24. November - 13. Dezember


Nach einer ruhigen Nacht verlassen wir den Platz. Hier hat uns ein blindes Huhn und eine vorwitzige junge Katze die dauernd in unserem Häuschen auf dem Sofa lag, Gesellschaft geleistet. Ansonsten sind wir froh hier weg zu kommen.

 

Von Fethyie fahren wir Richtung Westen auf einer wunderschönen Küstenstrasse direkt am Meer entlang. Wir erreichen den Hafen von Göcek. Angrenzend an den Hafen mit hunderten grossen Segelschiffen ist eine gemütliche Promenade auf der wir spazieren. Da sehen wir ein riesiges Schiff den Anker hochziehen. Beat hat gestern Abend mit dem Feldstecher dieses Schiff vom Campingplatz aus beobachtet wie es Richtung Hafen fuhr. Das Schiff hat einen riesigen Satelittenempfänger und sogar ein Hubschrauber ist an Bord! Auch der Anker ist aus Chromstahl und wird beim Hochziehen mit Wasser gewaschen, sodass er „sauber“ versorgt werden kann. Wir fragen uns wieviel Besatzungspersonal dieses Schiff wohl hat. Aber auch die Segelschiffe aus Holz gefertigt mit 2 Masten sind eine Augenweide.

 

Wir verlassen den Ort und erreichen bald Ortaca im Landesinnere. Hier zweigen wir ab nach Dalyan. Vorbei an vielen Orangenplantagen und durch Oleanderalleen erreichen wir das gemütliche Städtchen Dalyan. Von hier fahren wir zum Iztuzustrand. Ein 6km langer Sandstrand der unter Naturschutz steht. Zum einen kommen zwischen Mai und Oktober die Karett- und die Lederschildkröten hier an Land um Eier zu legen, zum anderen ist dieses Gebiet über hunderte von Jahren versandet und bietet vielen Vogelarten eine Lebensgrundlage. Entsprechend schön und interessant ist die Gegend. Gerne würden wir hier bleiben. Es hat kaum Leute hier da es Winter ist, aber es ist verboten über Nacht zu parkieren. Wir müssen auf die Hauptstrasse zurück und den Köycegizsee umfahren da es in diesem Naturschutzgebiet keine Brücke über den Fluss gibt. Gegen Abend erreichen wir Ekincik mit einem kleinen Sandstrand. Hier übernachten wir. Mit dem Rauschen der Wellen (es windet stark) schlafen wir gut. Dies obwohl 10m von uns entfernt Türken ein Feuer machen und im Dunkeln ein Picknick veranstalten.

 

Heute gehts nach Marmaris, eine grosse Stadt am Anfang der Datcahalbinsel, auf die wir uns sehr freuen. Marmaris selber ist eine schöne Stadt mit vielen Häfen und sehr touristisch. Wir sind froh um diese Jahreszeit hier an der Küste zu sein, denn wir können uns vorstellen was im Sommer los ist. Die vielen geschlossenen Hotels und Läden, die Wohnungen die unbewohnt sind und die hunterten von Schiffen sagen alles! Jetzt finden wir sogar einen Parkplatz und fahren schlussendlich eine Bucht entlang nach Adaköy mit einem tollen Hafen und einer Werft. Hier übernachten wir auf einer kleinen Anhöhe dirket am Meer.

 

Abends geht die Sonne um 17 Uhr unter. Deshalb ist unser Ziel jeweils um 13 Uhr an einem Übernachtungsplatz zu sein (können wir leider nicht immer einhalten!). Wir nehmen dann die Stühle raus und geniessen die Sonne. Es wird täglich über 20 Grad und an der Sonne ist es meistens sogar zu heiss. Zum Baden ist es aber für uns zu kühl da immer ein Wind weht.

 

Über die langgezogene Datcahalbinsel wollen wir heute bis Datca fahren. Immer wieder müssen wir stoppen, aussteigen und die Berge und das Meer mit den vielen Buchten bewundern. Es hat kaum Verkehr und so können wir gemählich fahren. Datca ist ein gemütliches Städtchen mit kleinem Hafen und Badebucht. Da es bereits Mittag ist wollen wir zum Hafen Körman fahren. Von hier soll es Fähren nach Bodrum geben. Wir finden einen Minihafen vor mit ein paar Fischerbooten. Verlassen stehen wir hier und trotzdem beschliessen wir hier zu bleiben. Wir geniessen noch die Sonne und ab 15 Uhr fahren Traktore und Autos an uns vorbei mit Einheimischen die vom Feld kommen. Alle winken uns freundlich zu.

 

Nach dem Nachtessen haben wir einen grossen Schreck. Das Auto rüttelt, wir schauen uns mit grossen Augen an. Was soll das! Es schüttelt nochmals und Beat greift zur Taschenlampe und geht hinaus. Wir hören nichts, wir sehen nichts. Unser erster Gedanke ist, dass jemand an unserem Womo gerüttelt hat. Von aussen sieht man ja kein Licht wenn wir die Rollos gezogen haben. Da wir aber nichts gehört haben, kein wegrennen und nichts (wir stehen auf einem Schotterbelag), mutmassen wir, dass es ein Erdbeben war. Da wir auf den Stüzten stehen, überträgt sich ein Beben recht stark. Am Morgen „testen“ wir das Rütteln am Womo und sind uns einig, dass das gestern nurein Erdbeben gewesen sein kann.

 

Heute wollen wir bis Knido an das Westende der Halbinsel fahren. Dies obwohl Beat Durchfall und Magenkrämpfe hat. Die Strecke wird immer schöner. Bergauf, bergab, durch Mandel- und Olivenplantagen. Die Oliven werden zu dieser Jahreszeit geerntet und die Mandelbäume sind im Herbstlaub. Wir sehen sogar 2 blühende Mandelbäume. Es geht durch 2 wunderschöne Dörfer. So stelle ich mir die Dörfer in der Türkei vor. Erst vor ein paar Tagen haben wir festgestellt dass die Dörfer hier keinen „Charme“ haben wie z.B. In Italien oder Griechenland. Hier erleben wir erstmals in der westlichen Türkei Dörfer mit Charme. Die Strasse ist so schmal wie unser Auto und auf „Chlötzlisteinen“ geht es durch das Dorf. Hoffentlich kommt uns kein Auto entgegen! Die Frauen sitzen vor dem Eingang ihrer Häuser und winken alle. Die Männer sitzen im Teehaus und winken ebenfalls. Wir fühlen uns wohl und winken fleissig zurück.

 

Kurz vor Knidos geht das Strässchen hoch über dem Meer den Felsen entlang bis zum Ende der Halbinsel. Phantastisch! Hier finden wir einen kleinen Parkplatz über dem Meer und beschliessen hier zu bleiben. Doch zuerst wollen wir uns wieder einmal eine Ruinenstadt aunschauen. Die Lage ist wie immer genial und vom Amphitheater aus hat man einen Rundumblick über das Meer bis zu den nächsten Inseln die zu Griechenland gehören!

 

Plötzlich hören wir Autogeräusche. Ein deutsches Paar kommt mit ihrem 8m Fahrzeug mit Anhänger an und parkt neben uns. Im Anhänger führt er sämtliche Ersatzteile fürs Fahrzeug mit, von Kupplung bis Bremsen etc.! Ich muss mir ein Lachen verkneifen als die Frau mir erklärt sie müsse jetzt waschen und sie hätte eine Waschmaschine dabei. Tatsächlich höre ich dann im Auto die Waschmaschine die über einen Konverter mit Strom versorgt wird. Die Waschmaschine steht zwischen den zwei Längsbetten Ihr Mann hat ein Brett darüber montiert, sodass das Bett breiter wird und die Waschmaschine nur bei Gebrauch gesehen wird! Leider fehlt der Tumbler und die Waschmaschine wäscht nicht aus und schwingt auch nicht aus, sodass die Wäsche von Hand ausgewaschen werden muss und schlecht trocknet! Wie lobe ich mir unsere „Waschmaschine“ die während dem fahren wäscht. Auswaschen muss man so oder so nach dem Waschen.

 

Beat geht es besser und so wollen wir weiter und uns die zweite Halbinsel anschauen. Durch die türkischen Dörfer (mit viel Winken), fahren wir die lange Halbinsel bis einige Kilometer vor Marmaris zurück und biegen dann zur Bozburun-Halbinsel ab. Hier erleben wir Natur pur. Steine, Steine und nochmals Steine, Oliven- und Mandelbäume zwischen den Steinen und kleine Dörfer am Meer. Bootshäfen mit traumhaften Segelschiffen und Werften in denen wir beobachten können wie die grossen Segelschiffe aus Holz gefertigt werden. Buchten und Inselchen, wir wissen nie genau was uns hinter der nächsten Kurve erwartet! Langsam fahren wir bergauf, bergab, halten an, staunen, fahren weiter und geniessen. Das Wetter schlägt um und es regnet ab und zu. Uns stört das nicht, wir können auch so geniessen. Am Abend können wir nicht wie geplant in Anaköy übernachten denn hier über dem Meer stürmt es extrem. So fahren wir ein kurzes Stück zurück und finden einen Picknickplatz an einer geschützten Bucht direkt am Meer.

 

Einmal stehen wir auf in der Nacht, denn es regnet mit Unterbrüchen extrem stark. Da wir auf Sand stehen wollen wir sicher sein dass wir nicht in einer Pfütze oder sogar in einem Bach stehen. Aber kein Problem!

 

Heute ist unser zweiter Regentag angesagt Wir dürfen uns aber nicht beklagen, denn auf unserer Reise hat es meistens Nachts geregnet. Nur zweimal mussten wir einen halben Tag mit wenig Regen verbringen. Also entschliessen wir uns heute zu fahren und zwar Richtung Bodrumhalbinsel. In Mugla stoppen wir bei einem Outlet. Hier finden wir einen kleinen 12V Kompressor um die Fahrräder zu pumpen und auch die Pneus vom Womo. Und das für Fr. 12.-!

 

Weiter geht die Fahrt an vielen Steinbrüchen vorbei. Auf dem Weg von Milas nach Ören sehen wir ganze Bergketten an denen im Tagbau Kohle abgebaut wird. Das Kraftwerk dazu fehlt auch nicht. Wir fahren durch ein Gebiet das völlig von Kohle lebt und entsprechend ist auch die Luft. Wir riechen die Kohle und sind froh endlich am Meer in Ören zu sein. Dieses Dorf lebt vom Tourismus und vom Kohlekraftwerk. Unvorstellbar wie ein Kraftwerk in einem touristischen Ort stehen kann! Wir übernachten direkt am Meer bei Sturm. Trotz dem Wellengeräusch schlafen wir gut.

 

Noch immer ist es bewölkt, aber es regnet nicht mehr immer. Wir wollen heute nur wenige Kilometer fahren und das schlechte Wetter zum schreiben und lesen benutzen. Aber wir finden keinen geeigneten Platz. Am Meer stürmt es so stark dass wir bei jedem schönen Platz (und es hat viele davon) aufgeben und weiterfahren. Schlussendlich fahren wir auf einer kleinen Strasse die nicht auf unserer Karte eingezeichnet ist. Wir wissen wieder einmal nicht wo wir sind und müssen nach Gefühl fahren. Plötzlich stehen wir mitten in einem Steinbruch! Aber die Strasse geht weiter und wir erreichen doch noch Budrum. Von hier fahren wir mit dem Navi an die westlichste Ecke der Halbinsel und finden einen Parzkplatz hinter den Restaurants am Hafen. Hier sind wir windgeschützt. Wir spazieren noch über die „Uferpromenade“ (der Weg ist sandig, die Beizli stehen direkt am Wasser) und finden einen Coiffeur direkt am Wasser. Also nichts wie los, unsere Haare sind viel zu lang. Da in der Türkei die Frauen alle lange Haare haben, muss ich die Haare beim Herrencoiffeur schneiden lassen. Aber leider haben alle Coiffeure Angst, uns die Haare kurz zu schneiden. So haben wir in der Zwischenzeit beide längere Haare wie normal!

 

Heute morgen sehen wir durch unser Dachfenster wieder blauen Himme! Es windet noch immer stark, aber die Sonne scheint. Wir beschliessen, auf dem Parkplatz zu bleiben (stehen hier ganz alleine, im Sommer muss man bezahlen!) und abends in einem Beizli Fisch zu essen. So kann ich wieder einmal schreiben und lesen. Auch stricken will ich heute. Meine Decke 2m x 1.40m ist fertg gestrickt und ich versuche ein Häkchen zu kaufen um sie noch zu umhäkeln. Mit der restlichen Wolle stricke ich im Moment noch die passenden Kissen dazu.

 

Entlang der Küste fahren wir nördlich der Halbinsel bei strahlendem Sonnenschein nach Bodrum. Dann geht es weiter nach Milas ins Landesinnere und nach Didim wieder ans Meer. Kurz vor Didim halten wir bei einer Olivenölfabrik um Olivenöl zu kaufen uns uns die Fabrikation erklären zu lassen. In der Nähe von Didim gibt es einen sehr langen Strand mit einzelnen Olivenbäumen. Hier stellen wir uns hin und montieren die Wäscheleine zwischen den Bäumen Der starke Wind ist toll für unsere Wäsche!. Ausser einigen Fischern ist niemand da. Wir sitzen im Womo und lesen.

 

Plötzlich fährt ein Auto neben unser Womo und eine Frau steigt winkend aus. Wir staunen, öffnen die Tür und werden „züridütsch“ angesprochen! Das Paar hat gesehen, dass wir Schweizer sind und in dieser Gegend leben vor allem Türken, auch in den Ferienwohnungen. Wir setzen uns ins Womo denn draussen ist es kalt und windig und sie erzählen uns, dass Sie hier eine Wohnung gekauft haben und hier wohnen. Sie erzählen uns auch, dass an diesem Strand im Sommer Womo an Womo und Zelt an Zelt stehen würden. Unglaublich, dabei ist es kein Campingplatz! Auch soll es im Juli sehr heiss sein. Wir freuen uns wieder einmal Mundart mit jemandem sprechen zu können und hoffen, dass wir uns ev. in der Schweiz einmal sehen.

 

Für uns geht die Fahrt zuerst bei angenehmem Wetter weiter Richtung Norden der Küste entlang. Zuerst halten wir aber noch in Didim. Ich muss endlich Stricknadeln und ein Häkchen kaufen. Im Wollladen kann ich mich kaum erholen. So schöne und tolle Wolle zu Preisen die unglaublich sind! Trotzdem lasse ich die Wolle sein und kaufe nur mein Häkchen.

 

Wir machen noch einen Abstecher nach Karine, denn wir wollen uns die Lagunenlandschaft hier anschauen. Leider wird es kalt und sehr windig, so dass wir nicht oft aussteigen und schon gar nicht wandern. Aber die Landschaft mit den vielen Vögeln, viele Kormorane und den kleinen Fischerbooten im Meer ist einmalig schön.

 

Dann aber geht es wieder ins Landesinnere Richtung Söke und Kusadasi. Hier machen wir einen Halt im Hafen und bestaunen die grossen Wellen die hier am Quai brechen. Es stürmt und ist kalt, aber es regnet noch nicht. Wir sind definitiv seit dem 1. Dezember im Winter angekommen. Ab jetzt steigt das Thermometer nicht mehr über 15 Grad und es regnet sehr oft. Zum Glück meistens am Abend und nachts. Da wir morgen Ephesos (Weltkulturerbe) anschauen wollen, finden wir in der Nähe davon einen grossen Picknickplatz hoch über dem Meer mit Sicht über das Meer und einen riesigen Sandstrand. Wir wollen nicht an den Sandstrand fahren, denn bei Regen möchten wir nicht stecken bleiben und die Lautstärke der Wellen ist bei Sturm enorm. Nachdem ich am Abend meine Decke umhäkelt habe kann ich herrlich schlafen und das mit leisem Wellenrauschen!

 

Heute steht Ephesos auf dem Programm. Es weht ein kalter Wind und wir ziehen zum ersten Mal die Regenjacke an. Aber die Sonne scheint und so können wir die phantastische Ruinenstadt bewundern. Vor allem die Front der wieder aufgebauten Bibliothek und die Hanghäuser sind traumhaft. Ein kleiner Teil der Hanghäuser, d.h. 6 Wohnungen sind unter Dach und man kann die tollen Mosaike und Marmorwände bestaunen. Auch die Prachtsstrasse aus Marmorsteinen ist sehr gut erhalten. Leider hat es viele Touristen, aber wir denken uns, dass es zur Sommerzeit noch viel schlimmer sein muss.

 

Nach dieser Besichtigung fahren wir nur noch nach Söke und da parkieren wir bei einem Outletladen. Wir fragen ob wir die Nacht hier verbringen können. Und wie üblich hier in der Türkei ist das kein Problem. Gegen Abend regnet es dann sehr stark und auch während der Nacht regnets fast immer.

 

Wie der Tag gestern aufgehört hat, geht es heute morgen weiter, mit Regen. Bis wir abfahrtsbereit sind hört der Regen aber auf und wir fahren auf Nebenstrassen ins Landesinnere. Diese Strasse führt durch kleine Landwirtschaftsdörfer und entsprechend sieht das Auto aus! Kurz vor der Ruinenstadt Aphrodisias sehen wir auf den umliegenden Bergen (2300m) den ersten Schnee! Vorgestern sank das Thermometer nachts auf 4 Grad und da hat es sicher in den Bergen geschneit, währenddem es bei uns an der Küste regnete!

 

In Aphrodisias regnet es stark und wir beschliessen uns ins „Stübli“ zurück zu ziehen, die Ruinenstadt kann bis morgen warten! So sitzen wir gemütlich an der Wärme, backen ein Brot, schreiben und lesen.

 

Ohne Regen aber sehr bewölkt und mit frischem Wind steigen wir in den Transportwagen der von einem Traktor gezogen wird und uns die 300m zum Eingang bringt. Wir erwarten nicht allzuviel. Nach Ephesos ist es schwierig noch interessantere Ruinen zu finden. Erstaunt sind wir über die Grösse des Stadions, es soll das grösste sein in Vorderasien mit einer Länge von über 200m. Auch die Agora mit einem Pool von 170m Länge beeindruckt uns sehr obwohl hier noch Ausgrabungen im Gange sind. Ein kleiner Teil des Bouleuterion (Versammlungsort) ist hervorragend restauriert. Hier hat man 90% des ganzen Bauwerks gefunden. Die aus einem Stück Fels gehauenen Reliefplatten mit tollen Bildern sind im Museum gut präsentiert. Für einmal sehen wir uns deshalb auch das Museum an und sind begeistert.

 

Gerade rechtzeitig bevor die vielen Touristen aus den Bussen stürmen, verlassen wir Aphrodisias Richtung Pamukkale. Auf dem Weg sehen wir die Schneeberge, es hat bis auf 1500m geschneit und wir erreichen knapp die Schneegrenze. Zum Glück liegt Pamukkale deutlich unter 1000m. Von weitem sehen wir die Kalksterassen, eine sich über 100m den Hang hinabstufende terrassierte Abfolge von Stein gewordenen Kaskaden und blau-weissen Kalkpools (Weltkulturerbe). Bei unserer Ankunft zieht sich ein Regenbogen über die Terrassen. Toll wie das aussieht! Wir parkieren unser Auto auf dem Camping dirket vor den Terassen nachdem wir über den überrissenen Preis runter gehandelt haben. Dazu kann ich noch eine Ladung Schmutzwäsche waschen und wir haben Strom für die Heizung.

 

Im Waschraum treffe ich dann auf die Frau des Besitzers. Eine kleine fröhliche Frau die dauernd lacht. Sie versucht mir Kopftücher zu verkaufen, während dem wir warten bis ihre Wäsche fertig ist. Dazu zieht sie dann auch ihre zwei! Kopftücher aus, um mir zu zeigen wie das aussieht. Plötzlich steht dann Beat auch in der Waschküche. Kurz ist sie irritiert, bindet sich dann aber wieder ihre Tücher um, denn ich brauche sicher kein Kopftuch.

 

Wir beschliessen erst morgen die Terassen und die Ruinen von Hierapolis auf der Ebene oberhalb der Terassen zu besichtigen, da die Wettervorhersage einen sonnigen Tag verspricht. So geniessen wir bei Regen das Internet, lesen Zeitung, skykpen und schreiben Mails.

 

Bei herrlichem blauem Himmel stehen wir auf und ziehen uns warm an. Es geht ein frischer Wind. Heute wollen wir über die Terassen zu den Ruinen wandern. Dafür bezahlt man zuerst einmal Eintritt. Dann muss man die Schuhe und Socken ausziehen bei Temperaturen von höchstens 10 Grad. Was macht man nicht alles! Auf den eiskalten Kalkterassen spazieren wir hoch und gelangen bald an ein Becken mit Wasser. Das Wasser ist blau-weiss und teilweise warm. Man muss aufpassen dass man nicht ausrutscht wenn Wasser über den weissen Fels läuft. Man sieht und spürt die Kalkablagerungen die noch nicht fest sind und sich weich anfühlen. Erstaunlich wie das Wasser warm ist wenn es aus dem Berg kommt und dann natürlich rasch abkühlt. Die Kalkablagerungen bilden schöne Muster.

 

Oben angelangt setzen wir uns auf ein Bänkli und lassen die Füsse an der Sonne trocknen. Wir haben eine herrliche Aussicht auf eine schneebedeckte Bergkette. Beim Socken anziehen merken wir dass unsere Füsse eine „Kur“ gemacht haben. Die Haut fühlt sich samtig an und alle harten Stellen sind weg! Sehr angenehm!

 

Nun wandern wir auf der Anhöhe den Terassen entlang. Erstaunt sind wir über die grosse Fläche von diesen Terassen. Die Ruinen beeindrucken uns nicht so sehr. Das Amphitheater ist super wieder hergestellt. Man hat auch hier 90% der Steine gefunden und Italiener sind am Wiederaufbau von diesem Theater.

 

Nachdem am Abend Wolken aufgezogen sind, ist es heute morgen bewölkt. Aber schon bald lichten sich die Wolken und mit teilweise blauem Himmel können wir Richtung Küste losfahren. Wir fahren an riesigen Rebenplantagen vorbei und wir fragen uns, was mit den vielen Trauben passiert. Es gibt keinen Traubensaft und eine Weinkultur haben die Türken auch nicht. DieTrauben werden vor allem gegessen. Je näher wir der Küste kommen umso interessanter wird das Wetter. Schwarze Wolken, Regenbogen, Regen und dann wieder Sonnenschein. Unglaublich wie rasch das Wetter sich ändern kann. Kurz vor dem Einnachten erreichen wir die Küste und unseren schon bekannten Übernachtungsplatz auf einem grossen Parkplatz. Überrascht sind wir über die angenehmen Temperaturen hier. Nachts ist es über 10 Grad und tagsüber wird es wieder bis 15 Grad.

 

Ab heute geht es wieder der Küste entlang. Diese kleinen schmalen Strassen führen entweder auf Meereshöhe direkt am Ufer entlang oder dann wieder entlang der steilabfallenden Küste auf 100 – 300m Höhe. Kurvig sind die Strassen und hinter jeder Kurve eröffnet sich einem ein grossartiger Blick aufs Meer mit den vorgelagerten Inseln. Es nieselt den ganzen Tag, aber die Aussicht ist trotzdem fantastisch. Die vielen Olivenbäume runden das tolle Bild ab. Hier finden wir vor allem Fischerdörfer und nur wenige Ferienhäuser. In Karaburun übernachten wir auf einem „Parkplatz“ oberhalb des Meeres an einem windgeschützten Platz. Wie immer sind diese Plätze vermüllt! Es ist unglaublich wie die Türken mit dem Müll umgehen. Wir müssen jedesmal aufpassen dass wir nicht über Glasscherben fahren und wir den Müll nicht vor dem Ausblick haben! Aber das war ja in der Ukraine und auch Georgien und Armenien auch so. Das heisst wir haben Übung im richtig parkieren! Nur Russland war sehr sauber. Dass aber in der Türkei die Abfallentsorgung ein so grosses Problem ist, hätten wir nie gedacht. Vor allem hier im Westen der Türkei. Auf den kleinen Nebenstrassen fahren wir immer wieder an Abfallhalden vorbei und da wird wirklich alles entsorgt. Vom Auto über die Plasticsäcke bis zu Möbeln! Mit Bildern von den wilden Abfalldeponien wäre unserem Parlament das Verbot von Plastiksäcken nicht so schwer gefallen

 

Nach dem gestrigen regnerischen Tag scheint heute die Sonne wieder und wir können auf kleinen Nebenstrassen direkt der Küste entlang die Halbinsel vor Izmir befahren. Zuerst geht es an vielen schwimmenden Aquakulturen vorbei. In jeder Bucht sind Fischer mit kleineren und grösseren Fischerbooten zu sehen. Teiweise wird der Fisch auf den grossen Schiffen direkt verarbeitet und dann in die Kühllastwagen die in der Bucht warten gebracht. Erst Richtung Cesme finden wir wieder die trostlosen Ferienhäuser und Feriensiedlungen die alle geschlossen sind. Kein Mensch ist hier, alles ist geschlossen. Wie sieht das wohl im Sommer aus! Auf keinen Fall möchten wir dann da sein. Sicher ist es im Oktober oder Anfang November hier am schönsten. Dann sind noch einzelne Restaurants offen und baden kann man auch noch. Neben einem geschlossenen Hotel finden wir einen windgeschützten Platz zum übernachten. Da es die letzten Tage immer wieder geregnet hat ist der Boden oft aufgeweicht und matchig sodass wir unseren ersten Versuch zum übernachten bei einem schönen Platz abbrechen mussten. Wir sind mit dem Auto eingesunken und entsprechend sieht es auch wieder aus!

 

B ei strahlendem Sonnenschein fahren wir nach Izmir und finden nach langem suchen einen Parzkplatz. Wir spazieren durch den Bazar und wundern uns wie so oft, wer diese vielen Schuhe und Kleider wohl kaufen wird. Erstaunt sind wir dass wir keinem Ausländer begegnen. Das ist im Sommer sicher anders.

 

Nach Izmir stellen wir das Navi ein um unseren Übernachtungsplatz direkt anzufahren. Den haben wir aus dem Buch „Womoreisen Türkei“. Das Navi habe ich schon lange einmal heruntergeladen. Am Anfang war alles in Englisch und nach dem ersten Gebrauch war alles auf Russisch geschrieben! Nur die gesprochene Sprache war noch auf Englisch. Da wir grundsätzlich lieber nach Karte fahren haben wir das Navi erst vor ein paar Tagen wieder einmal benutzt. Jetzt haben wir die russische Sprache „im Griff“ und können alles eingeben! So ist es auch nicht schwierieg den Weg aus Izmir heraus zu finden.

 

Auf einem Camp am Meer übernachten wir. Im Sommer gibt es da Wasser, Strom und Toiletten. Dann muss man bezahlen. Heute ist niemand da und wir können direkt am Meer stehen. Vor uns die vorgelagerten Inseln die fast alle zu Griechenland gehören. Es ist erstaunlich dass die Inseln die nur wenige Kilometer entfernt sind zu Griechenland gehören. Als vor 90 Jahren die Griechen die Türkei angriffen um Land zurück zu erobern hat Atatürk das Festland erfolgreich verteidigt und die Griechen mussten sich auf die Inseln zurück ziehen. Es müssen damals fürchterliche Massaker stattgefunden haben und alle Griechen mussten die Türkei verlassen und umgekehrt. Das erklärt teilweise, wie verkrampft das Verhalten der beiden Nationen untereinander ist.