____________ 14. Juli - 27. Juli
____________ 27. Juli - 5. August
Wie immer in den Bergen, ist die Fahrt nach Potosí sehr schön. Wir kurven Pass um Pass hoch und runter und sind dabei immer zwischen 3500m und 4300m. In Potosí wollen wir zu einem Stellplatz mitten in der Stadt, auf dem auch grosse Fahrzeuge genug Platz haben sollen. Aber oh Schreck! Die Strassen werden enger und enger, dann Einbahnstrassen, die Toreinfahrten in die Parkplätze sind niedrig, d.h. höchstens für 2.80m, wir sind aber 3.10m. Schlussendlich muss Beat sogar 2x an einer Kreuzung „sägen“, die Strasse ist so eng! Zudem sind die Steigungen so extrem, dass man nur im „Low Gear“ anfahren kann! So fahren wir zur ausserhalb liegenden Busstation auf lediglich 3800m zum Übernachten. Hier gibt es einen bewachten Parkplatz.
Während der Nacht wird es dann unglaublich ruhig und wir schlafen sehr gut. Am Morgen steigen wir in einen Minibus an der Strasse und fahren durch die halbe Stadt auf 4100m hoch ins Zentrum. Ich liebe diese Busse. Unglaublich was man da alles sieht! Die Indiofrauen mit ihren weiten Röcken und dem Gepäck auf dem Rücken, überall wird irgendetwas verkauft. Die Strasse geht wiedermal senkrecht hoch und ich hoffe einfach, dass die Bremsen funktionieren! Schlussendlich steigen wir an der schönen Plaza aus, die ebenfalls am Hang klebt. Wir spazieren umher und suchen das Museum „Casa Real de la Moneda“, das uns sehr empfohlen wurde. Es soll das beste Museum in Bolivien sein. In einer Stunde können wir an einer Führung teilnehmen und so setzen wir uns auf eine Bank auf der Plaza und stellen fest, dass wir ein super Wifi haben. Zudem wird es einem nie langweilig auf einer Plaza. Die Leute beobachten ist ein guter Zeitvertreib. Die Führung ist dann etwas schwierig, die Führerin sehr unterkühlt. Trotzdem lernen wir die Geschichte von Potosí ein wenig kennen. Potosí liegt am Fuss des Cerro Rico (reicher Berg), dessen Silberreichtum die Stadt im 17. JH. zu einer der grössten Städte der Welt machte. Dies auf 3976m – 4070m! Noch heute wird Silber und Zinn abgebaut. Schon im 16Jh. wurden hier Silbermünzen geprägt. Vorerst von Hand, später mit Maschinen die von Europa gebracht wurden und mit Pferden angetrieben wurden. Potosí entwickelte sich zu einem der wichtigsten Münzenherstellerorte.
Nach diesem Museumsbesuch spazieren wir sehr gemütlich durch die Stadt. Wir haben Mühe mit atmen. Es ist nicht nur die Höhe, sondern auch die unglaublichen Autoabgase die uns zu schaffen machen. Zudem geht es bergauf und bergab. Wir sehen uns noch einige Kirchen an, bewundern die schönen Häuser und wagen uns in einer Kirche 98 Treppen hoch auf den Kirchturm. Die Anstrengung hat sich gelohnt, wir haben eine tolle Rundumaussicht auf den Berg und die Stadt. Müde geht es dann per Bus zurück zu unserem "Stübli".
Heute geht es früh weiter Richtung La Paz. Gegen Mittag entscheiden wir uns direkt nach La Paz zu fahren, denn der grösste Teil der Strecke ist Autobahn und wir kommen zügig voran, immer auf 4000m. In El Alto, der Nachbarstadt von La Paz auf 4100m nimmt dann der Verkehr zu, sodass wir erst kurz vor dem Einnachten im Hotel Oberland ankommen, dem Hotspot für Womoreisende. Vor 14 Monaten waren wir schon mal hier. Das Tor öffnet sich und was sehen wir, vier Schweizer und ein Österreicher sind da! Schon lange haben wir keine Womoreisende getroffen. Nach einer langersehnten Dusche, geniessen wir mit den anderen das Essen im Hotel Oberland, das einem Schweizer gehört. Traditionell am Freitag vor dem 1. August, feiert die Schweizergemeinde den Nationalfeiertag im Oberland. So hören wir uns die simultanübersetzte Rede von Doris Leuthart für Auslandschweizer an, singen die Nationalhymne, stehen um ein (Pseudo) Höhenfeuer und das Hotel ist schön geschmückt mit
Am nächsten Morgen um 09.00 Uhr geht es mit einem Deutschen, der schon 36 Jahre in La Paz lebt, auf eine Stadtführung. Mit dem Taxi zu der Seilbahnstation und schwebend über die Stadt bis auf 4100m nach El Alto. Wir haben das schon mal erlebt, sind aber wieder fasziniert und freuen uns, dass seit letztem Jahr auf El Alto eine weitere Schwebebahn in Betrieb genommen wurde. Zuerst aber geht es zu Fuss durch den Sonntagsmarkt. Was für ein Getümmel und wie viele Leute. Einfach toll! Unser Führer Gert weiss viel zu erzählen, es wir nicht langweilig. Die Schamanen hier sind besonders interessant und er weiss viele Geschichten dazu. Natürlich erzählt er auch viel über die Politik und das Leben der Leute hier. Dann schweben wir über El Alto und staunen, wie auf allen Strassen Markt ist. Wer kauft hier all diese Ware ein? Zurück geht es dann mit den beiden anderen Bahnen runter in die Altstadt. Wir schweben über den riesigen Friedhof mit ganzen Häusern, in denen die Särge in Grabkammern gelagert sind. In der Altstadt spazieren wir zum Hauptplatz und staunen wie Präsident Evo Morales sich ein Hochhaus als „Denkmal“ hinstellen lässt. Und dies neben all den schönen alten Bauten! Auf einem angrenzenden Hügel haben wir eine Rundumsicht über La Paz und dann geht es ins Hexenviertel. Hier können wir in einem Laden „schnuppern“. Es duftet nach allerlei, die Lama- Embryos sind etwas gewöhnungsbedürftig, die Wässerchen, Kerzen, Kräuter usw. spannend. Viel erzählt uns Gert über den Aberglauben, die Schamenen und die Hexerei hier in Bolivien. Sehr interessant. Erst um 19.00 Uhr kommen wir müde zurück ins Hotel nach einem anstrengenden Tag. Gemeinsam essen wir noch fein und schlafen anschliessend hervorragend.
Bevor es morgen
weitergeht, schreibe ich heute Website, wasche und erledige sonst noch vieles. Während ich in der Rezeption sitze und am Compi arbeite, spazieren plötzlich Fredy und Jacqueline aus Eglisau
herein. Was für eine Überraschung! Zum letzten Mal haben wir uns in Paraguay getroffen. Es gibt viel zu erzählen und bei einem herzhaften Fondue Chinoise lassen wir den Tag ausklingen. Wir
beschliessen einen weiteren Tag hier zu bleiben. Beat kontrolliert das Auto, ich schreibe und vor allem geniessen wir den Tag und Abend mit Fredy und Jacqueline.
Nun geht es aber weiter nach Puno an den Titicacasee. Wir haben in Bolivien noch keine Strassensperre erlebt. Viele Reisende berichten davon. Doch heute fahrender den steilen 20km langen Weg nach El Alto von 3300m auf 4100m hoch. Und plötzlich geht nichts mehr. Die Minibusse stehen in Dreierkolonnen. Sofort versuche ich auf dem Navi einen Weg zurück zu finden. Und tatsächlich, in letzter Minute kann Beat abzweigen und es geht einige Kilometer durch extrem schmale und enge Gassen, teilweise mit Gegenverkehr im Schritttempo zurück. Die Leute gehen kreuz und quer über die Gassen unfair müssen sehr konzentriert fahren. Endlich haben wir es geschafft und umfahren den Flughafen auf der anderen Seite. So kommen wir auf die richtige Strasse zum Titicacasee.
Doch zuerst wollen wir noch die Ruinen von Tiwanaku besichtigen. Am Mittag erreichen wir den kleinen Ort und sind enttäuscht. Die wollen doch tatsächlich anstelle von 15 Pesos für die Einheimischen stolze 100 Pesos von den Ausländern. Wir sind gerne bereit mehr zu bezahlen, aber nicht so viel! Zudem gibt es nur ein Sonnentor zu besichtigen und die meisten Steine wurden „gestohlen“ um La Paz zu errichten. So essen wir etwas und fahren weiter Richtung Titicacasee. Schon bald taucht er tiefblau vor uns auf. Herrlich, wie der grosse See in 3800m in den braunen herbstlichen Bergen liegt. Überall gibt es kleine Getreideäcker die aber schon abgeerntet sind. Die Garben trocknen teilweise noch auf den Feldern bevor sie mit Eseln oder kleinen „Tucktuck“ abtransportiert werden. Der Titicacasee ist nicht der höchstgelegene Süsswassersee wie oft behauptet wird, aber mit 8288km2 ist er der grösste See Südamerikas. Wir wollen am See übernachten und finden in einem Ort eine Stichstrasse zum See. Aber was ist denn da los? Da beginnt ein Bagger mit Erdverschiebungen und kurze Zeit später kommt ein Lastwagen nach dem anderen mit Aushub von der Strasse die auf vier Spuren erweitert wird. Wir hoffen, dass es beim Einnachten ruhig wird. Aber weit gefehlt. So fahren wir zum Hauptplatz des Dorfes und übernachten da sehr ruhig. Die Lastwagen fahren bis 22.00 Uhr!
Am Morgen erleben wir eine tolle Fahrt bis zur Fähre die uns auf die andere Seite des Sees bringt. Wieder einmal eine besondere Fähre, mehr ein Floss wie eine Fähre. Wir warten ziemlich lang, aber als kein weiteres Auto kommt, fahren wir los. Dafür will dann der Fährmann wieder mehr Geld. Man kann es ja versuchen! Auf der anderen Seite sehen wir überall Kinder in schönen „Uniformen“ mit Trommeln. Übermorgen ist bolivianischer Nationalfeiertag und überall wird geprobt. Die sonst schon vielen Musikkapellen hört man in diesen Tagen noch häufiger. Leider ist die Qualität der Musik nicht ganz so wie wir uns das gewohnt sind. Aber was soll`s, alle sind begeistert.
Dann erreichen wir Copacabana. Ja richtig, Copacabana. Dieser kleine Ort hat der berühmten Copacabanabeach in Rio den Namen gegeben, nicht umgekehrt. Dieser Wallfahrtsort, in der die Jungfrau Copacabana verehrt wird, liegt am Titicacasee. Leider ist er viel zu kalt zum Baden. Wir kommen in ein grosses Fest! Während zwei Wochen wird die Jungfrau Copacabana verehrt und am 5. August gibt es sogar eine Prozession. Hier werden auch Autos von Schamanen und Priestern gesegnet. Von weit her, auch von Peru kommen sie angereist und kaufen zuerst bei den hunderten Verkaufsständen bunten Sachen, die ans Auto geklebt werden. Der Schamane segnet dann das Auto und es fliesst dabei auch Champagner. Unglaubliche Szenen! Dazu der normale Markt. Die tausenden Besucher in dem kleinen Ort schlafen teilweise in kleinen Zelten am Strand. Einfach ein Chaos auf südamerikanisch! Unser Auto steht sicher auf dem Camping und wir geniessen mit Stefan, den wir in La Paz kennen gelernt haben und hier zufällig wieder treffen, einen gemütlichen Abend mit Älplermaccaronen.
Heute wollen wir mit Stefan über die Grenze nach Peru. Was für ein dummes Unterfangen! Wir haben überhaupt nicht bedacht, dass tausende Pilger und Reisende von Peru mit Minibussen, Bussen und eigenen Fahrzeugen nach Copacabana kommen wollen wegen der Prozession und dem segnen der Autos. Was für ein Chaos! Plötzlich sind wir am bolivianischen Zoll vorbei und in Peru. Die Polizei versucht vergeblich ein wenig Ordnung in das Chaos zu bringen. Ich steige aus und lotse Beat und Stefan durch das Gewühl in dem ich vor den Autos gehe und die Leute wegschicke. Die engen Strasse ist noch begrenzt mit Verkaufsständen und Sonnenschirmen die in die Strasse ragen. Und dann müssen wir noch umkehren!
Endlich geschafft stehen wir auf einem Parkplatz und können zum Zoll und zur Aduana für das Auto. Das geht auf bolivianischer Seite zügig, obwohl es auch hier viele Leute hat. Dann müssen wir nochmals durch das Gewühl auf einen separaten grossen Parkplatz auf der peruanischen Seite. Dieser ist voll mit Minibussen und Bussen und jeder parkiert irgendwie. Endlich die Autos parkiert gehen wir getrennt zum Zoll. Jemand bleibt immer bei den Autos, es hat einfach zu viele Leute. Die Peruaner sind sehr hilfsbereit und freundlich, sodass wir nach drei Stunden alles erledigt haben. Stefan braucht noch eine Versicherung die wir bereits haben. So fahren wir wieder im Schritttempo an einer kilometerlangen, in der Gegenrichtung stehenden Kolonne, vorbei ins nächste Dorf auf den Hauptplatz. Alle wollen nach Copacabana! Sogar durch das ganze Dorf steht die Kolonne in den engen Gassen. Wir holen Geld vom Automaten und kaufen auf dem Markt noch Gemüse ein bis Stefan mit seinen Versicherungspapieren kommt. Nun sind wir endlich in Peru angekommen!