Unser Womo steht seit unserer Heimreise vor dem Haus auf unserem Parkplatz. Bereits in Südafrika entschieden wir uns kein neues Fahrzeug zu kaufen. Das hat verschiedene Gründe. Es gibt kaum einen Pickup der ohne Anpassungen unter unsere Kabine passt. Da wir weiterhin Reisen ins ferne Ausland machen möchten, halten wir ein neues Auto mit der ganzen Elektronik für ungeeignet. Unser Nissan ist auf der ganzen Welt problemlos zu reparieren.
Deshalb besprechen wir als Erstes unser Anliegen mit unserem Freund und langjährigen Garagisten Salvi von der Glattgarage. Er kennt unser Auto und zudem besteht die Möglichkeit, dass Beat bei vielen Arbeiten mithelfen kann. Er kann auch Material zur Reparatur bringen und abholen etc. Wir freuen uns, als Salvi uns Mitte November das ok gibt und das Auto im Januar in die Werkstatt nimmt für die Generalüberholung.
In der Zwischenzeit bringen wir unsere defekte Kabinenheizung nach Wutöschingen zu einem Trumavertreter. Ein Insekt hat sein Nest im Abluftkanal gebaut und das haben wir nicht bemerkt. Der Chefmonteur staunt, dass die Heizung 10 Jahre lang in über 9000 Betriebsstunden problemlos funktionierte! Und wir freuen uns über die Offerte, denn man kann die Heizung ohne Probleme reparieren.
Zuhause entfernen wir alles, aber auch wirklich alles aus Kabine und Fahrzeug und staunen wieviel da Platz hatte! Das Arsenal füllt ein ganzes Zimmer in unserer Wohnung! Beat nimmt den Kühlschrank heraus, flickt und putzt ihn, ebenso den Kochherd. Ich beginne Alles, aber auch wirklich Alles zu putzen, waschen, flicken und zu entsorgen was nicht gebraucht wurde im letzten Jahr. Dann wird das Badezimmer, das Schlafzimmer, das Stübli usw. geputzt. Auch die Fenster müssen zerlegt und gereinigt werden. Unglaublich wieviel Sand und Dreck sich da angesammelt hat! Weiter gibt es viele kleine Dinge zu reparieren oder wieder zu befestigen. Ein neuer Duschvorhang wird genäht und die Vorrichtung für das Moskitonetz wird entfernt. Zum Glück ist das Wetter gut, so können wir tagelang arbeiten.
Endlich in der ersten Januarwoche können wir die Kabine absetzen und das Auto in die Werkstatt bringen. Während der Demontage ist Beat oft in der Werkstatt. Es werden Fotos gemacht vor dem Abbau, sodass man wieder alles richtig montieren kann. Spezielle Momente sind das heraushieven des Motors aus dem Motorenraum und das Entfernen des Fahrerhauses vom Chassis. Dieses wird auf einer fahrbaren Plattform zwischengelagert. Zum Glück ist während dieser Jahreszeit in der Werkstatt nicht allzu viel los und es hat Platz. Rund um das Fahrerhaus werden nämlich alle ausgebauten Teile fein säuberlich aufbewahrt. Wir fahren zum Turbohändler und nehmen den Turbo aus Sambia sowie den Turbo der im Keller liegt mit. Falls kein neuer Turbo erhältlich ist, können wir aus diesen Turbos einen Neuen zusammensetzen. Wir freuen uns aber, dass ein Originalturbo bestellt werden kann. Da wir schon eine verstärkte Kupplung installiert hatten, bestellen wir eine Neue in München bei unserem Nissanhändler der das Auto ebenfalls kennt. Herr Osterloher ist immer hilfsbereit und kann uns die richtige Kupplung schicken. Weitere Ersatzteile werden durch die Werkstatt bestellt und sind mit kurzen Lieferzeiten erhältlich. Nur acht Schrauben M9 x 1 x 30 sind nicht erhältlich. Diese benötigen wir für die Kupplung und wurden nicht mitgeliefert. Die alten Schrauben passen nicht, das heisst sie waren zu kurz und wurden damals so eingesetzt. Wir suchen zwei Tage die ganze Schweiz ab, niemand hat solche Schrauben. Ein Anruf bei Herr Osterloher in Deutschland war dann endlich erfolgreich!
Ein besonderes Gefühl ist, das leere Fahrgestell zu sehen. Zum Glück hat es keine Risse oder andere Defekte. Es wird nach Rafz zum Ablaugen gebracht und anschliessend neu lackiert und Hohlraum behandelt. Zehn Tage später ist es zurück und wird auf dem Lift in der Werkstatt festgebunden. Unterdessen werden am neuen Motor alle Peripheriegeräte wieder angebracht.
Die Blattfedern bringen wir nach Kriens damit sie restauriert und neu gespannt werden.
Die Hinterachse bringen wir nach Littau zur Restauration. Leider verzögert sich diese Arbeit da wir einen Monat auf Ersatzteile warten müssen. Unterdessen wird aber am Chassis gearbeitet, die Kabelstränge montiert etc. und zuletzt noch der Motor auf das Chassis gehievt. Endlich können wir die Hinterachse abholen, montieren und somit auch die Räder montieren.
Ein besonderer Moment ist das Anbringen der Führerkabine. Diese wird mit dem Lift hochgehoben und das Chassis mit dem Motor unter das Führerhaus geschoben. Langsam senkt sich der Lift, alles muss genau passen! Zweimal muss ein bisschen korrigiert werden und dann ist das Fahrerhaus aufgesetzt! Aber es ist noch lange nicht alles fertig. Der Hilfsrahmen für die Wohnkabine, die Scheinwerfer und im Motorraum Batterie, Turbo, Kühler etc. werden montiert.
Endlich kann der Motor gestartet werden! Und er schnurrt ruhig! Ein gutes Gefühl. Der Motor wird immer wieder über einige Stunden gestartet. Ende April ist es soweit, wir können die Kabine wieder aufsetzen. Beat hat aber ein sehr ungutes Gefühl beim Fahren. Das Auto lässt sich fast nicht in die Kurve lenken, es stosst irgendwie geradeaus! Das heisst, die Differienzalsperre ist aktiviert! Salvi macht ebenfalls nur eine sehr kurze Probefahrt und stellt dasselbe fest. Zusätzlich macht der Turbo bei hohen Tourenzahlen ungewöhnliche Geräusche! Oh Schreck, der ist ja neu, nun haben wir noch einmal zwei grosse Probleme.
Anfang Mai bringen wir den neuen Turbo zurück. Er wird gleich kontrolliert und uns wird mitgeteilt, dass entweder der Katalysator defekt oder am Auspuff etwas nicht in Ordnung sei. Der Turbo wird aus Kulanz repariert, aber das mit dem Katalysator macht Kopfzerbrechen! In ganz Europa bekommen wir keinen originalen Katalysator! Salvi und wir können nicht verstehen warum der Katalysator defekt sein soll! Wir sind mit ihm und dem alten Turbo von Sambia nach Hause gefahren, rund 5000km, und wir hatten keine Probleme damit. Kurz entschlossen baut Salvi den alten Turbo wieder ein und siehe da, der funktioniert einwandfrei! Wie weiter mit dem neuen Turbo ist noch abzuklären!
Nach einigen Überlegungen ist Salvi überzeugt, dass der Fehler bei der Differenzialsperre während der Revision passierte. Mit einem Tieflader wird das Fahrzeug nach Littau in die Werkstatt gebracht. Wir fahren ebenfalls hin denn wir haben einen Vorführtermin bei der MFK und machen Druck, dass das Problem sofort angegangen wird. Ein bisschen kleinlaut gibt der Chefmonteur zu, dass wirklich etwas nicht stimmt. Er verspricht uns, am nächsten Tag das Problem anzugehen. Am Nachmittag kommt der erlösende Anruf von Salvi. Der Fehler sei bei der Revision gemacht worden und sei bereits behoben! Deshalb können wir am nächsten Tag das Fahrzeug abholen und gegen Abend noch die Spur einstellen lassen. Diese lange Probefahrt hat noch kleinere Mängel aufgezeigt, die aber ohne Probleme zu lösen sind. Und wir freuen uns, denn Salvi hat zwischenzeitlich einen früheren Vorführtermin erhalten.
Das Vorführen an sich ist kein Problem, aber leider leuchtet die Lampe im Fahrerhaus nicht auf welche die Stellung der Einstiegstreppe überwacht. Zudem funktioniert die Höhenverstellung des rechten Scheinwerfers nicht. Wir müssen diese Einstellung deaktivieren oder funktionstüchtig machen. Das blödeste Problem, weil rein bürokratisch ist, dass unsere Felgen mit erhöhter Traglast beanstandet werden. Die Felgen wurden bereits vor vier Jahren vom Hallenchef als gut befunden, sind aber leider beim Vorführen vergessen worden einzutragen. Die deutschen Papiere reichen plötzlich nicht mehr aus, wir müssen ein «Certivicate of Conformity» vom Importeur vorzeigen. Das wird dann sofort bestellt und bezahlt. Jetzt hoffen wir, dass die Papiere so rasch wie möglich eintreffen.
Wir können nur noch hoffen, dass wir die behobenen Mängel bilateral, das heisst ausserterminlich bei der MFK zeigen können, damit wir das Fahrzeug aufs Wochenende einlösen können.
Unterdessen kann Beat noch den Fahrerraum einrichten und endlich ist alles im Auto wieder richtig verstaut!
Leider müssen wir das Fahrzeug nochmals zur Prüfstelle bringen. Salvi erhält einen Termin für den Pfingstdienstag. Doch leider haben wir an diesem Tag auch einen Termin in Wutöschingen für die Heizung. Diesen können wir nicht verschieben da jetzt Hochsaison ist und wir wieder einen Monat warten müssten. So fahre ich mit allen Papieren zum Strassenverkehrsamt und hoffe einen früheren Termin zu erhalten. Ich werde zum Hallenchef verwiesen und Herr Sigrist (Stellvertreter des Hallenchefs) schaut sich die Papiere an und geht in die Disposition. Und siehe da, ich erhalte einen Termin am Donnerstag vor Pfingsten. Überglücklich bedanke ich mich!
Flamur von der Garage und ich fahren dann zur Prüfstelle. Alle Papiere ok, aber die Spurweite fehlt. Wo finden wir sie? Sie ist nirgends in den Papieren zu finden! Es nervt, ich habe doch vorgestern meine Papiere gezeigt und Herr Sigrist hat gesagt, dass alles ok ist. So telefoniere ich Beat, aber er nimmt nicht ab. Niemand den ich erreichen will im Haus ist zu Hause. Schlussendlich fährt Salvi zu Beat, sie finden den Ordner mit den Einfuhrpapieren aus Deutschland und Salvi bespricht mit dem Hallenchef am Telefon welches Papier er benötigt. Sie finden eines, Salvi mailt dieses Papier, aber es ist das falsche. Daher bringt uns Salvi den ganzen Ordner und nach langem Suchen wird ein Papier mit den entsprechenden Angaben gefunden. Leider ist es schon kurz vor 16.00 Uhr und das Strassenverkehrsamt schliesst um 16.00 Uhr. Aber kein Problem, ich kann ja die Nummern und den Fahrzeugausweis auch am Freitagmorgen abholen. Die nette Dame macht aber Überzeit und wir können endlich um 16.15 Uhr mit bestandener Prüfung und mit unseren Nummernschildern nach Hause fahren! Zu Hause stelle ich dann fest, dass der Fahrzeugausweis auf vier Personen ausgestellt ist. Da wir hinten keine Sitze montiert haben ist klar, dass das Fahrzeug nur für zwei Personen ist. Na ja, ein kleines Problem!
Endlich können wir ins Appenzellerland aufbrechen. Zuerst geht es auf die Waage. Wir sind genau 3.5t vollgepackt! Super! Doch auf dem Weg zum Friseur leuchtet die ABS-Lampe auf. Ein Telefonat mit Salvi und wir stehen kurz vor dem Mittag nochmals in Glattfelden in der Werkstatt. Angezeigt wird ein Kurzschluss oder Unterbruch zum Sensor, doch er ist ja neu! Nach kurzer Analyse und Besprechung tauschen Flamur und Claudio den Stecker aus und siehe da, der Fehler verschwindet. Nun kann es losgehen!