigen Kreisel sehen wir Zelte. Na ja, hier ist also der Camping der Iraner! Den haben wir bei unserer Ankunft nicht gesehen. Die Polizei wünscht uns eine gute Nacht und wir stellen uns da zwischen die Zelte. Nach 5 Minuten kommt die Security, klopft an die Tür und fragt ob alles in Ordnung sei und wünscht uns eine gute Nacht! Wir schlafen sehr gut, obwohl der Strassenlärm und die Huperei auf dem Kreisel die ganze Nacht andauert!

 

Heute geht es nach Qom am Rande der Kavirwüste. Millionen von Pilgern kommen jedes Jahr hierher um das Grab von Fatimeh, die Tochter des siebten Imams zu besuchen. Wir wollen im Zentrum bei einem Hotel auf dem Parkplatz übernachten. Diese Adressen haben wir jeweils aus dem Internet. Da in Iran aber sehr viel gebaut wird, verändert sich auch viele Dinge. So müssen wir feststellen, dass das Hotel kaum noch Parkplätze hat. Es beginnt in Strömen zu regnen und die Lust hier auszusteigen sinkt. Wir entschliessen uns direkt nach Teheran zu fahren um dort auf dem Campingplatz wieder einmal Rast zu machen. Auf der Hauptstrasse geht es deshalb nordwärts bergauf, bergab. Kurz vor Teheran schwenken wir auf die Autobahn ein,da der Camping von da besser zu erreichen ist. Aber die Geodaten stimmen irgendwie nicht. Wir landen auf einem riesigen Parkplatz ohne Auto, aber mit Verkehr kreuz und quer über den Platz. Wir sind aber am richtigen Ort, beim Mausoleum von Khomeini. Also nochmals einen Versuch auf der anderen Seite der Strasse und siehe da, ich sehe Zelte. Nur den Eingang, den finden wir erst beim zweiten Anlauf nachdem wir die Polizei gefragt haben. Hier stehen wir super und verbringen den ersten Tag mit schreiben, Kühlschrank enteisen, putzen und lesen. Ja, reisen ist manchmal auch mit Arbeit verbunden! Dann suchen wir noch die Metrostation, damit wir am nächsten Tag in die Stadt fahren können und besuchen das Mausoleum von Khomeini nebenan. Ich muss wieder einmal meinen Tschador anziehen. Das Mausoleum besteht aus vielen  Gebäuden und ist seit Jahren im Bau und es wird auch noch Jahre dauern bis es fertig ist. Tragisch ist, dass die ersten Gebäude bereits eine Renovierung nötig hätten!

 

Am zweiten Tag marschieren wir zur Metrostation die etwa 1km entfernt ist und fahren 35 Minuten in einer vollgestopften Metro in die Stadt. Eigentlich hätte ich in die Frauenabteilung einsteigen können, da hat man viel mehr Platz! Aber so ist es auch spannend. Dauernd drängen sich Verkäufer mit den unmöglichsten Gegenständen durch das Gedränge und preisen ihre Ware lautstark an. Die Zeit vergeht wie im Flug! Teheran erleben wir als sehr laute Stadt mit tausenden von Motorrädern und unglaublichem Verkehr. Für Fussgänger noch schlimmer als Bangkok! Man sucht sich den Weg über die Strasse zwischen den Autos und den Motorrädern hindurch! Leider hat das Juwelenmuseum erst am Nachmittag offen. Auf dem Weg zum Golestan Palast spricht uns ein Iraner an, der als Pilot bei einer Frachtairline in Dubai arbeitet und begleitet uns. Leider hat der Palast erst am nächsten Tag offen! So versuchen wir es im grössten Basar in Iran. Unglaublich wieviele Leute, man bekommt fast Platzangst! Wir werden von Teppichhändlern angesprochen aber wir wagen keine Seitengasse zu gehen, denn wie sollen wir hier den Ausgang wieder finden. Zudem ist der Basar wirklich nicht schön, da haben wir viel schönere gesehen. So laufen wir zurück und genehmigen uns ein Kebabsandwich. Ja und dann geht es zurück zum Juwelenmuseum. Unterwegs treffen wir wieder auf den Piloten der uns noch wunderschöne Gebäude in Hinterhöfen zeigt und auch erzählt, dass die grossen Gebäude an denen wir vorbeigehen von den Deutschen während des 2. Weltkrieges gebaut wurden. Der Schah hatte damals gute Beziehungen zu Hitler. Im Juwelenmuseum galt es dann alle Taschen und Rucksack, sogar den Autoschlüssel in ein Schrankfach zu legen und geduldig in der Kolonne anzustehen. Unglaublich was wir an da Edelmetall und Edelsteinen zu sehen bekommen. Nebst der Krone vom Schah, dem Diadem von Farah Diba, war da auch eine Weltkugel gespickt mit wertvollen Steinen.

 

Müde finden wir den Weg zur Metro und fahren nach Hause. Hier treffen wir auf die zweite der Seabridge-Gruppe, die ebenfalls bis Peking gefahren ist. Interessant was für Leute und Fahrzeuge da dabei sind. Wir haben die Möglichkeit mit ihnen am nächsten Tag per Bus in die Stadt zu fahren und den Golestan Palast zu besichtigen.

 

Leider merke ich am Abend dass ich mein Handy in der Stadt in einem Hotel liegen gelassen habe. Der iranische Reiseleiter von Seabridge ruft auf mein Handy an, aber es nimmt niemand ab! Und juhui, einen Augenblick später ruft mein Handy auf Beats Handy zurück. Das Hotelpersonal hat das Handy an der Rezeption abgegeben. So kann ich es am nächsten Tag abholen. So sind die Iraner eben!!!!

 

Mit dem Bus fahren wir in die turbulente Stadt. Am Azadi Monument, dem 45m hohen Wahrzeichen der Stadt das anlässlich der 2500-Jahrfeier der iranischen Monarchie gebaut wurde gibt es einen kleinen Halt. In diesem wunderschönen Park fanden die grossen Demostrationen während der Revolution statt. Weiter geht es zum Golestanpalast. Dieser wurde während der Schahzeit nur für offizielle Empfänge genutzt. Wunderschöne Gebäude und Säle können wir besichtigen. Nach dem Palast kann ich endlich mein Handy abholen und da wir noch Zeit haben (die Gruppe besucht das Juwelenmuseum) können wir im Hotel noch unsere Mails beantworten. Obwohl wir mit dem Bus in der Stadt waren sind wir abends hundemüde. Der Lärm, der Smog, die Leute, einfach unglaublich.

 

Wir wollen einen Tag länger bleiben obwohl das Wetter gekehrt hat und es ab und zu regnet. Im Norden der Stadt wollen wir noch den Schahpalast ansehen und die vielen Villen. Mit der Metro geht es eine Stunde bergauf in den Norden von Teheran. Die Villen liegen alle am Hang und trotzdem sind sie im Smog der Grossstadt. Per Taxi geht es zum Palast und dann wird uns eröffnet, er sei heute geschlossen. Dies obwohl uns die Reiseführerin von gestern bestätigt hat, dass er heute offen ist. Per Taxi fahren wir dann zum letzten Palast den der Schah gebaut hat, dem Niavaran-Palast. Ein edler, einfacher Palast mit viel Charme eingerichtet von Farah Diba. Interessant wie die Kinderzimmer aussehen, noch genau so wie damals als die Familie fliehen musste. Nun noch einkaufen bei strömendem Regen auf dem Basar und dann eine Stunde Metro bis zu unserem Daheim! Hoffentlich ist morgen besseres Wetter, denn in den Bergen hat es geschneit und wir wollen über das Alborzgebirge!