Brasilien - Paraguay StepMap Brasilien - Paraguay

 ________   3. Juli - 14. Juli

 ________   14.Juli - 30. Juli

 ________   30. Juli - 1. September


Corumba - Asuncion


Der Grenzübertritt nach Brasilien ist einfach und in der ersten Stadt, in Corumba suchen wir eine ATM-Maschine um brasilianisches Geld zu erhalten. Schlussendlich finden wir eine Bank mit 14 Maschinen! Aber alle scheinen defekt zu sein, erst die 4. Maschine funktioniert und ich komme Real! Dank unserem App IOverlander finden wir ein Hostel in dessen Hof wir nun stehen. Die Einfahrt ist nur 3.20m hoch, unser Fahrzeug 3.10m, d.h. die knappe Einfahrt lässt mein Herz höher schlagen! Aber es funktioniert und wir haben eine Waschmaschine, Wifi, Wasser, Toilette und Strom, inkl. Frühstück - was brauchen wir mehr! Und das alles für Fr. 10.- pro Tag! Nur ein Problem haben wir! Wir können kein Portugiesisch! Unterdessen verstehen wir viel Spanisch, können uns durchschlagen, aber jetzt verstehen wir nur noch „Bahnhof“! Wir sind gespannt wie das weiter geht.

 

So relaxen wir mal, waschen unsere Kleider und vor allem unsere Bettwäsche. Wir können uns sogar noch die Halbfinalspiele der EM ansehen. Auch ist wieder einmal „Coiffeurtime“ angesagt. Wir finden locker einen und werden sofort bedient. Sehr speziell hier. Die geschnittenen Haare liegen am Boden und werden erst am Abend zusammengewischt. So muss ich über fremde Haare zu meinem Stuhl steigen. Dann werden die Haare mit einem Wassersprayer benetzt und geschnitten. Natürlich muss ich etwa 3x betonen, dass ich es noch kürzer geschnitten haben möchte. Die Frauen tragen hier alle lange Haare! Schlussendlich sieht es aber gut aus, ich bin zufrieden. Dann schnappt er sich einen Schwamm, einen wie er in der Schule gebraucht wird um die Tafel zu reinigen. Er streut Babypuder auf den Schwamm und putzt mit diesem Schwamm meinen Nacken, d.h., er wischt die kleinen Haare weg! Na ja, es ging so schnell ich konnte mich nicht wehren, der Schwamm war für mich ekelhaft!

 

Nach ein paar Tagen zieht es uns weiter. Wir wollen über die „Estrada Parque“ durch das Pantanal fahren. Zuerst ist noch ein Grosseinkauf angesagt, denn die nächsten Tage wissen wir nicht wo wir übernachten. Dann fahren wir auf einer guten Piste los und müssen immer wieder anhalten und aussteigen. Toll die Landschaft mit den Sümpfen und den vielen Tieren. Mittagessen gibt es neben einer Brücke auf einem kleinen trockenen Flecken neben Tümpeln. Es ist traumhaft schön hier und so entschliessen wir uns hier zu übernachten. Vor unserer Türe, nur 5m entfernt, taucht plötzlich ein Alligator auf der stundenlang im Wasser liegen bleibt. Und plötzlich sehe ich vor der Türe eine kleine, etwa 1m lange Schlange sich durch das Gras schlängeln. Die vielen verschiedenen Vögel sind sehr aktiv. Sie baden teilweise unter unserem Stüblifenster und wir können ihnen zuschauen. Am Abend dann der wunderschöne Sonnenuntergang! Nur, die Mücken, na ja, die sind zu tausenden hier. Wir sprayen uns ein, schliessen die Moskitofenster, und installieren unseren 12V Mückenvertilger. Und trotzdem werden wir gestochen. Fazit: man kann eben nicht immer alles haben.

 

Nach einer Nacht mit vielen „Naturtönen“ draussen, fahren wir weiter. Immer wieder gibt es Stopps. Da sind die Wasserschweine, teilweise mit Jungen, dann die vielen verschiedenen Wasservögel, die Jaribu (grösster Storch der Welt) und die Alligatoren. 65 Brücken führen durch das Gebiet, und fast bei jeder Brücke sehen wir bis zu 10 Alligatoren in der Sonne oder im Wasser liegen. Teilweise nur 5m entfernt, einfach der Hammer! Ja und in der Ferne mit dem Feldstecher entdecken wir sogar einen Kaiman! 



Schlussendlich übernachten wir in einem Hotel-Camping auf einer Farm, fernab von jeglicher Zivilisation. Aber heute gibt es ja überall Strom! Wir benutzen zum ersten Mal unseren Konverter (in Brasilien ist die Stromspannung 110V) und schon beginnen die Probleme. Der Konverter beginnt zu rauchen, im Womo stinkt es nach verbranntem Gummi und das Computerladegerät wird heiss. Also ausstecken, Strom können wir nicht von aussen einspeisen! Da es sehr heiss ist braucht der Kühlschrank viel Strom. Wir haben aber nur noch ein Panel und müssen ihn daher nachts ausschalten. Nur so haben wir genügend Strom für das Licht am Abend! Beat versucht noch den Pool, aber das Wasser ist ihm zu kalt. Dafür schauen wir uns das Endspiel der EM an, ganz alleine mit den Einheimischen die natürlich Portugalfans sind.    

 

Nach zwei Nächten geht es weiter, wir wollen nach Bonito welches in einem Karstgebiet liegt und und deshalb gibt es viele Schluchten. Man kann tauchen, schnorcheln und sich auf den glasklaren Flüssen treiben lassen. Ich schwimme nicht gerne in Fliessgewässern und alleine will Beat nicht schwimmen gehen. So entschliessen wir uns zu einem Park mit Macaws (rotflügliger Papagei) zu fahren. Wir wollen den Park am Morgen besuchen und übernachten deshalb in einem kleinen Camping in der Nähe. Wieder sind wir ganz alleine. Die vielen grossen Vögel auf dem Camp sind sehr speziell.

 

Am Morgen erleben wir dann eine hervorragende Führung bei den Papageien mit einem englisch sprechenden Führer. So erfahren wir, dass an diesem speziellen Ort die Erde vor über 100 Jahren einstürzte und dabei ein Loch von 100m tiefe und einem Durchmesser von 170m entstand. Der damalige Farmer hat dann ein Paar Macaws angesiedelt, die in dieser Gegend früher heimisch waren. Diese haben sich zwischenzeitlich vermehrt, langsam aber stetig. Die Paare sind monogam und leben immer mit dem gleichen Partner zusammen. Auch legen sie lediglich ein Ei, in seltenen Fällen zwei. Das Jungtier wird zwei Jahre vom Elternpaar betreut, erst dann wird wieder gebrütet. Wir können die zauberhaften Papageien beobachten wie sie über die Schlucht schweben und in die Felsspalten wo ihre Nester liegen, verschwinden. Viele haben in der Zwischenzeit ihre Nester auf Bäumen ausserhalb von diesem Loch. Das Loch wurde früher als Abfalldeponie verwendet und erst im 21.Jh. kletterte eine Militäreinheit hinunter und säuberte den Grund. Dabei fand man auch 17 Menschenskelette! Wie die Kaimane, die dort unten leben dahin kamen ist ungewiss. Speziell ist auch, dass sich ein Affenweibchen angesiedelt hat. Während einigen Monaten war es verschwunden. Sie kam schwanger zurück und zog die jungen Affen selber im tiefen Loch auf. Ein tolles Erlebnis, bevor wir wieder weiterfahren Richtung paraguayische Grenze.

 

In den letzten Wochen in der Pampa hatten wir immer wieder Tage mit hunderten von Fahrkilometern. Ab und zu ein Dorf mit Indigenen, Wegweiser zu Haziendas, viele Maisfelder und vor allem Weideland. So auch heute, bis wir am Nachmittag den Grenzort Ponta Pora erreichen.

 

Was für eine Stadt! Die Grenze verläuft mitten auf der zweigeteilten Strasse, ein Zollgebäude gibt es nicht! Zum Glück gibt es wieder den IOverlander. Da finden wir die verschiedenen Orte für die Aus- und Einreise, alle mit den GPS-Daten. So fahren wir zuerst zum kleinen Flugplatz. Wirklich, da stehen Leute vor einem Schalter an. Wir stellen uns dazu und warten bis wir dann endlich an der Reihe sind. Natürlich spricht niemand Englisch. Aber wir verstehen, hier werden nur die Pässe gestempelt für die Ausreise aus Brasilien. Nun sind wir also ausgereist, das Auto aber noch in Brasilien. Der nette Beamte erklärt uns mit Händen und Füssen wo das Auto ausgestempelt wird. Nach dreimaligem Nachfragen finden wir den Ort! Hier wird der „Google- Übersetzer“ geöffnet, und wir können uns locker unterhalten! Nun ist auch das Auto ausgeführt und es geht zur Einreise. Auf der andern Strassenseite liegt Paraguay, d.h., dort soll der Einreiseschalter sein. Wir fahren bei einem Kreisel auf die andere Strassenseite, parken und gehen in das Gebäude. Da begegnet uns ein Beamter  mit einer riesigen Thermoskanne und wir fragen uns schon, ob die in Paraguay auch Maté-Tee trinken. Wortreich, aber immerhin spanisch, fragt er uns was wir suchen. Nur, wir verstehen ihn nicht. Das kann doch nicht sein, die reden spanisch und wir verstehen nichts? Schnell merken wir, dass das Spanisch hier nicht das Spanisch von Chile und Argentinien ist. Das kann ja heiter werden! Er erklärt uns dann, dass wir an einen anderen Ort müssen. Zum Glück frage ich noch wegen der Einfuhr des Autos. Aha, wir sind doch am richtigen Ort. Er führt uns durch das riesige Gebäude mit vielen kleinen Büros, die nur durch dünne Wände getrennt sind. Bei einem netten Herrn, der sich kaum auf seinem Stuhl bewegen kann (er ist, na ja, sagen wir mal extrem dick), sind wir dann am richtigen Ort. Auf seinem Schreibtisch liegen drei Handys! Er füllt ein Formular handschriftlich aus. Als Vorlage geben wir ihm ein altes Formular aus Chile, damit er alles lesen kann und die richtigen Daten einschreiben kann. Zwischendurch kommen Leute rein und holen sich Unterschriften, anscheinend ist unser Beamter ein Vorgesetzter. Der Zollbeamte will unser Auto nicht sehen, na ja, es steht ja zwei Stockwerke tiefer und das ohne Lift bei 34 Grad, ist ihm dann doch zuviel. Nun ist also unser Auto in Paraguay eingeführt, nur wir sind noch „zwischen“ den Staaten. Also fahren wir weiter und diesmal finden wir auf Anhieb das richtige Gebäude. Die nette Dame am Schalter ist unterbeschäftigt und spielt mit ihrem Handy. Dann aber bemüht sie sich und noch nie hat ein Beamter einen so schönen Stempel mit einer so schönen Unterschrift in unseren Pass gemacht! Ja sie fragt sogar wo sie den Stempel machen soll in unserem Pass. Endlich, nach 1 ½ Stunden geschafft! Eigentlich nicht sehr lange, wenn man bedenkt, dass wir an vier verschiedene Orte gehen mussten.

 

Nun geht es ins Shopingparadies, „Chinashoping“ genannt. Schon 150km vor der Grenze sahen wir die ersten Hinweistafeln. Da hier eine offene Grenze ist, kann man einkaufen wo und was man will. Wir staunen, was  in diesen riesigen Gebäuden alles zu kaufen ist.  Wir brauchen aber lediglich eine neue Festplatte. Danach essen wir noch etwas, denn es ist bereits nach 18.00 Uhr und dunkel. Nun fahren wir nur noch zur Tankstelle in der Nähe und können endlich die Füsse hochlagern. Neben unserem Auto stellen dann Lastwagenfahrer einen kleinen Grill auf und grillen. Dazu werden Unmengen von Bier getrunken. Sie sind aber nicht sehr laut und sehr anständig. Kurz noch das Radio lautstark aufdrehen, aber um 22.30 Uhr ist es ruhig und wir schlafen hervorragend bis 5.30 Uhr am Morgen. Da werden wir von Kindern geweckt die alle Bierdosen vom Vorabend einsammeln. Später erfahren wir, dass man für die Aludosen Geld bekommt. Wir drehen uns nochmals um und schlafen weiter.



Heute fahren wir Richtung Westen nach Concéption, durch die Pampa und viele kleine Dörfer mit sehr schönen bunt bemalten Häusern. Die Landschaft ist erst hügelig, wird aber immer flacher und nur noch ab und zu ist ein Hügel mitten in der Landschaft. Nach nur 5km kommt die erste Polizeikontrolle. Wieder verstehen wir kein Wort von dem was der Polizist sagt. Aber da kommt bereits der Chef, mit vielen Sternen auf der Patte und strahlt uns an. Er spricht uns Deutsch an und bittet uns auf die Seite zu fahren! Smalltalk ist angesagt. Er erzählt uns, dass er 1994 in Deutschland war, sogar kurz die Schweiz besucht hat und dass er nächstes Jahr pensioniert wird. Er freut sich riesig, Schweizer zu treffen und will uns einladen. Er gibt uns seine Telefonnummer und bittet uns, wenn wir nächstes Jahr wieder hier sind, vorbei zu kommen. Dann endlich können wir losfahren! Die Erfahrungen mit den Polizeibeamten hier sind immer äusserst gut, wir sagen einfach „no habla espanol“ und dann lassen sie uns freundlich nickend durch, fragen vielleicht noch woher wir kommen und heissen uns herzlich willkommen in Paraguay.

 

Concéption liegt am Rio Paraguay. Von hier aus geht es nur noch mit dem Schiff nordwärts in das Pantanal von Paraguay. Die Stadt hat viele wunderschöne Kolonialbauten die leider sehr renovationsbedürftig sind. Schade, denn die Altstadt mit dem Kopfsteinpflaster wäre wunderschön. Neue Geschäfte haben sich ausserhalb des Zentrums angesiedelt und so wirkt die Altstadt fast wie eine Geisterstadt. Nur zwei Brücken führen in Paraguay über den Rio Paraguay, eine in der Nähe von Asuncion, und eine hier, die 1988 errichtet wurde. Die Brücke führt in einem hohen Bogen über den Fluss und bietet einen tollen Ausblick . Wir fahren weiter und staunen über die Strassen. Bis Concéption war die Strasse relativ gut, ab und zu ein Riesenloch, also muss man sehr konzentriert fahren. Aber ab Concéption wechselt es, geteert, nicht geteert, tiefe Löcher, dann wieder Superstrasse! Es wird uns nicht langweilig bis wir die Kreuzung zum Chaco- Highway erreichen. Hier übernachten wir an der Tankstelle, die um 23.00 Uhr schliesst und erst wieder um 6.00 Uhr öffnet!

 

Auf der Fahrt nach Asuncion ist die Strasse wieder besser, aber ab und zu mit vielen tiefen Löchern. Sie ist nur 6m breit und somit für die riesigen 2.5m breiten und bis 28m langen Viehtransporter manchmal sehr eng, auch weil die Strassenränder nicht befestigt sind. Die Rinder, die über hunderte von Kilometern zum Schlachthof transportiert werden, ohne Wasser bei Temperaturen über 30 Grad und zusammengepfercht, sind zu bedauern. Uns verleidet das Fleisch essen gründlich!

 

Nördlich von Asuncion erreichen wir die Oase Hotel/ Camping „Hasta-la-pasta“ von René und Marion. Das Schweiz/Deutsche Paar hat hier einen Traumplatz. Wir werden herzlich empfangen und freuen uns auf ein paar Tage Ruhe. Hier versuchen wir das Batterieladegerät und die verbeulte Kunststofffront zu reparieren.