1.10. - 4.10.23




Heute fahren wir über die Grenze in den Iran und stehen bereits um 9.00 Uhr an der Grenze. 

Es geht erstaunlich schnell. Zuerst wird ein Foto gemacht, dann der Pass ausgestempelt. Schon können wir vor die grossen doppelten Eisentore fahren die aus irgendeinem Grund geschlossen sind. Ein Iraner der aus der Türkei in den Iran fährt, erklärt uns, dass zuerst der türkische Zöllner das Auto kontrollieren muss bevor die Tore aufgehen. Nur, wo ist der Zöllner? Zuerst heisst es in 5 Minuten, später sind es 10 Minuten, schlussendlich warten wir ¾ Stunden. Der Zöllner schaut kurz in das Auto und zieht dabei sogar seine Schuhe aus! Alles ok, er ruft dem iranischen Zöllner zu, dass die Tore geöffnet werden können.

 

Wir parken gleich hinter dem Tor in Iran und gehen mit allen Papieren zum Einreiseschalter. Das Visum ist ok und wir erhalten den Einreisestempel im Pass. Nun muss das Auto eingeführt werden. Wir zeigen alle Papiere und das Carnet de Passage dem Chef. Der zeigt uns wo, und wie, alles gemacht werden muss. Einer kontrolliert und vergleicht alles mit dem Fahrzeugausweis. Auf die Rückseite des Carnets wird vieles auf Farsi geschrieben. Dann folgt die Kontrolle vom Chef mit Unterschrift. Dieser schickt uns nach draussen an einen anderen Schalter. Wieder Kontrolle und etwas auf ein Papier schreiben, unterschreiben und zurück zum Chef. Wieder eine Unterschrift von ihm und wieder zu einer weiteren Person. Dieser macht den Einfuhrstempel ins Carnet, nimmt den untersten Teil des Einfuhrscheines weg und schickt uns wieder nach draussen um ein weiteres Papier, das er ausgefüllt hat, kontrollieren zu lassen. Zurück zum Chef, der gibt wieder seine Unterschrift und erklärt uns welches Papier für was ist. Alles mit Hilfe von Google Translator (in Zukunft GT) und ein wenig Englisch! Zuletzt noch ein Blick von einem Zöllner in unser Auto und wir können im Iran einreisen! Dauer schlappe zwei Stunden, unglaublich schnell!

 

Jetzt müssen wir noch Geld wechseln und eine Autoversicherung abschliessen. Geld ist relativ schnell gewechselt, an der Grenze einfach zu einem schlechten Kurs. Die Versicherung ist dann auch rasch gemacht, es ärgert mich aber, dass der Helfer plötzlich mehr Geld will wie abgemacht! Ich kann es nicht lassen und erkläre ihm klar und deutlich, dass ich enttäuscht sei von ihm, und dass die Iraner während unserer letzten Reise freundlicher waren. Ich kann mir das als «alte Frau» leisten! Er merkt dann, dass er vermutlich zu weit gegangen ist, jedenfalls zeigt er uns noch wo wir eine Simkarte erhalten. Die wollten dann Dollar, ich wollte mit Rial bezahlen, denn wir haben ja die Landeswährung in der Tasche. Nochmals muss ich ihm klar machen, dass wir sehr viel Geld gewechselt haben und ich sicher nicht mit Dollar bezahle! Schlussendlich zahle ich ihn mit Rial und er bezahlt die Simkarte mit seinen Dollars. Trotz der Unstimmigkeiten hat er sich am Schluss nett verabschiedet mit «goodbye and thank you mother»

 

Wir kaufen noch Gemüse und Früchte ein und sind reisebereit! Das Ganze hat drei Stunden gedauert. Die letzte Einreise in den Iran vor 10 Jahren hat wesentlich länger gedauert und war viel chaotischer!

 

Nach einigen Kilometern finden wir einen Park indem wir übernachten dürfen. Da Samstag ist, werden in diesem Park Hochzeitspaare fotografiert. Eine Frau, die Gast ist, läuft wie auf dem Laufsteg neben unserem Auto hin und her und wird dabei von ihrem Freund gefilmt. Ich spreche sie an, denn sie trägt ein wunderschönes Kleid und beide sprechen sehr gut Englisch. Ich darf sogar ein Foto machen. Und das alles ohne Kopftuch, ja, Beat wird sogar noch zu einem Whisky eingeladen, was er aber dankend ablehnt.

 

Am nächsten Morgen fahren wir früh los, denn wir müssen die iranischen Nummern abholen. Später stellt sich heraus, dass es zwar Pflicht ist iranische Nummern zu montieren wenn man länger als zehn Tage im Land ist. Aber längst nicht alle Touristen machen das! Wir halten uns an die Regeln und finden dank «Ioverlander» (einer App für Reisende) den Polizeiposten sofort und parken in der zweiten Reihe auf der Strasse. Vor der kleinen Eingangstüre warten schon andere Männer. Beat drängelt ein bisschen um dem Polizisten unser Anliegen zu zeigen. Er bedeutet uns zu warten. Nach einer Viertelstunde dürfen wir dann eintreten und müssen am Empfang das Handy deponieren. Ein Untergebener bringt uns dann zum Chef mit zwei Sternen auf den Achselpatten. Dieser schaut sich die Papiere ausführlich an und erklärt uns mit Hilfe von GT welche Papiere wir kopieren müssen und dass wir bei der Bank für die Bearbeitung Geld einzahlen müssen! 

 

Wieder draussen frage ich einen Mann mit GT wo die Bank ist. Da er kein Englisch spricht steigt er ins Auto und lotst uns zur Bank auf der anderen Seite der Stadt. Wieder müssen wir in der 2. Reihe parken und deshalb gehe ich alleine in die Bank. Oppsala. Da warten aber viele Leute und es hat viele Schalter! Daher melde ich mich einfach beim nächsten freiwerdenden Schalter, statt einfach auf einem Stuhl Platz zu nehmen. Der Bankangestellte kann kein Englisch, aber mit GT funktioniert alles! Nach dem ich bezahlt habe, frage ich schüchtern wo man Kopien machen kann. Er will für uns die Kopien machen! Rasch hole ich sämtliche Unterlagen im Auto. Doch unterdessen ist der Beamte besetzt und ich warte. Aber nur kurz, denn schon winkt mich ein anderer Bankangestellter zu sich und macht mir die acht Kopien! 

 

Wir fahren zurück zur Polizei, parken wieder in der 2. Reihe, müssen im Eingang das Handy abgeben und gehen zum Chef. Dieser schaut sich alles an, nickt und meint mit GT, dass noch eine technische Prüfung stattzufinden habe und anschliessend die Nummer irgendwo bezahlt werden müsse. Auf der Strasse sehen wir einen Polizisten mit drei Sternen auf den Achselpatten und Taschenlampe Auto kontrollieren. Das muss der richtige Mann sein! Wir zeigen ihm die Papiere und er versteht. Nur kurz lässt er uns warten, schaut dann mit der Taschenlampe in den Motorraum, hinter die vorderen Räder und unter das Auto. Alles Ok! Aber wo müssen wir die Nummern bezahlen? Kurzerhand bedeutet er mir, dass ich warten soll und setzt Beat in ein altes Klapperauto und fährt höchst persönlich etwa 400m zur Zahlstelle. Nach 10 Minuten kommt Beat zurück mit einer Quittung. Nun wieder Handy abgeben und zum Chef. Er schaut sich die vielen Papier an, schreibt weitere Papiere gibt irgendetwas in den Computer ein, scannt die vielen Papiere und unterschreibt immer wieder ein Papier. Schlussendlich muss Beat auch noch etliche Papiere unterschreiben. Natürlich sind alle auf Farsi und wir verstehen nicht was wir unterschreiben.  Auf einem Papier gibt es sogar einen Fingerabdruck! Für diesen Papierkram braucht der Chef ¾ Stunden und zwischendurch erhalten wir ein Rahmzältli! Dann aber bringt uns ein Untergebener mit einem breiten Lachen unsere iranischen Nummern!

 

Draussen auf der Strasse montiert Beat die neuen Nummern mit Kabelbindern über die Schweizernummern! Endlich, können wir losfahren! Heute geht es noch bis Täbris zu einem Stellplatz mitten in der Stadt der bei Reisenden bekannt ist. Aber die Anfahrt ist schwierig, wir kommen in einen Stau und sind kurz vor dem Einnachten um 18.00 Uhr endlich da. Beat hat gestern noch eine Zahnfüllung verloren und deshalb sind wir froh, dass ein ehemaliger Englischlehrer auf dem Platz ist, der uns dann morgen zu einem Zahnarzt bringt. Er ist eine Nervensäge, denn er will uns Dollar verkaufen, Taxi bestellen etc. natürlich immer für Geld! So machen wir einen Preis ab für die Hilfe die wir benötigen mit dem Zahnarzt. Alles andere können wir auch ohne seine Hilfe machen.



Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Taxi zuerst in die Universitätsklinik, aber da heute irgendein Feiertag ist, arbeiten die nicht. Also geht es weiter zum «Roten Halbmond». Beim Empfang müssen wir zuerst 20`000 Rial (4 Rappen) bezahlen, nur damit der Zahnarzt mal in den Mund von Beat schaut. Da mehrere Zahnärzte hier arbeiten gibt es mehrere kleine Behandlungsräume, aber alle ohne Türen. Ähnlich wie beim Coronaimpfen in Bülach. Beat muss sich auf einen Stuhl legen und acht Leute schauen zu, wie der Zahnarzt (mit Handschuhen wie beim Diesel tanken) sich das Problem anschaut. Danach schreibt er auf ein Zettelchen was gemacht werden muss und den Preis. Danach bekommt Beat trotz Gegenwehr eine Spritze. Im Warteraum muss er dann ¼ Stunden warten, während ich die 16 Franken für die Behandlung bezahle. Diese findet dann ohne Zuschauer statt nur mit der Arzthelferin und dabei trägt der Zahnarzt dann doch Latexhandschuhe. Die Dentalassistentin hat nur die Aufgabe die Füllung zu reichen. Es geht schnell und der Zahn ist geflickt und der Zahnarzt meint alles ok. Aber oha lätz! Beat kann den Mund nicht schliessen, die Füllung ist zu hoch! Der Zahnarzt versucht diese abzutragen, aber da fällt die ganze Füllung raus und Beat verschluckt sie beinahe. Er bittet um Wasser zum Spülen! Nun beginnt die Prozedur von neuem und diesmal klappt es mit der Füllung!

 

Unserem Englischlehrer machen wir klar, dass wir alleine zur Blauen Moschee laufen möchten und kein Taxi benötigen, er ist einfach ein Schwätzer! Unterwegs gehe ich noch in einen Handyladen. Da wir im Iran sind geht mein WhatsApp nicht. Auch andere Seiten sind gesperrt. Wir haben seit Jahren ein VPN, das es ermöglicht solche Sperrungen zu umgehen. Leider funktioniert unser VPN aber im Iran nicht. Die jungen Leute hier aber umgehen diese Situation indem sie einen passenden VPN herunterladen. Facebook, Instagram etc. sind damit möglich. Für 30 Rappen richten mir die jungen Leute im Shop diesen VPN ein und wir sind wieder mit WhatsApp erreichbar! 

 

Die blaue Moschee in Täbris wurde Mitte des 15.Jh. erbaut und wurde im 18.Jh. durch ein grosses Erdbeben komplett zerstört. So um 1970 wurde mit der Restauration begonnen und heute erstrahlt sie wieder im alten Glanz. Auch zurück zu unserem Park gehen wir zu Fuss auf den breiten Trottoirs. Es hat nicht viel Verkehr da irgendein Festtag ist. 



Mit einem Taxi fahren wir im Stossverkehr in den grössten und ältesten Bazar im Iran. Er liegt an der ehemaligen Seidenstrasse und hatte eine grosse Bedeutung. Bei dem «Schuheingang» lädt uns der Taxifahrer aus. Unglaublich 600m nur Schuhe! Man kann sich in dem Gewirr von Gassen und kleinen Plätzen verlaufen. Zum Glück haben wir MapsOut. Dieses App zeichnet auf wo wir entlanglaufen! Unser Weg führt uns zuerst ins Touristeninfo. Da werden wir herzlich auf Deutsch empfangen und müssen zuerst einen Tee trinken. Dann können wir zu einem guten Preis Euro wechseln und wir sind Millionäre, 25 Mio Rial für 50 Euro! Der Mann zeigt uns auch ein Restaurant im Bazar wo wir typisch lokales Essen erhalten. Aber zuerst spazieren wir kreuz und quer durch den Bazar, bewundern die schönen Teppiche, die Gewürze, die Früchte und das Gemüse. Das Mittagessen schmeckt uns dann sehr. Reis mit einer Art Suppe mit Gemüse, Kichererbsen und wenig Fleisch drin.  Mit einem Stöpsel zermantscht man das Gemüse um es anschliessend über den Reis zu giessen. Nur das Fleisch mag ich nicht und lege es auf die Seite. Der Rest ist sehr gut. Wir laufen nochmals eine Stunde durch den quirligen Basar. Es hat am Nachmittag mehr Leute und die Töfflifahrer, die ebenfalls durch die engen Gassen zwischen den Menschen umherkurven, nerven! Mit grossen Schubkarren werden die Waren von Arbeitern, die sich durch die Menschenmassen drängeln müssen, angeliefert. Schlussendlich laufen wir noch zur Metro und wollen ein Ticket kaufen. Aber eine junge Frau die perfekt Englisch spricht meint, nein, das geht nicht, ihr seid Touristen und als Gäste müsst ihr nichts bezahlen. Sie schleust uns neben den Zahlkästen vorbei und wir fahren gratis mit der Metro bis zu unserem Park.