________   9. März - 19. März

 ________   19. März - 9. April


Copiapo - Paso Pircaz Negras - Asuncion


Früh am Morgen fahren wir zur Nissan und erklären unser Problem mit dem Low Gear. Das sei kein Problem, wir sollen einen Moment warten. So sind wir guter Hoffnung, und siehe da, nach ¼ Stunden kommt der Arbeiter, holt Beat, liegt mit ihm unter das Auto und zeigt ihm wo er ab und zu kontrollieren soll. Ein Stecker ist oxidiert aber mit dem Kontaktspray, den er uns gleich mitgibt, kann man das Problem beheben. So einfach ist das! Die Rechnung ist dann auch einfach, Schweizerpreise! Aber was soll`s, unseren Low Gear brauchen wir hoffentlich nie, aber wenn man auf über 4000m an einer Steigung anfahren muss, ist diese Untersetzung Gold wert, denn das funktioniert sicher und man schont die Kupplung.

 

Nun wollen wir über den Paso Pircas Negras, laut Karte geht es diesmal auf 4165m. Die Strasse führt uns in einem Tal, immer leicht ansteigend, aus Copiapo hinaus. Überall hat es auf dem Talboden Trauben die teilweise schon gelesen sind. Die Piste ist sehr gut zu befahren. Auf den rund 400km über den Pass begegnen wir lediglich 10 Autos, sodass wir die wunderbare Bergwelt für uns haben. Wieder sind wir begeistert von den Farben der Berge. Rechts von uns erblicken wir den Cerro Azufre o Copiapo mit 6880m und einer Schneekappe. Nach jeder Kurve erwartet uns eine neue Landschaft, einmalig. Schlussendlich geht es in einigen Spitzkehren den kahlen Berg hoch und wir landen auf 4226m. Wir wundern uns, denn auf der Karte steht 4165m! Kaum oben, geht es in weiteren Spitzkehren auf gute 3000m hinunter in ein kleines grünes Tal. Da hat es auch ein Dorf. Im Winter sind diese Leute abgeschnitten und bei Regenfällen auch. Was ist das für ein Leben! Aber die Landschaft ist immer noch fantastisch. Durch ein enges Tal fahren wir weiter Richtung Argentinien. Wieder geht es viele Kilometer langsam bergan vorbei an vielen Eseln. Noch nie haben wir so viele wilde Esel gesehen, nicht einmal in Zentralasien! Schlussendlich erreichen wir eine Höhe von 4451m, der 2. Pass auf der Strecke und gleichzeitig die Grenze zu Argentinien. Der gemeinsame Zoll Chile/Argentinien liegt aber etwa 80km weiter auf argentinischem Boden. Wir staunen, denn es geht tagsächlich wieder steil hinunter und schlussendlich das dritte Mal hoch über einen Pass mit 4270m. Dann endlich, nach einer kurzen Abfahrt auf eine Hochebene erreichen wir das Zollgebäude.

 

Wir müssen aussteigen und der nette Polizist zeigt uns an welchen Schalter wir müssen. Draussen tobt ein stürmischer Wind und in diesem Container fühle ich mich nicht sehr wohl. Die Türe öffnet sich immer wieder, bis Beat schlussendlich den Schlüssel dreht, damit sie hält. Drinnen heizt man und die Zöllner sitzen in dicken Winterjacken vor den Computern. Wir in T-Shirt und kurzer Hose! Na ja, wenn man so wenig zu tun hat, friert man halt! Die ganze Prozedur mit ausreisen und einreisen, Papier für das Auto ausfüllen und alles kontrollieren dauert dann doch ½ Stunde. Wir haben ja Zeit! Schlussendlich öffnet sich die Barriere, wir winken ein letztes Mal und sind in Argentinien auf einer geteerten Strasse! Unglaublich! Wir fahren zügig durch die herrliche Landschaft bis zum Lago Brava. Hier ist eine Umleitung, die geteerte Strasse ist geschlossen. Damit fahren wir auf einer Piste dem Lago entlang, der in der Ferne weiss schimmert. Dahinter die 5000er, und auf der anderen Seite der Cerro Bonete mit 6972m, toll! Wir sind immer noch auf 4000m und geniessen die herrliche Weitsicht. Am Ende des Sees sehen wir noch von Weitem ein Wrackteil eines abgestürzten Flugzeuges. Die Piste ist gut, aber wir sehen auch wie schwer befahrbar sie sein kann wenn es hier regnet. Dann wäre ein Durchkommen für uns fast unmöglich. Nach dem See fahren wir durch eine Schlucht, teilweise ist die Piste im Bachbett angelegt.

 

Nach dutzenden von Kilometern ist die Strasse plötzlich wieder geteert und führt uns nach über 400km Passfahrt ins erste Dorf auf argentinischer Seite! Zum Abschluss des Tages kommt nochmals ein Höhepunkt. Auf einer teilweise schmalen Piste geht es durch die Schluchten der Sierre del Jagué nach El Horno. Rot leuchten die schrägen Berghänge in der Abendsonne. Wir würden gerne stoppen und fotografieren. Aber das Gestein sieht sehr brüchig aus und wir fragen uns wie oft hier Steine runterfallen auf die Strasse. Fast schon ungemütlich. Also fahren wir langsam durch die Schlucht und machen die Fotos aus dem Fenster.



In El Horno übernachten wir am Hauptplatz. Wieder einmal ist es hier ab 21.00 Uhr bis etwa 2.00 Uhr nachts laut. Eine nicht sehr erholsame Nacht! Unser nächstes Ziel ist Hualfin und dann wollen wir in den Altiplano von Argentinien. In Hualfin an der Tankstelle zeigt uns der Tankwart einen Camping Municipal hinter dem Fussballfeld. Die Durchfahrt unter der Ruta 40 ist lediglich 4m hoch aber dann erreichen wir gleich einen tollen Picknickplatz vor den roten Bergen. Wir wandern noch dem Bach entlang bis zu einer Pfütze. Hier hat es mehrere „Wasserlöcher“, gebildet vom kleinen Flüsschen das hier vorbeiführt. Richtig schön gelegen! Die Einheimischen verlassen abends den Platz und wir sind ganz allein und verbringen eine ruhige Nacht.

 

Unser nächstes Ziel ist Chilecito das den Namen von chilenischen Auswanderern erhielt. In diesem Wein- und Grubendorf begannen die Engländer Ende des 19. Jahrhunderts 40 Gold-, Silber- und Kupferminen auf 4600m auszubeuten. Eine Leipziger Firma baute den Bergleuten damals, also vor über 100 Jahren, eine 34km lange Schwebebahn mit einem Höhenunterschied von 3325m zum Abbau der Erze. 262 Masten, Förderkörbe, Kessel und Dampfmaschinen kamen zerlegt per Schiff nach Bueonos Aires und per Bahn nach Chilesito. Von da ging es dann auf Maultierrücken weiter zu den Baustellen. Die Drahtseilbahn war bis 1928 in Betrieb und war damals eine Rarität. Heute kann man noch die Masten sehen und die Förderkörbe. Wir übernachten bei der ersten Station dieser Förderbahn.

  

Leider ist das Wetter schlecht! Immer wieder hat es dicke Wolken und es regnet. Wir überlegen uns ob wir in den Altiplano hochfahren sollen bei diesem Wetter. Wie sind die Strassen, regnet es auf dem Hinweg auch, wie ist die Piste da? Schlussendlich entscheiden wir uns nach Salta zu fahren und den Weg von der anderen Seite anzugehen. Dabei erhoffen wir uns besseres Wetter. So geht es der Ruta 40 entlang bis Cafayate. Unterwegs gibt es noch einen Stopp beim Hauptplatz von Santa Maria. Die neue Kirche am Platz hat einen speziellen Altar mit einem Gemälde. Wir können uns damit nicht so recht anfreunden.

 

Einen weiteren Stopp machen wir in Quilmes. Die Ruinenstadt wurde teilweise restauriert. Heute bewundern wir vor allem die riesigen Kakteen und das erste Lama! Die damaligen Bewohner vom Stamm Kilmes wurden 1667 amEnde des 35jährigen Krieges hier vonden Spaniern ausgehungert und mussten zu Fuss in das La Plata Delta wandern. Dort beschloss der geknechtete Stamm das eigene Aussterben.

 

Am Hauptplatz von Cafayate halten wir ebenfalls an und sehen uns das sehr touristische Städtchen an. Ein Restaurant neben dem anderen und alles Franzosen um uns herum! Cafayate ist bekannt für seinen Wein. Wir wollen einen ruhigen Übernachtungsplatz und finden ihn kurz nach Cafayate in den roten Schluchten, einem kleinen Nationalpark. Rot leuchten die Felsen rund um uns in der Abendsonne und wir stehen direkt vor dem Eingang ganz alleine. Nur ein kleiner Fuchs schaut uns unsicher an und entschwindet dann hinter einem Busch.

 

Heute erreichen wir Salta und kaufen wieder einmal Grundnahrungsmittel im grossen Shopping ein bevor es auf den Balneario Municipal geht. Hier können wir auch die Website machen und wieder mal telefonieren. Leider habe ich dann am nächsten Morgen Schwindel und es geht mir überhaupt nicht gut. Beat muss den „Haushalt“ übernehmen. Zum Glück geht es jeden Tag ein wenig besser, aber mein Magen ist nicht ok. Da Beat einen Tag auch Probleme mit dem Magen hat, nehmen wir an, dass es die Pelati waren, die uns eine Magenverstimmung gebracht haben. Leider fängt es auch hier an zu regnen. Es ist alles sandig, schmutzig, man kann keinen Schritt vor das Auto machen ohne im Schlamm zu stecken. So überlegen wir was zu machen ist. Ich fürchte mich in die Höhe auf 3000 – 4000m zu fahren, wenn wir nicht fit sind. Wo sollen wir hin? Paraguay? 2 Tage fahren und dort erholen? Oder doch langsam in die Höhe fahren? Da kommen Anke und Wolfgang die wir schon öfters getroffen haben. Sie zeigen uns noch einen Platz nur ca. 500km entfernt, schön gelegen und zum Ausruhen. Wir diskutieren, sind unschlüssig und diskutieren nochmals. Schlussendlich fahren wir ca. 50km in die Berge, Richtung Sicopass. Es geht mir ja jeden Tag besser und bis wir auf 3000m sind werden sicher 3-4 Tage vergehen.

 

Nach dem Einkauf fahren wir Richtung San Antonio de los Cobres, da wo der „Train de la Nubes“, Wolkenzug, hinfährt. Es hat Wolken und ist nass, aber je höher wir kommen umso trockener ist es. Die Geleise schlängeln sich neben der Strasse und dem riesigen Bachbett das Tal hoch. Ab und zu gibt es sogar Spitzkehren und über den Bach führen riesige Eisenbrücken. Endlich kommt auch die Sonne und wir geniessen die vielen Kakteenwälder rechts und links der Strasse. Auf 2300m machen wir auf einer Ausstellplatzform halt. Neben uns plätschert ein Bächlein, die Strasse ist etwas entfernt und rund um uns sind Berge mit den riesigen Kakteen. Hier wollen wir übernachten! Abends windet es stark und wir sind froh, dass wir im Wind stehen, so rüttelt es nicht zu stark. Nachts schläft dann der Wind ein und wir haben eine ruhige Nacht. Da am Morgen der Nebel tief hängt schreibe ich noch Homepage bevor wir weiterfahren.

 

Stetig bergan führt die Strasse das Tal hoch, das Wetter wird immer schöner, nur noch wenige Wolken begleiten uns. Am Strassenrand sehen wir immer mehr riesige Kakteen und viel Sand. So erreichen wir San Antonio de los Cobres. Ein grösseres Dorf mitten in der Pampa, das auch vom Tourismus lebt. Hier hält wöchentlich einmal der Zug. Wir wollen weiter die alte Ruta 40 nordwärts fahren. Die Piste ist nicht sehr gut, aber wir treffen auf erste Lamaherden und je näher wir der Strasse die zum Paso di Jama führt kommen, je mehr Wasser führen die kleinen Bäche. Deshalb sind die Strassen teilweise aufgeweicht und matschig. In Purmamarca mit den tollen farbigen Felsen, übernachten wir wie vor ca. 11 Monaten.



Alles ist trocken am Morgen obwohl wir Donnergrollen hörten während der Nacht. Schon bald zweigen wir nordwärts auf die Ruta 9 ab und staunen. Hier hat es also letzte Nacht und die Tage davor geregnet. Die Bäche fliessen über die Hauptstrasse, teilweise liegt viel Geröll und Schlamm auf der Strasse. In Maimara wollen wir uns die Kirche anschauen und fahren ins Dorf. Die einzige geteerte Strasse die durchs Dorf führt, ist voll Schlamm den die Leute mit Schaufel und Pickel entfernen. Man kann sich ja vorstellen wie die anderen, ungeteerten Strassen  aussehen! Die Wolken hängen immer noch tief, keine Sonne in Sicht nur Regen. Wir nehmen die Karten hervor und planen um. Die Regenzeit hat sich einfach verspätet und die Pisten sind nicht befahrbar, Schluss! Letztendlich entscheiden wir uns um und fahren 1100km nach Asuncion in Paraguay um dort ca. 2 Wochen auf besseres Wetter zu warten. Dort können wir einen Termin beim Augenarzt machen, Autoservice etc. Dort ist das Wetter laut Vorhersage besser.

 

2 Tage fahren wir durch den Chaco Austral in Argentinien, durch eine eintönige Landschaft, den Tempomat auf 85km gestellt. Immer wieder sehen wir Regenstreifen in der Ferne, Regenbogen und riesige Wolkengebilde die sich vor uns auftürmen. Natürlich regnet es auch ab und zu. Am Abend wollen wir bei einer Tankstelle übernachten, aber auch hier ist alles überschwemmt. Wir fahren durch das Städtchen und suchen einen Platz zum Übernachten, aber leider ist auch hier nur die Hauptstrasse geteert und diese meistens unter Wasser. Schlussendlich stellen wir uns auf der doppelspurigen Hauptstrasse ganz an den Rand, damit wir vom kleinen Grünstreifen aus direkt ins Womo einsteigen könne. Zu unserer Überraschung gibt es hier sogar Free Wifi! Der Abend und die Nacht sind gerettet!

 

Am nächsten Tag wird das Wetter immer besser und am späten Nachmittag erreichen wir „Hasta la Pasta“ und René und Marion. Hier treffen wir auf viele Reisende die wir schon kennen und andere die wir noch nicht kennen. Wir waschen, schreiben, und essen bei Marion ab und zu sehr gut! René vereinbart für Beat einen Termin in Asuncion bei einem deutsch sprechenden Augenarzt! Zusammen mit Ursi und Armando aus der Schweiz nehmen wir ein Taxi und fahren über 2 Stunden in die Stadt. Leider müssen wir dann noch ¾ Stunden warten, aber dann geht’s in das Vorzimmer und schlussendlich macht der Augenarzt einen hervorragenden Job. Er stellt uns sogar ein Rezept aus für ein Augenmedi von Beat, denn das sollte kühl gelagert werden. Unser Kühlschrank könnte ja aussteigen! Auch erhalten wir ein Papier mit allen Untersuchungsresultaten, damit wir in einem halben Jahr einfach zu einem Augenarzt können und ihm dieses zeigen können, damit er weiss was machen. Und das alles für Fr. 30.-!

 

Das Taxi bringt uns noch zu einem grossen Shoppingcenter mit Schweizerpreisen, bevor es wieder zurück auf unseren gemütlichen Platz im „Hasta la Pasta“ geht. Am Samstag machen wir noch einen Besuch auf dem „Deutschen Markt“ und kaufen Raclettekäse, Schweinsfilet, super Gemüse und guten Espressokaffee ein. Für die nächste Woche sind wir ausgerüstet!

 

Leider regnet es auch hier einen ganzen Tag und im Chaco ebenfalls. D.h. die Pisten sind nicht befahrbar. Wieder studieren wir die Karten und kommen zum Schluss, dass wir vorerst für 3 Monate nach Südbrasilien fahren und bis ca. Rio de Janeiro. Dann soll es zurück nach Salta in Argentinien, den Altiplano und Bolivien gehen. Wir haben ja Zeit! Bis dann ist die Regenzeit definitiv vorbei. Wie sagt man so schön, „Die einzige Konstante ist die stete Änderung!“