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_______  12. 4. bis 28. 4. 2016 

_______  4. 4. bis 12. 4. 2016

 


Suizandina - Colbun


Voller Tatendrang fahren wir früh los nach Curacautin um einzukaufen und Sicherungen für das Auto zu kaufen. Auf dem Parkplatz werden diese noch gewechselt. Nun hoffen wir, dass das Rücklicht endlich funktioniert. Dann geht es in den Nationalpark Conquillo. Wir sind begeistert! Immer mehr nähern wir uns dem Vulkan Llaima, einem der aktivsten Vulkane von Chile. Mit seinen 3000m ist er beeindruckend. Bei seinem letzten Ausbruch am 1. Januar 2008 sind mehrere Touristen von der Lava eingeschlossen worden. Am 4. April 2009 brach er erneut aus. Heute ist er ruhig, wir können ihn bestaunen und der Weg ist frei. Eine schmale Schotterpiste führt uns durch einen Wald zu einem See. Dieser entstand schon viel früher, beim Ausbruch eines weiteren Vulkans in der Nähe des Llaima. Die Piste ist einmalig. Sie führt durch einen Wald mit vielen Araukarien wie durch ein Bachbett, rechts und links hat es hohe „Lehmmauern“, die Wurzeln der Bäume sind teilweise ausgeschwemmt. Wenn es regnet macht es sicher keinen Spass auf dieser Piste zu fahren. Plötzlich sehen wir durch das Gebüsch einen alten Lavafluss und davor einen kleinen See mit azurblauem Wasser, so klar, dass man die umgefallenen Bäume auf dem Seegrund sieht. Und dann kommt der Lavafluss von 2008. Riesig! Die Strasse führt 11km über dieses Feld, vorbei an kleinen Lagunen, die fast ausgetrocknet sind. Beeindruckend wenn man sieht, welche Massen von Lava damals den Berg herunterflossen. Nur wenige Pflanzen konnten sich in der Zwischenzeit hier entwickeln. Eine der schönsten Strecken die wir schon gefahren sind! Gegen Abend stoppen wir dann an einem kleinen Wasserfall in der Nähe von Melipeuce.

 

Heute geht es wieder Richtung Argentinien. Nachdem wir Icalma erreicht haben, das an einem schönen See liegt und im Sommer viele Touristen hat, biegen wir nordwärts ab. Wir fahren an der Grenze entlang und wollen schliesslich über den Zollübergang am Pass Pino Hachado nach Argentinien einreisen. Was für eine tolle Strecke erwartet uns hier. Wir kurven durch das Tal und es wird immer trockener. Schlussendlich fühlen wir uns fast wie in der Sahara. Sand, Sand und nochmals Sand! Da es unterdessen immer mehr windet, gibt es Sandverwehungen und ab und zu müssen wir bremsen, denn wir sehen vor lauter Sand nichts mehr! Wunderschön, nur, der Sand kommt auch ins Auto. Das sieht wieder aus, innen und aussen voller Sand. Zum Glück ist unser Stübli staubdicht! An der Grenze angekommen entschliessen wir uns noch über die Grenze zu fahren bis Las Lajas. Wie immer ist der chilenische Zoll rasch erledigt. Beim argentinischen ist es dann schwieriger. Vor allem lassen sich hier die Zöllner nicht aus der Ruhe bringen. Zuerst warten wir mit den Autopapieren eine Ewigkeit, hinter uns gibt es eine Schlange. Dann endlich bemüht sich ein Zöllner. Er sitzt aber nicht ab, bearbeitet den Computer stehend und hat grosse Schwierigkeiten die Autopapiere auszufüllen, obwohl er die Angaben in den chilenischen Papieren lesen kann. Schlussendlich fragt er etwas auf Spanisch was wir nicht verstehen. Endlich haben wir ihn soweit, er gibt auf, gibt uns die Papiere und will das Auto auch nicht mehr sehen! Super, die anderen Autos werden alle kontrolliert bezüglich Früchte, Gemüse und Fleisch. Ich bin froh, denn diesmal haben wir von allem etwas im Auto! Nichts verstehen, hilft meistens am Zoll.



Bei der Tankstelle in Las Lajas übernachten wir, denn der Platz ist beinahe leer. Aber eigentlich hätten wir es ja wissen müssen! Zwischen 22.00 und 24.00 Uhr brummt es. Ein Lastwagen nach dem anderen kommt und reiht sich ein, rechts und links von uns. Zum Glück ist es dann von 24.00 Uhr bis 7.00 Uhr am Morgen ruhig. So können wir doch noch schlafen.

 

Unser heutiges Ziel ist der Vulkan Copahue der im September ausgebrochen ist und immer noch qualmt. In Caviahue, dem Dorf in der Nähe des Vulkans, erwartet uns viel Wind. Richtige Sandstürme wehen über das Dorf. Wir versuchen Geld zu wechseln, kaufen ein und wollen wieder einmal eine Pizza essen. Die äusserst freundliche Dame im Tourist Office hilft uns bei all unseren Wünschen. So sitzen wir in der Pizzeria und bestellen eine Pizza für 2 Personen. Nur ein Wort verstehen wir nicht und so sind wir gespannt was aufgetischt wird. Die Überraschung ist gross. Wir nennen die Pizza „Argentinische Pizza“. Anstelle des Pizzateiges essen wir zwei Stück flachgeklopftes Fleisch! Darauf verteilt, die Pilze, die Tomaten und der Käse. Schmeckt zwar gut, aber definitiv nicht so gut wie eine richtige Pizza!

 

Die Sandstürme rund um das Dorf bewegen uns dazu weiterzufahren. Zum Dorf Copahue, das unterhalb des Vulkans auf 2000m liegt. Copahue heisst in der Sprache der Mapuche, der Ureinwohner, Ort des Schwefels. Hier ist das weltweit höchst gelegene Thermalbad. Nur während der Sommermonate kann man hier in dem stark schwefelhaltigen Thermalwasser kuren und die Schwefeldämpfe einatmen. Im Winter liegen hier bis zu 9m Schnee. Die sturmartigen Böen nehmen noch zu und wir sind froh im Camping hinter einer Mauer stehen zu können. Gegen Abend sinkt dann die Temperatur und es schneit! Zum Glück nicht viel, somit haben wir das erste Schneegestöber im nahenden Winter hinter uns gebracht. Unsere Heizung läuft auch super, und so kann eigentlich nichts schief gehen. Am Tag schaut dann endlich wieder die Sonne hinter den Wolken durch und bis am Abend sind fast alle Wolken verschwunden. Wir gehen nicht ins Bad. Man muss einen Arztcheck machen, d.h. vor allem den Blutdruck messen lassen, um eine Badeerlaubnis zu erhalten. Wir sehen die schwefelhaltigen und stinkenden Aussenbecken dampfen und das macht uns den Entscheid einfach. Obwohl mein Blutdruck super ist, der Anblick des Wassers ist für mich nicht sehr einladend. Wir wandern durch das Dorf, mit der reaktivierten Winterjacke und sehen auch den Vulkan dicke schwefelhaltige Rauchwolken ausstossen. Zudem dampft es überall aus dem Boden und überall hat es kleine „Tümpel“ die blubbern und heiss sind. Irgendwie kommt es mir vor wie wenn wir auf einem Dampfkochtopf stehen, kein angenehmer Gedanke!

 

Bei tollem warmem Wetter, es ist 8 Grad am Morgen, fahren wir ab. Beat fährt etwas rückwärts und will noch ein Kabel das sich gelöst hat, im Motor befestigen. Ich stehe draussen und lade die Zeitung herunter. Ein Blick zum Auto lässt mich dann erschauern! Was sehe ich da! Uns fehlt ein Solarpaneel, wir haben nur noch eines! Beat glaubt mir nicht. Wie belämmert stehen wir da und können es nicht fassen. Da kommt der sehr hilfsbereite und freundliche Campingchef Jesus daher und wir zeigen ihm das Problem. Er kann es nicht fassen und ruft die Polizei. Wir fragen uns, wie jemand die 8 Schrauben lösen und das Paneel wegreissen konnte, ohne dass wir das gespürt haben. Vorletzte Nacht hat es aber so gestürmt und gerüttelt, dass dies sicher möglich war. Zudem haben wir ja einen sehr guten Schlaf, ich merke jeweils nicht wenn Beat ins Bett kommt wenn ich schon schlafe! Beat montiert dann durch das Fenster über unserem Bett das kaputte Teil ab, befestigt die Kabel mit Klebstreifen und kontrolliert die Schrauben beim anderen Paneel. Die sind locker! Ob wir wohl beim Sturm das Paneel auf dem Weg hierher verloren haben? Die Schrauben weg, das Paneel mit einem Windstoss weggeflogen? Auf dem Dach des Womos sieht man keine Dellen oder Einschläge, und irgendwie, können wir uns das auch nicht vorstellen. Das hätten wir doch gemerkt! Wir sind uns nicht sicher, weggeflogen oder gestohlen?

 

Die Polizei ist schon unterwegs und schaut sich die Angelegenheit an. Schlussendlich müssen wir nach Caviahue zur Polizei, die dann alles aufnimmt und uns ein Papier überreicht. Obwohl, die Versicherung wird ja kaum bezahlen. Aber wie kommen wir zu einem Paneel? Super ist, dass das zweite Paneel unabhängig funktioniert. Nur werden wir nicht die gleiche Leistung haben. Solange wir nicht heizen müssen sollte dies kein Problem sein, denn da brauchen wir nur für den Kühlschrank und für die warme Dusche am Morgen Strom. Wir versuchen Fredi und Jacqueline aus Eglisau anzurufen, denn sie kommen im September mit ihrem Fahrzeug nach Südamerika. Wir sind sehr dankbar, dass sie sich bereit erklären das Paneel, das wir bei Bimobil bestellen werden, mit ihrem Fahrzeug mitzunehmen. Sie werden es dann im Paraiso Suizo in unser Fahrzeug legen und im Dezember, wenn wir zurück kommen, wird es Beat montieren. Nun müssen wir in den nächsten Tagen mit Bimobil alles klären.



Wir reisen trotz dem Missgeschick weiter nach Chos Malal. Vor allem die 50km vor der Stadt sind wieder einmalig schön. Wir fahren hoch über dem Fluss dem Berg entlang, Kurve um Kurve und sehen schon von weitem das Dorf, aber es liegt doch noch fast 30km entfernt. Alleine auf der Piste unterwegs ist aber die Kurverei kein Problem, die Steppenlandschaft mit dem tief unter uns liegenden Fluss ist prächtig und wir vergessen einen Moment unsere Probleme.

 

Kurz vor Chaos Malal erreichen wir die Mitte der 5224km langen Nationalstrasse. Sie durchquert den ganzen Westen Argentiniens mit der Ausnahme der Insel Feuerland von Süd nach Nord und überquert im Norden einer der höchsten Pässe, den Arb del Acay, 4900m.   

 

In Chos Malal ist leider der Camping geschlossen und so stellen wir uns zu einem Park. Leider ist Freitag, d.h. die Jugendlichen sind unterwegs mit lauter Musik. Erst etwa um 3.00 Uhr ist es ruhig und wir können noch bis 8.00 Uhr schlafen. Ja und dann sagt die Wetter App Regen voraus und wir wollten doch zum Vulkan Domuyo. So entschliessen wir uns eine Wäscherei zu suchen. Alles geschlossen! Dann einen Coiffeur. Den finden wir, sehr speziell diesmal. 7 Frauen stehen umher mit ihrem Handy, machen gegenseitig Fotos und Selfies, nur eine schneidet Haare! Platz hat es aber für 4 Personen! Die laute Musik ist auch nicht angenehm, aber schlussendlich sind unsere Haare geschnitten. Noch kurz einkaufen und dann einen Platz suchen, um unsere Handwäsche zu trocknen. Den finden wir auch bei einem Park am Stadtrand, neben einer kleinen Kirche. Am Abend ist dann Gottesdienst und wir staunen nicht schlecht. Während unseres Nachtessens fährt Auto um Auto heran, wir sind völlig zugeparkt! Die Kirche ist randvoll! Die Nacht geniessen wir, denn kein Lärm weckt uns, und am Morgen fahren wir los, um einzukaufen und zu tanken. Doch oh Schreck, das Lämpchen leuchtet wieder, Leistungsabfall. Beim Stadtpark, inmitten der Stadt stehen wir und Beat kontrolliert das Kabel das wir schon einmal gelötet haben. Und siehe da, es hat sich gelöst. Das Problem haben wir erkannt, leider ist es Sonntag und alle Werkstätten geschlossen. So stehen wir dann mitten in der Stadt am Park und bleiben hier. Erstaunlich ruhig ist es nachts! Am Morgen fahren wir dann als erstes zum Autoelektriker. Der ersetzt uns das Kabel mitsamt dem Stecker. Super, jetzt hält es sicher. Noch kurz das Navi eingeben und los geht es zum Vulkan Domuyo. Ausserhalb der Stadt sehen wir dann die Wetterlage besser. Tief hängende Wolken, kein Regen, aber auch keine Sicht! Wir halten und beratschlagen. Rasch ist klar, nein das wollen wir nicht. Der Entscheid: nächsten Januar, wenn wir zurück sind, werden wir von Montevideo hierher fahren und unsere Reise in Argentinien weiterführen. Jetzt fahren wir direkt nach Chile und werden die nächsten 3 Monate in Chile nordwärts fahren und dem Winter hoffentlich entrinnen. Es erwartet uns wiederum eine einmalige Landschaft mit Vulkanen auf der Ruta 40. Kein Verkehr, Steppe und hügelige Strasse. Bis wir abzweigen, zum Pass Pehuenche. Wir vergessen unsere Sorgen mit dem Licht, denn es funktioniert schon wieder nicht und freuen uns vielmehr an dem wunderschönen Tal, das langsam aber stetig zum Pass und über die Grenze nach Chile führt. Die Suche nach einem Camping am Abend ist dann schwierig und die Aussage der Besitzerin, dass die nächsten Tage Regen angesagt ist, enttäuscht uns. Aber wir haben neue Ziele in Chile und darauf freuen wir uns nun.