________   9. April - 25. April

 ________   25. April - 11. Mai

 ________   11. Mai - 26. Mai

 ________   26. Mai - 6.Juni

________    6. Juni - 

 


Canela - Blumenau


Es regnet und regnet! Wir sitzen im trockenen Stübli und „arbeiten“. Es gibt ja immer etwas zu tun und hier auf dem Camping in Canela haben wir Internet. Nur zum Telefonieren reicht das Netz nicht, da müssen wir jeweils zur Reception. So ist das meistens in Südamerika, das Internet ist nicht wie zu Hause!

 

Die Gegend hier liegt auf 800m und wir müssen feststellen, dass der Herbst sich langsam ankündigt. Im Sommer ist es hier kühler wie am Meer, das lediglich ca. 50km entfernt ist und deshalb ist alles auf Tourismus ausgerichtet. Uns kommt es sehr „amerikanisch“ vor. Wir fühlen uns ein wenig wie in Hollywood. Sehr kitschig! In Gramado, dem Nachbarsdorf werden wir beim Aussteigen aus dem Auto auf Deutsch angesprochen von einem Auswanderer. Er in Winterkleidung, wir noch kurzärmlig! Wie fast überall im Süden von Brasilien, leben hier viele Auswanderer aus Deutschland und Italien. Ab und zu werden wir auf Deutsch angesprochen, aber die jungen Leute können die Sprache nicht mehr, oder haben auch Hemmungen zu sprechen. Das Portugiesisch ist ihre Alltagssprache geworden.

 

Endlich scheint die Sonne wieder und wir fahren weiter auf dem Hochplateau vorbei an riesigen Soja- und Maisplantagen. In Canela fahren wir noch zu der Schlucht Fortaleza. Nachdem wir auf der geteerten Strasse auf 12km 12 riesige Bumps passiert haben, führt die steinige mit vielen Löchern versehene Piste weitere 9km zum Aussichtsparkplatz. Eine kurze Wanderung führt uns an den Rand der riesigen bewaldeten Schlucht. Fast 1000m geht es runter! Traumhaft! Wir essen unser Mittagsmüesli bevor wir zurückfahren und dann abzweigen ans Meer, nach Torres. Auch diese Piste ist sehr steinig. Es rüttelt uns stark durch und unsere Gläser sind wieder einmal neu einsortiert im Kästli. Auf und ab geht es, bis dann die steile Abfahrt zum Meer kommt. In Torres stellen wir uns an den Fluss und schauen den Fischern zu die mit Wurfnetzen fischen. Hier übernachten wir und werden am Morgen von einer ganzen Armada von Heissluftballonen über der Stadt überrascht. Wir fragen uns, was man in dieser Gegend besonderes aus der Luft sehen kann.

 

An vielen Reisplantagen geht es vorbei nordwärts bis zum kleinen Städtchen Gravatal. Der Campingplatz ist herrlich gelegen und wir stehen wieder einmal auf einer grünen Wiese. Von hier aus machen wir einen Ausflug nach Laguna ans Meer. Man hat uns erzählt, dass dort die Fischer mit Hilfe von Delfinen fischen. Diese treiben die Fische Richtung Fischer die dann ihre Netze auswerfen. Und wirklich, es ist lustig zuzuschauen, wie Fischer und Delfine zusammenarbeiten. Auf der Wanderung zum Leuchtturm treffen wir dann auch Fischer die mit einer Leine fischen. Wir aber wollen endlich einmal Fisch essen und fahren mit der kleinen Personenfähre zu einem Restaurant ans andere Ufer. Der Fisch schmeckt dann hervorragend!

 

Das Wetter ist immer noch instabil und trotzdem fahren wir heute weiter und wollen durch die Serra Geral fahren, durch die sich eine grossartige Gebirgsstrasse schlängelt. Sie soll spektakulär sein. Und wirklich, genial. Wir fahren etliche Kilometer der Bergflanke entlang, kurvig immer höher. Wald, Wald, Wald, soweit das Auge reicht. Schlussendlich geht es in sehr steilen Spitzkehren in den Felsen hinauf auf das Plateau. Besonders eindrücklich dann der Blick wenn man von ganz oben hinunterschaut. Danach erreichen wir Uribici und finden einen wunderschönen Campingplatz. Hier feiern wir den Geburtstag von Beat.



Wir fahren auf der Hauptstrasse nach Florianapolis und auf die Insel Catarina, denn es hat in der Nacht geregnet. Locker kommen wir über die mehrspurige Brücke auf die Insel und biegen gleich ab auf eine kleinere Strasse. Wir wollen an einem Strand Mittagessen. Aber weit gefehlt! Teure riesige Villen stehen rechts und links der Strasse und das Meer sieht man nicht. Endlich ist da ein herrlicher Sandstrand, aber es gibt keine Parkplätze. Es hat schlicht keinen Platz! Alles ist eng. Endlich finden wir ein kleines Plätzchen. Zum Glück ist nicht Hochsaison. Die Häuser und Wohnungen stehen leer und der Verkehr in den engen Gassen mit den vielen Bumps hält sich in Grenzen. Hier schlagen wir den Rekord, auf 6km haben wir 17 riesige Bumps!!!!! Schlussendlich wollen wir aber in den Norden der Insel und so fahren wir zurück auf die Schnellstrasse bevor wir wieder abzweigen in einen kleineren Ort. Wir staunen, eine Villa neben der anderen! Breite Strassen und überall Wachleute. Die Villen sind nicht bewohnt, alles sieht ein bisschen verlassen aus. Der Strand ist nur auf Stichstrassen erreichbar und alle Strassen sind mit einem Übernachtungsverbotsschild versehen. So suchen wir den Campingplatz, aber der ist geschlossen! Kurzerhand stellen wir uns an dieser Strasse auf einen Wiesenplatz und entschliessen uns hier zu bleiben. Der Strand ist kilometerlang mit feinstem Sand, aber kaum jemand ist hier und zum Baden ist es zu kalt. Nur ein Strandspaziergang ist möglich.

 

Nach einer sehr ruhigen Nacht wollen wir in den Süden der Insel. Leider muss man immer wieder auf die Hauptstrasse zurück um dann wieder abzuzweigen in ein Städtchen am Meer. An einer grossen Lagune biegen wir ab und wollen sehen wie es da aussieht. Herrlich, eben werden kleine Schiffe mit Lebensmitteln für die Restaurants auf der anderen Seite der Lagune beladen. Sie sind nicht auf der Strasse erreichbar. Uns zieht es weiter und nach zwei Stunden erreichen wir einen schönen Fischerhafen mit vielen Fischbeizli. Nach einem Strandspaziergang geniessen wir hier einen feinen Fisch und werden während des Essens von einer ganz tollen Musikgruppe überrascht. Die drei spielen mit Violine, Flügelhorn/ Akkordeon und Gitarre ganz subtile, jazzige Titel. Übernachten wollen wir aber an der Lagune, wir haben dort einen Platz gesehen bei der Hinfahrt. Doch zuerst hört Beat während der Fahrt ein Geräusch am Auto! Das heisst natürlich sofort anhalten. Aber leider findet er nichts. Beat vermutet, dass etwas mit dem Turbo nicht stimmt. So fahren wir das kurze Stück bis zu unserem Übernachtungsplatz. Der Motor muss zuerst abkühlen bevor sich Beat ins „Übergwändli“ stürzt und auf die Suche geht. Es dauert nicht lange, da hat er das Problem entdeckt. Eine Bride hat sich gelöst und ein Teil der Luft ging nicht in den Turbo. Beat muss zuerst Teile ausbauen um irgendwie die Bride wieder zu befestigen. Aber wie immer, er schafft es! Neben uns steht ein VW-Käfer grün metalisé. Aber wie der aussieht! Er hat noch Nummern dran, aber die Rostlöcher lassen es zu, dass man in den Motor sieht, die Motorhaube ist auch nicht mehr ganz, Schutzbleche fehlen oder sind defekt, Seitenspiegel hat er auch nicht, na ja, unvorstellbar dass dieses Auto noch fährt. Da kommt ein junger Mann auf dem Fahrrad daher und spricht uns englisch an. Ihm gehört das Auto und er fragt sich doch tatsächlich, ob das Auto hier sicher stehen würde über die Nacht, denn seine Bremsen sind defekt und müssen morgen gemacht werden. Abschliessen kann man das Auto auch nicht mehr. Wir beruhigen ihn und versprechen ihm aufzupassen, denn wir übernachten ja hier! Er spart sein Geld um einen alten VW-Bus zu kaufen. Mit dem will er dann durch die Welt reisen!

 

Früh am Morgen fahren wir nach Florianapolis und suchen einen Parkplatz. Das Auto läuft wieder super und wir haben keine Leistungsprobleme wie vorher! Zum Glück sind wir sehr früh und die Parkplätze noch leer. Trotzdem verwirft der Parkplatzwächter zuerst die Hände wegen der Grösse unseres Fahrzeuges. Dann aber gibt er uns einen Platz für 4 Stunden. Perfekt. Wir spazieren durch die schöne Stadt, bewundern Kirchen und freuen uns an den bereits restaurierten Häusern. Die Markthalle und die Fussgängerzone sind schon jetzt sehr belebt, wie ist das wohl am Nachmittag! Es reiht sich “Beizli“ an „Beizli“ die noch keine Gäste haben. Wir haben das Gefühl, dass schon viele Leute unterwegs sind, für uns schon fast zu viele.  



So verlassen wir Florianapolis und überqueren die Brücke auf das Festland. Auf Nebenstrassen fahren wir nach Blumenau. Glücklicherweise haben wir uns diesen etwas beschwerlichen Weg ausgesucht, können wir uns doch kaum satt sehen an der herrlichen Landschaft. Es ist wie im Emmental, enge Verhältnisse, Pisten, rauf und runter, ab und zu ein Gehöft, traumhaft. Zum Glück begegnen uns die wenigen Lastwagen immer an Stellen die etwas breiter sind. Und die Kirchen! Sie sehen alle ähnlich aus. Die ganze Gegend ist Deutsch geprägt, aber kaum jemand spricht Deutsch. Bei einer Kirche holen uns die Kinder den Schlüssel und ihre Mutter spricht Deutsch. Aber was für ein Deutsch, es hätte auch Portugiesisch sein können, wir haben sie kaum verstanden! Schliesslich nähern wir uns Blumenau und fahren, obwohl es schon spät ist, auf den Stellplatz im nahen Pomerode. Aber oh Schreck, was ist denn da los! Der Stellplatz ist ein Festplatz mit hunderten von Leuten und lauter Musik! Nun beginnt beim Einnachten die Suche nach einem Stellplatz. Schlussendlich stellen wir uns an eine Kreuzung auf einen grossen Abstellplatz. Eine etwas unruhige Nacht erwartet uns! Vor allem weil die Strasse „geklötzelt“ ist und die Fahrgeräusche der Autos deshalb besonders laut.

 

Heute wollen wir zuerst an das Fest und dann nach Blumenau. Es stellt sich heraus, dass es ein Oldtimertreffen ist. Dutzende alte Autos und Lastwagen bestaunen wir. Viele „Käfer“, und vor allem die schönen alten VW-Busse. Überhaupt sehen wir hier täglich dutzende von alten „Käfern“ und VW-Busse. Uns fällt auf, wie viele Leute hier blond sind, aber niemand spricht Deutsch. Schlussendlich fahren wir aber nach Blumenau und wollen auf den Campingplatz. Aber wir werden wieder enttäuscht, der einzige Camping in Blumenau ist geschlossen. So fahren wir in die Stadt, aber wieder Pech! Alle bewachten Parkplätz sind geschlossen, es ist Sonntag! Und am Strassenrand finden wir keinen freien Parkplatz. So stellen wir uns bei einem öffentlichen kostenpflichtigen Parkplatz der nicht eingezäunt ist einfach hin und machen uns zu Fuss auf ins Städtchen. Das Städtchen ist heute Autofrei. Trostlos ist es! Wenig Leute, die Häuser „grässlich“, es gefällt uns nicht. Also zurück zum Auto und dann zu einem Lokal in dem man „Deutsch“ essen kann. Wir finden sogar einen Parkplatz und bestellen Sauerkraut mit Würsten und Kartoffeln. Nach mehr als zwei Jahren schmeckt das Sauerkraut sehr gut, obwohl es nicht heiss und etwas wenig gekocht ist. Da wir hier Internet haben suchen wir auch noch die Nissanwerkstatt im Ort, denn ein Service müsste gemacht werden. Dank Navi finden wir die Werkstätte und nun geht die Suche wieder los für einen Übernachtungsplatz. Schwierig hier. Schlussendlich stellen wir uns 300m von der Nissanwerkstätte entfernt neben eine Tankstelle und haben riesiges Glück. Abends um 22.00 Uhr schliesst die Tankstelle und wir sind ganz alleine. Der Verkehr ist praktisch null. Wir schlafen hervorragend und am Morgen sind wir trotz schleichendem Verkehr rasch in der Werkstatt.

 

Sie wollen den Service am gleichen Tag machen, aber wir müssen unser Häuschen absetzen. So steht es wieder einmal auf den dünnen Beinen in der Werkstatt. Dann stellt sich heraus, dass unsere neu montierten Reifen schlecht ausgewuchtet waren. Deshalb also das Geräusch, das wir immer hatten. Zudem ist das Radlager rechts vorne defekt. Nun beginnt die Suche nach passenden Radlagern. Am Nachmittag dann die Info, dass morgen früh die passenden Radlager hier sind. So fahren wir wieder zu unserer Tankstelle und übernachten zum zweiten Mal da, um am nächsten Morgen um 8.00 Uhr in der Werkstatt zu sein. Heute müssen wir zum Glück unser Häuschen nicht abmontieren. Gestern haben wir uns noch gewundert dass alle Arbeiter den ganzen Boden in der grossen Werkstatt mit Wischlappen gründlich gereinigt haben. Heute wissen wir warum! Der Chef ist heute in der Werkstatt! Erstaunlicherweise waren gestern auch kaum Autos in der Werkstatt, heute ist alles voll und es wird emsig gearbeitet!

 

Für uns beginnt der Tag nicht gut. Es stellt sich heraus, dass die bestellten Radlager nicht passen. Dies weil wir eine verstärkte Ausführung des Navaras haben! Nun geht die Suche los. Es dauert bis am Nachmittag, bis endlich klar ist, dass die Radlager morgen um 14.00 Uhr hier sein werden. Hoffentlich klappt es diesmal! Wir verbringen den Tag teilweise in der Werkstatt, Beat will die Arbeit überwachen. Dann machen wir uns aber auf in die Stadt, die etwa 2km entfernt ist. Blumenau ist der zweitgrösste „Textilort“ Brasiliens und man findet überall riesige Outlets. Vielleicht finden wir T-Shirts. Aber leider sind die Läden voll mit Winterkleidern, obwohl es noch gegen 30 Grad heiss ist. Beat findet dann tatsächlich noch welche. Auf dem Rückweg setzten wir uns bei einem Kiosk an ein Tischchen und trinken etwas. Gleich neben uns ist die sehr enge Einfahrt in ein Krankenhaus. Wir können uns kaum sattsehen was und wie das alles abläuft mit den Krankenwagen, dem Ausladen der Patienten von Privaten usw. Die Patienten aus den Krankenwagen werden auf ihren Bahren mit Infusionsständer durch den Haupteingang geschoben! Plötzlich kommt ein ganz in orange gekleideter Mann, kahlgeschoren, mit Hand- und Fussfesseln, in Begleitung von drei bewaffneten Männern mit kugelsicheren Westen daher. Einer der Beamten hat die Hand griffbereit an der Pistole. Sind wir denn da in Amerika, oder wird ein Film gedreht? Nein, es ist tatsächlich ein Gefangener, der einen Arzttermin im Krankenhaus hatte und nun wieder in den Knast abgeführt wird!

 

Nun verbringen wir die 3. Nacht bei der Tankstelle. Bevor es Nachtessen gibt, waschen wir noch unsere Wäsche aus, die bereits gut eingeweicht seit zwei Tagen aufs auswaschen harrt! Hinter der Tankstelle hat es Wäscheleinen, da hängen wir alles auf. Aber oh weh! Nachts gegen 3.00 Uhr erwachen wir, es beginnt leicht zu regnen. Wir springen aus dem Bett und holen die Wäsche, die bereits gut angetrocknet ist, rein. Da Blumenau in den Subtropen liegt, ist es sehr feucht. Sehr unangenehm, vor allem wenn man Wäsche hat. Wir wechseln endlich wieder einmal unsere Bettwäsche aber auch unsere Frotteéwäsche sehnt sich nach einer Lavanderia. So nutzen wir den halben Tag bis zum erneuten Werkstatttermin und hoffen fest, dass wir in den nächsten Tagen eine Wäscherei für die grossen Teile finden.

 

Und schon wieder sitzen wir in der Werkstatt. Die Teile müssen noch abgeholt werden. Der Werkstattchef persönlich setzt sich auf das Motorrad (so geht es schneller) und holt die Teile. Juhui, wir haben Glück, sie passen! Gegen 18.00 Uhr können wir die Werkstatt verlassen, nachdem es fast eine Stunde (!) gedauert hat mit dem bezahlen. Soooo langsam arbeiten die Brasilianer hier. Aber das Handy und Facebook dürfen nicht vernachlässigt werden, alle, und es sind viele in dieser Firma sieht man immer wieder am Handy! Die ArbeiterInnen verabschieden uns mit Umarmungen und wollten natürlich unsere Instagram- und Facebookadresse! Nach einer weiteren ruhigen Nacht an der Tankstelle geht es endlich wieder weiter nordwärts.