Die Grenzformalitäten sind sehr einfach von Peru nach Brasilien, sodass wir nach knapp einer Stunde weiterfahren können! Nachdem wir schon 1100km ab Arequipa in Peru bis zur Grenze gefahren sind, müssen wir nochmals 2500 fahren bis ins Pantanal! Unglaublich die Distanzen in Brasilien. Übernachtungsplätze finden wir einmal bei einem Hostel, und die anderen Tage bei Tankstellen. Für die Strecke brauchen wir 8 Fahrtage. Eine gute Leistung, wenn man bedenkt, dass auch noch ein Grenzübertritt dazwischen liegt und die Strassen in Brasilien katastrophal sind. Loch an Loch, teilweise bis zu 20cm tief, hunderte von 25 – 30m lange Lastwagen, und eine Strasse die im hügeligen Gelände bergauf und bergab führt. Die Lastwagen fahren mit 10km/h hoch, hinunter dafür mit 90km/h! Einfach unglaublich! Wir wechseln uns jede Stunde ab und versuchen auch die Landschaft zu geniessen. Viel Landwirtschaft, riesige Felder, Zebu- und später Brahmarinder und ab und zu, d.h. alle 100 bis 200km ein kleines Städtchen mit vielen Bumps und Geschwindigkeitsmessungen! Die Tankstellen sind meistens sehr belebt, übernachten doch die meisten LKW- Fahrer hier. Aber ab ca. 23.00 Uhr wird es ruhig bis um 5.00 Uhr morgens. Wir haben uns an diesen Tagesrhythmus gewöhnt und so stehen wir immer sehr früh auf.
Die letzte Etappe, die ca. 140km ins Pantanal führt ist die schwierigste. Obwohl wir jeden Tag Regen hatten, vor allem nachts, entschliessen wir uns früh loszufahren. Die Sonne scheint und die Piste ist anfangs sehr gut. Ab und zu sehen wir „grosse Meerschweine“, die Capibara und vor allem kleine Papageien aber auch andere Vögel. Einmal fliegen zwei blaue Ara an uns vorbei, die hier auch vorkommen. Es hat sehr viel Wasser und oft reicht das Wasser bis zur Piste. Die 122 Brücken sind meistens aus Holz und je weiter wir ins Pantanal fahren, desto schlimmer ist ihr Zustand. Teilweise fehlen ganze Holzteile und die Furten kann man noch nicht benutzen, es hat viel zu viel Wasser! Wunderschön ist die Natur, alles grün und alles blüht. Plötzlich fängt es an zu regnen! Wir müssen kurz anhalten da ein Auto am Strassenrand steht. Dem Einheimischen ist das Benzin ausgegangen! Wir können leider nicht helfen, da wir ein Dieselfahrzeug fahren. Zum Glück haben wir hier angehalten, denn beim Abfahren merken wir, dass die Pistenoberfläche zu Schmierseife wurde! Der lehmige Untergrund ist aufgeweicht und verklebt uns innert Sekunden die Reifenprofile. Unsere Räder sind mit 5cm Lehm beschichtet und das Auto bricht trotz Allradantrieb hinten aus. Wir stoppen mitten auf der Piste und steigen aus. Dabei stellen wir fest, dass man auf diesem Untergrund nicht gehen kann! Zwei Schritte und wir sind 5cm grösser! Unsere Schuhsohlen haben eine Lehmschicht, die bei jedem Schritt höher wird! Wir warten hier zwei Stunden und essen etwas. Dann hört es zum Glück auf zu regnen und es trocknet schnell ab. Im Schneckentempo fahren wir die letzten 20km bis zum Ende der Strasse und dem Camping. Wir versuchen in der Mitte der Strasse zu fahren, aber immer wieder bricht das Heck des Autos aus und wir befürchten quer auf der Strasse mit dem Hinterteil im Wasser stecken zu bleiben. Aber nach zwei Stunden erreichen wir das Camp, das natürlich auch unter Wasser steht.
Wir richten uns ein und können das Fahrzeug so stellen, dass wir auf einen Zementboden aussteigen können. Am nächsten Tag machen wir dann eine Bootstour, doch ausser vielen Vögeln und ab und zu einen Kaiman sehen wir keine Tiere, es hat einfach zu viel Wasser. Dafür sehen wir viele kleine Boote mit Touristen. Die Männer fliegen mit kleinen Flugzeugen von Sao Paulo hierher, nach Puerto Joffre. Von hier aus gibt es keine Strassen mehr. Auf einem Schiffhotel verbringen sie eine Woche und fischen jeden Tag, am Abend gibt es dann eine Sauforgie!
Eigentlich wollten wir von hier aus das Auto nach Corumba verschiffen und so 2-3 Tage auf dem Schiff verbringen. Unser Campingchef klärt die Möglichkeit ab, aber leider müssten wir eine Woche warten bis das nächste Schiff mit Vieh für die Farmen ankommt. So lange wollen wir aber in diesem Sumpf nicht warten. Wir können kaum einen Schritt aus dem Auto machen. So entschliessen wir uns früh am Morgen wieder die Piste zurück zu fahren. Meistens regnet es nämlich erst am Mittag. Wir schaffen 2/3 des Weges sehr gut, bis es wieder regnet. Doch ab hier ist die Piste nicht mehr so lehmig, sodass wir langsam weiterfahren können. Im Dorf angelangt scheint wieder die Sonne und wir lassen unser Auto waschen. Unglaublich der Lehm der da unter dem Auto kleben geblieben ist!
Nun kann die Fahrt weitergehen. Bereits im Pantanal haben wir uns entschieden noch nach Brasilia zu fahren. Wieder liegen 1400km vor uns! Die löchrigen Strassen, die tausenden riesigen Lastwagen und die hügelige Landschaft begleiten uns. Übernachtet wird wieder bei Tankstellen und so erreichen wir an einem Samstag Brasilia. Breite Strassen, 3-4 spurig, kaum Autos, herrlich. Rasch kommen wir natürlich bei Regen auf dem Parkplatz an, auf dem wir übernachten wollen. In Brasilia sind alle Parkplätze gratis und es gibt Dutzende davon. Wir warten einen Regenguss ab und gehen dann zu Fuss ins nahe Shoppingcenter um Lebensmittel einzukaufen. Schnell merken wir, dass die Stadt nicht für Fussgänger gemacht ist. So steigen wir über den Zaun bei unserem Parkplatz, gehen auf einer Grünfläche entlang der Strasse und überkreuzen 4spurige Strassen. Zum Glück hat es nicht viel Verkehr und die Autos werden immer wieder durch Lichtsignale gebremst. Im Shopping gibt es dann alles zu kaufen, aber keine Lebensmittel! Und eine ATM Maschine gibt es auch nicht. So suchen wir auf dem App eine Bank, finden diese und laufen wieder einfach neben der Strasse auf der Wiese zur Bank. Leider kriegen wir dann erst bei der 3. Bank Geld! Zurück beim Auto dann der Schock. Die Zentralverriegelung schliesst die Beifahrertüre nicht mehr. D.h., hier ist immer offen. Wir wissen nicht wann dies passiert ist, aber Tatsache ist, so können wir das Auto nicht auf einem Parkplatz stehen lassen. Eigentlich eignet sich das Auto für Sightseeing hervorragend. Bei jeder Sehenswürdigkeit hat es grosse Parkplätze, die Strassen sind grosszügig angelegt und alles ist sehr weitläufig. Die Südamerikaner machen Sightseeing mit dem Auto. Wir aber suchen uns ein Hostel in dem wir stehen können und in unserem Auto schlafen können. Das finden wir denn auch. Zum Glück haben wir aber unsere eigene Dusche und Toilette. Alles ist hier dem Zerfall gewidmet. Wir sind aber froh, dass unser Auto hier sicher steht und Wifi haben wir auch noch!
Am nächsten Morgen bitten wir die Dame an der Reception (schmutziger und schmuddeliger kann man nicht angezogen sein!) uns ein Taxi zu bestellen, denn die Sehenswürdigkeiten sind weit weg. 20 Minuten warten wir, dann wird es uns zu bunt und wir gehen zu Fuss. Weit und breit kein Taxi in Sicht. In ganz Südamerika hat es überall tausende von Taxis, nur hier in Brasilia kein einziges. Alle Leute sind mit dem eigenen Auto unterwegs! Schlussendlich kommt dann auf halbem Weg endlich ein Taxi, das anhält! Es fährt uns zum Fernsehturm. Wir fahren mit dem Lift zur Aussichtsplattform hoch. Von hier aus hat man eine herrliche Sicht auf die Längsachse der Stadt. Brasilia ist auf dem Reisbrett entstanden und hat die Form eines Flugzeuges. In der „Rumpflinie“ sind mehrere riesige Parks angelegt und rechts und links davon je eine 4spurige Strasse. Die Parks werden aber von den Besuchern nicht genutzt, nur wir sind zu Fuss unterwegs und marschieren diesem „Flugzeugrumpf“ entlang. Rechts und links der Strasse sind dann auf einer Seite alle Hotels und auf der anderen Seite das Militär.
Die Stadt ist in Sektore gegliedert und beim „Cockpit“ finden sich die Regierungs- und Verwaltungsgebäude. Verwirrend ist, dass anstelle der Strassennamen meist verwirrende Nummern- und Buchstabenfolgen stehen. Dass diese moderne, gigantische Retortenstadt unter einer Demokratischen Regierung möglich war ist bemerkenswert. 1956 entschloss sich der damalige Präsident Kubitschek die Stadt zu bauen, und mit der Architektur hatte er Oscar Niemeyer, einen Brasilianer, beauftragt. Nach 1000 Tagen Bauarbeiten, konnte die Stadt 1960 eingeweiht werden und wurde 1987 UNESCO-Welterbe.
Wir sind die einzigen „Fussgänger“ und bestaunen die verschiedenen Niemeyer-Gebäude entlang der „Rumpflinie“. Die Catedral Metropolitana sticht uns vor allem ins Auge mit dem freistehenden Glockenturm und dem kreisförmigen Grundriss des Kirchenschiffs. Die farbigen Glasfenster in der Kuppel lassen viel natürliches Licht einfallen. Drei schwebende Engel runden das einmalige Innere ab. Eine Kathedrale die uns ausserordentlich gefällt. Auch das danebenstehende kreisrunde Nationalmuseum ist beeindruckend. Uns gefällt die Architektur Niemeyers sehr. Speziell und schön ist auch das Parlament, ebenfalls von Niemeyer. Nur leider müssen wir während einer Führung feststellen, dass der Innenausbau eine riesige Katastrophe ist, einfach schrecklich! Und das Gebäude ist, wie alle anderen Gebäude auch, stark renovationsbedürftig.
Nun haben wir aber genug gesehen, einen Riesenhunger und Lust auf eine Churascaria. Ein Taxi finden wir nicht und so geht es über Wiesen und Strassen, inzwischen haben 12km zurückgelegt, in eine Churascaria, einem Esslokal mit viel Fleisch. Quer durch Parks und über Strassen finden wir das Restaurant schlussendlich und geniessen das feine Essen. Zum Glück ruft uns das Restaurant dann ein Taxi, denn der Rückweg wäre nochmals über 10km bei brütender Hitze!
Wir verlassen Brasilia und fahren weiter, wie gewohnt. Hügel hoch und runter, tausende Lastwagen, wenig Dörfer, viele Löcher auf der Strasse und übernachten bei Tankstellen. Unser Ziel ist der Nationalpark EL Ema. Da soll man in einer steppenähnlichen Landschaft Tiere beobachten könne. Leider regnet es wieder jeden Tag. Nach 700km erreichen wir den Park. Geschlossen! Schlussendlich kommt der Ranger und zeigt uns den Campingplatz. Aber für uns war schon gleich klar, hier bleiben wir nicht! Alles unter Wasser, es hat 3 Tage geregnet und Besserung ist nicht in Sicht. Schade, denn der Park muss super sein. Wir versuchen es noch von der anderen Seite des Parks. Doch nach 200km müssen wir feststellen, dass die Piste zum Parkeingang so überschwemmt ist, dass wir es besser lassen. Ein bisschen frustriert übernachten wir an einer Tankstelle. Jetzt geht es halt direkt nach Altos in Paraguay zu René und Marion ins „Hasta la Pasta“.
1600km liegen vor uns und wieder wie gehabt. Zwar nicht mehr so viele Hügel, dafür riesige Felder mit Mais, Soja und Zuckerrohr, Lastwagen und Löcher! An der Grenze zu Paraguay fahren wir am Gründonnerstagmorgen zuerst zum argentinischen Zoll, und stellen fest, dass dieser geöffnet hat. Doch leider hat dann das Office für die temporäre Einfuhr des Autos geschlossen. Die ganze Woche soll „Holiday“ sein! Nein, 4 Tage warten in dieser schmutzigen Stadt! Wir fahren weiter in der Hoffnung, dass die nächste Grenze, 200km weiter, geöffnet ist. Und siehe da, der nette Security am Zoll bestätigt uns, dass die Einreise nach Paraguay unproblematisch ist und die Büros bis 14 Uhr geöffnet haben. Also nichts wie los ins Städtchen in Brasilien, dort im Office die Pässe ausstempeln. Zurück zum Zoll, hier das temporäre Einfuhrpapiere von Brasilien abstempeln und ins Grenzstädtchen in Paraguay fahren. Dort werden wir enttäuscht. Im Passbüro brennt Licht, der Fernseher läuft, aber kein Mensch ist hier. Also suchen wir das Büro für die temporäre Autoeinfuhr. Geschlossen! Kein Licht, niemand hier! Zurück beim Passbüro ist dieses geöffnet und wir erhalten die Stempel. Doch leider teilt uns der Grenzer mit, dass das andere Büro eine Woche Ferien hat und geschlossen ist. Was nun? Wir rufen René vom Stellplatz in Altos an und bitten um Rat. Er meint locker, einfach weiterfahren, ohne Papiere. Ja, und das machen wir! Unser Auto ist illegal in Paraguay und wir fahren los, ausnahmsweise bis in die Nacht hinein, zum Stellplatz „Hasta la Pasta“. Hier wollen wir endlich nach 6500km ab Arequipa ausruhen, vieles erledigen und das gemütliche Leben mit anderen Reisenden geniessen!