3. Juli

 

bis 

 

21. Juli

 

2021



Einen Tag vor unserem Flug fahren wir zum Flughafen und machen den obligatorischen PCR Test, ein Spucktest. 5 Stunden später erhalten wir den Negativtest und können einchecken. 2 x 22,8kg, das passt! Aber das Problem beginnt! Nur mein Ticket kann die Dame bis Windhoek durchchecken. Beim Ticket von Beat sind ab Frankfurt Name und Vorname vertauscht! So gibt es kein Ticket! Nur wenig beruhigt uns die Aussage, dass wir dies in Frankfurt ändern können und damit das Problem lösen können. Ob das klappen wird? Wenigstens können wir ausnahmsweise beide Gepäckstücke auf meinen Namen durchchecken, sodass wir in Frankfurt nicht einem Gepäckstück nachrennen müssen. Fast rechtzeitig sind wir wieder in Glattfelden bei Cynthia zum Znacht und zum Match Schweiz – Spanien.

 

Am Morgen verabschieden wir uns von unseren Mädels und Peter nach einem gemeinsamen kleinen Frühstück am Flughafen. Mit einer halben Stunde Verspätung, wegen der Kontrolle der Covidtests in Kloten, landen wir in Frankfurt und suchen den Helpdesk auf. Die nette Dame meint, ich müsse beim Onlinedienst anrufen der das Ticket ausgestellt hat. Ich stelle mich dann ein bisschen hilflos, denn mit meiner Schweizer Simkarte will ich in Deutschland nicht telefonieren. Schlussendlich liest sie mir aus den Bestimmungen vor, dass sie berechtigt sei Name und Vorname zu tauschen auf Beat Plüss. Sie versucht und versucht es mindestens 10mal und je länger es dauert umso genervter ist sie. Kurz angebunden meint sie, dass dies alles 25 Euro koste. Na ja, egal, wir brauchen ein Ticket. Schlussendlich schafft sie es und ich bezahle.  Aber dann kommt der Supergau, sie kann nicht ausdrucken! Das System verweigert eine Ticketausgabe! Ein tiefer Seufzer von ihr, ein mitleidiges hilfloses Gesicht von mir, sie versucht es wieder und wieder. Endlich nach über einer Stunde wird das Ticket akzeptiert und sie kann ausdrucken! Beat hat sich nach wenigen Minuten zurückgezogen und wartet geduldig im Hintergrund! Nun können wir etwas essen und uns in der Ruhezone gemütlich machen bis abends der Flug geht.

 

Unser Flug nach Windhoek ist problemlos und wir werden von einem Fahrer der Trans Kalahari Inn Lodge abgeholt. Doch zuerst müssen wir noch Geld beziehen. Und oh Schreck, unsere Visakarte funktioniert nicht! Das fängt ja super an nach den Problemen mit dem Ticket nun also eine Karte die nicht funktioniert! Ich versuche es mit der Mastercard, kann aber nur 3x je 2000 Namibien Dollar (total Fr. 420.-) abheben, mehr geht nicht am Apparat! Dann noch anstehen beim Telefonanbieter für eine namibische Simcard bevor es endlich zur Trans Kalahari Inn und unserem Auto geht.

 

Ein gutes Gefühl das Auto wieder zu sehen! Aber das auspacken und einrichten, Tank nochmals reinigen, Wasser auffüllen etc. ist mühsam. Wir sind froh, dass anfänglich alles funktioniert. Nach dem Duschen merken wir, dass der Schalter der Pumpe zum Wasser absaugen in der Dusche defekt ist, verrostet! Der Kompressor der Luftfedern lässt sich nicht starten, die Kontakte der Stecksicherungen sind oxidiert, alle Tür- und Fenstergummis müssen mit Siliconspray behandelt und am hinteren Fenster muss das Rollo geflickt werden. Am schlimmsten für Beat ist der Radio im Stübli. Hocherfreut kann er ihn anstellen, aber das abstellen funktioniert nicht! Also wird er fürs erste auf lautlos gestellt. Später stellt sich heraus, dass Beat etwas ungeduldig war, man muss den Knopf einfach viel länger drücken damit der Radio abstellt! Das hintere Fenster hat sich leicht verzogen, nach dem lösen der unteren Schrauben lässt sich das Rollo wieder bewegen. Nach der ersten Fahrt aber ist das ganze Stübli voller Sand! So kleben wir von aussen die Ränder des Fensters mit Isolierband ab und siehe da, wir sind staubfrei im Wohnzimmer!

 

Wir können ganz in der Nähe den Service am Auto ausführen lassen also wollen wir früh zur Werkstatt fahren. Das geht leider nicht ohne überbrücken, wir brauchen also auch eine neue Batterie. Na ja, sie ist noch aus Argentinien 2016! Die Werkstatt erledigt die Arbeit sehr gut, die 6 Reifen werden auch rotiert, die neue Batterie, Bremsen kontrollieren, schmieren, alle Filter und Oel wechseln und drei Riemen ersetzen, eine Superarbeit für Fr. 375.- inkl. der Batterie!

 

Zuhause nimmt sich Beat dann der Einstiegstreppe an die wir mitgebracht haben. Die alte war so stark ausgeschlagen, dass die Warnlampe am Armaturenbrett nie mehr erloschen ist. Nun ist wieder alles in Ordnung. 

 

Als nächstes fahren wir nach Windhoek zur Polizei um eine Fahrerlaubnis zu erhalten. Ich gehe alleine ins Gebäude. Natürlich trage ich eine Maske und staune, dass alle hier eine Maske tragen. Zudem erhalte ich sofort Desinfektionsmittel (sogar der Kugelschreiber den ich benutze wird desinfiziert) und erst dann kann ich mein Anliegen vorbringen. Da wir keine Reservierungen haben brauchen wir eine Fahrerlaubnis. Nach langem hin und her wird diese für 9 Tage ausgestellt. Dann wird der Präsident entscheiden wie es mit den Covid - Massnahmen in Namibia weitergeht. Die Massnahmen sind zur Zeit, eine Ausgangssperre von 22.00 – 4.00 Uhr, kein Alkoholverkauf (auch in Lodges) von Donnerstag – Sonntag, alle Restaurants und Schulen geschlossen und das Tragen von Masken obligatorisch. Zudem dürfen die Namibier keine langen Strecken fahren, ausser mit Gästen und mit einer Bewilligung. 

 

Einkaufen muss auch noch sein in einem SUPERSPAR. Auch hier vor und nach dem Einkauf Hände desinfizieren und der Einkaufswagen wird ebenfalls desinfiziert. Alle tragen Masken, mal besser, mal weniger gut. Mehrheitlich geht man sich auch aus dem Weg. Dann brauchen wir noch Kleinigkeiten wie einen Schalter für die Pumpe im Bad, Lithiumbatterie für eine Taschenlampe und Silikon. Beat wartet beim Auto. Zurück im Camp (20km) merke ich, dass ich die Kreditkarte liegen gelassen habe! Ich komme mir vor wie wenn ich das erste Mal auf Reise wäre! Also wieder zurück in das Shoppingcenter! Und siehe da, die nette Verkäuferin übergibt mir meine Karte! 

 



Endlich, wir haben alles geklärt, die Visakarte funktioniert auch (ich habe mit Beats Karte und meinem Pin bezahlen wollen!!!!), wir können losfahren. Zuerst geht es der C39 entlang Richtung Swakopmund. Schnell stellen wir fest, dass ausserhalb der Stadt kaum Verkehr herrscht. Während der 5 stündigen Fahrt begegnen uns lediglich 2 Autos! Übernachten wollen wir im Tsaobis Camp nördlich der C28. Wir sind ganz alleine hier und fahren nach der Registration zum Camp. Da knallt`s und Beat ist sich sicher, dass dies ein Ast ist den wir übersehen haben. Tatsächlich, am ersten Tag schon ein kaputtes Solarpanel! Die Stimmung ist bedrückt! Von Freunden wissen wir, dass es in Swakopmund eine gute Werkstatt gibt.Das ist unsere Hoffnung, aber leider wird es Freitagmittag bis wir dort ankommen. 

 

Tatsächlich stellt «Namib Campers» sogar selber Womo`s her und man ist äusserst hilfsbereit. Zudem spricht hier der Werkstattchef und der Besitzer Deutsch. Es wird sofort alles ausgemessen und ein etwas kleineres aber stärkeres Panel wird uns am Montag mit einem Alurahmen montiert. Sofort kontrollieren sie, auf unseren Wunsch, die Unterseite des Nissan, denn sobald wir ein wenig schräg stehen knallt es jedes Mal vorne links. Siehe da, das «Stabilisatorrod» ist (ein weiteres mal!) gebrochen. Beat hat dieses aber als Reserve dabei, denn das sind Fakeartikel die öfters kaputt gehen. Deshalb bestellen wir gleich 2 neue für Montag.

 

So verbringen wir das Wochenende auf dem Camping. Wir machen einen tollen Ausflug nach Walvis Bay zu den tausenden Flamingos und «bewandern» Swakopmund, damit wir ein bisschen Bewegung haben. Dabei sehen wir mitten in der Stadt ein Kamel! Eigentlich gibt es keine Kamele in der Namibwüste, aber für die Touristen hat man sie eingeflogen damit man einen Kamelritt machen kann. Bedrückend sind die Parkplätze und Strassen in der Stadt, alles leer, kaum Touristen auch auf dem Camping.

 

Am Montag wird das Panel moniert. Super sieht es aus, sogar die Aluflächen werden noch schwarz gestrichen damit alles besser aussieht. Auch die 2 Stabilisatoren sind hier und wir sind wieder reisebereit.

 

 



Jetzt sind wir bereit in die älteste Wüste der Welt zu fahren, in die Naukluftwüste. Wir bezahlen beim Nationalparkbüro für drei Nächte draussen in der Wildnis. Unser erstes Camp erreichen wir nach über 100km auf der C28 (Piste) und einem 4x4 Track. Herrlich die Landschaft mit den vielen Flechten, Sand und den teilweise kleinen Hügeln. Wir parken das Auto beim Tinkas Camp. Zu Fuss laufen wir ein Stück in die Wüste, doch wir finden kein Wasser, obwohl wir gleich neben dem ausgetrockneten Flussbett campen und es im April geregnet hat. Doch sehen wir einige blühende Büsche. Am nächsten Tag fahren wir dann zur Blutkuppe. Bei zwei gepflegten Gräbern von deutschen Soldaten um 1895, steigen wir aus und wundern uns wie mitten im «Nowhere» zwei Gräber so gepflegt sein können nach dieser langen Zeit! Und plötzlich sieht Beat zwei Giraffen und zwei Strausse! Sind das Halluzinationen oder tatsächlich Giraffen? Wie sollen die bei dieser Vegetation überleben? Aber tatsächlich, es ist ein Weibchen mit seinem Jungen! 

 

Angekommen bei der imposanten Blutkuppe, einem Berg der fast wie der Uluru in Australien aussieht, steigen wir aus und spazieren zu den verschiedenen Camps. Die Blutkuppe ist sehr zerklüftet und ich fürchte, dass ab und zu einer dieser grossen Böllersteine auf ein darunterliegendes Camp fällt. Hier möchte ich nicht übernachten! Auch hier sind wir alleine! 

 

Vorbei an Köcherbäumen fahren wir zurück auf die Hauptpiste und nach ca. 60km wieder auf einen 4x4 Track. Diesmal geht es bis zum ausgetrockneten Flussbett des Swakop und nach dem Fluss weiter bis wir die «Welwitschia mirabilis» sehen. Eine Pflanze die man nur im Süden von Angola, Namibia und im Norden Südafrikas der Küste entlang findet. Die Pflanze besteht aus 2 Blättern die sich immer wieder teilen. Die männlichen und die weiblichen Pflanzen bilden bis zu 3,5m lange Wurzeln und können bis zu 1500 Jahre alt werden. Faszinierend, wenn auch nicht die schönste Pflanze! Beim ausgetrockneten Swakopriver verbringen wir die Nacht.

 

Wir entschliessen uns zurück nach Swakopmund zu fahren um bei «Namib Campers» die Fahrertüre flicken zu lassen. Auf den Pisten quietscht diese unglaublich. Nach Einstellarbeiten ist auch dieses Problem gelöst. 

Nun hoffen wir alle Probleme erledigt zu haben und fahren dem Atlantik entlang nach Norden. Die Salzpiste kann bei Feuchtigkeit gefährlich sein. Normalerweise ist es in dieser Gegend jeden Morgen bis gegen Mittag neblig und die Temperaturen sind um die 15 Grad, nachts bis gegen 0 Grad. Wir erleben aber Temperaturen von bis zu 28 Grad und nachts um die 10 Grad. Zudem scheint die Sonne vom Morgen bis am Abend. Auch hier spielt das Wetter verrückt! Während der Fahrt nordwärts wird es heisser, trockener, windiger und sandiger. Die Piste aber ist hervorragend. So erreichen wir die riesige Kap-Pelzrobbenkolonie. Tausende dieser Robben finden sich hier und dementsprechend stinkt es! Wir kehren gleich wieder um, fahren ein wenig zurück und essen zuerst einmal etwas bevor wir einen erneuten Anlauf nehmen. Die Tiere sind aber so putzig, dass der Gestank plötzlich nicht mehr dominant ist! Zurück im Auto fahren wir ins nahe gelegene Camp und merken erst da wie wir und unsere Kleider stinken!

 

Heute geht es durch den Skeleton Nationalpark bis Torra Bay. Wüste, Meer und vor uns eine Salzpiste. 37 Grad und Wind ohne Ende! Teilweise sieht man die Piste nicht und wir sind froh, dass am Rand Pföstchen stehen die immer wieder im Sandsturm auftauchen. Zudem zeigt das Navi jede Kurve an! Bemerkenswert sind die grossen Wellen. Auf ihrer Spitze spritzt das Wasser in langen Fontänen nach hinten da der Wind so stark ist.

 

In Torra Bay sehen wir die ersten wirklichen Sanddünen, nachdem bereits in Walvis Bay viele Sanddünen waren. Nach einem langen, anstrengenden Tag und vielen Eindrücken übernachten wir bei Twyfelfontein. 

 

Früh stehen wir auf und besuchen die Felszeichnungen. Während Coronazeiten kommen 4- 20 Besucher am Tag hier vorbei, vorher waren es 800 – 1000 Personen. So geniessen wir alleine eine hervorragende Führung und sind beeindruckt. Vor allem staunen wir, dass die hiesigen Wüstenelefanten über die vielen unwegsamen Steinblöcke hochklettern um an Wasser beziehungsweise Büsche zu kommen. Schon auf der Fahrt hierher haben wir viel Elefantendung auf der Piste gesehen. Dann haben wir festgestellt, dass im nahe Dorf Grundwasser gepumpt wird und die umherziehenden Wüstenelefanten hier Wasser finden. Die Rangerin erzählt uns, dass in dieser Gegend die Bewohner der Dörfer 7 ha Land der Regierung abgegeben haben und diese dann Wassertümpel errichtet für die wilden Tiere, damit sie nicht in die Dörfer kommen. 

 

Unterwegs nach Khorixas besuchen wir noch einen versteinerten Wald, sprich versteinerte Baumstämme. Der Ranger erklärt uns, dass diese Stämme vor Millionen Jahren aus Zentralafrika angeschwemmt wurden. Damals war hier eine Gletscherlandschaft und später gab es riesige Seen. Die schweren Baumstämme sanken auf den Seeboden und verschwanden im Schlamm. So wurden sie geschützt und kommen heute mit der Erosion wieder als Versteinerungen an die Oberfläche. Und heute erzählen uns die Ranger, dass es acht Jahre nicht geregnet hat bis letzten April. Deshalb sehen wir auch ab und zu blühende Pflanzen.