Santiago - Osterinsel - Santiago - Elquital



 ________   8. Februar - 24. Februar

 ________   24. Februar - 9. März 


Wir stehen früh auf, denn wir müssen mit der Metro in die Stadt. Von dort aus geht die Sewell-Tour, die Minentour. Wir warten und warten. Schlussendlich erbarmt sich ein Busfahrer, der hier Leute für eine andere Tour abholt und telefoniert unserer Agentur. Da stellt sich heraus, dass gestern ein Sturm mit heftigen Regenschauern in diesem Gebiet gewütet hat und deshalb die Tour abgesagt wurde. Frustriert fahren wir zurück zum Parkplatz. Hier haben wir Internet und wir stellen fest, dass man uns nachts um 23.30 Uhr mitgeteilt hat, dass die Tour nicht stattfindet! Nun verbringen wir einen weiteren Tag auf dem Parkplatz und versuchen uns auf die Osterinsel zu freuen. Zudem haben wir versucht, die Tour auf nächsten Samstag zu verschieben.

 

Am Sonntagnachmittag fahren wir vom Parque Metropolitano weg auf den bewachten Flughafenparkplatz, sodass wir morgen einen kurzen Weg zum Einchecken haben. Aber siehe da, unser Auto ist zu gross, die Barriere für grössere Autos ist geschlossen und defekt. Wir versuchen am Ticketschalter mit jemandem Kontakt aufzunehmen. Das ist nicht ganz einfach, aber schlussendlich kommt sogar ein Angestellter vorbei und erklärt uns, dass wir auf dem nächsten Parkplatz parkieren können für den gleichen Preis wie hier. Er schreibe einfach unsere Autonummer auf und wenn wir zurück kommen sollen wir nicht am Automaten bezahlen sondern an der Kasse. Na ja, wenn wir nur irgendwo unser Auto sicher stehen lassen können!

 

Kurz vor unserer täglichen Dusche abends, kommt ein Angestellter vorbei und fragt was wir hier machen. Wir erklären nochmals unsere Geschichte und er meint, kein Problem, er sei hier der Platzchef! Wenn wir irgendwelche Probleme hätten, sollten wir uns unbedingt vorne am Ausgang melden. Wir bedanken uns und können endlich duschen und schlafen gehen!

 

Das Einchecken geht trotz der vielen Leute zügig voran, nur die vielen Chinesen sind „gewöhnungsbedürftig“. Und dann freut sich Beat, wir fliegen das erste Mal mit einem Dreamliner, einer B-787! Der Flug dauert 4 ½ Stunden und schon landen wir und befinden uns in den Tropen. Es ist schwülheiss! Als erstes kaufen wir den Nationalparkeintritt, satte 80 US $ pro Person! Dann werden wir von Leo, einem Maori mit einer Blumenkette herzlich empfangen und schon geht es die kurze Strecke zu unserem Guesthouse. Da alles ausgebucht ist, haben wir ein Appartement. Viel Platz also! Wir aber wollen uns die „Stadt“ ansehen, die einzige auf der Insel. Es leben hier 7000 Leute und natürlich viele Touristen. So wandern wir durch die Strassen, essen ein feines Eis und staunen über den Preis! Fr. 7.—für zwei Kugeln, das haben wir schon lange nicht mehr bezahlt. Aber gut ist es! Abends suchen wir dann das Restaurant, das uns Hans und Ingrid empfohlen haben und sind begeistert! Ein herrlicher Sonnenuntergang und ein wirklich gutes Essen! Spannend fand ich auch die Chinesengruppe, die kurz vor uns angekommen ist und nach ½ Stunden schon wieder abfährt. Alle haben mindestens zwei Kameras dabei, teilweise tragen sie Handschuhe und Mundschutz und essen mit mitgebrachten Stäbchen, es ist wie in einem Film und sehr amüsant!



Heute fahren wir mit Leo, unserem Führer, zu den Sehenswürdigkeiten. Leo ist ein Maori und hat schon etliche Filme gedreht, die in der ganzen Welt ausgestrahlt wurden. Er lebt zwar in der Gegenwart, sieht die vielen positiven Entwicklungen, hat sein Herz aber noch fest verwurzelt in der Tradition, die er pflegt und auch weitergibt. Seine Frau, eine Chilenin, unterrichtet an der Schule auch die Traditionen der Maori. Er selber ist oft im Ausland unterwegs in den Museen die Ausstellungsstücke von der Insel haben. Er hält auch Vorträge an Universitäten. Wir haben Glück mit unserem Leo, er erzählt uns den ganzen Tag nicht nur geschichtliches, auch aus seinem eigenen Leben, zeigt uns Orte an denen er gelebt hat. Orte wie z.B. eine Steinhöhle in der er mit seinem Vater und den Brüdern 9 Monate gelebt hat um jeden Tag zu fischen. Die Fische wurden dann in die Stadt gebracht. Das war zur der Zeit, als Pinochet an die Macht kam und die Insel nicht mehr mit frischer Ware versorgt wurde. Die Osterinseln gehören seit 1966 zu Chile und was sich da alles abgespielt hat, erzählt er uns natürlich aus seiner Sicht, der Sicht der Inselbewohner. Auch um die Einnahmen des Nationalparks kämpften die Einheimischen. Sie wollten diese Einnahmen auf der Osterinsel ausgeben, aber leider floss das Geld jahrelang auf das Festland und die dortigen Nationalparks. Heute bleibt das Geld auf der Insel und man verbessert damit die Infrastruktur des Nationalparks.

 

Interessant ist vor allem auch, wie die Maori zu den Osterinseln kamen. Diese Insel ist am Weitesten auf der ganzen Welt von einer anderen bewohnten Gegend entfernt. Die heutigen Bewohner, die Rapu Nui, erreichten mit ihren Booten im 5. Jh. die Osterinsel und gaben ihr den Namen „Te Pito o te Henua“, „Nabel der Welt“. Es gab und gibt noch immer keine Flüsse auf der Insel. In den drei grössten Kratern gibt es Regenwasser und in den Buchten der Insel sickert dieses Grundwasser bei Ebbe aus dem Boden! Heute wird das Wasser mit Pipelines von den Seen geholt. Die geheimnisvollen steinernen Skulpturen, die Moai, finden sich überall auf der Insel. Zusammen mit hölzernen Schrifttafeln bewahren sie die Tradition der Rapa nui. Die teils riesigen bis zu 12m hohen Moai stehen auf immensen Steinaufschichtungen, den Aho, die mit meterhohen Stützmauern zur See hin geschützt wurden. Diese Zeremonienkomplexe, die dem Ahnen- und Totenkult gewidmet waren, wurden teilweise auch als Grabkammer genutzt. Während periodischen Umbauarbeiten wurden die alten Moai gestürzt und die Köpfe und Körperteile in die neuen Stützmauern integriert. Die Moai stellen konkrete Personen dar, die früher benannt werden konnten. Interessant ist, dass es wenige weibliche Moai gibt. Einige Moai, man nimmt an, dass dies besonders wichtige Personen waren, haben einen zylinderförmigen Kopfaufsatz aus roter Gesteinsschlacke.



Nahezu alle Moai stammen von den Hängen des Vulkans Ma Rano Raraku. Professionelle Steinbildhauer meisselten die Statuen aus dem Gestein. Heute befinden sich noch 397 Stauten in verschiedensten Stadien unvollendet am Hang. Eine davon ist 21m lang! Nach der Fertigstellung haute man die riesigen Steinkolosse aus dem Fels und sie wurden an Seilen den Berg hinunter gelassen. Einige zerbrachen und diese sieht man noch heute am Berg. Sie liegen einfach umher und sind teilweise mit Gras überwachsen. Die noch ganzen Maoi wurden anschliessend in Gruben aufgestellt und stehend fein bearbeitet, dann zwischengelagert um schlussendlich auf „Transportrouten“ an den Bestimmungsort gebracht zu werden. Wie der Transport von statten ging, ist nicht belegt, unser Leo meint, sie wurden stehend bewegt, ab und zu auch liegend verschoben. Mit einer provisorischen Rampe konnten sie dann auf dem Ahu aufgestellt werden. Man nimmt an, dass die Augen erst nach dem Aufrichten aus weissem Korallenkalk und einer roten Iris aus roter Gesteinsschlacke versehen wurden, damit sie sehend wurden. Die Moai stehen mit ganz wenigen Ausnahmen mit dem Blick ins Landesinnere und gaben damit den Leuten die Sicherheit, dass alles ok ist.

 

Leo erzählt uns viel auch von seiner Familie und den Familienstrukturen. Wir sind tief beeindruckt nicht nur von den spirituellen Stätten, den Ahu, den Moai, auch von der Geschichte der Insel. Sie wurde 1953 von der chilenischen Marine übernommen um die Inselbewohner „zu disziplinieren“. Erst 1966 garantierte der Chilenische Staat den Einwohnern die gleichen Rechte wie auf dem Festland. In den 60er Jahren war erstmals ein Insulaner Bürgermeister und die Amerikaner bauten eine befestigte Landepiste auf der der „Space Shuttle“ hätte notlanden können! Die Insel bekam eine Wasserversorgung, elektrischen Strom, ein Krankenhaus und Schulgebäude. Auch entstanden die ersten Touristenunterkünfte.

 

Nach diesem anstrengenden Tag mit der 8 ½ stündigen Führung schlafen wir sehr gut. Dies obwohl wir einen Sonnenbrand haben! Es hat nämlich ab und zu geregnet und da dachten wir doch nicht an Sonnencreme! Am nächsten Tag mieten wir ein kleines Auto. Nochmals wollen wir einige Orte besuchen und die Eindrücke vertiefen. Dann aber geniessen wir noch einen gemütlichen Nachmittag im Schatten, bevor wir abends nochmals fein essen gehen. Im Restaurant treffen wir per Zufall auf Claudia, die am Flughafen Zürich arbeitet und unterhalten uns wieder einmal auf Schweizerdeutsch. Wie haben wir dann gestaunt, als Claudia am Nebentisch einen Bekannten erkennt, der ebenfalls am Flughafen Zürich arbeitet. Die Welt ist halt schon ein Dorf!

 

Der Rückflug ist dann sehr entspannt, haben wir doch Businessplätze. Nur das Essen......, es war mehr schlecht wie recht! Wir freuen uns aber auf unser Heimchen und schlafen herrlich in unseren Betten. Jetzt muss nur noch ein Grosseinkauf gemacht werden und vor allem müssen wir die Erhöhung des Batteriefaches machen lassen. Beim Womohersteller staunen die Jungs nicht schlecht. Stehen doch die Schweizer schon wieder hier! Für ein Trinkgeld lösen sie unser Problem und wir fahren wieder zu unserem Parque Metropolitano. 



Frühmorgens stehen wir auf, checken die Mails, denn letzte Woche erhielten wir ja spät nachts eine Absage für die Tour zur Kupfermine Sewell. Heute finden wir kein Mail und fahren mit der Metro in die Stadt. In einem schönen neuen Bus werden wir die 150km zur Mine gefahren. Leider ist der Chauffeur „hyperaktiv“. Dauernd fummelt er am Telefon rum, füllt Formulare während der Fahrt auf der Autobahn aus, schenkt sich in einen Becher Wasser ein, bedient die Videoanlage die nicht funktionieren will, usw. Sehr unangenehm! Die Führung in der riesigen Mine ist aber dann mit einem englischsprechenden Führer hervorragend. Er erklärt uns nicht nur die heutigen Abbaumethoden des Kupfererzes im Berg, sondern auch was mit den Abfällen passiert, auch mit dem stark giftigen Wasser. Dieses wird in Kanälen 80km ins Flachland befördert und dort in einem grossen „See“ gelagert. Aber was da weiter passiert, das ist nicht geklärt. Für uns ein ähnliches Problem wie mit dem Atommüll. Zum ersten Mal merken wir, wie unglaublich viele Minen in den chilenischen Anden sind. Ganze Berge werden ausgehöhlt. Es ist hier ja Erdbebengebiet und von den giftigen Chemikalien die man zur Kupferherstellung braucht, spricht auch niemand. Der Wahnsinn! Und doch, wir brauchen ja auch täglich Kupfer.

 

Sewell ist der Gründungsort von diesem Kupfergebiet und Weltkulturerbe.Die Kupfermine wurde den Chilenen 1905 von Amerikanern abgekauft. Zuerst wurde eine Erzmühle errichtet und täglich wurden 250t Erz verarbeitet das mit einer Förderanlage die durch ein eigenes Kraftwerk betrieben wurde, zur Mühle gebracht wurde. 1915 entstand dann die Industriestadt Sewell an einem steilen Berghang, 60km in den Bergen. Die Leute waren in drei Klassen eingeteilt. Die Amerikaner, natürlich Klasse A, lebte da in Saus und Braus. Wir staunen nicht schlecht als wir das Hallenbad, Baujahr 1935, sehen. Da wurden auch Schwimmwettkämpfe abgehalten. Ein schönes Theater, es könnte irgendwo in Europa stehen, finden wir im gleichen Haus. In der Bowlinghalle wurden sogar internationale Wettkämpfe abgehalten. Natürlich war da auch eine Schule und ein Krankenhaus, das Beste in Chile. Nur die Klasse A konnte diese Annehmlichkeiten nutzen! Das alles entstand in einer unwirtlichen Gegend die damals nur mit Pferden erreichbar war. Die Einrichtungen der Häuser wurden aus Amerika per Schiff importiert und hierher gebracht. Später wurde dann eine Eisenbahn gebaut, die auf den 60km vom Tiefland, ca. 2400m überwand. Heute wird das Grubenmaterial direkt aus dem Berg mit der Eisenbahn in die Erzmühlen gebracht. Die Wohnungen der ledigen Arbeiter und der Familien, Klasse B und C, waren damals in separaten Häusern, sehr einfach eingerichtet. In den 60er Jahren wurde Sewell aufgehoben und wurde zur Geisterstadt. 2005 wurde es dann Weltkulturerbe. Heute leben die Arbeiter während den Arbeitstagen in einem nahen Camp. Sie arbeiten Schichten bis zu 12 Stunden und verbringen dann nach einem Einsatz von 7 bis 10 Tagen einige Freitage in der Stadt im Tiefland bei ihren Familien. Nach einem feinen Nachtessen wurden wir dann wieder zurück nach Santiago gebracht.

 

Endlich, nach fast einem Monat fahren wir mit einem sehr staubigen Auto weiter nordwärts, immer im schönen Hinterland von Chile. Wir staunen, ein grosses Stück fahren wir der alten Eisenbahnstrecke entlang und 4 mal führt die Strasse durch den ehemaligen Eisenbahntunnel, 4m hoch, 3m breit, ohne Licht, teilweise in einer Kurve! Bei einem Tunnel können wir nicht reinfahren, 6 Kühe haben den kühlen Ort für sich in Anspruch genommen. So muss Beat die Kühe zuerst hinaustreiben, kein einfaches Unternehmen! In zwei Tagen sind wir in Vicunja, in der Nähe des Elquitales. Hier geniessen wir den tollen Stellplatz von einem Hotel mit allen Annehmlichkeiten wie Wifi, Swimmingpool etc. zusammen mit anderen Reisenden.