11. Juli - 26. Juli


Heute erreichen wir die Meteoraklöster, nachdem wir durch sehr fruchtbares Land gefahren sind. Die Strasse führt durch Baumwoll- und Getreidefelder, Obstplantagen, Olivenhaine usw. In Kalambaka sehen wir zum ersten Mal die eindrücklichen Felsen und finden im kleinen Dorf Kastraki einen ruhigen Campingplatz. Zu Fuss gehen wir gegen den Abend ins Dorf und bewundern die einmalige Landschaft. Wir buchen für morgen eine Sunset-Tour, denn wir möchten auch einige Hintergrundinformationen über diese einmalige Landschaft und die Klöster. Auf dem Rückweg zum Camping muss Beat wieder einmal eine Abkürzung nehmen durch Gebüsch und über einen ausgetrockneten Fluss. Ich liebe solche Sachen überhaupt nicht!

 

Die Sunset-Tour hat uns sehr gefallen. Meteora heisst „über die Erde erhoben“ und so ragen die ca. 24 Felsen durchschnittlich 300m (der höchste 500m) in die Höhe. Die grosse Ebene, d.h. das ganze Tal, lag vor Millionen von Jahren unter Wasser. Dabei haben sich Ablagerungen gebildet und nach einer gigantischen geologischen Umwälzung kamen sie als Felsen zum Vorschein und die Erosion, das heisst Hitze, Kälte, Wasser und Wind haben sie über Millionen von Jahren geformt. Die ersten Eremiten erklommen die Felsen um 1000n. Chr. Sie schufen Gebetsnischen in Höhlen und erklommen diese mit Holzleitern. Später wurden auf allen Felsen Klöster errichtet. Zur Blütezeit im 16. und 17. Jh. gab es 24 Klöster, jedes auf einem Felsen. Heute sind nur noch 6 Klöster in Betrieb, 2 davon mit Nonnen. Man fragt sich, wie die Mönche diese Felsen erklommen und alles Baumaterial da hochgebracht haben. Einmal oben angekommen, benutzten sie Holzleitern die man von der Spitze herunter liess und auch wieder hochziehen konnte.  Später liessen sich die Mönche mit Seilwinden in einem Netz hochziehen.  Dabei waren sie auf die sichere technische Ausrüstung und auf die Mithilfe anderer Mönche angewiesen! Erst ab 1925 wurden Stufen in die Felsen gehauen. Bekannt wurden die Klöster auch durch den James Bond Film „In tödlicher Mission“. 

 

Wir sind fasziniert, auch von der byzantinischen alten Kirche in Kalambaka, die uns der Führer zeigt und uns viel Interessantes über die Fresken in griechisch- orthodoxen Kirchen erzählt. Leider sehen wir dann den Sonnenuntergang nicht, denn es hat Wolken! 

 

Wir bleiben einen Tag länger um am Morgen noch drei Klöster von innen zu besichtigen. Fazit: 1400 Treppenstufen, 38 Stockwerke und fantastische Fresken in den Klosterkirchen! Wir sind begeistert!



Nun wollen wir aber durch die Berge nach Süden fahren. Berg hoch, Berg runter, mal auf 1400m, mal runter auf 300m, vorbei an wunderschönen Stauseen, Bergflanken bewachsen mit Bäumen, ab und zu einem kleinen Dorf das meistens umfahren wird und einer mehr oder weniger breiten Strasse mit vielen Steinen auf dem Teer und ausgewaschenen Stellen. Uns gefällt`s, wir haben kaum Verkehr. Als Übernachtungsplatz finden wir auf einem kleinen Nebensträsschen am Fluss einen freien Platz. Nur die Eisenbrücke in 100m Entfernung scheppert, aber nachts hat es keinen Verkehr und es ist ruhig. Wieder einmal wird mit der Decke geschlafen, es ist eine frische Nacht. So geht die Fahrt am nächsten Tag weiter, wieder Stauseen etc. Wir sind so richtig in den Bergen! Am See Trichonis finden wir ein stilles Plätzchen mit sehr lauten Grillen! Aber die sind ja nachts ruhig!

 

Durch die Kleisouraschlucht geht es weiter zum Meer nach Messolongi. Da schauen wir uns den Heldenfriedhof an. Und was sehen wir da? Ein Schweizer namens Johannes Jakob Meyer aus Schöfflisdorf, erhielt hier ein Denkmal. Wir googeln und werden fündig! Johannes, geboren 1898, war ein schwieriges Kind das den bürgerlichen Moralvorstellungen nicht entsprach. Trotzdem machte er eine Ausbildung als Apotheker und studierte kurze Zeit Medizin, ohne das Studium zu beenden. Dabei verschuldete er sich mehrmals hoch. Unverfroren stellte er sich als Arzt und Chirurg beim Berner Hilfs-Verein für Griechenland vor und erhielt ohne weiteres die Kosten für die Reise nach Griechenland bezahlt. 1822 nahm er als Chirurg an der Seeschlacht von Patras teil, lernte Griechisch und heiratete 1823 eine reiche Griechin mit deren Geld er eine Apotheke in Messolongi eröffnete. Er gründete 1824 die erste Zeitung in Griechenland, die ein Lord Byron finanzierte. Die Publikationen des zur Hochstapelei tendierenden Meyers wurden in ganz Europa gelesen. Lord Byron starb in Messolongi an Malaria, nachdem er von Meyer, dem angeblichen Arzt, behandelt wurde! 1825 belagerten die Türken die Stadt und es heisst, dass Meyer einer der ersten war, der einen Ausbruch am 10. April 1826 wagte. Dazu schrieb er kurz vorher einem Freund: Mich macht der Gedanke stolz, dass das Blut eines Schweizers, eines Enkels von Wilhelm Tell, sich mit dem Blut der Helden Griechenlands mischen soll.  

 

Ein weiteres Ziel ist das Städtchen Etoliko, das auf einer kleinen Insel, erreichbar über einen Damm, liegt. Leider ist das Stätchen völlig verkommen und so fahren wir weiter an die Küste Richtung Astakos. Dieser Küstenabschnitt bis Mitikas gefällt uns sehr. Die Strasse führt entlang dem Meer, teils gibt es felsige Abschnitte, aber immer wieder hat es kleine Strände. Hier könnte man tagelang an Stränden verbringen in völliger Einsamkeit! Wir aber wollen nach Plagia an den Strand. Vor allem die letzten 10 km über eine kleine Strasse ist wieder typisch Griechenland. Ziegen, Kühe, enge Strässchen die fast zugewachsen sind, hoch und runter und natürlich Kurven. So finden wir den tollen Strand in Plagia.

 

Obwohl es uns gefällt, wir wollen noch auf die Insel Lefkas. Berühmt soll sie sein, überall hat man davon geschwärmt. Bei uns fällt sie durch. Tourismus vom ärgsten! Sicher ist es schön eine Woche Badeferien inklusiv in einem der Hotels zu machen und am Abend Jubel, Trubel zu haben. Aber nicht unser Ding! Zuerst fahren wir über die Schwenkbrücke auf die Insel und schauen uns an wie diese funktioniert. Es hat unglaublich Verkehr, die Strassen sind eng, und die Olivenbäume und Sträucher wachsen in die Strasse, wir müssen in der Mitte fahren. Und das mit den vielen Kurven! Unterwegs ans Ende der Insel halten wir an einem Aussichtspunkt. Das muss man gesehen haben, steht im Reiseführer! Und wirklich, von weit oben schauen wir auf einen weissen Strand mit türkisblauem Wasser, wie in der Karibik! Ausflugsboote hat es, deren Lautsprecher bis hier oben zu hören sind. Zudem fährt hinter uns ein Auto nach dem anderen an diese Beach hinunter. Traumhaft sieht es aus, aber wollen wir das wirklich? Auf der schmalen Strasse hinunter und anschliessend wieder hinauffahren um an dem überfüllten Strand kurz ins Wasser zu gehen? Nein, wir fahren weiter und gelangen dann doch noch bis ans Ende der Insel zum Leuchtturm. Steil fällt hier der lefkadische Felsen 72m runter ins schäumende Meer. Hier sprang man in der Antike bei Liebeskummer hinunter und liess das Orakel entscheiden über Leben oder Tod. Wer den Sturz überlebte, war geheilt! Abends sind wir wieder an unserem Strand in Plagia und geniessen einen weiteren Tag die Sonne und das Meer.



Über das Wochenende wollen wir ein letztes Mal in die Berge, denn die Strände sind zu dieser Jahreszeit überfüllt. Vorbei an riesigen Salzgewinnungsanlagen finden wir eine Stelle die als Schlamm- und Salzbadeanstalt dient! Die Einheimischen sitzen im Wasser und lassen es sich gut gehen! Eigentlich wollen wir in Préveza noch bummeln gehen, aber bereits um 10.00 Uhr ist alles überfüllt, die Strassen teilweise nur einspurig zu befahren da rechts und links Autos stehen. Nichts für uns! Wir fahren weiter nach Kassope, unserem letzten „Ruinenbesuch“. Diese Ruine ist lediglich interessant, weil sie quadratisch angelegt wurde. Sehr speziell! 400m weiter liegt das Kloster Hagas Demetrios und der Parkplatz zu der Figurengruppe Zalongo. Dieses Denkmal auf dem Gipfel des Berges stellt eine Frauengruppe dar und symbolisiert nicht nur Heldentum, sondern auch absolute Opferbereitschaft. Die Frauen flüchteten damals vor den anrückenden Türken auf den Berg, nachdem diese die männlichen Bewohner des Dorfes niedergemetzelt hatten. Als die Verfolger näherkamen, schlossen sich die Frauen zum Kreis und machten einen Rundtanz - nach jeder Runde sprang eine in die Tiefe....

 

Wir freuen uns auf eine ruhige Nacht bei einer Schlucht und wollen morgen wandern gehen. Doch ohalätz! Was finden wir vor an diesem so ruhigen Plätzchen (steht im Reiseführer)! Jubel, Trubel, Heiterkeit! Kanufahrangebote, Reitangebote, ein Eselsclub etc. Einfach Chilbi! Kurz entschlossen kehren wir um und fahren zum Strand. Es ist Wochenende, und wir finden an diesem schönen Strand in Ammoudia viele Womos. Aber es ist ruhig und wir wollen ja nur eine Nacht bleiben. Denn jetzt geht es nach Igoumenitsa einkaufen und dann nördlich an eine kilometerlange Beach für die letzten drei Tage. Und wir finden sie! Ruhig, viele Womos, aber nicht wie auf einem Camping, man kann frei stehen direkt am Wasser und der Luxus, es hat sogar Wasser und eine Dusche! Die letzten 2 Nächte waren wir einmal zu zweit, einmal ganz alleine an dieser Beach.

 

Unser Abreisetag ist gekommen und wir fahren nach Igoumenitsa um zu tanken und auf das Schiff zu warten. Leider erhalten wir am Nachmittag eine Message, dass das Schiff 2 Stunden Verspätung hat und es erst morgens um 3.00 Uhr ausläuft. Nicht sehr angenehm. In Igoumenitsa stellen wir uns nochmals auf einen Parkplatz und essen unsere Resten auf. Dann aber entschliessen wir uns direkt zum Hafen zu fahren, denn in der Stadt ist Chaos pur. Da können wir uns in die Kolonne (wir sind das 5. Auto) stellen und einen gemütlichen Abend verbringen bis die Meldung kommt, dass das Schiff erst um 5.00 Uhr ausläuft. Wunderbar! So legen wir uns schlafen und wie fast immer, können wir tatsächlich schlafen. Dies obwohl rund um uns die Autos so langsam eintreffen und wir alle Fenster offen haben. Es ist immer noch über 34 Grad warm um 22.00 Uhr. Pünktlich um 4.00 Uhr erwachen wir und das Schiff läuft eben ein. 

 

Diesmal hat es unglaublich viele Leute auf dem Schiff, es wird auch in den Gängen und auf Deck am Boden geschlafen. Wir sind froh um unsere kleine Kabine obwohl die Klimaanlage nicht einstellbar ist und es für unsere Verhältnisse sehr alt ist.

 

 

Venedig erreichen wir bei Sonnenaufgang und erleben deshalb eine schöne Einfahrt in den Hafen. Jetzt geht es direkt zum Foxtown in Mendrisio und dann die alte Gotthartstrasse, die Tremola hoch zu unserem Stellplatz in der Nähe des Ospizio, wo wir die letzte Nacht verbringen. Heute morgen hat Beat die Wasserpumpe reparieren müssen bevor die letzte Dusche genossen werden konnte. Es hatte sich schon die letzten Tage abgezeichnet, sie hat immer häufiger gestottert, bis ausgerechnet am letzten Tag gar nichts mehr ging. Nachdem er die Steckerkontakte behandelt hatte, lief sie wieder wie neu. Jetzt geht es nach Hause.