____________   18. September - 26. September

____________   16. Oktober - 29. Oktober

____________   29. Oktober - 14. November

____________   14. November - 25. November

____________   25. November - 


Cartagena - Medellin


Am Morgen fahren wir nach Cartagena, die 4.grösste Stadt in Kolumbien. Das Verkehrschaos ist unglaublich, vor allem die Motorradfahrer finden wir schlimm. Sie schlängeln sich durch die stehenden und fahrenden Autos und Busse. Wir parken das Womo auf dem sehr schmutzigen Parkplatz des Hotels Bellavista. Da wir unsere eigene Toilette und Dusche haben und tagsüber unterwegs sind, stört uns das nicht besonders. Abends können wir hier die Fenster geöffnet lassen, damit wenigstens ein kleiner Luftzug durchs Häuschen zieht, denn es ist sehr heiss. Nachts 30 Grad und abends immer ein Gewitter, sodass es so richtig schwülheiss ist. Zum Glück hat Beat am Tag zuvor noch unser Dachfenster über dem Bett abgedichtet! So sind wir „wasserdicht“!

 

Zu Fuss spazieren wir dem Meer und der Altstadtmauer entlang in die Altstadt von Cartagena. Wir bummeln durch die wunderschönen Gassen mit den blumenbehängten Balkonen. Überall werden Glace, Früchte, Fruchtsäfte und Wasser angeboten. Das Touristenangebot ist riesig. Wir freuen uns aber über die schönen Bauten und beschliessen in einem Hinterhof etwas zu essen um anschliessend mit einem Taxi nach Hause zu fahren. Die Altstadt ist sehr schön und so buchen wir für den nächsten Tag eine Walkingtour, um so viele Informationen über die Geschichte der Stadt zu erfahren. Die unglaublich vielen Händler auf den Gassen sind Arbeitslose, die sich so ihren Lebensunterhalt mehr schlecht wie recht verdienen. Die Arbeitslosenquote liegt offiziell bei über 15%, in Tat und Wahrheit sind es aber sicher 25%. Da hier während Jahrhunderten hunderttausende Sklaven eingeschleppt wurden, sehen wir viele Schwarze. Die Frauen mit ihren bunten „africanlook“ Kleidern verkaufen Früchte oder man kann sie für ein kleines Entgelt fotografieren. Übrigens haben die Spanier die Afrikaner als Sklaven hierher verschleppt, weil sie stärker seien als die Einheimischen.

 

Die Hitze, die Luftfeuchtigkeit und die täglichen Gewitter machen uns zu schaffen. Deshalb fahren wir weiter, der Küste entlang nach Norden. Nach einer Stunde machen wir einen Zwischenhalt beim Schlammvulkan „el Tatuma“. Kurz vorher werden aber wir von agressiven „verkleideten Clowns“ gestoppt, indem sie sich einfach vor unser Auto stellen und Geld fordern. Sehr ungemütlich. Wir beobachten wie die Einheimischen teilweise einfach drauflosfahren und die Clowns sich durch einen Sprung zur Seite retten müssen. Also fahren wir auch langsam an und siehe da, sie springen zur Seite. Sie sind aber wütend und schlagen an die Autotür, das ist nicht sehr angenehm. Wir unterstützen immer wieder Behinderte oder Personen denen es nicht gut geht, aber auf diese Weise geht es gar nicht.

 

Den Schlammvulkan verlassen wir dann relativ rasch. Busse kommen fast gleichzeitig an und wir erfahren, dass die Leute für alles und jedes, auch was man gar nicht will, Geld verlangen. Nein, auch das brauchen wir nicht. So fahren wir gemütlich weiter, geniessen die Landschaft, trinken eine Cola an einer Beach die eine Infrastruktur für mindestens hundert Leute hat. Wir sind aber alleine hier. Dann umfahren wir die riesige Stadt Barranquilla und halten auf einem Parkplatz um unser Müesli zu essen. Hier suchen wir das Monument von Shakira! Und wir finden es! Unglaublich! Es liegt ein wenig versteckt hinter einem Stadion. Shakira kommt von hier, wer weiss das schon.

 

Den Abend geniessen wir an einer Neerung und essen im kleinen Beizli, in dem vor allem Lastwagenfahrer verkehren, Seafood.



Es ist schwülheiss und wir fahren bei Santa Marta auf 650m in das kleine aufstrebende Dorf Minca. Eine neue Strasse führt hier in den „Dschungel“ und im Dorf selber gehen wir zu Fuss um einen Stellplatz zu finden. Die Wege sind eng und steil. So finden wir einen herrlichen Platz im Hostel El Mirador mit Blick auf Santa Marta am Meer. Wir geniessen hier die kühleren Nächte und das Dorfleben. Viele Motorradtaxi wollen uns auf den nicht ausgebauten Pisten in den Nationalpark fahren. Da noch immer Regensaison ist, sehen die Pisten entsprechend aus, und ich will nicht auf einem Motorrad fahren, das ist mir zu gefährlich. So gehen wir dann zu Fuss und suchen den Schweizer Daniel Wäspi, der hier mit seiner Familie und seinem Bruder lebt und eine kleine Finca mit Gästezimmern betreibt. Steil geht es eine Schotterpiste hoch und schlussendlich stehen wir vor seinem Haus und werden herzlich begrüsst. Er staunt, dass wir von Koni Ulrich, seinem Paten, die Adresse erhalten haben. Er erzählt uns, wir er früher viel gereist ist in Südamerika und dies mit einem Motorrad. Schlussendlich hat er sich hier eine Existenz aufgebaut und vermietet nun seine sehr schönen Bungalows. Für die Zukunft plant er noch 2-3 Plätze für Overlander wie wir sind. Für alle Hiker und Vogelliebhaber ist das hier ein Paradies.

 

Unsere Fahrt geht weiter wieder an die Küste mit einem kurzen Stopp in Santa Marta, das wir zu Fuss erkunden. Da Sonntag ist, treffen wir auf Strassenmusikanten und Strassentänzer. Auch tönt aus jedem Beizli unglaublich laute kolumbianische Musik. Die ist auch auf der Fahrt durch die Dörfer zu hören. Für uns definitif zu laut, da muss man Gehörschutz tragen! Kurz vor Santa Marta treffen wir auf einen Unfall mit Motorradfahrern. Und in Santa Marta werden wir gleich zweimal innert 5 Minuten Zeugen zweier Unfälle mit Taxi und Motorradfahrer. Schrecklich! Noch schlimmer finden wir, dass die Taxifahrer jeweils nur kurz anhalten und dann wieder weiterfahren. Die Schuldigen sind immer die schwächeren Verkehrsteilnehmer!

 

Wir umfahren den angeblich wunderschönen Nationalpark Tayrona, der wegen den Ureinwohnern leider während der Hauptsaison von Januar – Februar für alle Touristen geschlossen ist. Wir „Fahrenden“ sind da nicht erwünscht. Es gibt zwar zwei Strassen in den Park, aber die Parkgebühren für Ausländer sind extrem. Für das Auto 50`000.-, pro Person 30`000.- und für Camping ohne Infrastruktur 10`000.- pro Person. Normalerweise bezahlen wir höchstens 30´000.- zusammen mit Wasser, Strom, Wifi, Toilette. Gerne sind wir bereit als Ausländer mehr zu bezahlen, doch sollte dies in Grenzen sein. So erreichen wir den traumhaft gelegenen Camping Los Angelos und treffen da auf Stefan, den wir zuletzt in Peru gesehen haben. Wir suchen uns einen Platz unter den Kokospalmen und achten sehr darauf, dass ja keine Kokosnuss auf unser Auto fallen kann! Bei der Reception erleben wir dann die Überraschung. Die Dame ist sehr unfreundlich. Ich frage nach dem Preis und da diskutiert sie zuerst mit jemand anderem, wieviel sie wohl verlangen soll. Ja, soviel Spanisch verstehen wir! Pro Person 30´000.- meint sie. Nein, das bezahlen wir sicher nicht! Also 25`000.- pro Person mit Wasser, Toilette und Strom, ohne Wifi. Wir erklären ihr, dass wir sogar in Cartagena, am teuersten Ort in Kolumbien nur 15`000.- bezahlt haben mit allem inkl. Es hilft alles nichts, sie will die 50`000.-. So stehen wir dann ein bisschen unglücklich auf einer nassen, matschigen Wiese, traumhaft unter Palmen am Sandstrand vom Camping „Los Angeles“. Leider kann man hier auch nicht schwimmen, die Strömung ist zu stark. Abends erleben wir dann noch ein gewaltiges Gewitter und so fällt es uns nicht schwer am Morgen aufzubrechen und weiter zu fahren.

 

Langsam lassen wir die Berge hinter uns, das Land wird flach und die Vegetation ändert sich. Nicht mehr so tropisches Grün, dafür Bananenplantagen und ähnliche Vegetation wie im Chaco in Paraguay. Gegen Mittag kommt starker Wind auf und jetzt wissen wir warum diese Gegend für Kite-Surfer bekannt ist. In einem Hostel für Kite-Surfer finden wir ein angenehmes Plätzchen auf der Wiese. Das Hostel ist mit Containerschlafräumen ausgestattet und ist ganz neu. Der Wind am Nachmittag ist angenehm, sodass die Hitze auszuhalten ist. Wir spazieren in die Stadt Riohacha entlang der sehr schönen Promenade, waschen und erledigen viele Sachen für die wir Internet brauchen. So vergeht die Zeit wie im Flug. Aber nach drei Nächten zieht es uns weiter Richtung Medellin. Wir haben uns entschieden nicht weiter nordwärts zum nördlichsten Punkt in Südamerika zu fahren. Die Strasse muss die letzten 100km in einem sehr schlechten Zustand sein mit viel Sand und hohen Verwehungen. Zurzeit regnet es noch ab und zu, dann ist die Strecke noch schlimmer. So ist es endgültig, wir haben den für uns nördlichsten Punkt erreicht und drehen wieder ab nach Süden mit Endziel Montevideo.



Drei Tage müssen wir fahren bis wir den Camping oberhalb Medellin auf 2500m erreichen. Vorbei nahe der venezuelanischen Grenze mit sehr vielen Militär- und Polizeikontrollen. Diese Gebiet ist Farq-Gebiet und deshalb sind die Kontrollen so streng. Das Militär hält jeweils Daumen hoch bei uns was heisst, dass die folgende Strecke ok ist und keine Probleme zu erwarten sind. Ab Abend übernachten wir bei einer Tankstelle und fahren am nächsten Tag wieder den ganzen Tag bis zu einer weiteren Tankstelle mit einem Restaurant. Da essen wir dann ein erstklassiges Schweinsfilet. Ich träume noch Tage davon! Am dritten Tag geht es dann nach kurzer Fahrt auf 2700m, hoch und runter, Kurve an Kurve, wir sind wieder in den Anden. Im Flachland waren es die grossen Löcher die zu beachten waren, hier in den Anden ist die Strasse teilweise abgerutscht oder hat riesige Verwerfungen. Zum Schluss dann der Stress, die Fahrt durch Medellin! Eine riesige Stadt, Motorradfahrer, steile Strassen, Verkehr ohne Ende!

Aber schlussendlich erreichen wir Santa Elena und den Camping und freuen uns auf eine kühle Nacht mit 13 Grad! In der amerikanischen Waschmaschine wasche ich unsere in den letzten Tagen verschwitzte Sachen und dann gilt es wieder all unsere Sachen zu organisieren. Reisen ist halt nicht Ferien! Dafür brauchen wir keinen Terminplaner!

 

Wir haben seit drei Tagen immer wieder ein hässliches Geräusch beim Bremsen. Also demontiert Beat das hintere rechte Rad, da vermutet er die Ursache, und kontrolliert alles. Leider ist der Untergrund so nass, dass es schwierig ist das Auto aufzubocken. Schlussendlich ist aber alles ok, er findet nichts. Abends spazieren wir in ein nahes Restaurant, um bei einem Apero den Sonnenuntergang zu geniessen. Aber oh Schreck! Auf dieser Strasse 5 Minuten als Fussgänger unterwegs zu sein grenzt an Selbstmord! Die Autos fahren so nah an uns vorbei, dass einem Angst und Bange wird. Ausweichen geht nicht! Wir sind froh wieder heil zu Hause anzukommen.

 

Heute möchten wir mit der Seilbahn nach Medellin fahren, um am Nachmittag an einer Walkingtour teilzunehmen. Aber leider ist die Seilbahn wegen Wartungsarbeiten geschlossen! So nehmen wir den Bus und fahren ¾ Stunden gemütlich mitten in die Stadt, wo wir noch Papiere ausdrucken lassen und Geld wechseln müssen. Medellin hat eine Metro, die zu einem grossen Teil über den Strassen gebaut ist und so setzen wir uns in eine dieser Bahnen und lassen uns zur Endstation fahren. Wir sind erstaunt, wieviele Leute sie mitten am Tag benutzen und wie sauber sie ist. Mit unserem Führer spazieren wir dann gemütlich durch die Stadt. Für uns ist Medellin aber nicht besonders attraktiv. Interessant sind aber die Geschichten über die Entwicklung der Stadt, die Probleme mit den Drogen und die Kriminalität in früheren Jahren. Unser Führer hat die verschiedenen Orte in vier Gefahrenstufen eingeteilt und uns jeweils bei Nummer 3 oder 4 darauf aufmerksam gemacht, dass wir wachsam sein sollen und abends nie in solche Gegenden gehen sollen. Wir haben uns aber immer sehr sicher gefühlt. Da unser Führer die schlimmsten Jahre als Teenager hier lebte und selber in einer Schiesserei verletzt wurde, war alles sehr authentisch. Müde, aber voller guter Eindrücke fahren wir mit einem Taxi den Berg hoch nach Hause.