Lima - Grenze Brasilien


____________   12. Februar - 1. März 2018

____________   1. März - 14. März 2018


Bereits um 8.30 Uhr fahren wir aus Lima hinaus und brauchen eine Ewigkeit bis wir die Stadt mit 10 Millionen hinter uns lassen können. Auf der guten Panamericana fahren wir südwärts. Wüste, Wüste, Wüste, ab und zu eine Oase! Alles dem Pazifik entlang. Wie auch Lima, sind alle Dörfer und Städtchen Oasen an den Flüssen, die das Wasser von den Anden bringen. In dieser Jahreszeit regnet es dort und deshalb sind diese Orte sehr grün. Wir haben über 30 Grad und geniessen die Fahrt mit offenen Fenstern. Immer wieder staunen wir, was mit Bewässerung im Sand alles wächst. Von Reis über Mais, Mango über Avocado, Reben etc., alles gedeiht hier. Dann erreichen wir Pisco, die wichtigste Hafenstatt der Region. Der gleichnamige Schnaps Pisco, wird aus den Trauben der nahen Wüstenstadt Ica hergestellt und zusammen mit vielen Agrarprodukten hier verschifft. Auf dem Plaza des Armes, dem Hauptplatz parkieren wir das Auto auf der Suche nach einem „Gemüselädeli“. Doch leider gibt es das hier nicht. Dafür sehen wir die vom Erdbeben im Jahr 2007 beschädigte Kirche. Sie wurde 1687 erbaut und erlebte viele Erdbeben, doch das mit einer Stärke von 8 auf der Richterskala war zu stark. Damals wurden rund 75`000 Häuser zerstört und es gab fast 600 Tote. Die Kirche steht als Mahnmal noch da, und daneben wurde eine neue Kirche erstellt, die nicht so recht in die Gegend passt. Wir übernachten in einer Nachbarsgemeinde bei einem Kitesurf-Treffpunkt, direkt an der Bucht des Nationalparkes Paracas. Vom sandigen Parkplatz aus bestaunen wir die verrückten Kitesurfer, die zu dutzenden in der riesigen fast wellenlosen Bucht bei starkem Wind ihrem Hobby frönen. Abends sind wir dann zusammen mit einem jungen argentinischen Paar in einem alten VW-Bus ganz alleine an der Beach.

 

Der Wind schläft am Abend ein und wir erleben eine ruhige Nacht. Beat meint er hätte Seelöwen gehört während der Nacht. Diese leben im nahen Nationalpark. Die Überraschung ist dann gross als wir die „Fensterläden“ öffnen. Wir sehen Flamingos an unserer windstillen Beach und tausende Vögel. Noch vor dem Frühstück, der Kaffee wird leicht kalt, spazieren wir der Beach entlang und geniessen die einmalige Schönheit dieser Gegend. Wüste, Meer und die Tiere, einfach fantastisch. Zuerst diskutieren wir, ob wir einen Tag länger bleiben wollen. Doch dann entscheiden wir uns, nach Ica ins Landesinnere zu fahren um einen Nissanservice zu machen. Es ist Freitag und vielleicht ist das heute noch möglich.

 

Schon vor Ica sehen wir die riesigen Traubenplantagen. Alles für den Pisco! Die Nissanwerkstätte macht dann tatsächlich noch am gleichen Tag den Service. Und wir staunen. Filter wechseln, Ölwechsel, Räder von hinten nach vorne tauschen, Bremsen kontrollieren etc. kosten Fr. 120.- inkl. Material! Wir können es kaum fassen! Zudem macht der nette Chef noch einen Vermerk auf das Formular mit dem Hinweis, dass wir dieses in Arequipa bei einer Nissanwerkstatt zeigen müssen. Wir verstehen nicht so richtig um was es geht, aber in Arequipa werden wir das dann erledigen.

 

Wir fahren noch 5km weiter nach Huacachina, einer Wüstenoase mit den höchsten Sanddünen in Peru! So heisst es im Reiseführer. Und tatsächlich, vor uns liegt eine kleine Oase inmitten von riesigen Sanddünen und mit dutzenden eigens für hier gebauten „Dune-Buggies“. Wir finden einen Stellplatz auf dem Parkplatz einer Ecolodge und geniessen auch den Swimmingpool, denn es ist sehr heiss. Nein, wir fahren nicht mit den Buggies durch die Dünen, Snowboarden oder fahren Ski im Sand, nein, wir „klettern“ nur die Dünen zu Fuss hoch. Die unglaublich vielen Touristen an diesem kleinen Ort sind nicht so unser Ding!



So fahren wir weiter, immer noch durch die Wüste nach Nasca. Unterwegs stoppen wir um die berühmten Nascalinien von einem Aussichtspunkt aus zu betrachten. Auch das Museum Maria Reiche besuchen wir. Bereits 1926 entdeckten zwei Archäologen auf der Suche nach Gräbern der Nascakultur Zeichen im Wüstensand. Aber erst 1939 ging man den merkwürdigen Zeichen die auf einem Streifen von 50km Länge und 20km Breite liegen, auf die Spur. Die Mathematikerin und Geografin Maria Reiche aus Dresden lebte damals in Cusco und verdiente sich ihr Leben als Kindermädchen. Dann zog sie nach Lima und arbeitete als Übersetzerin. Wegen des 2. Weltkrieges konnte sie nicht zurück nach Deutschland und erfuhr in Lima von den „Linien“ in Nasca. Sie entschloss sich diese eingehend zu studieren. Mit Besen und „Zollstock“ bewaffnet verliess sie täglich ihr armseliges Lehmhaus um die „Furchen“ im Wüstensand zu säubern und zu vermessen. Abends zeichnete sie dann massstabsgetreue Abbildungen von den Figuren. Es war für sie eine Lebensaufgabe und noch im Alter von 90 Jahren hielt sie allabendlich in Nasca Vorträge. Sie vermutete die Entstehung zwischen 300 und 700nChr. Noch heute ist man sich nicht einig was die Linien bedeuten, es gibt viele verschiedene Interpretationen.

 

Nach einigem hin und her finden wir bei einem Hostel einen Parkplatz zum Übernachten. Es ist unglaublich was wir hier bezahlen für den Platz im Hinterhof gefüllt mit Abfall! Ein Hotelzimmer mit grüner Wiese vor der Türe und Frühstück kostet Fr. 40.-, wir bezahlen für unseren Platz Fr. 20.-! Aber was soll´s, wir stehen hier sicher und morgen geht’s weiter. Früh fahren wir zum Flugplatz und organisieren einen Flug zu den Nascalinien. Beat möchte gerne fliegen, ich bin nicht so begeistert. Allzu schlechte Erinnerungen kommen hoch von unserem letzten Flug in Amerika über den Grand Canyon mit einer kleinen Maschine. Nach längerem verhandeln, gelingt es mir den Preis 1/3 zu senken und damit entscheide ich mich auch zu fliegen. Und es hat sich gelohnt! Wir hatten die Maschine für uns alleine und unsere Piloten haben uns die vielen verschiedenen Figuren gezeigt. Auch flogen sie über die von den Nasca errichteten „Wasserlöcher“, die wir uns am Vortag von Nahem angeschaut haben. Diese Aqädukte sind äusserst interessant. Es gibt ca. 40 davon, und 32 werden noch immer genutzt. Sie wurden 600v.Chr. bis 400n.Chr. gebaut und überlebten viele grosse Erdbeben. Da Nazca eine der trockensten Gegenden der Welt ist, mussten die Nazcaleute eine Wasserversorgung von den Grundwasserströmen in mehreren Metern Tiefe bis zur Oberfläche führen. Dabei musste noch das Gefälle berechnet werden, damit die Fliessgeschwindigkeit des Wassers konstant ist und somit die Reinigung der Kanäle gewährleistet ist. Dafür wurden in bestimmten Abständen diese runden Öffnungen, oder Augen wie die Peruaner sagen, gebaut.

 

Auf der Weiterfahrt machen wir noch einen kurzen Abstecher über eine Piste zu einem "Friedhof aus der Nazcazeit. Interessant, wie sie damals die Leute sitzend mit vielen Grabzutaten in "Steinhäusern" unter der Erde beerdigt haben. Ehrfürchtig stehen wir vor den vielen Grabkammern, in denen die Nazcaleute sitzen. Die trockene Luft hier, hat dazu beigetragen, dass sie kaum verwehst sind! Auf dem Weg dahin fahren wir auch einem Friedhof der heutigen Zeit entlang. 

 

Die Panamericana führt uns weiter durch die Wüste direkt an den Pazifik. Wir fahren stundenlang entlang des Pazifiks mit Wüste, Sandstränden und Oasen. Manchmal ist die Küste steil abfallend und wir müssen dem Küstenstreifen entlang auf einer Hochebene fahren. Hier übernachten wir in einer herrlichen Bucht mit riesigen Wellen. Die Einheimischen ziehen Algen aus dem Wasser und trocknen sie an der Sonne. Weiter geht es wie am Tag zuvor bis Camana. Von hier aus wollen wir abzweigen ins Landesinnere nach Arequipa. Doch zuerst übernachten wir noch bei einem Hostel am Meer.


Früh fahren wir los. Natürlich wieder Wüste. Die Strasse führt uns auf 1500m hoch, bevor wir abzweigen um zu den Petroglyphen „Torre Muerto“ zu gelangen. Und wieder staunen wir ob der Landschaft! Wüste und dann das grüne Tal tief unter uns. Im Talboden ist jeder Quadratmeter bewässert und grün. Es wachsen Trauben, Oliven, Mais etc. Sieht einfach traumhaft aus! Den Park erreichen wir dann über eine schlechte Piste am Berghang. Der Parkwächter spricht Englisch und erklärt uns den Weg über den Sand, hoch zu den Vulkansteinen mit den Petroglyphen. Wir montieren Hut und Sonnenbrille sowie geschlossene Schuhe, nehmen Wasser mit und los geht die stündige Wanderung durch den Sand. Bergauf und -ab an praller Sonne. Die Felszeichnungen entstanden zwischen 1500 und 500v.Chr. Auf ca. 3000 Felsbrocken sind weit über 5000 Zeichnungen noch gut erhalten. Schade nur, dass es immer wieder „Id......ten“ gibt, die sich an solchen Orten verewigen müssen! Beeindruckt kehren wir zurück und trinken nochmals Unmengen, bevor es endgültig nach Arequipa geht, auch eine Wüstenstadt, die umrandet ist von Vulkanen! Hier haben wir einen schönen Stellplatz beim Hostel „La Merced“. Man hört zwar die Strasse, aber wir können ja überall schlafen!

 

Heute wollen wir zuerst einmal planen was wir alles erledigen müssen. Dabei geht Beat zu unserer Stellplatzchefin und fragt sie was genau auf unserem Zettel steht bezüglich Auto. Sie spricht gut Englisch und ruft die Nissanwerkstatt an. So erhalten wir sofort einen Termin. Wir sind froh, dass ein Mitarbeiter perfekt Englisch spricht! Sie schauen sich unser Problem an und siehe da, sie haben die entsprechenden Ersatzteile. Nicht die Originalteile, aber sehr gute Ersatzteile, meint der Chef! Wir müssen die Spurlenkstangen ersetzten. So sitzen wir im Aufenthaltsraum der Nissan, lassen das Gequassel des TV-Senders über uns ergehen und haben Internet. Ich schreibe und erledige so einiges, Beat „studiert“ die Zeitung.  Leider müssen wir dann am nächsten Morgen nochmals in die Werkstatt da die Ersatzteile zu spät geliefert wurden. Wir sind froh, dass diese Arbeit anscheinend bis am Mittag fertig sein soll. Doch am Mittag steht unser Auto noch nicht auf allen 4 Rädern und es wird auch nicht gearbeitet an unserem Auto. So fragt Beat nach. Und, wir sind ja in Südamerika, sie haben die falschen Teile bestellt, es wird Abend werden bis das Auto fertig ist! Na ja, wir sind ja im „Ruhestand“ und da eilt nichts mehr! Schlussendlich haben sie ihren Job sehr gut gemacht und uns mit vielen Werbegeschenken eingedeckt, die wir leider nicht brauchen können! Aber es war gut gemeint.

 

Endlich haben wir Zeit in die Stadt zu gehen, die uns sehr gut gefällt. Für uns eine der schönsten Städte Südamerikas. Das Kloster Santa Catalina ist unser erstes Ziel. Fast 4 Jahrhunderte führten die Nonnen des Katharinenordens hinter hohen Mauern, abseits von allem Weltlichen, ein spartanisches Leben. Das Kloster ist eine Stadt in der Stadt. 1580 wurde es gegründet und dank starker Nachfrage von wohlhabenden spanischen Familien, die ihre Töchter hier unterbrachten und dafür 1000 Goldpesos bezahlten, wuchs das Kloster bis im 17Jh. auf 20`000m2. 500 Nonnen lebten in ihren von den Eltern erbauten Wohnungen hinter den Klostermauern, von der Aussenwelt ausgeschlossen und mit einem Schweigegelübde. An Materiellem fehlte ihnen nichts und Dienerinnen erledigten sämtliche Arbeiten. Während dem Bummel durch das Kloster mit den kleinen schönen Gassen und Wohnungen, haben wir uns wegen der Farbenpracht und den Blumen, sowie dem spanischen Baustil nach Andalusien versetzt gefühlt. Für die 50 Ordensschwestern die heute noch hier leben gilt dies alles nicht mehr. 1970 wurde die hermetische Abriegelung zur Aussenwelt aufgehoben und ein Grossteil des Klosters für Touristen zugänglich gemacht.

 

Nach diesem Blick in die Vergangenheit treffen wir die Besitzerin des Hostel „Villa Sillar“,  Margarita. Sie ist die Freundin von Bruno Meiers Frau. Herzlich werden wir von ihr begrüsst und gemeinsam mit ihrer Tochter Cynthia fahren wir zum Lunch. Wir essen peruanisch, ein Gericht aus Arequipa, das sehr gut schmeckt! Mit Erstaunen stellen wir fest, dass Margaritas ältere Tochter Cynthia und die jüngere Vanessa heisst. Was für ein Zufall, da wir ebenfalls eine Cynthia und eine Vanessa haben! Viel haben wir uns zu erzählen und wir freuen uns sehr, dass sie im Sommer nach Glattfelden kommen. Dann werden wir uns sicher wieder treffen.

 

Nach diesem gemütlichen Nachmittag beschliessen wir am nächsten Tag eine Walkingtour zu machen. Da erfahren wir einiges über die Architektur und die Geschichte von Arequipa, sowie über die Alpakawolle. Dies gibt uns den Anlass nach der Führung in eine Fabrik zu gehen wo Alpakaware hergestellt wird. Da zufällig Weltfrauentag ist, haben die Frauen 40% auf alle Artikel! Super für mich!

 

Nun aber wollen wir weiter über die Anden ins Amazonastiefland und nach Brasilien. Es ist Regenzeit und wir sind gespannt auf die Wetterverhältnisse. Am Morgen fahren wir sehr früh los und freuen uns, dass wir die Vulkane Chanchani und Misti, der noch aktiv, ist mit ihren Schneekappen ohne Wolken sehen. Arequipa liegt am Fusse dieser Vulkane. Auf guten Strassen geht es ins Hochland. Erstaunlich gut kommen wir voran, denn es regnet nicht. So entschliessen wir uns weiter zu fahren. Es geht nochmals über 4800m bis wir dann endlich durch den Regenwald ins Tiefland kommen. Es ist ein langer Tag, vor allem am Schluss, denn die Fahrt hinunter ins Tiefland ist kurvig, die Strassen nicht mehr so gut und es beginnt zu regnen. So finden wir auch keinen Übernachtungsplatz, der einigermassen passen würde. Schlussendlich sind wir auf 1000m und übernachten bei einer Zahlstelle auf der Strasse. Super für uns, gut bewacht, auf sauberer Strasse und nicht im Schlamm. Auch schlafen wir sicher viel besser hier wie in 3000m Höhe. Erschreckend für uns sind die grossen Abfallberge vor und nach den Dörfern. Kein Land in Südamerika ist es so schlimm wie in Peru.

 

Nun sind wir also im Amazonastiefland und fahren Richtung Puerto Maldonado. Hügel hoch und runter, viel Wasser rechts und links der Strasse, aber Sonnenschein am Morgen begleiten uns. Hier übernachten wir mit vielen Moskitos bei einem Hostel. Es ist heiss, schwül und alles „klebt“! Puerto Maldonado ist bekannt vom Film „Fitzcarraldo“, mit Klaus Kinski in der Hauptrolle. Fitzcarraldo entdeckte kurz vor seinem Tod eine Verbindung zwischen Rio Madre de Dios und Rio Ucayali, beides Quellflüsse des Amazonas, die hier in der Nähe sind. Wir aber wollen weiter ins Pantanal und machen deshalb keine Dschungeltour, sondern fahren weiter über die Grenze nach Brasilien.