________ 17.August - 31. August 2015
________ 31. August - 15. september 2015
________ 15. September - 23. September 2015
Wir verlassen Buenos Aires und fahren nach Tigre auf den Stellplatz am Fluss den wir bereits kennen und auf dem wir Wifi haben. Unterwegs kaufen wir noch ein und bringen die Bettwäsche und die Frottéetücher sowie Hosen und Jacken in die Wäscherei. Morgen können wir sie auf der Fahrt zurück nach Buenos Aires abholen. Auf dem Platz sitzen wir an die warme Frühjahrssonne und ich arbeite an der Homepage. Heute nutzen wir das Internet auch wieder einmal für einige Telefonate. Die Kommunikation mit der Heimat ist so sehr einfach!
Die Nachtruhe ist herrlich, verglichen mit Buenos Aires! Erst gegen Abend fahren wir zurück in die Nähe unserer Werkstatt, denn morgen haben wir den Werkstatttermin. Wir fanden im Internet einen Park in dem wir übernachten wollen. Die Anfahrt ist relativ schwierig, aber nach zwei Anläufen im regen Stadtverkehr und den vielen Einbahnstrassen, schaffen wir es und stehen in der Nähe des Rio de la Plata auf einem traumhaften ruhigen Platz. Wir sitzen nach dem Nachtessen gemütlich bei einem Glas Wein. Plötzlich steht ein Mann mit Motorrad unter der Türe und redet spanisch auf uns ein. Erst nach und nach verstehen wir, dass der Park geschlossen wird und wir abfahren müssen, und zwar sofort! Was heisst sofort? Zuerst müssen die Stützen hochgekurbelt werden, das schmutzige Geschirr, die Gläser und die Pfannen fahrbereit verstaut werden und dann erst können wir fahren! Der Mann wartet geduldig bis wir bereit sind. Es ist bereits dunkel und für uns stellt sich nun die Frage, wo übernachten wir? Schlussendlich fragen wir ihn ob wir vor dem Tor übernachten dürfen. Hier stehen wir direkt bei der Autobahn und einer Durchgangsstrasse! Aber etwas besseres suchen im Dunkeln in der Stadt........! Wir trösten uns damit, dass wir ja einen guten Schlaf haben.
Am Morgen stehen wir rechtzeitig auf wegen dem Werkstatttermin. Wir freuen uns, denn die Nacht haben wir gut geschlafen trotz dem regen Verkehr! Uns könnte man im Schlaf wegtragen!
Punkt 8.00 Uhr stehen wir vor der Werkstätte und Beat wagt sich durch das niedrige Tor zu fahren. Ich stehe draussen und dirigiere ihn, denn es geht um Zentimeter. Und wir schaffen es, das Tor ist nur wenig höher als unser Auto! Mein Puls sinkt wieder. Wir warten in der Werkstatt bis die Tests gemacht sind. Und siehe da, wir haben einen verschmutzten Lufteinlass. Der Mechaniker reinigt alles, füllt noch die Scheibenwischanlage auf und füllt in den Kühler eine Spezialflüssigkeit. Nach 4 Stunden wollen wir bezahlen. Aber denkste, bezahlen kommt nicht in Frage. Wir sollen dem Mechaniker einen Tip (Trinkgeld) geben. Wir sind ein wenig ratlos, wieviel sollen wir ihm geben? Er akzeptiert schlussendlich 200 Pesos, das sind Fr. 13.-. Das ist argentinische Gastfreundschaft. Wir bedanken uns herzlich und freuen uns, dass die Warnleuchte erlischt ist.
Auf der Autobahn fahren wir nun aus der Stadt, das nächste Ziel ist die Halbinsel Valdes. Wir nehmen aber nicht die direkte Strasse, die Ruta 3, wir wollen der Küste entlang fahren auf der Ruta 11. Ab und zu machen wir einen Abstecher an das Meer. An diesem Küstenabschnitt gibt es drei Leuchttürme die Gustave Eiffel (ja der mit dem Turm) in Europa konstruierte und zerlegt hierher verschiffte. Alle sind noch funktionstüchtig, sehen aber sehr verrostet aus! Wir übernachten zwischen einer Kapelle und einer Tankstelle. Es ist sehr ruhig hier, auf dieser Strecke gibt es kaum Lastwagen. Überhaupt ist auf den Landstrassen nur wenig los, Verkehr hat es nur in den Städten. So gondeln wir mit 70km/h (mit Tempomat) durch die Gegend und können so auf beiden Strassenseiten viele Stelz- aber auch viele Greifvögel beobachten.
Weiter geht die Fahrt am nächsten Morgen entlang der Ruta 11. Jetzt führt sie der Küste entlang an vielen Urlaubsorten vorbei. Diese sind völlig ausgestorben, wie Geisterstädte. Nur Januar und Februar soll hier etwas los und auch die Läden offen sein! Unglaublich wie viele solcher Urlaubsorte wir immer wieder antreffen! Und überall heisst es, dass diese Januar und Februar Saison haben und alles ausgebucht sein soll. Wir können es kaum glauben. Buenos Aires muss zu dieser Zeit ausgestorben sein! Wieder erreichen wir eine grössere Stadt, Mar del Plata. Hier bestaunen wir die Fischerkutter, alle sind rot angestrichen. Es stinkt schrecklich im Hafen, nicht nach Fischen, nach Tierfutter oder so was ähnlichem. Wir verlassen die Stadt und hoffen, dass wir etwas ausserhalb am Meer einen Platz zum Übernachten finden. Und tatsächlich! Ab hier fahren wir auf einer Steilküste, mit vielen Ausstellplätzen. So finden wir hinter den Büschen, direkt an der Steilküste einen herrlichen ruhigen Platz!
Wir stehen wie immer gegen 7.30 Uhr auf und können so in der Regel um 9.00 Uhr losfahren. Es wird eintönig, Steppe (die hier tatsächlich Pampa heisst), dann wieder Landwirtschaft, Rinder. In Argentinien hat es ca. 60 Mio. Rinder und 41 Mio. Einwohner! Kein Wunder ist das Verhältnis so. Die Einwohner von Buenos Aires vertilgen 80`000 Rinder pro Woche! Uns vergeht das Fleisch essen, wenn wir jeweils die Unmengen Fleisch in den Metzgereien und Shoppis sehen! Und dann ist die Tierhaltung ja nicht immer besonders gut, so wie man es eigentlich erwarten würde! Na ja, wenn die Kühe auf den Weiden ihre Kälber zur Welt bringen, sehen sie niedlich aus. Vor allem weil die Kühe hier bedeutend kleiner sind wie bei uns in der Schweiz! Auch Schafe mit ihren Lämmern treffen wir in dieser Gegend vermehrt an. Ab jetzt fahren wir weit von der Küste entfernt auf der Ruta 3. Am Abend machen wir einen Abstecher nach Monte Hermoso an den Strand. Hier finden wir einen der Leuchttürme von Eiffel und dahinter direkt am Meer auf einem Sandplatz ein herrliches Plätzchen zum Übernachten. Einfach traumhaft!
Heute wollen wir nur bis Bahia Blanca fahren. Wir wollen noch unsere Früchte und das Fleisch essen, bevor es morgen durch die erste Frucht- und später auch Fleischkontrolle geht. Nach Patagonien darf man keine Früchte und kein Fleisch einführen. Uns wurden Horrorgeschichten erzählt, und so sind wir gespannt was auf uns zukommt. Aber zuerst übernachten wir an einer IPF-Tankstelle die nicht direkt an der Ruta 3 liegt. Es ist absolut ruhig hier und hinter uns liegt sogar eine grüne Wiese.
Gespannt fahren wir am Morgen los. Schon nach einigen Kilometer kommt tatsächlich die Früchtekontrolle. Natürlich spricht niemand Englisch. So fragt der Mann nach Orangen. Ich sage ihm dass wir keine Orangen aber Äpfel hätten. Die will er dann im Womo sehen und beschlagnahmt sie. Ja, und das war`s, mehr wollte er nicht! Wir sind zufrieden, und fahren weiter. Nach etlichen Kilometern wieder ein Stopp. Diesmal will der Kontrolleur ins Womo und fragt nach Fleisch. Ich öffne ihm den Kühlschrank und das Gefrierfach, zeige ihm gefrorenes gebratenes Gehacktes. Er winkt ab und meint alles ok. Anscheinend darf man gebratenes Fleisch mitführen. Wir wollen weiterfahren, aber stopp, da steht noch die Polizei und der Zoll. Aussteigen und dann kommt einer mit einem Hund. Dieser sucht rund ums Auto, im Auto, auch im Womo nach etwas. Wir fragen ob dies ein Drogenhund sei. Ja, es wird nach Drogen gesucht! Wir müssen uns das Lachen verkneifen und plaudern in der Zwischenzeit mit dem Polizisten der unsere Wappen studiert und fotografiert. Dann endlich kommt „Daumen hoch“ vom Drogenschnüffler und wir können losfahren. Wir wissen nicht was an dieser Geschichte so schrecklich sein soll wie alle uns erzählen! Aber amüsant ist es alleweil!
Am Abend sind wir dann in El Condor. Es windet sehr stark und ist kalt. Trotzdem halten wir an der Steilküste, steigen aus und hören sie bevor wir sie sehen, die Papageien. Zu tausenden fliegen sie umher und kreischen. 35`000 Paare bauen hier jährlich um diese Jahreszeit, in Höhlen der Steilküste, ein Nest für ihre Jungen! Ein unglaubliches Spektakel! Wir fahren aber ins Dorf um dort an der Strandpromenade zu übernachten, denn hier oberhalb der Steilküste windet es zu stark. So parken wir kurz darauf zwischen den Argentiniern an der Strandpromenade. Sie alle sind auf einem Sonntagsausflug, parken hier, schauen aufs Meer, trinken meistens im Auto sitzend ihren Mate-Tee. Wir fühlen uns wie in England! Eine Familie stellt das Auto in unseren Windschatten und packt Stühle aus für das Picknick das zwischen unseren zwei Autos eingenommen wird! Am Abend stehen wir dann alleine auf dem Parkplatz, beleuchtet von den Strassenlampen.
Am frühen Morgen hören wir dann wieder das Gekreisch der Papageien. Nach dem Frühstück spazieren wir bei Ebbe der Steilküste entlang und bestaunen die Vögel! Ein unglaubliches Spektakel! Danach geht es durch eine trostlose Gegend, am tausendsten Kilometerstein von über 3000 auf der Ruta 3 vorbei, nach Las Grutas. Leider beginnt es zu regnen und kurz vor Las Grutas kommt noch eine „Detour“ wegen Bauarbeiten. Unser Auto sieht aus! Diese Naturstrasse steht unter Wasser! Und in Las Grutas ist auch alles schmutzig wegen dem Regen! Zudem finden wir kein Wasser für unseren Tank. D.h. wir können morgen nicht duschen! Und überhaupt! Die Stimmung sinkt auf 0! So fahren wir zurück zur Hauptstrasse, besorgen uns bei der Essotankstelle ein schreckliches Sandwisch und machen es uns im Stübli bequem. Wir haben Internet, beantworten Mails, schreiben, backen Brot, lesen und stricken. Soll es doch regnen soviel es will!
Die Nacht wird dann sehr ungemütlich! Noch nie hatten wir auf unseren Reise eine so laute Tankstelle! Aber ist ja klar, alle Lastwagen die von Süden oder von Norden kommen halten hier, denn es gibt nicht sehr viele Tankstellen unterwegs! Und dann knallt`s! Es ist 23.30 Uhr, ich habe schon geschlafen, schrecke auf, Beat sitzt wie belämmert auf seinem Sitz. Er hat noch gelesen und eine Druckwelle gespürt! Wir schauen zum Fenster raus, sehen aber nichts. Beat zieht die Schuhe an und geht nach draussen. Schlussendlich erfahren wir, dass an einem Lastwagen ein Reifen geplatzt ist! Zum Glück war noch ein anderer LKW zwischen unseren Fahrzeugen geparkt. Nach diesem Adrenalinstoss ist vorerst nicht mehr an schlafen zu denken!
Am Morgen stehen wir nicht sehr erholt auf und machen uns auf den Weg. Der zweite Regentag! Aber wir hoffen! Wenn es jetzt regnet, haben wir sicher auf Valdes schönes Wetter. Plötzlich kommt uns ein Womo entgegen, ein Basler! Wir halten an, kehren um und plaudern eine Stunde. Wir tauschen Informationen über Valdes und gute Übernachtungsgelegenheiten auf ihrem Weg nach Norden aus. Dann geht es in getrennten Richtungen weiter, endlich ohne Regen! Kurz vor Puerto Madryn können wir an einer Tankstelle noch unseren Wassertank auffüllen. Dann suchen wir eine Autowaschanlage und unser Womo wird eingeschäumt! Schliesslich geht es in die Nissanwerkstatt die erst um 16.00 Uhr öffnet! Unsere Warnlampe leuchtet wieder in unregelmässigen Abständen. Natürlich leuchtet es im Moment des Vorführens nicht, ganz nach Murphi`s Gesetz. Nissan und Renault arbeiten hier zusammen und man gibt uns einen Termin für morgen 15.00 Uhr. Nun noch einkaufen für die nächste Woche und dann an einen Übernachtungsplatz an der Uferpromenade fahren!
Hier übernachten wir mehr oder weniger ruhig. Am Morgen geht es dann mit unserer Wäsche zu Fuss in die Stadt. Wir suchen eine Lavanderia und das Touristoffice auf. Der Werkstatttermin am Nachmittag ist frustrierend! Uns wird erklärt, dass der Check Fr. 80.- kostet! Das ist hier ein horrender Betrag, den wir nicht auszugeben bereit sind, nur für das Auslesen des Memory`s. Schlussendlich fühlen wir uns in der Werkstatt schlecht betreut und beschliessen weiterzufahren, die Warnung leuchtet ja im Moment nicht! Wir wollen an die Küste fahren und endlich die Wale sehen! Also nicht`s wie los! Und da sehen wir sie! Nur, leider haben wir die Wäsche vergessen! So müssen wir nochmals 20km zurück fahren, die Wäsche abholen und dann endlich an die Küste zu den Walen!