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________   Reise 2015

________  19.1. - 12.2. 2016

________  12.2. - 3.3. 2016

________  3.3 - 10.3. 2016


Trevellin - Puerto Montt

Bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen verlassen wir Trevelin und damit einen unserer Lieblingscampingplätze. Wir sind voller Tagendrang und fahren auf einer Piste zum Zoll von Futaleufu. Wieder einmal werden wir am Zoll überrascht. Beim letzten Mal nahmen wir einen Brief vom chilenischen Zoll für den argentinischen Zoll mit und spielten Postbote. Heute spricht uns der Zöllner in einem perfekten Deutsch an! Er ist in Argentinien geboren, aber sein Deutsch ist perfekt.

 

Das Dorf Futeleufu gefällt uns sehr, es geht sehr gemütlich zu und her obwohl es viele Traveller hat. Die Meisten kommen hierher, um auf dem Fluss Futaleufu Riverrafting zu machen. Vor allem nichts für mich, aber Beat kann sich auch nicht dazu entschliessen. So kaufen wir ein, müssen aber in jedem der drei Mercados das passende kaufen. Der Erste hat frisches Gemüse, der Zweite frisches Obst und der Dritte Brötchen! Dann geht es weiter das tolle Tal mit dem reissenden Fluss hinunter Richtung Carretera Austral. Aber leider nur wenige Kilometer, da hält Beat an. Wieder der rechte hintere Reifen ohne Luft! Auf der staubigen Piste gibt es einen Radwechsel und das Rad kommt in unser Stübli. Im nächsten Dorf wollen wir den Reifen flicken lassen. Aber es kommt dann ganz anders. In keinem der nächsten Dörfer finden wir eine Gomeria die den doch etwas grösseren Schnitt flicken kann. Immer in der Hoffnung, dass wir dann schon eine entsprechende Gomeria finden werden, wird der Reifen jeden Abend unter das Auto gelegt und am morgen wieder ins Stübli. Unser frisch gereinigter „Perser“ sieht entsprechend aus! Aber man gewöhnt sich ja an alles!

 

Dafür haben wir eine richtig tolle Fahrt. Zurück auf der Carretera Austral fahren wir zuerst wieder 30 Kilometer durch eine Baustelle. Trotzdem ist diese Strecke wunderschön. Die Strasse schlängelt sich durch den dichten Regenwald. Die riesigen Rhabarberpflanzen, der Bambus und die hohen Bäume, daneben der Bach, der sich ab und zu in einer Schlucht windet. Ebenso windet sich daneben die streckenweise schmale Strasse hoch und wieder runter. Dann erreichen wir den wunderschön gelegenen Lago Yelcho. Es ist bereits Nachmittag und so freuen wir uns einen Übernachtungsplatz direkt bei der Mündung des Flusses in den See zu finden. Mit zwei weiteren Reisenden verbringen wir da eine ruhige Nacht.



Am nächsten Morgen erreichen wir nach nur 20 Kilometer Fahrt die Abzweigung zum Spa vom Nationalpark Pumalin. Bei herrlichem Sonnenschein wollen wir in dieses Thermalbad. Inmitten vom Dschungel ist ein Becken mit 38 Grad heissem Wasser. Es ist der Hammer! Einfach geniessen und die Seele baumeln lassen! Die Anlage verfügt auch über wenige Bungalows, und trotzdem hat es nur etwa 10 Personen im Bad.

 

Nach dieser Abwechslung fahren wir die schmale Strasse weiter zu einem Lookout, den wir aber nicht finden. Trotzdem ist die Aussicht super. Wir sehen direkt auf den Vulkan Michimahuida. Schneebedeckt liegt das ganze Massiv vor uns. Vor diese Kulisse essen wir unser Mittagsmüesli. Dann aber geht es zurück und die nächste Stichstrasse in den Nationalpark Pumalin. Was uns da erwartet ist unbeschreiblich! Wir fahren eine sehr, sehr schmale Piste. Kurve an Kurve, wenn da nur keiner entgegenkommt! Dschungel rechts und links. Und das über 15 Kilometer. Einmal, bei einer Ausweichstelle, fragen wir uns ob wir umkehren sollen. Aber wir wissen von anderen Reisenden, dass am Ende der Strasse ein Traumcamping ist und dann erst noch gratis. Wasser, Duschen Toilette, Platz, alles vom Feinsten. Der Weg ist für uns traumhaft, aber auch anstrengend. Und siehe da, plötzlich liegt der Platz vor uns. Wirklich, ein Traum. Wir gesellen uns zu einem Deutschen Paar mit einem Kind. Schon letzte Nacht haben wir gemeinsam am Fluss übernachtet. So geniessen wir den Nachmittag an der Sonne. Für den nächsten Tag planen wir eine längere Wanderung zum Gletscher des Vulkans Michimahuida, der in seiner vollen Pracht vor uns liegt und bei Sonnenuntergang rot leuchtet.



Leider ist dann am morgen eine gespenstische Sicht. Nebel, Nebel und nochmals Nebel. Erste Anzeichen vom Herbst? Wir geben nicht auf, waschen noch Kleider und hoffen, dass sich der Nebel auflöst. Aber bis am Mittag ist keine Verbesserung in Sicht. So packen wir den Reifen ein und fahren auf dem windigen Dschungelpfad zurück zur Carretera Austral und nach Chaiten. Diese Ortschaft wurde 2008 und 2009 arg in Mitleidenschaft gezogen wegen den Ausbrüchen des Vulkans Corcovado. Die Stadt hätte an einem anderen Ort aufgebaut werden sollen, aber viele Einwohner gingen zurück und leben heute wieder hier. Wir übernachten nur wenige Kilometer weiter in Santa Barbara direkt am schwarzen Sandstrand. Während ich aus unserem Stüblifenster schaue, sehe ich plötzlich Delfine in der Bucht. Schuhe anziehen und raus auf die Felsen. Es ist Ebbe und so kann man auf den Felsen weit hinausgehen. Ich freue mich, die Delfine so gut beobachten zu können, die vor meinen Augen spielen. Leider ist dann der Rückweg schwierig. Ich gleite auf den nassen spitzkantigen Felsen aus und falle kopfvoran hin. Meine Brille ist weg, Knie, Hand und Kopf haben Schürfwunden. Ein Argentinier, der in der Nähe ist und Beat, der just in diesem Moment auch auf die Felsen kommen will, helfen mir aufzustehen. Ich bin froh, dass die Brille noch ganz ist und ich lediglich Schürfwunden habe. Erst im Womo stelle ich fest, dass ein Brillenglas zwei Kratzer abbekommen hat und eine kleine Ecke abgesplittert ist. Die Fassung hat auch hässliche Kratzer. Meine Lieblingsbrille ist dahin! Zum Glück habe ich noch weitere Brillen dabei. Ich tröste mich damit, dass es noch schlimmer hätte kommen können!

 

Am nächsten Tag fahren wir über 40km auf einer schmalen Piste durch den Dschungel des Pumalin Parks. Der Mitgründer von Northface und Esprit, Douglas Thompkins, der leider letzten Herbst bei einem Kanuunfall in Argentinien gestorben ist, erwarb in den letzten Jahren über 825 000 ha Land in Patagonien und auf Feuerland. Er kaufte diese Wälder um sie vor dem Kahlschlag der Holzindustrie zu retten und errichtete in ihnen einfache, natürliche Camps oder Thermalbäder. Dies im Gegensatz zu den Käufern von Wäldern die sie kommerziell, einerseits durch Kahlschlag der Wälder, andererseits mit teuren Luxuskomplexen nutzen. Der Park Pumalin aber, ist gratis! Kurz vor der Fähre sehen wir ein Schild mit einem Wanderwegzeichen zu einem Alercenwald. Wir stoppen, ziehen die Wanderschuhe an und durchwandern auf Holzwegen für eine Stunde diesen eindrücklichen Wald. Dschungel links und rechts, riesige Farne und dann die Alercen. Die ältesten Bäume hier waren bei der Entdeckung der Chilenischen Küsten anno 1542 schon über 1000 Jahre alt und haben einen Durchmesser von 3m. Die Bäume können aber 3000 Jahre alt werden. Da sie nur an den Kronen Äste und Nadeln haben, wächst darunter ein wilder Dschungel. Das Holz der Alerce ist durch das langsame Wachstum sehr hart und deshalb wurden riesige Wäldereien abgeholzt. Mit ein Grund, weshalb Tompkins diesen riesigen Park hier geschaffen hat. Die Alercen, eine Zypressenart, sind jetzt überall geschützt.



Nach der kurzen Fährüberfahrt fahren wir zehn km in einer Kolonne und von Staub umhüllt bis zur nächsten Fähre. Schrecklich, schlimmer als Nebel, man sieht wirklich fast nichts. Dies Fähre führt uns dann während drei Stunden durch Fjorde bis nach Hornopiren. Immer wieder sehen wir Berge mit Gletschern, vor allem auch, weil das Wetter wieder besser ist. In Hornopiren, einem schmucken kleinen Dorf übernachten wir ruhig am Bach. Nun ist es nicht mehr weit bis Puerto Montt, dem Ende der Carreta Austral. Die Strasse ist nun meistens geteert, eine kurze Überfahrt bringt uns noch über den letzten Fjord und dann kommen wir wieder in der Zivilisation an. Immer mehr Häuser, Fussgängerstreifen, Busse, Verkehr. Wir erreichen die Grossstadt Puerto Montt.

 

In jedem Dorf in Chile, gibt es auf auf dem Hauptplatz offenes Wifi. Unterwegs konnten wir deshalb eine Gomeria in Puerto Montt ausfindig machen. Doch leider ist der Schnitt zu gross und er schickt uns zum grösseren gleichnamigen Geschäft. Nach einer Irrfahrt finden wir die Firma, aber leider ist sie seit Jahren geschlossen! Beim Wegfahren sehen wir eine „Firestone“ Werkstätte und fragen da, ob sie unseren Reifen flicken können. Nein, leider nein! Sie schicken uns aber zu dem von uns gesuchten Ort, nur liegt die Firma neu an einer ganz anderen Strasse! Na ja, nicht aufgeben, nichts wie hin! Und wir haben Erfolg! Sie können den Reifen professionell flicken. Zu Hause wäre er Ausschuss gewesen. Aber hier geht fast alles, man braucht einfach Durchhaltevermögen und Zeit, viel Zeit! Dann werden unsere zwei neuen Reifen die wir mitführen, auf die Hinterachse montiert. Der gute, alte Reifen kommt als Reserverad unter das Auto und der geflickte (wir können ihn morgen abholen) kommt unter unseren Tisch in das Fach. Endlich keinen Reifen mehr im Stübli!

 

Bei einer Klosterschule übernachten wir dann mitten in der Stadt und am morgen geht es zu Nissan. Die Bedienung ist super, sie finden sogar einen Mann der perfekt Englisch spricht. Aber leider haben sie keine Ölwanne (sie hat seit einem Steinschlag vor zwei Wochen eine Delle und ist nicht mehr ganz dicht) an Lager und in Santiago hat es auch keine! Bedeutet, wir müssen 1 Monat warten bis die Ölwanne eingeführt ist aus Japan. Nicht gut! Schlussendlich zeigt er uns dann eine Adresse in Puerto Montt, die sicher eine hat, wenn auch kein Original. So vereinbaren wir am Montag einen Termin für den Service und fahren voller Hoffnung zu dieser Adresse. Ziel muss sein, die Ölwanne vor Montag zu wechseln. Aber die Enttäuschung ist gross, auch er hat keine Ölwanne. Unglaublich! Bei diesen Strassenverhältnissen ist eine Ölwanne doch kein Luxusartikel! So meinen wir jedenfalls. Wir diskutieren und diskutieren. Schlussendlich entschliessen wir uns nach Osorno, 110km, zu fahren. In dieser Nissan Garage haben wir im Oktober ein Ersatzteil vom Secondhandmarkt erhalten und der Chef hat sich enorm bemüht. Nach kurzem Suchen finden wir die Werkstatt wieder und der Chef erkennt uns sofort. Er schaut sich die Sache an, redet nicht viel, telefoniert kurz, und schon bald kommt er und teilt uns mit, dass die Ölwanne aus Santiago in zwei Tagen hier sei! Also doch, die haben in Santiago eine Ölwanne! Wir erklären ihm, dass wir zuerst zehn Tage auf die Insel Chiloé fahren und dann den Werkstatttermin am 21. März bei ihm wahrnehmen. Neben dem Ersetzen der Ölwanne muss noch ein gründlicher Service vorgenommen werden. Während wir warten, haben die Mechaniker noch unsere Schlussleuchten repariert, denn wir fahren seit zwei Monaten ohne Schlusslicht. Das hat uns bis jetzt nicht sehr beschäftigt, da wir nur am Tag gefahren sind und die Leuchten vorne in Ordnung sind.

 

Wir sind glücklich und zufrieden, fast alles erledigt! Nach einer ruhigen Nacht am Bach suchen wir am Morgen die Post. Kein leichtes Unterfangen in dieser Stadt. Vor allem einen Parkplatz zu finden und dann noch die vielen Einbahnstrassen! Aber nach einer Viertelstunde umherkurven ist auch das geschafft und wir wandern mit den zwei gestrickten Babydecken für Steffi (sie erwartet Zwillinge im April) in Amerika, zu Post. Unglaublich hilfreich ist die Postangestellte! Sie bringt eine passende Schachtel, packt die Decken ein, verklebt alles hundertfach, gibt Lieferadresse und Absender im Computer ein, druckt Alles in dreifacher Ausführung aus, klebt die Etikette auf und kassiert die Portokosten ein. Und das Ganze ohne Stress und Gehetze. Die Schlange hinter uns wird immer länger, aber bitte keine Aufregung, wir sind in Chile und nicht in der Schweiz! Das Päckli ist nun unterwegs, es soll in acht Tagen eintreffen. Die Zwillinge können kommen!

 

Wir sind stolz, soviel in knapp zwei Tagen erledigt zu haben, und das alles mit unseren mageren Spanischkenntnissen! Nun fahren wir nach Puerto Montt, parkieren in der Nähe des Fischmarktes und spazieren an vielen Souvenirverkaufsständen und Restaurants vorbei zur Fischhalle. In den Fjorden haben wir hunderte von Fischzuchtanlagen gesehen. Kein Wunder dass die Gewässer hier nicht sauber sind von den Fischsekreten. Wir fragen uns auch, wie viel Antibiotika da wohl im Spiel ist? Schlussendlich kaufen aber auch wir eine Lachshälfte, ein Kilogramm schwer, für ca. sechs Franken

 

Da die Touristeninfo wieder einmal geschlossen ist, fahren wir nach einem kurzen Besuch im grossen Shoppingcenter zur Strandpromenade zurück. Eine herrliche Aussicht auf die Bucht mit einem riesigen Kreuzfahrtschiff darin, hier übernachten wir! Und morgen geht es mit der Fähre nach Chiloé.