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________  23. Sept. - 14. Okt. 2015

________  14. Nov. - 4. Dez. 2015

________  4. Dez. 2015 - 20. Dez. 2015

________  20. Dez. 2015 - 8. Jan. 2016

________  19. Jan. - 12. Febr. 2016

________  12. Febr. - 3. März 2016


Cochrane - O`Higgins - Trevelin


Nach wenigen Kilometern erreichen wir die Grenze Paso Roballos. Obwohl wir sehr früh sind, arbeitet der Grenzbeamte schon und erstaunlicherweise ist hier nur ein Mann für alles zuständig. Richtig produktiv! Bis zur chilenische Grenze geht es dann auf einer Piste über den Pass mit einem tollen Panorama. Die Chilenen nehmen es dann gemütlicher und trotzdem geht es verhältnismässig zügig voran mit Pässen stempeln und Autopapieren ausstellen. Die Früchtekontrolle ist dann wieder sehr speziell. Ich gebe dem Zöllner meine Zwiebel und den Abfallsack, denn da hat es Bananenschalen drin. Dann sieht er den Käse! Und siehe da, das erste Mal an einer Grenze wird dieser beanstandet. Na ja, denke ich, wir haben ja schon soviel geschmuggelt, soll er doch den Käse wegschmeissen. Nach längerem zögern meint er dann, dass ich sowohl Käse wie Zwiebel behalten darf! Ich werde diese Früchtekontrollen nie verstehen.

 

Wir fahren, umgeben von Bergen, über eine Stunde bis zur berühmten Carretera Austral. Da sehen wir den Rio Baker, grünblau fliesst er durch die Schlucht, dahinter die Berge, vor uns die Strasse, traumhaft. Nur leider ist die Strasse bis Cochrane „schmierig“, denn es hat den ganzen Tag immer wieder ein wenig geregnet. Wir fahren sehr langsam die vielen Kurven hoch und runter, neben uns der Fluss in der Schlucht. In Cochrane, das erst in den 50er Jahren gegründet wurde, geht es auf den Campingplatz, denn bei Regen wollen wir Homepage machen und brauchen dazu Internet. Nur zwei Autos stehen hier und Dutzende von Zelten. Die Meisten sind mit dem Fahrrad unterwegs. Es ist alles nass und für die vielen Zelte gibt es gerade mal zwei Duschen und Toiletten. Bin ich froh, dass ich meine eigenen vier Wände habe!

 

Während ich Homepage pflege, sehe ich plötzlich wie der Chef ein Schaf bringt und es etwa 5m hinter unserem Womo schlachtet, das Fell abzieht und die Innereien herausnimmt. Super! Die Touris finden das natürlich sensationell und filmen wie verrückt. Zugegen ich habe auch ein Foto gemacht. Ja und das mitten auf dem Platz, und morgen stellt ein anderer sein Zelt auf die Blutlache! Das Schaf hängt er dann an einen Baum, so hoch, dass die Hunde die ja überall umherlaufen, es nicht erreichen können.

 

Am nächsten Tag wird das Schaf flach auf einen Rahmen gespannt. Diesen Rahmen stellt der Chef schräg über eine Glut die nicht zu heiss sein darf, denn das Fleisch wird lediglich bei etwa 80 Grad gebraten. Wie bei uns niedergaren. Das ist das Assado, das hier in Chile und im Süden von Argentinien verbreitet ist. Nach dem Mittag wandern wir zu einem Festplatz, denn dieses Wochenende ist hier in Cochrane ein Fest des Brauchtums. Wir kommen gerade rechtzeitig, denn jetzt werden alte Tänze vorgeführt und die Gauchos treffen sich. Unglaublich, es hat 3-4 jährige Kinder die alleine ein Pferd reiten. Die Babys werden ebenfalls auf dem Pferd mitgenommen. Kein Wunder, dass die reiten können bevor sie laufen können! Überall hat es auch Stände mit Assado. Meistens sind es Schafe, doch an einem Stand wird auch ein Rind in der gleichen Art gegrillt. Auch viele Handarbeiten vor allem aus Schafwolle werden verkauft. Das Militär ist auch anwesend, sie machen an einem Stand sogar Reklame für den Militärdienst.

 

Wir brauchen kein Internet mehr und stellen uns daher auf einen Parkplatz am Hauptplatz. In Chile gibt es in jedem Ort einen solchen Hauptplatz und meistens mit Gratisinternet! Einfach genial für Reisende. Ausser in Grossstädten kann man hier auch super übernachten, es ist immer ruhig nachts und es hat kaum Verkehr.



Endlich fahren wir weiter auf der Carretera und zweigen ab nach Süden. Wir wollen bis nach O’Higgins ans Ende der Strasse fahren. Auf dem Weg ist ein Abzweiger nach Tortel, dem Dorf ohne Strassen, nur mit Stegen und Treppen. Dies weil es an einem steilen Hang angelegt ist. Es beginnt zu regnen und so übernachten wir hier auf dem Parkplatz oberhalb des Dorfes. Am Morgen können wir bei Sonnenschein losfahren und erreichen bald die Fähre. Manchmal muss man auf der Carretera ein Gewässer überqueren. So auch auf dem Weg nach O’Higgins, welches uns dann sehr überrascht. Die Ortschaft wurde erst 1966 gegründet und ist im Aufbruch mit Tourismus. Die Chilenen wollen die Carretera bis hierher teeren und später weiter ausbauen bis nach Punta Arenas. Wir bleiben in O’Higgins einen Tag, denn es nieselt immer wieder! Unterwegs und auch hier bestaunen wir die vielen Fahrradtouristen die von Norden nach Süden oder umgekehrt radeln. 1360km Carretera Austral auf teilweise sehr schlechten Pisten und wenigen geteerten Strecken. Ab O’Higgins nehmen sie dann ein Fährschiff,  tragen anschliessend Gepäck und Fahrrad ca. 6km auf einem Trampelpfad zu einem weiteren Fährschiff auf der argentinischen Seite.  Anschliessend fehlen nur noch 30km sehr schlechte Piste bis El Chalten und dem Fitz Roy. Wir mussten einen Umweg von über 1000km fahren!

 

Das Wetter hier ist sehr wechselhaft. Einen Tag schön, dann wieder Regen oder Wolken. Meistens nach dem Regen hat man aber eine tolle Sicht und so nutzen wir den nächsten Tag und fahren zuerst noch 8km südwärts ans wirkliche Ende der Carretera, zum Fährhafen. Hier ist für Autofahrer das Ende! Ab jetzt geht es nordwärts, zuerst bis zur ersten Fähre. Wir müssen eine Stunde warten. Die Zeit vergeht aber sehr schnell, denn ein Kondor kreist nur etwa 30m über unseren Köpfen. Die Fahrt ist sehr abwechslungsreich. Es geht rauf und runter, rechts und links ist dichter Urwald mit riesigen Rhabarberpflanzen, Fuchsiensträucher so gross wie ich sie noch nie gesehen habe und viel Bambus. Ab und zu ist ein Landstrich gerodet und wir sehen Rinder, Schafe, Ziegen und sogar Schweine kreuzen die Strasse. Wir sind fast auf Meereshöhe und sehen trotzdem immer wieder Gletscher! Fantastisch!

 

In Cochrane übernachten wir wieder am Hauptplatz auf einem Parkplatz bevor wir in den nahen Nationalpark Lago Cochrane fahren und eine 4stündige Wanderung machen. Der Ranger bestätigt uns, dass der Weg nicht allzu starke Steigungen hat, denn ich habe noch immer Mühe den Berg runter zu gehen. Die Landschaft die wir durchwandern ist sehr schön, die Steigungen aber steil und Huemuls (eine Hirschart) sehen wir leider keine! Die Aussicht entschädigt aber für die Strapazen. Meine Knie haben keine Freude an dieser Wanderung, und Beat macht einen Fehltritt und kann die letzte halbe Stunde kaum gehen. Ob wir wohl älter werden?

 

Ja und dann regnet es wieder die ganze Nacht. Deshalb entschliessen wir uns wieder in den Park im Dorf zu fahren und noch einzukaufen. Doch Gemüse und Früchte im hiesigen Supermarkt sind vom Schlimmsten was wir schon erlebt haben. Schlicht ungeniessbar. Am Freitag erhalten sie jeweils frisches Gemüse und so hoffen wir heute fündig zu werden. Richtig Freude macht es, als wir die frischen Tomaten und Früchte sehen. Der Supermarkt ist sowieso sehr speziell. Hemden, Reissverschlüsse, Motorsägen, Rucksäcke, Schuhe, Lebensmittel, Matratzen, Geschirr, Pfannen, Medikamente, einfach alles erhält man in dem kleinen Laden, nicht grösser wie unser Coop in Glattfelden!



Die nächsten Tage fahren wir auf staubigen Pisten Richtung Norden. Immer wieder sehen wir Gletscher, kurven an kleinen Seen vorbei, die Berge hoch und runter und an vielen Fahrradfahrern vorbei. Am Mittag erreichen wir Puerto Tranquillo am Lago General Carrera. Erstaunt sehen wir die vielen Touristen! Vor allem Rucksackreisende, die entweder mit dem Bus, aber meistens per Autostopp unterwegs sind. An jeder Kreuzung stehen sie stundenlang und warten. Oft werden sie von Pickup-Fahrern mitgenommen und quetschen sich hinten auf die Brücke. Die Temperaturen bewegen sich zwischen 10 und 15 Grad. Kein besonderes Vergnügen so am Strassenrand zu stehen oder auf einem Pickup zu reisen!

 

Wir sehen uns die verschiedenen Exkursionsstände an, denn wir möchten mit dem Schiff zu den Catedrales de Marmol. Am Nachmittag steigen wir in ein kleines Boot und los geht’s. Es ist ein Höllenritt! Der starke Wind über den See gibt riesige Wellen und wir mit unserem kleinen Boot, wie eine Nussschale! Wir halten uns an den Bänken und am Schiffsrand fest und „brettern“ so über die Wellen. Es spritzt und schaukelt, nicht immer habe ich ein gutes Gefühl! Doch dann erreichen wir die einzigartigen Marmorhöhlen. Die Kalksteinformationen, die als Naturdenkmal geschützt sind, liegen in voller Pracht vor uns. Über 3 Mio. Jahre haben die Wassermassen den Kalkstein ausgehöhlt, geformt und poliert und dabei entstanden rosa, grauweisse und blaue Marmoradern. Die glatt geschliffenen Marmorwände spiegeln sich im Wasser und mit dem offenen Boot kann man hinein- und dort herumfahren. Wir sind begeistert, wenn nur die  Rückfahrt nicht wäre! Aber auch das schaffen wir, obwohl das Boot so in die Wellentäler kracht, dass ich Angst um meinen Rücken kriege. Ein Erlebnis der besonderen Art!

 

Nach dem starken Wind und Regen am Abend, scheint die Sonne am nächsten Tag und wir haben einen fast wolkenlosen Himmel. Also nichts wie los in das Tal Exploradores! Ein sehr guter Entscheid. Die Piste ist zwar in einem schlechten Zustand, aber die Aussicht! Immer wieder Gletscher die weit ins Tal herunterreichen und immer wieder eine andere Sicht. Nach 50km stellen wir das Auto auf einen Parkplatz und steigen zum Mirador Exploradores hoch. Durch einen Wald, teilweise auf Stegen und später über Felsabbrüche geht es eine halbe Stunde hoch und dann haben wir einen tollen Blick auf den Gletscher und die Endmoräne. Schlussendlich übernachten wir nochmals in Puerto Tranquillo um am nächsten Tag bis Coyhaique zu fahren. Die Piste ist auf den ersten 30km in einem sehr schlechten Zustand. Wir sehen auch 2x ein Autowrack am Strassenrand. Die sind mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren und von der Piste gespickt. Und dann kommt sie, die erste Baustelle auf dem Weg nach Puerto Montt. Wartezeit „quinze minutos“! Doch nach 15 Minuten heisst es, der Gegenverkehr kommt zuerst. Dann endlich, nach 30 Minuten geht es los. Immer wieder müssen wir halten, aber nie sehr lange. 30km Baustelle, auf denen die Strasse verbreitert wird. Felsen müssen gesprengt und das Trasse teilweise aufgeschüttet werden. Staub ohne Ende und überall wo gearbeitet wird nasse Strassen damit die Arbeiter im Staub nicht ersticken. Endlich haben wir es geschafft und biegen auf geteerter Strasse ab zum Fährhafen Puerto Ingeniero Ibanez. Auf dem Weg fahren wir plötzlich auf „geklötzelten“ Strassen, die unglaubliche Vertiefungen haben. Erst später sehen wir die Hinweisschilder die darauf hinweisen, dass der Untergrund an diesen Stellen in Bewegung ist. Ja, Vulkanausbrüche und Erdbeben sind ja in Chile an der Tagesordnung. Im Dorf fahren wir zum Fährhafen und staunen. Ein grosses neues Hafengebäude, aber keine Fähre! Nur einmal am Tag verkehrt die Fähre. Heute ist sie schon weg und ausgerechnet morgen ist kein Fährbetrieb. Wieso der Hafen so ausgebaut wird, wissen wir nicht, wir staunen einfach! Kurzentschlossen entscheiden wir nach Coyhaique zu fahren und den geplanten Abstecher entlang dem Lago General Carrera zu streichen. Die Strecke vor Coyhaique durch den Nationalpark Cerro Castillo gefällt uns dann ausserordentlich. Bäume, Berge, schmales Tal und eine Strasse die sich dem Bach entlang schlängelt. Toll!



Auf dem Campingplatz in Coyhaique wollen wir einen Tag bleiben und gehen deshalb zu Fuss einkaufen mit dem Rucksack. Wieder einmal in einem grossen Shoppingcenter! Herrlich! Gemüse, Früchte, Fleisch, alles wunderbar. Und endlich wieder Kaffee! Sehr teuer, aber wir kaufen gleich 1kg. Schlussendlich finden wir noch einen Coiffeur, der in seiner guten Stube den Salon hat! Zurück beim Auto stellen wir fest, dass wir im hinteren rechten Reifen langsam Luft verlieren. Beat findet den Übeltäter, eine eingefahrene Schraube. Nach 28`000km der erste Reifenschaden. Beat zieht den Blaumann an, wechselt den Reifen und morgen werden wir in die Gomeria fahren. Gas werden wir auch noch auffüllen bevor es weitergeht, nordwärts.

 

Wieder einmal sind wir froh eine betankbare Gasflasche zu haben. Beat baut sie kurz aus und in einer Minute ist die Flasche mehr wie voll. 5kg Gas reicht uns locker 3 Monate und da die Flasche eine Anzeige hat, ist es auch kein Problem rechtzeitig Gas aufzufüllen. Mit einer normalen Gasflasche hat man in dieser Gegend enorme Probleme, denn von Flasche zu Flasche füllen die Chilenen und Argentinier nicht immer. Der Reifen ist auch geflickt und so geht die Fahrt weiter nach Puerto Aisén, ein Frachthafen und nicht besonders schön. Wir möchten wieder einmal an einem Bach übernachten und finden so auch ein schönes Plätzchen. Zum Glück ist das Froschkonzert das beim Dunkeln beginnt nicht allzu laut! In Puerto Cisnes ist unser nächster Stopp. Ein wunderschönes, verschlafenes Hafenstädtchen mit einem Park direkt am Strand und wie immer Wifi. Mit den Palmen auf der Uferpromenade hat man das Gefühl in Italien in einem Fischerdorf zu stehen. Aber die kühlen Temperaturen und der Regen verderben dieses Gefühl. Trotz schlechterem Wetter wollen wir weiterfahren, denn es gibt wieder eine 30km lange Baustelle. Die können wir auch bei schlechtem Wetter befahren. Durch dichten Dschungel, auf einer Piste die ausgebaut wird, fahren wir die interessante Strecke. Uns gefällt der Dschungel und wir freuen uns auf den hängenden Gletscher Quelat, den „Ventisquero Colgante“. Wieder einmal müssen wir keinen Eintritt in den Nationalpark bezahlen, denn wir haben uns in Punta Arenas im Dezember eine Jahreskarte für die Nationalparks in Chile geholt. Auf dem Parkplatz montieren wir die Wanderschuhe und sind froh, dass es nicht regnet. Über eine Hängebrücke laufen wir anschliessend durch dichten Regenwald etwa eine halbe Stunde zu einem kleinen See. Und siehe da, die Wolken haben sich aufgerissen, die Sonne scheint und der hängende Gletscher liegt mit seiner ganzen Pracht vor uns! Die zwei Wasserfälle die aus dem Gletscher kommen sind fantastisch. Da das Wetter nicht so gut ist, fahren wir weiter an Poyuhuapi, einem wunderschönen Dörfchen vorbei bis La Junta, einem ebenso schönen Dorf. Uns ist die Pistenfahrerei ein bisschen verleidet. Obwohl, in den letzten 3 Tagen immer wieder Teilstücke geteert waren. So brechen wir auf nach Argentinien, wählen dafür die Strecke über Palena nach Trevelin zu unserem Traumcampingplatz. Hier wollen wir Ferien machen für ca. 1 Woche. Auto innen und aussen waschen, Wäsche, Lebensmittelkasten putzen, Konfitüre kochen, Homepage machen und Kleinigkeiten reparieren. Ein Idealer Platz, all dies zu erledigen!

 

Beat zieht auch den Blaumann an und kriecht mit der Taschenlampe unter das Auto. Wir hatten auf der Fahrt einen Steinschlag, und er will wissen ob etwas defekt ist. Wieder einmal hatten wir Glück im Unglück! Die Ölwanne hat einen Schlag abbekommen und ist verbeult. Sie leckt sehr minim, sodass wir weiterfahren können. Zudem flickt er die eine Luftfeder, indem er ein Stück von der defekten Leitung ersetzt. Und siehe da, auch das ist wieder in Ordnung.