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________  23. Sept. - 14. Okt. 2015

________  14. Okt. - 25. Okt. 2015

________  25. Okt. - 14. Nov. 2015


Puerto Fuy - Esquel


In Martin de los Andes finden wir einen super Übernachtungsplatz direkt am See unter vielen Bäumen. Wir sind nicht die Einzigen, steht da doch noch ein uralter Mercedes mit einer Langschnauze und einem schönen Mercedesstern auf der Haube. Das Wohnmobil hat einen Kamin und nachts, es wird gegen Null Grad, kommt doch tatsächlich Rauch aus dem Kamin. Hat er tatsächlich einen Ofen da drin? Es ist schon dunkel und da brummt es um unser Womo. Wir löschen das Licht und wollen sehen was da los ist. Da parkiert doch ein weiteres argentinisches Womo neben uns, ein bunt bemalter Bus, mindestens doppelt so lang wie unser Womo. Passt ja, klein Schweiz trifft auf gross Argentinien!

 

Wir schlafen herrlich und wollen die Wäsche in die Lavanderia bringen. Da stoppt doch ein Auto neben uns, es sind Daniel und Brigitte, die wir im Paraiso Suizo kennen gelernt haben. Gemeinsam gehen wir in den Ort und haben uns bei einem Kaffee viel zu erzählen. Sicher werden wir sie wieder treffen, denn auch sie fahren Richtung Süden.  Bevor wir abends die Wäsche abholen, gehen wir noch auf die Suche nach einer Winterjacke mit Kapuze. Hier ist ja jetzt Winterausverkauf. Wasser- und winddicht sollte sie sein. Unsere Jacken haben defekte Reissverschlüsse und für Ushuaia wollen wir gerüstet sein. Nun sind wir stolze Besitzer einer richtig guten Winterjacke, hoffen aber diese frühestens in Ushuaia benutzen zu müssen.

 

Das Skigebiet von San Martin de los Andes wollen wir auf jeden Fall sehen. So fahren wir weiter auf Schotterstrassen und stehen schon bald vor vielen Ski- und Sesselliften. Super! Muss schön sein hier im Winter. Jetzt hat es nur noch auf den Gipfeln Schnee. Wieder im Tal geht es auf die Ruta de los 7 Lagos. 7 Seen eingebettet in viel Wald und unberührter Natur. Ein See schöner wie der andere. Das Wasser ist so klar dass sich die Berge darin spiegeln. Das Schöne ist hier, dass alles unberührte Natur ist und es kaum Häuser gibt. Immer wieder sehen wir Camps. Im Sommer muss hier die „Hölle“ los sein! Zum ersten Mal seit Tagen haben wir auch wieder schönes und warmes Wetter, trotz zügigem kühlem Wind. Immer wieder steigen wir aus und geniessen die Sonnenstrahlen. Am Trafulsee bei einem Aussichtspunkt parkieren wir das Auto hinter einem Felsen im Windschatten und lassen die schöne Landschaft auf uns einwirken. Nachts sind wir froh steht das Auto im Windschatten, denn der Wind hat stark zugenommen. Trotzdem hält das schöne Wetter an und wir können die Fahrt nach Bariloche geniessen.



Hier stehen wir auf einem Campingplatz, leider unter Bäumen. Es fällt auf, dass viele Camping- und Picknickplätze unter Bäumen gelegen sind, weil es im Sommer so heiss wird. Im Moment hätte ich gerne einen sonnigeren Platz. Aber was soll`s, morgen fahren wir mit dem Bus nach Bariloche.

 

An der Bushaltestelle warten wir auf den Bus und beim Einsteigen wollen wir bezahlen. Aber sorry, das geht nicht! Wir brauchen ein Kärtchen! Wie denn, bitte? Schlussendlich bezahlt ein junges Ehepaar für uns und zeigt uns auch in Bariloche wo wir ein solches Kärtchen erhalten für die Rückreise. So schlendern wir durch Bariloche, eine touristische Stadt mit keiner „Ausstrahlung“. Es gefällt uns nicht. Wir versuchen noch Dollar zu wechseln. Doch leider will der Agent für die fünf 20 Dollar Scheine sehr viel weniger bezahlen und so entscheiden wir bei einem anderen Dealer nachzufragen. Das war ein Fehler! Schnell merken wir dass die Moneychanger eine richtige Mafiabande sind. Es hat sich bereits herumgesprochen, dass wir das Angebot des ersten Dealers nicht akzeptiert haben, und so erhalten wir nur noch tiefe Angebote! Was soll`s, wir haben genügend Geld und werden halt woanders wechseln. Nochmals verbringen wir eine Nacht im Camping.

 

Jetzt wollen wir bei strahlend schönem Wetter die Gegend erkunden. Mit einem altertümlichen Sessellift geht es auf einen Berg. Und das lohnt sich. Die Aussicht ist traumhaft! Die vielen Seen, der dichte, dschungelähnliche Wald und die Berge mit Schnee auf den Gipfeln, einfach fantastisch. Und das alles bei strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel. Es ist wie zu Hause! Deshalb fahren wir auch in die Cologna Suiza mit gewissen Erwartungen. Aber nichts von all dem! Ein paar Häuser, ein grösserer Markt mit touristischem Angebot und erst noch nicht alle Marktstände offen. Schweizer, vor allem Wallisser haben diesen Ort vor ca. 150 Jahren gegründet, aber von dem ist nicht mehr viel übrig. Auf der Schotterstrasse sehen wir ein Schweizerauto stehen. Und siehe da, Rosmarie und Werner sitzen im Restaurant. Die beiden sind mit ihrem roten (ehemaligen Feuerwehrauto) Campingbus seit etwa vier Jahren unterwegs und etwa in unserem Alter. Wir fahren mit ihnen auf den Camping und verbringen zusammen mit zwei Deutschen aus Sachsen einen gemütlichen Abend. Leider stehen wir hier auch unter den Bäumen. Nachts wird es immer um die 0 Grad, am Tag 25 oder mehr. Wir möchten doch wenigstens tagsüber die wärmende Sonne fühlen. Ich bin wieder stark erkältet und so fahren wir weiter in den Nationalpark Nahuel Huapi zu unserem ersten Gletscher.

 

Kurz nach Bariloche zweigen wir ab und fahren auf einer schlechten Schotterstrasse das Tal hoch, vorbei an einem wunderschönen See. Die Strasse wird im Einbahnsystem betrieben, weil sie stellenweise sehr schmal ist. Bis 14 Uhr darf man in und ab 16 Uhr aus dem Tal fahren. Nach fast zwei Stunden Fahrt sind wir am Endpunkt angekommen und wir stellen uns auf eine Wiese neben einem Bach. Traumhaft! Vor uns sehen wir den Gletscher und die Berge bei strahlend blauem Himmel. Wir machen noch eine Entdeckungstour und wundern uns über die Busse die ebenfalls auf dieser Strasse hochgefahren sind.

 

Nach einer eiskalten Nacht (-2 Grad) strahlt die Sonne und wir fahren die letzten 8 km bis zum Gletscher. Hier wandern wir und sind begeistert von der schönen Bergwelt. Der Eissee mit Gletscherabbrüchen aus dem „Schwarzen Gletscher“ ist beeindruckend. Schwarz weil der „Cerro Tronador“ vor Millionen vor Jahren ein Vulkan war und der Gletscher Geschiebe vulkanischen Ursprungs mitführt. Den Nachmittag verbringen wir an der Sonne bei 30 Grad mit lesen bevor wir zurück fahren können. Nach zwei Stunden Staubpiste und 30 Min. RN40 erreichen wir den Lago Steffen. Heute bei herrlichem Sonnenschein, das letzte Mal haben wir hier gefroren und es hat geregnet.



Unser nächstes Ziel ist El Bolson, ein „Hippiedorf“, so haben wir gelesen. Der Camping ist noch geschlossen, aber wir dürfen trotzdem da stehen da wir die Duschen und Toiletten nicht brauchen. Nach dem Besuch des Touristoffice wollen wir zum Skigebiet fahren und Wasserfälle sehen. Nach etwa 20km Schotterpiste schauen wir uns an und sind uns ohne viele Worte einig. Das war`s. Der Staub auf diesen Pisten, der Staub auch in den Dörfern und Städten, sobald man nicht mehr auf der Hauptstrasse ist, ist unerträglich. Meine Erkältung ist besser, aber mit dem Staub muss ich trotzdem immer Husten. So schlendern wir noch durch den Markt und waschen anschliessend das Auto. Nicht nur Staub, auch sehr viel Dreck von den regnerischen Tagen muss endlich weg. Vor allem müssen auch unsere „Perser“ im Womo gekärchert werden! Bei 30 Grad haben wir die Chance, dass sie bis am Abend trocken sind.

 

Heute geht es zu Klaus, der in der Nähe von El Bolson lebt und für uns die Versicherung abgeschlossen hat. Er lebt an einem idyllischen Ort, abseits der Strasse an einem herrlichen Bach und betreibt eine Ökofarm. Klaus war mit seiner Claudia 16 Jahre unterwegs und hat ein Buch geschrieben und viele Vorträge in Deutschland gehalten, bevor er hier „sesshaft“ wurde mit Claudia und den Kindern. Das Buch „ Abgefahren“ von Klaus Schubert ist lesenswert, denn die Reise war oft sehr extrem!

 

Da unsere Blattfedern nicht mehr gewölbt sind haben wir ein unsicheres Gefühl auf den schlechten Strassen. Deshalb fragt Beat den Klaus, ob er jemanden mit Erfahrung in Sachen Blattfedern kennt. Er besorgt uns einen Termin bei Oscar in Bariloche und so müssen wir morgens um 7.00 Uhr losfahren. Wir stellen das Auto bei Oscar ab und spazieren ins Dorf. Den ganzen Tag haben wir Zeit und versuchen nochmals Dollar zu wechseln. Diesmal nicht auf der Strasse, denn die kennen uns! In einem Kiosk und durch einen Jungen etwas weiter entfernt, werden die Dollars zu einem guten Kurs in Pesos umgetauscht. Der Kurs ist zwar seit den Wahlen gefallen, aber es lohnt sich natürlich immer noch.

 

Zufrieden holen wir gegen Abend das Auto, dessen Blattfedern nachgebogen und mit je  einem zusätzlichen Blatt versehen wurde, ab. Zurück geht es zu Klaus und da treffen wir auf  Holländer die schon lange unterwegs sind und während drei Wochen von ihrer Tochter mit Freund begleitet werden. Diese haben einen kleinen Bus bei „Wicked“-Camper in Chile gemietet. Diese Fahrzeuge sind der Hit. Lustig bemalt und genau das Richtige um unbeschwert zu Reisen. Unsere Mädels werden dann im Dezember ebenfalls mit so einem  Fahrzeug mit uns unterwegs sein.

 

Wir fahren bei herrlichem Wetter an den Lago Puelo und finden einen geschlossenen Camping vor. Der ist nur von Dezember bis März geöffnet und Parkgebühren bezahlt man nur dann. So stellen wir uns einfach an den See, waschen, und geniessen die Aussicht auf den See und die Berge. Nach einer ruhigen Nacht entscheiden wir uns noch eine Nacht zu bleiben. Die Ranger sind sehr tolerant, denn trotz Campingverbot sagt niemand etwas. Da Wochenende ist, hat es tagsüber einige Einheimische hier, die doch tatsächlich im höchstens 15 Grad kalten Wasser baden!

 

Von hier fahren wir zum Nationalpark „los Alerces“. Wir wollen endlich die Alercen sehen, die fast gänzlich abgerodet wurden. Hier sollen sie noch wachsen. Aber wir werden enttäuscht, nur im Sommer fährt ein Boot über den See und dort, an abgeschiedenen Stellen, kann man die letzten, bis 4000 Jahre alten Bäume bewundern. Auf der zugänglichen Seite der Seen werden wir einen einzelnen Baum, der nicht so gross ist, auf einer Wanderung finden. Beim Parkeingang überrascht uns Claudia mit Mia! Das 6. Mal auf unserer Reise treffen wir uns zufällig! Eigentlich wollten wir weiterfahren. Doch dann bleiben wir auf diesem einfachen aber wunderschönen Camp. Bis gegen Abend sitzen wir am See und haben uns viel zu erzählen. Plötzlich wird es kalt und windig, regnet sogar ein bisschen, und so verbringen wir einen gemütlichen Abend im Womo mit einer Flasche gutem Wein.

 

Heute fahren wir durch den ganzen Park. Viel Natur, herrliche Berge und zum Schluss in Trevellin unser Traumcamping! Grüne Wiese, Wasser, Strom, Duschen und Toiletten vom Feinsten, ruhig, super! Wir beschliessen hier 4 Tage zu bleiben, wieder Mal zu putzen, waschen, schreiben und einfach die Sonne zu geniessen, bevor wir dann nochmals in den Park fahren um uns die Alercen etwas näher anzuschauen. Wir probieren aus unsere „Nähmaschine“ aus, die uns Vanessa geschenkt hat. Und das chinesische Modell funktioniert, der Saum  von unserem Frotteetuch hält wieder!

 

Wir verlassen diesen Traumplatz am nächsten Morgen denn wir wollen nochmals in den Park Alerces und endlich diesen Baum nachdem der Park benannt wird sehen. Unterwegs müssen wir aber stoppen. Mitten auf der Schotterstrassen treffen wir auf 2 Schweizerautos! Serge und Sylviane mit ihrem grossen Lastwagen sowie Coralie und Christiane mit ihren drei Kindern und einem normalen Womo, beides Wadtländer. So stehen drei Schweizer auf der Strasse und sitzen gemütlich in einem Womo auf einen Schwatz. Die Welt ist manchmal sehr klein!

 

Leider fahren die Boote über den See zu den sehr alten Bäumen erst wieder im Dezember. Die Patagonische Zypresse, wie die Bäume auch genannt werden, sind geschützt weil sie früher gerodet wurden und nur noch an wenigen Orten in Patagonien wachsen. Der immergrüne Baum kann 45 – 50 Meter hoch werden und einen Stammdruchmesser von 3 -5 Metern erreichen. Die älteste Alerce wurde auf 3600 Jahre geschätzt. Auf einer Wanderung sehen wir sie dann! Eine einzelne 300 jährige Alerce steht vor uns. Ein schöner, schlanker Baum mit dunkelgrünen kleinen Blättern. Auf der Wanderung entdecken wir auch viele Orchideen die im Moment blühen. Nur die Warnungen vor den Pumas, und die Warnung dass man die Wege nicht alleine gehen soll, erschrecken mich. Aber Beat hat wie üblich bei solchen „Ängsten“ von mir kein Musikgehör! Na ja, wir leben noch und einen Panda haben wir auch nicht gesehen!

 

Auf dem Rückweg halten wir bei einem Camp im Nationalpark und da stehen auch Serge und Silvyane. So verbringen wir einen gemütlichen Abend, bevor wir am Morgen nach Esquel fahren, einkaufen, Homepage machen und uns vorbereiten auf die Fahrt zurück an die Ostküste.