15. September

 

bis 

 

28. September

 

2019



Endlich, wir haben gepackt und sind bereit für Südafrika. Das Auto ist vor zwei Wochen wohlbehalten in Walvis Bay angekommen und steht dort in einer Halle.

 

Unsere Tochter Vanessa und Schwiegersohn in Spe Peter, holen uns ab und laden uns nach dem Einchecken noch zu einem guten Z˙nacht ein, es gibt Speck und Bohnen! Unsere erste grosse Überraschung erleben wir beim Einsteigen in die Helvetic Maschine in Zürich, die uns nach München bringt. Flightattendant Barbara Pangerc begrüsst uns und fragt uns, ob wir aus Glattfelden sind. Wir schauen uns vermutlich ein bisschen komisch an und bejahen. Sie lebt in Glattfelden und hat uns wegen den Berichten aus Südamerika im Glattfelder Mitteilungsblatt erkannt! Wir erzählen ihr, dass wir jetzt unterwegs sind zu unserer nächsten längeren Reise nach Südafrika. Während dem Flug bringt sie uns dann zwei Schachteln Swiss Schokolade für die Reise! Herzlichen Dank! Wir freuen uns und werden damit sicher viele Kinder und Erwachsene beglücken! Über Johannesburg erreichen wir Walvis Bay in Namibia und landen mitten in den Sanddünen. Es hat Nebel und ist erfrischend kalt. Zu Fuss geht es dann in das kleine Ankunftsgebäude und zur Warteschlange vor dem Zoll. Da kommt die nächste Überraschung in Form einer Flughafenangestellten mit einem Laser! Alle Passagiere werden an der „Gurgel“ gescannt und damit Fieber gemessen! 

 

In München hatten wir nur 40 Minuten Umsteigezeit und deshalb ist die Erleichterung gross dass alles Gepäck angekommen ist. Unser Spediteur Eddy wartet bereits und später erledigen wir in seinem Büro alle Formalitäten. Gespannt sind wir auf unser Womo. Es steht in der riesigen Halle zuhinterst zwischen weissen grossen Säcken mit Chemikalien, neben einem grossen Lastwagenwomo und einem kleineren Landrover mit Anhänger. Wir sind erleichtert! Nicht eingebrochen, alles geschlossen und vorne im Auto alles vorhanden ausser.......... Bonbons und Kaugummis im Mittelfach!!!!

 

Nun kann es also losgehen! Zuerst zum Shoppingcenter einkaufen. Leicht enttäuscht sind wir über die Qualität von Obst und Gemüse zwischen dem grossen Angebot von Lebensmitteln! Es erinnert uns an Patagonien. Verschimmelt liegt es in den Kühlregalen. So kaufen wir Äpfel ein, von denen es verschiedenste Sorten gibt und ein Pack Mischgemüse das gut aussieht! Leider müssen wir am nächsten Tag feststellen, dass das Gemüse unter der obersten Schicht auch verschimmelt ist! Auf dem Camping stehen wir fast alleine in einer der grossen „Parzelle“. D.h., jede Parzelle ist abgegrenzt durch einen hohen Zaun aus Palmwedeln. Die Nasszellen sind hervorragend, auch die Badewanne fehlt nicht! 

 

Wir packen nur das Nötigste aus und sind sehr früh todmüde im Bett. Am nächsten Tag beginnt das grosse Auspacken und Versorgen! In einem anderen Shopping versuchen wir nochmals Obst und Gemüse zu kaufen und stellen fest, dass es hier ein „leicht“ besseres Angebot gibt! Auf dem Rückweg kaufen wir noch zwei Tickets für eine Bootstour in die Lagune am nächsten Tag. Morgens um 9.00 Uhr fahren wir mit einem Katamaran dick eingemummt bei Nebel und lediglich 14 Grad hinaus in die Lagune. Unser Führer ist super und erzählt uns von den Rosapelikanen die eine Spannweite von 1.80m haben und ohne Scheu auf dem Boot zwischen den Leuten landen und an uns vorbeispazieren. Natürlich werden sie gefüttert, sodass sie sich richtig in Pose stellen können. Später springen auch Kaprobben aufs Schiff und schleichen sich neben mir zu unserem Führer. Weder meine Füsse noch meine Brille interessieren die Tiere. Einmal öffnet ein Pelikan seine Flügel und meine Brille fliegt fast davon! Unterwegs sehen wir auch einige Delfine und auf der vorgelagerten Halbinsel tausende Robben im Sand und im Wasser. Während wir an einer Austernfarm vorbeifahren, erklärt uns der Führer, dass sich die Austern hier nicht vermehren, weil das Meer zu kalt ist. Deshalb werden die jungen Austern eingeflogen und hier ausgesetzt. Weil der Benguelastrom sehr sauerstoff- und nährreich ist müssen sie alle sechs Wochen von Algen gereinigt werden, sind dafür aber nach lediglich neun Monaten, statt nach drei bis vier Jahren, ausgewachsen. Weltweit soll hier die grösste Austernfarm sein. Täglich werden 16000 Austern verschickt! Als Lunch können wir Austern probieren. Beat isst zwei, findet sie aber nicht aufregend, ich verzichte gerne! Die Bohrtürme die hier stehen wurden von Angola hierher geschleppt um gewartet zu werden. Im Moment aber ist der Ölpreis zu tief und da lohnt sich angeblich einer Renovation nicht! 

 

Zurück an Land stoppen wir noch an der Strandpromenade und bewundern die tausenden von Flamingos. Es kommt aber noch viel besser. Gegen Abend fahren wir zu den Salzfabriken Richtung Halbinsel. Sand, Salzbecken, Meer und zehntausende Flamingos und weitere Meeresvögel leben hier. Wir stellen fest, dass es Rosaflamingos und Zwergflamingos sind. Und wenn sie wegfliegen, was für ein Anblick! Dazu kommen die anderen Enten, Reiher etc. Am Ende der Piste stehen wir am Meer mit einer grossen Brandung und darin tümmeln sich Robben, die in den Wellen ihren Spass haben. Wir sind beeindruckt! 



So langsam sind wir in Namibia angekommen. Es geht der Küste und den Sanddünen entlang nach Swakopmund, einer Deutschen Siedlung. Walvis Bay wurde von den Engländern gegründet und das 40km entfernte Swakopmund wurde von den Deutschen während des 1. Weltkrieges übernommen. Ein richtiger Touristenort mit vielen deutschen Häusern. Überall wird Deutsch gesprochen und die Speisekarte enthält auch Deutsche Delikatessen! Wir essen aber Onyx das ausgezeichnet schmeckt! Etwas ausserhalb der Stadt wollen wir bei der Farm „Gut Richthofen“ abklären ob wir nächstes Jahr, während unseres Sommerurlaubs, unser Auto in einer Halle einstellen können. Froh eine Einstellmöglichkeit gefunden zu haben, fahren wir zurück zum Camping, um am nächsten Morgen eine Desert-Tour zu den „little five“ zu machen. In Südafrika gibt es die „big five“, sprich Löwe, Elefant etc, hier in Namibia sind es die „little five“, Gecko, Chamäleon etc. Die Grossen kann man sehr gut selber beobachten wenn man die Geduld hat, die Kleinen findet man ohne Führer nicht. Die buddeln, suchen und kennen die Spuren und die Lebensweise der Tiere und finden sie deshalb auch. Barfuss springt unser Führer jeweils aus dem Auto in den Sand und zeigt uns diese wunderbaren Tiere, zu denen er viel zu erzählen hat. Eine Traumtour!

 

Bevor wir durch den Namib Naukluftpark weiterreisen kaufen wir nochmals bei einem anderen Supermarkt ein. Genial! Hier gibt es geniessbares Gemüse! Und dann die grosse Überraschung beim Bezahlen! Die Kassiererin fragt uns etwas und wir verstehen nichts!!!!! Wir schauen uns an, stellen fest, dass sie schon Englisch spricht, aber wir verstehen trotzdem nichts. Wie peinlich! Schlussendlich fragt uns die Kassiererin von nebenan in einem „normalen“ Englisch, ob wir „Senior“ seien. Auch das noch, man sieht uns also an, dass wir zu den Rentnern gehören! Aber dann kommt das Erfreuliche, wir haben als Rentner 10% Discount!!!!! Da sind wir doch gerne „Seniors“!

 

Während Beat beim Zahnarzt einen Zahn schleifen lässt (er hat auf etwas Hartes gebissen), hole ich die Unterlagen für den Namib Naukluftpark im Nebengebäude zum Ausfüllen. Für die Durchfahrt und für eine Übernachtung auf einem Camp muss man bezahlen. 



Entlang den Sanddünen fahren wir am nächsten Tag in den Namib Naukluftpark. Sand, lockere Steine, kein Berg, nichts. Die Piste ist breit und meistens gut. Da es eine Hauptstrasse ist, haben wir viel Gegenverkehr und damit viel Staub. Unser erster Halt ist bei dem Vogelfederberg, eine Felsformation die 30m hoch ist. Mittagsrast machen wir bei 3 Köcherbäumen, die einsam in der Landschaft stehen. Nach lediglich 150km sind wir auf 900m Höhe angelangt und biegen zum Camp Viral ab. Einige Bäumen und Gebüsch, viele Vögel und ein paar Weissbauchtrappen erwarten uns. Alleine übernachten wir hier und erleben den ersten traumhaften Sonnenuntergang und den ersten tollen Sternenhimmel ohne unsere allgegenwärtige Lichtverschmutzung. Spektakulär!!!

 

Wir brechen früh auf, denn einige Kilometer weiter biegen wir nochmals von der Hauptstrasse ab zu einem Lookout über die Kuisebschlucht und zu einem Wanderweg. Die Geologen Henno Martin und Hermann Korn haben hier während dem zweiten Weltkrieg Zuflucht gefunden. Henno Martin hat dazu ein Buch geschrieben: „Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste.“

 

Die Wanderung ist angenehm, denn am Morgen ist es noch kühl. Nachts wird es etwa 12 – 15 Grad. Am Tag klettert dann das Thermometer auf gegen 30 Grad oder sogar darüber. Obwohl es sehr trocken ist, finden wir Pflanzen die blühen und die Schlucht liegt zu unseren Füssen. Schon bald kommen wir zum Schelter der beiden Geologen, in der sie mehrereMonate während ihrer zweijährigen Flucht in der Wüste lebten. Weiter fahren wir zur Kuisebschlucht (ohne Wasser), über die Brücke und dann den Kuisebpass hoch, d.h. lediglich etwa 300m! Kurz nachher können wir endlich auf eine einsame Piste abzweigen zum Gamsbergpass. Mit kaum Gegenverkehr sehen wir während der zweistündigen Fahrt ein Rudel Springböcke, eine Warzenschweinfamilie und ein Steppenpavianpaar das rennend die Strasse überquert. Wie kann man sich an Kleinigkeiten freuen! Gegen Abend treffen wir dann beim Stausee Oanob ein und erhalten einen schönen Platz unter blätterlosen Bäumen. Hier bleiben wir zwei Nächte und geniessen einfach mal die Ruhe und die vielen bunten Vögel am See während einer Wanderung auf unserem Platz. Die Lodge wird übrigens von einer Schweizerin, Helena Benade - Bruhin gemanagt.

 

Unser nächstes Ziel ist die Grenze zu Südafrika und der Nationalpark Kalahari. Nachdem wir für die nächsten Tage eingekauft haben und der Tank gefüllt ist, fahren wir auf der geteerten Strasse etwa 50km bis kurz vor Mariental. Hier zweigen wir ostwärts ab und fahren auf einer Pad, wie die Pisten hier genannt werden, durch eine interessante Landschaft. Rote Dünen mit vereinzelten Bäumen wechseln mit flachen hellgrauen Flächen ab, auf denen wenig Büsche und viel Sand zu sehen sind. Wir fragen uns was die wenigen Schafe und Ziegen hier fressen. Uns hat man erzählt, dass wegen der enormen Trockenheit die Tiere zugefüttert werden müssen. Bald erreichen wir die Abzweigung südwärts. Auf der Weiterfahrt geht es an einigen ausgetrockneten Salzpfannen vorbei, in einer sehen wir einmal in der Ferne einige Gnus, Impalas und Springböcke. Wir wollen auf der berühmten Bagatellefarm campen. Aber ohalätz, jetzt lernen wir auf die harte Tour! Wie wir gelesen haben sollte man immer vorausbuchen! Das ist aber nicht unsere Art zu reisen. Trotzdem wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben. Wir werden vor der Reception mit einem Drink empfangen und dürfen, obwohl der Platz voll ist, das Glas austrinken! So fahren wir dann Wohl oder Übel, weitere 60km bis zur nächsten Übernachtungsmöglichkeit, die Kalahari Anib Lodge. Sie haben drei Campingplätze, einer ist noch frei, juhui. Der Platz liegt ausserhalb der Bungalows - man könnte ja die Deutsch- und Chinesentouren stören! Die drei Plätze liegen auch ca. 200m auseinander, man sieht den Nachbarn kaum. Dafür stehen wir bei einem kleinen Häuschen das eine Dusche, eine Toilette und einen gedeckten Sitzplatz mit Tisch und Grill hat. Wir waschen unsere, im Fahren gewaschene Wäsche aus und hängen sie auf, denn sie trocknet in einer Stunde wegen dem Wind! Die Luftfeuchtigkeit ist unter 10%. Nachts hängen wir im Auto jeweils nasse Tücher auf, damit wir besser atmen können. 

 

Da wir auf dem Camp kein Internet haben, gehen wir zu Fuss zurück in die Bar und genehmigen uns einen Apéro während dem wir unsere Whatsapps beantworten und die Zeitung herunterladen. Die Touris hier sind unglaublich! Die Deutschen sprechen nur Deutsch mit den Angestellten, schliesslich war Namibia einmal eine Deutsche Kolonie! Das Benehmen einzelner ist beschämend. Wir sind froh, dass wir auf unseren einsamen Platz zurück kehren können. 

 

Heute geht es definitiv bis zur Kalaharifarm mit Camping kurz vor dem Park. Wir fahren auf der guten Pad dem ausgetrockneten Auobfluss entlang und haben kaum Verkehr. Unterwegs sehen wir zwei Kriegsdenkmäler aus dem Jahr 1905, einem Guerillakampf zwischen Deutschen und Ureinwohnern. Riesige Papageiennester die in den Bäumen hängen, ab und zu Ziegen oder Schafe, viel Sand, Webernester und Köhlereien begleiten uns. Unglaublich, dass die wenigen Bäume benutzt werden um Kohle herzustellen! Wir haben nicht herausgefunden wie schnell die Bäume nachwachsen. Gegen Abend sind wir dann auf dem Camp Kalahari Farmstall, einem kleinen hübschen Campground mit einem Café. Ganz alleine stehen wir hier und bewundern den herrlichen Sonnenuntergang und den traumhaften Sternenhimmel. 

 

Heute versuchen wir in den Park und nach Südafrica zu fahren. An der Namibischen Grenze lassen wir das Auto stehen und gehen zu Fuss in die Reception von Mata-Mata, dem Grenzort und Parkeingang in Südafrika. Die nette Lady erklärt uns dann, dass die nächsten 10 Tage alles ausgebucht ist und wir wenigstens zwei Nächte buchen müssen, um die Erlaubnis zu kriegen durch den Park zu fahren! Sie wollen damit vermeiden, dass die Leute diese Abkürzung nach Südafrika nehmen. Wir diskutieren mögliche Varianten, bis schlussendlich die nette Dame uns eine Offerte macht. Wir können im Park in Nossob eine Nacht Camping machen und eine Nacht in einem Bungalow verbringen. Damit können wir drei Tage im Park verweilen und müssen am dritten Tag vor 16.00 Uhr hinausfahren in Südafrika. Super, machen wir! Die Buchung gilt in zwei Tagen, vom 29.9. - 1.10. Wir haben bereits in der Schweiz die südafrikanische Wildcard für alle Parks gekauft und somit müssen wir lediglich die Übernachtungen bezahlen. Jetzt noch volltanken, Wasser einkaufen und dann zurück zu unserem schönen Camping. Wir nutzen den Tag für Website machen und allerlei „Dringendes“ zu erledigen, bevor es morgen in den Park geht!