03.-13. Oktober


Nur wenige Kilometer sind es bis zur Grenze. Hier angekommen stellt sich heraus, dass die Grenze erst um 10 Uhr öffnet und wir eine Stunde zu früh sind. Also fahren wir 300m zurück und tanken noch Diesel. Der ist in Georgien nur Fr. 1.45, in der Türkei wird er dann um die Fr. 2.- sein. Dann erhalten wir auch noch Frischwasser für den Tank. Trotzdem warten wir geduldig bis es 10 Uhr ist und werden dann als Erste durch den georgischen Zoll gewunken. Wie immer geht das problemlos hier. Der türkische Zoll ist in einem desolaten Zustand. Wir müssen zuerst zur Polizei. Da in der Türkei erst 9.00 Uhr ist, muss der Polizist zuerst Tee trinken! Dann kommen unsere Pässe dran. Anschliessend geht es zur Fahrzeugkontrolle mit allen Papieren. Auch hier wird vor allem zuerst Tee getrunken, wir sind ja die Ersten. Nebenan ist die Küche und wir sehen und hören wie dort reger Betrieb ist. Es gibt viele Angestellte für den kleinen Zoll und schlussendlich wollen alle einen Tee! Nach dieser Kontrolle kommt der Check am Fahrzeug. Dann in einem weiteren Zimmer bemüht sich ein Beamter mit uns zu kommen, denn das Fahrzeug steht ja draussen und muss kontrolliert werden. Er will in unser Häuschen sehen, d.h. es interessiert ihn nicht, wir müssen nur die Türe und auch die Fahrertüre öffnen. Das reicht schon, schliesslich wartet drinnen der heisse Tee! Für uns auch gut, so können wir bis zur Schranke fahren, nochmals die Pässe zeigen und los geht die Fahrt in der Türkei.

 

Über eine Hochebene und einen Pass fahren wir durch Weideland das jetzt braun und öde vor uns liegt. Rundherum sind hohe Berge,. Uns fällt auf wie viel grösser und weiter das Land hier ist. In Armenien und Georgien waren es meistens Schluchten und enge Täler, hier ist alles viel grosszügiger. Dazu sehen wir sehr viele Militärstützpunkte. Nachdem wir schon in Armenien, Georgien und Aserbeidschan gestaunt haben über die grossen Herden von Kühen, Schafen und Ziegen, staunen wir hier noch viel mehr. Die Herden bestehen aus hunderten von Viechern! Zu fressen haben sie aber nichts, jedenfalls wir sehen kein Gras. Zudem sehen wir hier sehr selten Kühe liegen und wiederkäuen. Wann und wie die das machen, ein Rätsel für uns!

 

In Ardahan erreichen wir die erste grössere Stadt. Wir ziehen die langen Hosen an obwohl es wieder über 25 Grad ist auf 1800m. Wir wollen hier im Kurdengebiet nicht extrem auffallen und uns wenigstens mit den langen dünnen Hosen anpassen. Nun suchen wir einen Geldautomaten und anschliessend müssen wir einkaufen. Da es aus einem Restaurant so gut riecht, entschliessen wir uns Döner zu essen. Anschliessend suchen wir einen Übernachtungsplatz. Hier in Ostanatolien ist es besser wenn man bei Tankstellen oder Restaurants übernachtet. So steuern wir eine grosse Tankstelle an und kontrollieren noch den Reifendruck. Das geflickte Rad hält seit Armenien super, trotz den schlechten Strassen. Aber das hintere linke Rad hat deutlich zu wenig Luft. Wir fragen, ob wir hier übernachten dürfen. Der Chef ist begeistert und gibt uns den besten Platz hinter der Tankstelle. Vorher wollen wir noch das Auto waschen, aber natürlich dürfen wir das nicht selber machen, ein Angestellter kommt und „seift“ das Auto ein. Am Schluss will er nichts dafür und Beat gibt ihm ein Trinkgeld. Auf dem ruhigen Platz lesen wir noch Reiseführer und hoffen dass das Gewitter rasch vorbeizieht und die Sonne wieder scheint.

 

Am Morgen müssen wir feststellen, dass das hintere linke Rad wieder Luft verloren hat. So steuern wir einen Vulkanizer an. Der nimmt diesmal das Rad runter und vulkanisiert es für Fr. 5. -. Wir können beruhigt weiterfahren bei Sonnenschein. Doch das Wetter ist unstabil und so regnet es immer wieder ganz kurz, dann scheint wieder die Sonne. Da die Temperaturen nach wie vor am Tag nicht unter 20 Grad sinken ist dies kein Problem. Nur wegen des kühlen Windes müssen wir ab und zu eine Jacke anziehen. Vorbei geht es am Cildirsee auf einer wunderschönen Strecke. Wir sehen hunderte von Kühen und Schafen in riesigen Herden. Unglaublich, dass die „Viecher“ noch etwas zu fressen finden auf den ausgetrockneten braunen Feldern. Sie sehen auch entsprechend dürr aus. Wobei in Georgien und Armenien waren die Kühe noch dünner.

 

Wir erreichen Kars und gehen in der Stadt einkaufen. Wir lieben diese Marktatmosphäre und die vielen Teestuben mit den Männern. Eine Simkarte zu kaufen erweist sich als Herausforderung, denn wir wissen nicht wie das aufladen geht und wieviel die Telefonverbindung nach der Schweiz kosten. Schlussendlich kaufen wir eine Karte und der Verkäufer will den Geldbetrag am Nachmittag hochladen. Wir bezahlen und hoffen ihn richtig verstanden zu haben. Dann sehen wir die erste Migros. Ein richtiger MM wie bei uns in der Schweiz. Wir können es nicht lassen und schauen uns das Sortiment an. Begeistert sind wir vom Käse. Hier gibt es nicht nur Schafskäse, sondern Käse der wie Emmentaler aussieht. Sehr teuer, aber natürlich müssen wir ein Stück haben. Endlich habe ich auch wieder Lust Fleisch zu kaufen. Also gibt es heute zum Znacht geschnetzeltes Rindfleisch. Wir wissen nun, wenn wir etwas spezielles wollen, müssen wir in eine Migros. Leider geht ein gewaltiges Gewitter mit Hagel runter als wir den Laden verlassen wollen! Wir warten kurz und sind dann froh, dass das Auto in der Nähe steht. Die Stasse ist überschwemmt und da es keinen Parkplatz gibt, nur die Parkplätze am Strassenrand, muss man sich auch noch durch die Autokolonnen einen Weg suchen.

 

Wieder schlafen wir bei einer Tankstelle. Da wir einen guten Schlaf haben, hören wir die Lastwagen nicht die ebenfalls hier übernachten und während der Nacht abfahren. Am Morgen werden wir von "muhen" und "blöken" geweckt und aufgeregtem reden. Wir öffnen leicht die Verdunkelungen und siehe da, wir sind umzingelt von kleineren Lastern mit Kühen und Schafen. Ob da wohl ein Viehmarkt ist? Trotzdem duschen wie, machen Frühstück und essen gemütlich. Wir benutzen aber die letzte Gelegenheit noch von unserem Übernachtungsplatz weg zu kommen und fahren vor dem abwaschen genau vor die Tanksäulen. Kaum Weg, stehen nochmals einige Laster mehr da wo wir waren! Wir haben aber so geparkt dass wir vorwärts rausfahren können. Man stelle sich vor in der Schweiz würden an der Tankstelle Kühe ein- und ausgeladen und die Tankstelle selbst hat nur noch minimalen Platz für ihre Kunden! Für uns ist es interessant dem Treiben zu zuschauen.

 

Am Morgen geht es bei Sonnenschein Richtung armenischer Grenze nach Ani, der Ruinenstadt die mehr als 3 Jahrhunderte verlassen ist und früher die Hauptstadt Armeniens war. Wir fahren an einigen Dörfern mit Erdhäusern vorbei und natürlich an vielen Viehherden. Zur Zeit befinden wir uns auf einer Hochebene über 2000m. Von Ani erwarten wir nicht viel. Wir sind aber begeistert. Ani ist eine uralte Stadt mit einer Festung, umzingelt von einem Fluss und der armenischen Grenze. Leider stehen nur noch einige Gebäude, und auch diese sind nur teilweise restauriert. Die ganze Anlage mit der teilweise restaurierten Stadtmauer und den einzelnen teilrestaurierten Gebäuden ist äusserst eindrücklich. Auch die Seidenstrasse führte durch diesen Ort. Viele verschiedene Religionen und Völker haben in den letzten 2000 Jahren hier gesiedelt. Lange Zeit war Ani auch Hauptstadt von Grossarmenien. Wir laufen 2 Stunden durch das Gelände und freuen uns an der Landschaft, der Anlage und den restaurierten Kirchen und Moscheen. Plötzlich beginnt es leicht zu regnen und wir eilen zurück zum Auto.

 

Von Ani müssen wir 40km zurückfahren nach Kars und dann geht es südwärts nach Igdir. Die halbe Strecke fahren wir entlang der Armenischen Grenze. Da die Beziehungen der Türkei zu Armenien nicht gut sind, fahren wir an vielen Militärposten vorbei. Teilweise sind sie besetzt, teilweise aber auch nicht. Zudem gibt es viele Militärstationen mit Panzern etc. Es ist ein komisches Gefühl und wir sind froh, dass wir wieder in der Stadt, bei einer Tankstelle übernachten können. Diese sind immer sehr gross und auch Lastwagen übernachten hier. Unterwegs begegnen wir vielen iranischen Lastwagen da die Grenze zum Iran auch nicht weit ist.

 

Kurz vor Igdir sehen wir ihn wieder! Den heiligen Berg Ararat! Und erst noch ohne Wolken. Phantastisch, wie er mit seinem schneebedeckten Gipfel einsam in der Landschaft steht! Hier in Igdir gibt es viele Motorradfahrer. Meistens haben sie einen Seitenwagen. Aber dieser Seitenwagen ist eine Transportfläche für Tiere, Gepäck und Menschen. In der Stadt ist eine östliche Atmosphäre und wir fühlen uns irgendwie zu Hause.

 

Am nächsten Tag geht es dem Ararat entlang Richtung Süden nach Dogubayazit. Noch immer sind wir auf einer Hochebene und fahren trotzdem über einen Pass und haben immer wieder den Ararat im Blickfeld. Wir freuen uns, dass er immer ohne Wolken zu sehen ist. Man sagt nämlich, dass der Gipfel um 10 Uhr morgens hinter den Wolken verschwindet. In Dagubayazit fahren wir mitten durch die Stadt auf „Chlötzlisteinen“ und anschliessend an viel Militar vorbei auf einen Hügel zum bekannten zweitgrössten Fürstenpalast der Türkei, dem Ishak Pasa Palast. Und das alles auf Chlötzlisteinen! (Alle Hauptstrassen innerorts sind hier in Anatolien so). Oben angekommen landen wir auf einem Picknickplatz. Da Sonntag ist, sind alle Picknickplätze besetzt. Es wird gerade ein Lamm von einem Lastwagen ausgeladen und die ganze Grossfamilie versammelt sich. Das Lamm wird geschlachtet, gegrillt und dann verzehrt. Das ist türkisches Picknick! Auch in Armenien haben wir das ganze Prozedere bei der Höhlenstadt von einer gewissen Entfernung aus beobachten können. Hier drehen wir um und fahren einige hundert Meter zurück zum Palast um diesen anzusehen. Er wurde im 16. und 17.Jh. mit osmanischem Einfluss erbaut Prächtig steht er über dem Tal. Es wird viel restauriert. Da die Gebäudemauern vom Regen völlig duchnässt sind, wurde ein Glasdach errichtet. Damit versucht man die Mauern zu trocknen und hofft in 10 Jahren ein passenderes Dach zu erstellen. Hoffentlich, denn das Glasdach passt nun wirklich nicht zu der eindrücklichen Anlage.

 

Wir verbringen den Nachmittag auf dem Parkplatz mit Sicht ins Tal und auf die Stadt, da wir abends noch dringend Cynthia erreichen müssen. Bei uns ist es um 18.00 Uhr leider schon dunkel und so fahren wir eine halbe Stunde früher in die Stadt hinunter und haben das Glück den Ararat im Licht des Sonnenuntergangs zu sehen. Einmalig!

 

Wir übernachten diesmal auf einem Hotelparkplatz und fahren am Morgen nach Van. Die Strassen sind im Osten sehr grosszügig angelegt. Doppelspurig mit 2m breitem Mittelstreifen und einem Pannenstreifen rechts und links. Das Verkehrsaufkommen ist sehr gering, sodass wir locker mit knapp 80 km durch die Gegend „gondeln“ können. Bald kommen wir an den Vansee der 7 x grösser ist als der Bodensee und auf 1600m liegt. Traumhaft die Landschaft hier .Ab und zu müssen wir durch riesige Baustellen fahren. Beim Strassenbau wird einerseits ein Hügel abgebaut, und dieser Abbau wird auf der anderen Seite aufgefüllt. Damit verändern die Türken ganze Landschaften.

 

Van ist eine neue moderne Stadt. Nach dem Erdbeben am 23. Oktober 2011 wurde hier praktisch alles neu aufgebaut. Trotzdem sehen wir noch riesige Containerstädte mitten in der Stadt, in denen die Menschen leben. Es ist irgendwie bedrückend. So fahren wir ein Tal östwärts zur Festung Hosap Kalesi. Beeindruckend steht die Festung über dem Dorf und wir können einer Hochzeitsfeier im Dorf unten zuschauen. Die Musik ist laut und es wird fleissig getanzt. Aber irgendwie haben wir ein mulmiges Gefühl. Noch nie haben wir in der Türkei soviel Schmutz gesehen wie hier. Deshalb entschliessen wir uns zurück zu fahren und unterwegs bei einer Tankstelle zu übernachten.

 

Heute fahren wir Richtung Tatvan. Wir wollen den Vulkan Nemrut Dag sehen mit den zwei Seen, einer heiss, der andere kalt. Leider ist das Wetter noch immer sehr durchzogen. Die Temperaturen sind zwar angenehm, aber es regnet immer wieder. In Tatvan müssen wir dann feststellen, dass es nicht möglich ist auf den Berg zu fahren, zu schlecht sind die Strassenverhältnisse. Wir suchen also ein Hotel mit Restaurant und Wifi. Der Chef kommt extra vorbei, denn nur er spricht Englisch. Er führt uns in den 8. Stock ins Restaurant und bietet uns an hier Hühnchen zu essen. Also bestellen wir Hühnchen mit Salat. Bis gekocht ist, kann ich Website machen. Von hier oben haben wir einen herrlichen Blick auf den Vansee und die Stadt. Unglaublich dass alle grossen Laster mitten durch diese Stadt fahren müssen auf „Chlötzlisteinen“.

 

Ein bisschen enttäuscht verlassen wir am Morgen die Stadt. Das Wetter ist immer noch sehr unsicher. Wir beschliessen den ganzen Tag zu fahren um möglichst weit nach Westen zu kommen. Kurz nach Bitlis werden wir zum ersten Mal von einer Militärkontrolle aufgehalten. Es ist ein eigenartiges Gefühl wenn ein Mann mit Maschinenpistole beim Fahrzeug steht. Er kann aber gut Englisch und so erzählen wir ihm wo wir waren und wohin wir fahren. Er empfielt uns die nächsten 50km vorsichtig zu sein. Vorgestern sei nur 150m von der Kontrollstelle entfernt geschossen worden da die Polizei 6 Terroristen festgenommen hätte! Tolle Infos! Wir fahren aber ruhig weiter durch ein tolles Tal, vorbei an Silvan und Diyarbakir. Hier staunen wir wie gebaut wird. Sochi in Russland war ja eine riesige Baustelle, aber hier werden genauso riesige Projekte umgesetzt. Hochhaus an Hochhaus wird gebaut.

 

Kurz vor Siverek verändert sich die Landschaft. Die Felder sind steinig, es gibt nur ab und zu kleine Felder die von den Steinen geräumt sind und dafür einen Wall aus Steinen haben. In diesen Steinen sehen wieder viele Kuhherden. Die armen Viecher!

 

Am Abend erreichen wir Siverek. Bei der Tankstelle hat es noch eine türkische Autowaschanlage und ein Restaurant. Vor dem Restaurant ist ein grosser Platz zum Auto waschen. Oft waschen die Türken die Autos selber, manchmal essen sie im Restaurant und können zusehen wie ein Angestellter das Auto wäscht.

 

Hier an der Tankstelle beobachten wir zum ersten Mal die Männer mit den komischen Hosen die eine kurze Beinnaht haben, also herunterhängen. Wie wir erfahren haben, tragen die Männer diese Hosen damit ihr „Bestes Stück“ die grösstmögliche Freiheit hat und es nicht zu heiss wird.

 

Zu spät bemerken wir, dass ein Minarett auf dem Restaurant ist. Hier in dieser Gegend ist es üblich, dass Tankstellen solche Minarette haben. Diese sind verkabelt mit der Moschee, so dass der Ruf des Muezzins auch hier zu hören ist. Am Abend ist dann aber nach 10 Uhr „Sendepause“.

 

Heute fahren wir zum Atatürk Staudamm. Vorbei an grossen Baumwollplantagen die meistens von Hand abgeerntet werden. Aber auch Oliven- und Feigenplantagen finden wir sowie grosse Steinwüsten. Der Staudamm ist zwar eindrücklich, aber nichts besonderes . Wir können nicht direkt zum Staudamm fahren sondern müssen von einer Aussichtsplatform diesen anschauen. Wir beschliessen den Mittag hier zu geniessen, denn das Wetter ist herrlich.

 

Nicht mehr weit ist es bis Katha. Hier wollen wir übernachten und sind zuerst auf der Suche nach einer Touristeninformation. Da der berühmte Nemrut Dagi hier ist, erhoffen wir uns Informationen über dieses Weltkulturerbe. Wir werden aber auf einer doppelspurigen Strasse von einem Türken mit seinem Van angehalten. Er spricht gut Englisch, fragt uns ob er behilflich sein kann und natürlich bietet er gleich eine Tour zum Nemrut an. Wir sind im Touristengebiet angekommen! Schlussendlich willigen wir ein den Nemrut bei Sonnenaufgang am nächsten Tag mit ihm zu besichtigen. Wir wissen, dass die Strasse zum Berg hoch nicht besonders gut ist und hoffen von ihm Infos über die ganze Anlage zu erhalten. Er führt uns noch an einen traumhaften Stellplatz. Hier haben wir eine enorme Weitsicht.

 

Leider beginnt es bereits am Abend zu winden und der Wind nimmt immer mehr zu. Wir stehen um 3 Uhr auf und frühstücken bevor wie. bei Dunkelheit um 4 Uhr abgeholt und auf den Berg gefahren werden. Es geht steil bergauf, natürlich auf „Chlötzlisteinen“ und es windet immer mehr. Vom Auto in die Berghütte müssen wir uns gegen den Wind stemmen und kommen kaum die wenigen Treppenstufen hoch. In der Hütte trinken wir dann Tee und schauen die Nachrichten im TV (das syrische Flugzeug wurde am Tag zuvor in Ankara zur Landung gezwungen). Wir warten und bekommen noch von 3 Taiwanesinnen Gesellschaft. Ein Sonnenaufgang sehen wir aber nicht, es regnet sogar mal kurz.

 

Endlich ist es hell genug und wir können mit Pullover und Windjacke ausgerüstet in den Sturm hinaus (ohne Regen), um die ca. 400 m den Berg hochzusteigen. Die ersten 10 Minuten verschlägt es mir den Atem und ich komme kaum einen Schritt voran. Ich fühle mich wie auf dem Mt. Everest! Solche Sturmböen habe ich noch nie erlebt. Eine Taivanerin kollabiert fast und ich versuche mit ihr langsam hochzusteigen und ihr klar zu machen dass sie langsamer gehen muss. Was uns dann unterhalb der Spitze erwartet ist aber so grossartig dass wir die Strapazen vergessen. Auf zwei Terassen stehen mehrere 4 bis 5 Meter hohe aus Felsen gearbeitete Köpfe, die ursprünglich auf 12 Meter hohen Stelen standen. Wir können zwar kaum fotografieren, denn die Kamera einigermassen ruhig halten ist fast unmöglich. Der Sturm zwingt uns bald weiter zu gehen, rund um den Berg. Auf der anderen Seite des Berges ist dann der Wind erträglich und wir können die restlichen Skulpturen in Ruhe bestaunen um dann abzusteigen in die Hütte.

 

Der Berg Nemrut Dagi ist ein Heiligtum und eine Grabstätte. Errichtet wurden die einmaligen Göttersstatuen 69 – 36 v. Chr. Dabei wurden mehr als 200`000 m3 massiver Stein abgetragen.

 

Bei Tageslicht fahren wir anschliessend durch eine eindrückliche Schlucht und besichtigen noch zwei Römerbrücken und Überreste einer alten Stadt. Zurück beim Auto wollen wir eigentlich nur eines, weg von hier, denn der Wind ist immer noch sehr stark. Wir fahren weiter gegen Osten um dann in den Norden abzuzweigen. Unser nächstes Ziel ist Divrigi. Zuerst müssen wir aber noch mit der Fähre einen Arm des Atatürkstausees überqueren. Mit einem rostigen Kahn schaffen wir auch das. In zwei Jahren wird aber eine autobahnähnliche Strasse mit Brücke da stehen, sodass der Kahn entsorgt werden kann.

 

Der Weg ist zu weit, sodass wir in Cemrik bei einer Tankstelle halten und fragen ob wir übernachten dürfen. Der Wind hat nachgelassen und wir geniessen den Nachmittag bei dieser ruhigen Tankstelle bis der Chef kommt. Dann müssen wir wieder Tee trinken. Ein Gespräch ist schwierig, da wir nur deutsch und englisch sprechen und er nur türkisch spricht. Wir versuchen es mit Händen und Füssen. Er greift noch zum Telefon, und ruft seine Tochter in Ankara an. Sie studiert dort und kann ein wenig englisch. Vermutlich wollte er uns zum Nachtessen einladen. Wir sind aber froh dass wir ihn nicht verstehen, denn wir sind müde, sind wir doch sehr früh aufgestanden. Er bewundert dann noch unser Womo und wir sind schlussendlich froh, als ein Kunde kommt und er beschäftigt ist.

 

Am nächsten Tag wollen wir Divrigi erreichen und die „Great Mosque with hospital“ besichtigen. Wir fahren den ganzen Tag und freuen uns an der abwechslungsreichen Landschaft. Die Nebenstrasse ist eine 4spurige „Autobahn“. Plötzlich wird sie 2spurig. Da kein Verkehr ist, spielt das aber keine Rolle. Wir wundern uns als Strasse zur Schotterstrasse und sich dann nur noch einspurig dem Berg entlang windet. Ob wir auf dem richtigen Weg sind? Wir haben auch keinen Gegenverkehr. Und dann plötzlich fahren wir um eine Bergvorsprung und vor uns liegt eine grosse Baustelle mit riesigen Baumaschinen die auf der einen Seite den Berg abbauen und auf der anderen Seite das Tal auffüllen damit die 4spurige Autostrasse gebaut werden kann! Wir suchen uns den Weg zwischen den Baumaschinen durch und werden plötzlich von Arbeitern angehalten die uns mitten auf der Baustelle Tee anbieten. Wir halten an und trinken Tee. Die Türkeikarte legen wir auf die Strasse und zeigen den Arbeitern wo wir waren. Sie zeigen uns woher sie kommen um hier zu arbeiten. Es ist erstaunlich, aber die Arbeiter kommen aus der ganzen Türkei. Dann geht es wieder weiter und nach nur 500m Baustelle treffen wir auf die 4spurige „Autobahn“, die noch keine Markierung und keine Leitplanken hat.

 

Abends kommen wir dann in Deviri an und finden die Moschee nicht, obwohl das Weltkulturerbe ist. Erst als wir von ausserhalb des Dorfes zurückfahren sehen wir das prächtige Gebäude am Hang. Leider müssen wir bei einer Tankstelle übernachten, denn da oben gibt es keinen ebenen Platz.

 

Am Morgen gehen wir dann zu Fuss durch das interessante Dorf und zur Moschee. Die Moschee wurde im 13Jh. mit einem Krankenhaus errichtet und vor allem die Portale sind ausgezeichnet erhalten. Es hat sich gelohnt den weiten Weg unter die Räder zu nehmen.

 

Nun geht es aber definitiv Richtung Kappadokien. Wir müssen 2 Tage fahren, aber wir stellen uns darauf ein und geniessen die verschiedenen Landschaften. Dazu kommt, dass man auch so einiges erlebt. Wir machen Mittag bei einer grossen Tankstelle. Da dies auf einer Nebenstrasse ist, ist der Verkehr äusserst minimal. Während dem wir unser Birchermüesli essen, sehen wir, dass eine Autowäscheanlage hier ist. Beat fragt die Männer, ob wir das Auto waschen können. Das ist hier kein Problem und so nehmen wir unseren Besen hervor und kärchern das Auto. Am Schluss will Beat bezahlen, aber stattdessen wird er zum Tee und Lunch eingeladen. Die Männer sagen ihm, dass ich auch eingeladen sei und schon sitze ich zwischen 7 Männern, trinke Tee und esse Käse, Tomaten etc..

 

Zum ersten Mal in der Türkei übernachten wir an einer Tankstelle die sehr laut ist. Je mehr wir in den Westen kommen, umso mehr Verkehr hat es und zudem liegt die Tankstelle an einer Hauptstrasse. Wie dumm von uns, dass wir das übersehen haben.

 

Gerädert stehen wir auf und wollen nur noch eines, nach Kappadokien auf einen Campingplatz. Vorbei an Feldern mit vielen Kürbissen die jetzt geerntet werden. Hier werden vor allem die Kernen genutzt die überall zum austrocknen auf Plastikplanen liegen. Die ganze Zeit sehen wir den erloschenen, schneebedeckten Vulkan Erciyes Dagi vor oder neben uns. Dieser und zwei weitere Vulkane sind für die wunderbare Kappadokienlandschaft verantwortlich.

 

In Göreme finden wir den Kaya-Camping und bleiben am Eingangstor ein bisschen geschockt stehen.Wir sehen als erstes ein Bimobilfahrzeug und mindestens 30 weitere Womos. Es sind spezielle Gefühle wenn man nach mehr als 2 Monaten wieder Womos sieht, und dann noch soviele. Die Womos gehören 2 Reisegruppen an. Die einen sind Engländer, die anderen Deutsche und Schweizer.