5.10. - 18.10.23




Wir waren schon einmal sechs Wochen im Iran und haben alle grossen Sehenswürdigkeiten gesehen. Uns interessiert nun vor allem der Westen. Schnell sind wir ausserhalb von Täbris und trotzdem hat es noch mehrspurige Strassen. Diese sind aber meistens in einem schlechten Zustand, ohne oder schlecht sichtbaren Markierungen. Ab und zu mit einem gelb markierten mittleren Fahrstreifen, der bis zu 5m breit sein kann. So fährt jeder wo er will. In den Städten gibt es in der Regel zwei Fahrstreifen, wovon 1 ½ Fahrstreifen von geparkten Autos besetzt sind. 

 

Unterwegs machen wir einen Abstecher zu dem Felsendorf Kandovan. Wir sind ein bisschen enttäuscht. Es ist sehr kommerziell hier und überall hat es Abfall. Schade! Das Schöne ist, dass wir durch grosse Nussplantagen fahren.

 

Schon bald erreichen wir den Salzsee Urumia, der grösste See Irans mit 5470km2. Wegen dem Klimawandel regnet es nicht mehr regelmässig und somit sank der Wasserstand 2014 auf 1/3 im Durchschnitt. Gleichzeitig stieg der Salzgehalt auf 300g pro Liter. Verschiedene Rettungsmassnahmen scheiterten immer wieder. Wir staunen, denn wo es noch Wasser hat kann man sogar Tretboote mieten! Wir fahren über die grosse Brücke und suchen in der nahen Stadt einen Übernachtungsplatz. Auf dem nahen Hügel ist es uns nicht wohl und ein weiterer Campingplatz den wir auf der App MapsOut finden gibt es nicht mehr. Deshalb parken wir am Eingang der Stadt bei einem Park. Daneben ist zwar eine doppelspurige Strasse, aber trotz dem Lärm schlafen wir hervorragend! 

 

Am Morgen kaufen wir noch in einem Shoppingcenter ein. Es ist teuer hier und deshalb hat es nur eine Handvoll Leute im Laden. Wir kaufen 1 Liter Joghurt, Fetakäse, Pilze, und Eier ein, kosten 2`500`000 Rand, sind Fr. 5.-. Dann fahren wir fast zwei Stunden dem ausgetrockneten See entlang. Es ist deprimierend! 

 

Unterwegs müssen wir tanken. Diesel erhält man im Iran nur mit einer Karte die entweder der Tankwart oder dann ein Lastwagenfahrer hat. So fahren wir jeweils an die Tankstelle und ich gehe mit GT (Google Translater) fragen ob wir 50 Liter Diesel bekommen können und was es kostet. Wir erhalten immer Diesel, die Frage ist nur für welchen Preis. Für die Einheimischen kostet ein Liter 0,6 Rappen. Nun kommt es sogar vor, dass einem die Lastwagenfahrer den Tank gratis füllen. Das Teuerste bei uns war 10 Rappen pro Liter. Aber auch wir haben schon lediglich 0,6 Rappen pro Liter bezahlt. 

 

Vorbei geht es an grossen Apfelplantagen. Im Moment wird geerntet und riesige Berge von Äpfeln liegen am Strassenrand, bereit dass sie ein Lastwagen abholt. Beladen werden die Lastwagen mit Schaufelbaggern! Auch Mandarinen gibt es immer mehr. Am Abend können wir auf dem grossen Parkplatz beim Takht-e-Soleymani, einem Palast mit Feuertempel und Befestigungsring ruhig übernachten. Bewacht werden wir von 5 Hunden. So können wir die imposante Anlage auf dem Hügel am nächsten Morgen als Erste besuchen und staunen, dass auf dem höchsten Punkt in der Umgebung ein kleiner See ist. Er wird unterirdisch von einer konstant 21 Grad warmen Quelle gespiesen und hat zwei Abflüsse. Auch hier auf über 2000m müssen die vielen Weizenfelder und Apfelplantagen bewässert werden. 

 



In Sultanje parken wir neben einem Park und schlafen sehr ruhig. Am Abend gesellen sich noch ein Franzose und eine Familie aus Deutschland dazu. Zuerst aber fahren wir zum Mulla Hasan Kashi Mausoleum, erbaut im 14. Jh. Leider wird es innen restauriert, aber man kann erahnen wie schön das einmal wird. Der Wächter lässt uns noch zur Kuppe hochsteigen und wir haben einen schönen Rundblick über das fruchtbare Land. Jetzt ist Herbst und alles ist ausgetrocknet und braun. Bevor es aber zum Übernachtungsplatz geht schauen wir uns noch den Sultanije Dom an. Auch dieser wird innen restauriert. Die Kuppel ist 35.1m hoch, eine der Grössten auf der Welt. 

 

Der heutige Tag ist geprägt von Autobahnen, immer auf einer Höhe über 2000m. Es geht bergauf und bergab, teilweise bis über 3000m. Für die iranischen Autobahnen muss man eine Mautgebühr bezahlen, dabei ist hier die Autobahnqualität um etliches schlechter wie in der Schweiz. Es wird auch rechts und links überholt, Markierungen fehlen oder werden missachtet! Am Abend sind wir dann im Tiefland, auf 150m. Auf dieser Strecke gibt es viele Lastwagen die wie die Henker fahren und Waren ins Landesinnere bringen. Es ist draussen 40 Grad, im Stübli haben wir erfreuliche 36 Grad und nachts wird es kühler. Mit 26 Grad lässt es sich gut schlafen.

 

Am Abend erleben wir dann eine Überraschung der besonderen Art! Zuerst dürfen wir nicht im Park übernachten, nur Zelte sind erlaubt. Dafür gibt uns der Wächter noch Wasser und ist sehr freundlich. Wir sollen uns einfach neben den Park stellen, das sei es sicher. So stehen wir hier und nach zwei Stunden kommt wie üblich die Polizei und fotografiert den Pass. Wir werden begrüsst mit «Welcome in Iran» und erhalten die Erlaubnis hier zu übernachten.  Es ist bereits dunkel als sechs Leute mit Coronamasken unter unserem offenen Fenster stehen. Einer kann Englisch und spricht uns an. Er will, dass wir aus dem Auto kommen und zeigt uns seine ID die wir natürlich nicht lesen können. Sie seien vom «Secret Service», also vom Geheimdienst. Schlussendlich geht Beat nach draussen und redet mit ihnen. Sie wollen seinen Pass sehen und der wird auf der anderen Seite des Autos kontrolliert. Mich ärgert das, und ich teile ihnen das auch mit. Es dauert und so gehe auch ich nach draussen. Nun wollen sie meinen Pass auch noch sehen. Es gipfelt damit, dass ich die letzten Fotos auf dem Handy zeigen muss! Dies weil der Flughafen in der Nähe sei und deshalb der Geheimdienst. Bevor sie wieder gehen, befehlen sie uns auf die andere Seite der richtungsgetrennten Strasse zu fahren zu jenem Park um dort zu übernachten. Was wollen wir machen? Also räumen wir zusammen und fahren im Dunkeln auf die andere Seite in den Park. Es ist gefährlich in der Nacht Auto zu fahren. Die Autos haben oft kein Licht, die Motorräder erst recht nicht. Bei diesem Park können wir dann ruhig übernachten und am Morgen stellen wir fest, dass hinter unserem Auto eine iranische Familie am Boden auf einer Decke übernachtet hat. Obwohl der Lunapark auch noch hier ist und um 22.00 Uhr noch Jubel Trubel ist um unser Auto, schlafe ich sofort ein und habe eine angenehme Nacht!

 

Wir gehen davon aus, dass der Geheimdienst wegen dem Israelkonflikt aufgetaucht ist. Wir merken hier sonst nichts davon, sind aber am Diskutieren wie unsere Reiseroute aussehen soll. Auch sind wir mit Freunden in Kontakt die über den Irak nach Kuweit und Saudi- Arabien fahren möchten. Am nächsten Morgen entscheiden wir uns, etwas länger im Iran zu bleiben und fahren nach Toodeshkchuye östlich von Isfahan. Dort betreibt Mohammed das Guesthouse Tak-Taku. Es ist ein Treffpunkt für Reisende wie wir sind. Die Adresse haben wir von Freunden. 

 

Unterwegs besuchen wir noch das Chogha Zanbil, eine riesige Stadt die 1250 v.Chr. erbaut wurde, irgendwo hier im Nowwhere. Die Zufahrt ist überwachsen, aber die Überreste der Stadt imposant. Der Tempel ist heute 25m hoch und war ursprünglich 50m hoch. Unglaublich wie entwickelt die Leute damals waren. Es ist heiss während der Weiterfahrt in der Tiefebene mit vielen Kanälen und Flüssen. Sobald es wieder hügeliger wird treffen wir auf eine Steinwüste und es wird mit einem heissen Wüstenwind bis zu 47 Grad heiss. Wir fahren mit Klimaanlage und stellen diese auf 28 Grad ein, damit der Unterschied zu draussen nicht allzu hoch ist. In dieser Steinwüste sehen wir viele Ölpipelines. Ab und zu brennt auch aus einem Erdloch austretendes Methangas. Wir fahren auf einer normalen Strasse und es geht mit wenig Verkehr kurvig durch die Hügel. Die Landschaft ist beeindruckend. Am Abend haben wir dann ein richtiges «Puff» in unserem Stübli. Die tausend Bumps, die man teilweise kaum sieht und nicht immer mit Signalwarnungen versehen sind und plötzlich auftauchen, haben diese «Mess» verursacht! 

 

Weiter geht es durch die Berge, wieder auf grösseren Strassen und mit vielen Lastwagen Richtung Isfahan. Eine Gegend die uns sehr gefällt, Schluchten, Täler, grüne Reisterrassen, vorbei an einem grossen Stausee, einfach schön. Je näher wir Isfahan kommen je mehr «Pollution» hat es. Dazu kommt noch ein Sandsturm. Auf dieser Hochebene sieht man die Berge in der Umgebung kaum noch. So erreichen wir das Guesthouse Tak-Taku. Es stehen noch zwei Franzosen hier und ein Deutsches Paar mit Kleinkind. Hier wollen wir relaxen hinter den Mauern, ohne Kopftuch, waschen, schreiben etc.

 



Zuerst müssen wir uns entscheiden wie unsere Route aussehen soll. Schnell ist klar, wir fahren im Süden über den Irak nach Kuweit und Saudiarabien. Dann wollen wir nordostwärts Richtung Jordanien fahren. Unterwegs können wir jederzeit entscheiden ob wir direkt westwärts an das Rote Meer fahren wollen oder doch noch nach Jordanien. Je nachdem sich die politische Lage entwickelt. Dem Roten Meer entlang geht dann die Reise wie geplant weiter. Deshalb müssen wir jetzt das E-Visum für Kuweit und dann für Saudi- Arabien beantragen. Zudem habe ich hier die Ruhe um Website zu schreiben. Hochladen kann ich aber nichts, denn das Internet ist einfach zu schwach. Zudem müssen alle Fotos gespeichert und beschriftet werden. 

 

Mohammed hilft wo er nur kann. Einmal führt er uns durch das kleine 500 Jahre alte Dorf mit den breiten Gassen. Das ist wegen den Kamelen, die auf der Seidenstrasse hier vorbeikamen. Interessant sind die Haustüren mit den zwei Klopfern. Die Rechten benutzen die Frauen, die Linken die Männer. Die Klöppel sind den Geschlechtsmerkmalen nachgebildet. So wissen die Leute drinnen ob eine Frau oder ein Mann draussen steht. Das Dorf hat lediglich 700 Einwohner.  

 

Dann gibt es hier wie überall im Iran in den Wüstengebieten ein Wasserreservoir. Das Wasser kommt unterirdisch durch Tonröhren etwa 20km von den Bergen. Sieben Meter unter der Oberfläche wird das Wasser gesammelt und mit zwei Windtürme die den Wind von allen Seiten reinlassen, gekühlt. Die kühle Luft sinkt, die warme steigt auf. So bleibt das Wasser kühl und vor allem bleibt es sauber.

 

Mohammed bringt uns auch zum Friseur. Beat ist ja kein Problem. Bei mir meint er, wenn niemand im Laden ist wird der Friseur auch meine Haare schneiden und sonst gehen wir zum Frauenfriseur. Ich komme mir ein bisschen komisch vor so ohne Kopftuch. Aber Mohammed meint das sei kein Problem. So lässt sich Beat die Haare schneiden, und dann, ja dann schneidet der Friseur auch meine Haare sehr kurz. Er meint, für Touristen muss man das machen, sie sollen ein gutes Gefühl vom Iran mit nach Hause nehmen. Auf dem Stuhl soll 34 Jahre keine Frau mehr gesessen haben! Und gekostet hat der Spass Fr. 5.- 

 

Zum Einkaufen bringt er uns auch, und so können wir im kleinen Dorfladen Proviant bis nach Kuweit einkaufen. An einem Abend essen wir mit Mohamed und seinen Eltern persisch. Die Mutter kocht jeweils. Viel grüner Salat mit Tomaten, Reis und Linsen- Kartoffelgemüse mit Hammelfleisch. Lecker ist es!

 

An einem Abend kommt ein Mann der auf der peruanischen Setar ein Ständchen bringt. 

 

Die Zeit vergeht und nach sechs Tagen machen wir uns auf den Weg an die Grenze. Nach einer Stunde fahrt treffen wir auf die Taubentower und später erkunden wir noch die alte Festung Ghurtan deren Stadtmauer wieder hergestellt wurde. Aber drinnen leben vor allem Tiere. Ein Bauer füttert gerade seine «Herde» mit einer Kuh, einem Kalb, einigen Ziegen und Schafen, Hühnern und Perlhühnern. Wir dürfen in den Stall und die beengenden Verhältnisse für die Tiere «bewundern». Dann aber geht es zügig Richtung Grenze wieder durch fantastische Bergwelten. Heute fahren die Iraner besonders aggressiv, das heisst, es hat viele Esel auf der Strasse aber nur einer war vierbeinig und der wurde beinahe überfahren Es wird kriminell überholt, rechts und dann auch links etc. Am Abend finden wir kaum einen Übernachtungsplatz und erst kurz vor dem Einnachten stehen wir bei einem Damm. Ganz alleine, aber von einem Wächter bewacht. Kaum haben wir uns hingestellt kommen Einheimische. Wir sind todmüde, machen noch ein Telefon mit Pierrin und Hans. Sie haben Probleme, denn der Weg über den Irak nach Kuweit ist im Moment nicht möglich und ein Iranvisum haben sie nicht. Wir machen ihnen Mut, denn Ankara ist lediglich 300km entfernt und dort können sie ein Iranvisum beantragen. Später stellt sich heraus, dass es sehr einfach ist dort ein Iranvisum innerhalb eines Tages zu erhalten. Und das erst noch massiv billiger wie in der Schweiz und ohne Fingerabdrücke! Ein Iraner hält uns sein Handy an das Fenster und bittet uns mittels GT mit ihnen Tee zu trinken und Maiskolben zu essen. Aber wir sind erschlagen und haben keine Energie mit ihnen mit GT zu reden, sie können kein Englisch! Später kommen noch Jugendliche und machen Musik. Wir aber gehen zu Bett und es schläft sich hervorragend trotz dem Lärm um unser Auto.

 

Am Morgen sind wir dann alleine ausser einem Zelt mit einem jungen Mann. Leider ist das Tor geschlossen und ich suche den Wächter. Zum Glück kann ich den Mann im Zelt wecken der dann den Wächter findet. Endlich können wir die restlichen 400km in Angriff nehmen. Wir möchten noch heute unsere Irannummern abgeben. Um 16.30 sind wir bei der Polizei aber leider ist der Chef nicht mehr da um und wir werden auf den morgigen Tag vertröstet. Dafür dürfen wir auf dem Parkplatz der Polizei schlafen! 

 

Am Morgen um 8.00 Uhr erscheint der Chef und es geht zügig, wir können die Nummern abgeben und die wenigen Kilometer bis zum Zoll fahren.