____________  5. August - 16. August

____________  16. August - 29. August

____________  29. August - 9. September


Huaraz - Grenze Ecuador


Unser nächstes Ziel ist die Ruta 106, 105 und 107, eine kleine Rundreise die um den höchsten Berg Perus, den Huascaran (6768m) führt. Auf guter Strasse fahren wir bis zu einer Baustelle in einem Dorf. Die PW fahren locker auf der Desvio (Umleitung) die steilen Strassen hoch, wir hinterher aber plötzlich ist die Strasse mit 2 Steinen begrenzt auf 2m. Wir nerven uns, denn wir müssen die steile Strasse rückwärts runterfahren und auf einer super schlechten Piste das Dorf umfahren. Die Piste bleibt dann schlecht und wird immer schlechter. Ab jetzt fahren wir höchstens 25km/h. Die tolle Aussicht auf die Berge, alle 5000m – 6000m hoch mit vielen Gletschern, entschädigt für die Anstrengung. Probleme gibt es jeweils nur, wenn uns Lastwagen oder Busse kreuzen müssen, denn die Piste ist einspurig und voller Kurven. Über den 4700m hohen Pass geht es auf die 105. In Chacas bestaunen wir die Kirche am Hauptplatz. Die Fahrt bis Yanama ist dann nochmals eine Spur schwieriger. Eine „Bachbettpiste“ führt uns zuerst dem Bach entlang und dann auf der 106 den Berg hoch. Einspurig, kurvig, unglaublich. Schlussendlich erreichen wir Yanama. Aber ups, da ist ein Fest und wir können nicht auf dem Dorfplatz übernachten. Beim Dorfeingang werden wir durch engste steile Gassen umgeleitet. Wir versuchen von der anderen Seite des Dorfes zur Plaza zu gelangen. In dessen Nähe ist ein Hostel auf dessen Wiese man übernachten kann. Wir sind geschafft! Aber von hier aus gehen wir zu Fuss zum Fest. In der einmalig schönen Kirche treffen wir auf den Priester, einen Italiener mit seiner Frau. Sie sprechen kein Englisch. Aber sie geben uns zu verstehen, dass morgen eine grosse Prozession für die Virgin Santa Rosa de Lima stattfindet, deren Statue heute in der Kirche mit vielen Rosen geschmückt wird. Wir schauen uns noch den Markt an und sind die einzigen Touristen. Die wunderschönen Hüte der Einheimischen werden hier auch verkauft und ein Händler will unbedingt, dass ich einen aufsetzte und Fotos mache! Wir sehen uns am nächsten Tag die Prozession unter Mitwirkung der Jazzphilharmonie (eine Blasmusik mit tatsächlich vielen Harmonien!) an.

 

Schon nachts hören wir wie immer wieder selbstgebaute Raketen losgelassen werden. Am Morgen, kurz bevor der Priester sich für die Messe umzieht, bitten wir ihn noch sein Auto um zu parkieren damit wir nach der Prozession sofort losfahren können. Während der mehr als einstündigen Messe ist die Kirche voll besetzt, ja die Leute stehen noch beim Eingang wie auch ich. Sogar die Hunde kommen in die Kirche und natürlich viele Kinder und Babies. Alles kein Problem! Sogar während dem Gebet werden vor der Kirche selbstgemachte Raketen abgelassen, aber auch das stört niemanden. Schlussendlich ist die Messe vorbei, die beiden Priester gehen vor der Santa Rosa, betend zum Plaza de Armas. Dahinter die Musik begleitet von Raketengeschossen! Sprachlos (und beinahe gehörlos!) machen wir uns danach auf den Weg.

 

Die Piste ist leicht besser, geht aber steil hoch, bis wir nach 2 Stunden wieder 4700m erreichen und durch eine Felsspalte auf die andere Seite sehen. WOW, was für ein Anblick, rundum Gletscher! Wir steigen aus und bewundern diese tolle Landschaft. Dabei sehen wir auch wohin uns die Piste führt! Fast senkrecht geht es auf einer schmalen Piste Kurve an Kurve auf 14km 850 Höhenmeter hinunter! Der Wahnsinn! Wir brauchen mehr als eine Stunde für diese Strecke, denn die Piste ist so schlecht und die Kurven soooo eng! Dann sind es nochmals 2 Stunden zurück zu unserem Camping und hier treffen wir wieder auf Zürcher. Drei Zürcherautos und 7 Personen aus der Schweiz! Wieder einmal ist waschen, schreiben etc. angesagt, ein idealer Platz hier. Es ist tagsüber heiss, nachts dann sehr kühl und wir sitzen dick eingemummt mit den Schweizern draussen!



Die nächsten Tage werden anstrengend, denn wir wissen, dass die Strassen nicht sehr gut sind. Zuerst fahren wir durch den fantastischen Canon del Pato. Die Strasse führt durch 48 Tunnel einer tiefen Schlucht entlang. Die Felsen sehen nicht vertrauenserweckend aus, man hat den Eindruck, dass jederzeit Steine abbrechen können. Zum Glück hat es praktisch keinen Gegenverkehr auf der schmalen Piste und den nicht beleuchteten Tunnels. Nach ca. 60 km zweigen wir ab auf die Ruta 100. Hier erleben wir dann nochmals unglaubliche Szenarien. Schmale Pisten, überhängende lose Felsen, der Bach auf der anderen Seite. Uns ist es nicht wohl. Wir fahren, halten nicht an, staunen und suchen einen Platz der sicher scheint bezüglich Felsabbrüchen um etwas zu essen. Kein leichtes Unterfangen! Wir sind langsam unterwegs, kommen wir doch lediglich auf 35km/h. Endlich nach ca. 60km erreichen wir Pallasca. Unser Navi führt uns durch das Städtchen. Aber was soll das! Zuerst brauchen wir für eine Kurve zwei Anläufe und dann hört die Betonstrasse einfach auf, es geht nicht weiter! Also alles zurück durch die enge Gasse und am Schluss mit Low Gear und viel Geschick wieder auf die alte Strasse um steil aufwärts auf den Hauptplatz zu kommen! Hier übernachten wir schliesslich.

 

Um 6.00 Uhr hören wir die ersten Leute und stellen fest, dass am Sonntag die kleinen Läden bereits geöffnet haben. Wir stehen auf, denn irgendwie tönt es wie Markt um unser Auto, oder vielleicht eine Demonstration? Tatsächlich ist eine kleine Menschenmenge auf dem Platz und es werden schon Parolen mit dem Megafon ausgerufen. Deshalb machen wir uns so schnell wie möglich vom Acker und finden diesmal den Weg aus dem Städtchen. Heute fahren wir bis Carabamba mit einem Durchschnitt von 30km/h. Es geht rauf und runter, tausend unübersichtliche Kurven. Teilweise ist in der Regenzeit die halbe Strassenbreite abgerutscht, sodass sie noch schmaler sind. Auf der Bergseite stehen oft Felsen vor, die verdächtig brüchig aussehen. Höhendifferenz jeweils über 1000m! Luftdistanz etwa 4km. Und plötzlich haben wir eine herrliche doppelspurige Strasse mit Mittelstreifen und tausend Bumps! Übernachten können wir bei Einheimischen, umgeben von Schafen, Schweinen, Hühnern und Truthahnen!

 

Auf der Weiterfahrt wollen wir in Cajamarca in die Stadt fahren. Doch der enorme Verkehr veranlasst uns unser Auto bei einer Tankstelle stehen zu lassen und mit dem Taxi auf die Plaza de Armes zu fahren. Leider kommen wir zu spät um die wunderschöne mit fantastischer Steinmetzarbeit versehene Kathedrale von innen zu sehen. Genauso schön ist die Kirche San Franziskus, die ebenfalls am Platz liegt. Da wir eine SMS von Cynthia erhalten in dem sie Probleme zu Hause meldet, suchen wir ein Restaurant mit Wifi. Das Problem stellt sich dann als Wasserschaden in unserem Badezimmer heraus! Hoffentlich ist er behoben bis wir nach Hause kommen.



Unterwegs zweigen wir auf eine sandige Dorfstrasse ab und fahren ca. 1km bis zu einer Mosaikkirche. Was für ein Bijout mitten in Peru! Wir können uns ob den vielen kunstvollen Mosaikbildern kaum erholen. Und dann erst das Kircheninnere! Ein wirklicher Traum! Daneben ist noch der Kreuzgang des Klosters ebenfalls mit traumhaften Mosaikbildern aus der Bibel. Die darüber liegenden Balkone sind aus Holz und mit farbigen geschnitzten Holzbildern versehen. Sowas erwartet man nicht mitten in Peru. Wir fahren weiter und nach weiteren 50 km kommt der absolute Schreck. Es geht steil bergauf in tausend Kurven. Wir fahren hinter einem Lastwagen und freuen uns, denn der pflügt sich durch den Gegenverkehr. Super, wenn der durchkommt, dann wir auch! Auf der Passhöhe angekommen wissen wir noch nicht was uns bevorsteht. Ich versuche dem Lastwagen über 2000 Höhenmeter hinunter ins Tal zu folgen. Was für ein „dummer“ Entscheid. Ich schwitze Blut, denn er gibt Vollgas! Die Strasse ist sehr schmal mit vielen Abbrüchen und auf einer Seite sind Felsen auf der anderen Seite geht es praktisch senkrecht runter! Zum Glück ist kaum Verkehr. Einmal müssen wir einen Lastwagen kreuzen und siehe da, unser Vordermann rutscht gegen die Felsen aus! Wir sind aber 20cm weniger breit, und so schaffen wir es ohne Kratzer! Im Tal angekommen geht es auf einer superprovisorischen Piste knapp zwischen Felsen und reissendem Fluss entlang zur alten Brücke. Die neue Brücke ist im Bau. So erreichen wir nach einer wilden anstrengenden Fahrt Balsa, stellen uns auf die Plaza de Armas und fragen die Polizei ob wir hier übernachten dürfen. Kein Problem meinen diese und teilen uns gleichzeitig mit, dass die kommende Strecke genau gleich ist wie die bereits gefahrene!

 

Zum ersten Mal habe ich echt Angst! Es gefällt mir gar nicht, dass wir nochmals während ca. 5 Stunden eine solche Strecke fahren müssen, unser Stundenmittel fällt auf 15km. Aber rückwärts können wir auch nicht! Wir gehen es aber gemütlich an und kurven so Stunde um Stunde durch die Gegend! Endlich, nach der letzten langen Abfahrt wissen wir von einem guten Kaffeehaus. Wir halten an und essen eines der besten Sandwiches das wir je gegessen haben. Nun sind es noch 20km auf einer schlechten, schmalen Strasse dem Bach entlang bis zu den Ruinen Kuelap. Da haben wir leider Pech, denn morgen fährt die Gondel nicht wegen Überholungsarbeiten! So suchen wir uns ein Hostel in diesem aufstrebenden Touristenort, parkieren vor der Türe und erhalten gegen kleines Entgeld Internet. Schlafen können wir im Auto. Am Abend geniessen wir einen gemütlichen Abend mit Jeannette und Pascal die wir hier zufällig wieder treffen und die ebenfalls erledigt sind wegen den Strassen. Mit dem Internet können wir einen Tag all unseren Bürokram erledigen. Leider wird dann die zweite Nacht zum Alptraum. Die Disco schliesst nicht wie erwartet um Mitternacht die Türen. Und als rund um unser Auto gestritten wird und Steine fliegen wird es uns zu bunt. Wir stehen um 3.00 Uhr auf und fahren zum Fussballplatz um doch noch einige Stunden Schlaf zu kriegen.

 

Am Morgen fahren wir mit dem Bus 10 Minuten zur Gondelstation und mit den Gondeln 20 Minuten bis zu den Ruinen Kuelap. Zum Glück ist die Seilbahn neu, denn wir sind 4km unterwegs und es geht zuerst runter und dann eine Bergflanke entlang wieder hoch. Es ist übrigens die einzige Gondelbahn in Peru. Wieder einmal kriegen wir Rentnerrabatt und staunen, dass hier noch keine Touristenpreise wie in Cusco sind. Zu Fuss geht es dann während zwei Stunden auf einem Rundweg durch die gut erhaltenen Ruinen einer Kultur aus der Vorinkazeit. Die Stätte ist Weltkulturerbe und auch die Beschreibungen sind sogar in Englisch. Wieso die Leute damals ihre Städte jeweils auf den höchsten Gipfeln errichteten, das würde mich sehr interessieren. Wir sind jedenfalls müde nach der „Höhenwanderung“, fahren aber nach einem kurzen Mittagessen trotzdem weiter. Zum ersten Mal nach über drei Monaten sind wir wieder längere Zeit unter 1000m, es wird tropisch und wir fahren an grossen Reisplantagen vorbei. Die Mücken sind jetzt auch allgegenwärtig! Nach nur einer Nacht in den „Tropen“ geht die Fahrt Richtung Equador wieder in die Berge. Kurz vor der Grenze übernachten wir nochmals, bevor es dann über den kleinen Grenzübertritt geht. In diese Gegend wird Kaffee angepflanzt und die Bohnen werden auf der Strasse getrocknet. D.h., teilweise ist die Strasse nur einspurig zu befahren wegen der Kaffeebohnen, teilweise weil die Strasse von den enormen Regenfällen im Frühjahr weggeschwemmt wurde.